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Soll noch mal einer sagen, es existiere unter einem substanziellen Teil der deutschen Journalisten nicht ein Grundhass gegen das Internet. So absehbar wie das Sabbern eines Bassets beim Anblick eines Steaks, so logisch war die Reaktion auf jene Online-Petition, die sich für eine Ablösung von Markus Lanz im Reiche des ZDF einsetzte.

En detail wäre ich darauf vielleicht hier noch einmal eingegangen – wenn nicht der geschätzte Stefan Niggemeier das viel besser aufgeschrieben hätte, als ich es könnte. 

Dabei gibt es leider einen Schaden, der mehr als kollateral ist: Onlinepetitionen insgesamt werden abgewertet. „Gut so“, mag mancher rufen, der dieses Instrument ohnehin nur als Scheinwaffe einer auf dem Sofa abhängenden Digitalkclique ansieht. Andererseits haben die Onlinepetitionen im Rahmen des Bundestages einige Themen erst in die breite Öffentlichkeit getragen.

Darauf reagieren die angestammten Institutionen mit Verachtung. Die Zeichner der Petition gegen Internet-Sperren mussten sich einst gefallen lassen, von Volksvertretern wie Karl-Theodor zu Guttenberg und Ursula von der Leyen in die Nähe von Kinderpornofreunden gerückt zu werden.

Im Digitalen Quartett sprachen wir über Petitionen, Lanz und das öffentlich-rechtliche System:

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Kommentare


Inge 27. Januar 2014 um 19:59

Sorry, das ist doch jetzt eine Verdrehung der Tatsachen ins Absurde:
Akt 1: Frau Müller ist entrüstet und eröffnet im Internet eine Petition, die sich in erster Linie gegen den Moderator Markus Lanz richtet. Bitte ans ZDF: Lanz entlassen!
Akt 2: Die Medien finden es geil und melden Wasserstandsmeldungen mäßig alle paar Stunden, wie viele denn schon die „Petition“ unterschrieben haben. Unreflektiert und teilweise amüsiert.
Akt 3: Einige Medienleute finden es jetzt doch etwas komisch, wie schnell sich diese Petition im Netz verbreitet. Erste Zweifel werden in den Artikeln laut, geht alles mit rechten (oder linken ;-)) Dingen zu? Da unterschreiben ja auch Leute mit Rosa Luxemburg und die Linken rufen im Netz ihre „Follower“ zum Unterzeichnen auf. Und außerdem: Wird da nicht eine Person an den Internetpranger gestellt. Kann das der Sinn einer Petition sein?
Akt 4: Und jetzt wird es wirklich albern: Stefan Niggemeier, der sich bereits seit Jahren an Lanz abarbeitet, vermutet in der Art, wie die professionellen Medien über die Kritik an Lanz im Netz berichten, „die Ressentiments der ‚richtigen‘ Journalisten gegen die unqualifizierten Normalbürger, die im Netz plötzlich einfach die Absetzung von Moderatoren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen fordern dürfen und dafür sogar Aufmerksamkeit bekommen.“ Beides sei früher doch schließlich Journalisten vorbehalten gewesen.
IMHO: Das glaubt Ihr doch jetzt nicht wirklich. Es ist immer noch ein Unterschied, ob Frau Müller ihre Meinung im Netz kundtut und eine Fernsehkritik schreibt, die meinetwegen genau so anerkannt sein kann, wie eine Journalistenmeinung – oder ob Frau Müller eine Petitionsplattform nutzt, um einen Journalisten aus seinem Job rauszuwählen, wenn das denn ginge.
Ich hoffe, Ihr kriegt die Kurve im Quartett hin, dass Ihr jetzt nicht wieder die Story daraus macht, dass die ewig gestrigen Journalistendas Netz hassen und die User am liebsten entmündigen würden. So ein Quatsch!

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