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„Ich versteh nicht, warum die alle so ruhig bleiben.“

Diesen Satz habe ich in verschiedenen Variationen in den vergangenen Wochen von drei JournalistInnen bekannter Print-Medien gehört, alle arbeiten sie in unterschiedlichen Häusern, sind jedoch in jenem Alter zwischen 30 und 40, da Karriereentscheidungen wichtig sind, ebenso aber die private Lebensplanung.

„Die“, die da so ruhig sind, das sind die Kollegen jener Person. Sie sind häufig älter, haben auch oft Kinder im Teenageralter. In wenigen Jahren steht das Abi an, dann soll ein Studium finanziert werden. Absehbar werden gewisse finanzielle Ressourcen benötigt werden. Zumindest eine gewisse Unruhe könnte da einkehren angesichts der Option, zum ersten Semester des Nachwuchses keinen Arbeitsplatz mehr zu besitzen.

shutterstock papierboot sturm kleinUnd genau diese Gefahr sehen jene drei Journalisten als sehr real an – und es wird die regelmäßigen Leser hier nicht überraschen, dass ich dies auch so sehe. Die fast täglichen reinrauschenden Meldungen über hier ein paar Stellen weniger und dort eine Umstrukturierung mehr verstellen den Blick auf das große, ganze Bild: In diesem heißen Sommer erreicht das Sterben der Tageszeitungen und die Existenzgefährdung vieler Verlage eine neue Eskalationsstufe. Wir beobachten die Implosion einer Branche, mit deren Produkten wir täglich Kontakt haben, deren Arbeit wichtig sein könnte für die Gesellschaft. Und an deren Ende auch unsere Städte ganz anders aussehen, unser Alltagsleben sich verändern könnte.

Doch tatsächlich teilen sich die deutschen Verlage in diesen Tagen genauso in zwei Weltbilder wie die oben beschriebenen Journalisten. Einerseits die das Schiff verlassenden Ratten – andererseits diejenigen, die von einer Krise sprechen (was eine temporäre Komponente beinhaltet, sprich: irgendwann ist alles wieder gut). Und nichts zeigt diese Zerrissenheit besser als die heutige Medien-Knallermeldung: Der Axel Springer Verlag verkauft seine Regionalzeitungen sowie die Programm- und Frauenzeitschriften and die Funke-Gruppe, also den ehemaligen Waz-Konzern. Zu diesem Paket gehören ruhmreiche Titel wie „Hamburger Abendblatt“, „Berliner Morgenpost“, „Bild der Frau“ und „Hörzu“. Kaufpreis: 920 Mill. Euro.

Die konsequente Verfolgung der Digital-Strategie sei das aus Sicht von Springer, kommentieren viele Mediendienste wie Turi2. Und gleichzeitig natürlich das Herausreißen der Unternehmenswurzeln, denn einst begann Axel Cäsar Springer ja mit „Abendblatt“ und „Hörzu“. Ich glaube jedoch, dahinter steckt noch mehr: Springer will nicht nur sich selbst digitalisieren sondern zeitgleich auch noch möglichst viel Geld aus dem Niedergang der anderen Verlage ziehen.

Schauen wir uns also die Welt mit dem mutmaßlichen Blick der Springer-Verantwortlichen an…

Die jüngsten Auflagenzahlen sind eine weitere Katastrophe. Im Zeitungsbereich findet sich eine Hand volle Auflagengewinner – die meisten nur deshalb, weil sie erstmals ihr E-Paper-Verkäufe eingerechnet oder diese deutlich gesteigert haben.Von 1995 bis 2012 haben die deutschen Zeitungen rund 30 Prozent ihrer Auflage verloren. Und dabei ist er Anstieg der sonstigen Verkäufe nicht einmal eingerechnet.

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Während der Auflagenschwund in den vergangenen Jahren einigermaßen konstant verlief, scheint er sich  jüngst zu beschleunigen. Das ist nur logisch, denn die Verlage haben nicht mehr das Geld, um ihre Auflagen beispielsweise mit hübschen Abo-Prämien zu stützen. Hinzu kommt in diesem Sommer, dass die Anzeigeneinnahmen massiv einbrechen. Verlässliche Zahlen gibt es dazu nirgends, doch hört man aus den Häusern düsterste Katastrophenmeldungen. So verabschieden sich im Lokalzeitungsmarkt die größten Werbetreibenden gerade aus Print (zum Beispiel Aldi) oder befinden sich selbst in massiven Schwierigkeiten (Media Markt/Saturn).

Nicht besser sieht es bei Zeitschriften aus. Angesichts der Vielzahl von Blättern gibt es dort in der Auflagenzählung noch Gewinner. Aber die Leuchttürme der Branche verlieren weiterhin bedrohlich. Innerhalb von 10 Jahren hat der „Stern“ 31% der Kioskverkäufe und 26% seiner Abos verloren. Bei „Focus“ sind es Minusse von 23% und 33%. Die letzte Ausgabe würde somit in deutlich weniger als 20 Jahren verkauft. Und glaubt jemand, dass die Verlage ihre Objeke noch publizieren, wenn ein paar zehntausend Exemplare verkauft werden können?

Besonders heftig umtosen die Branchengerüchte derzeit den „Spiegel“. Dessen 5-Jahres-Verluste sind waren relativ moderat (19% im Einzelverkauf, 9% im Abo), doch hat er auch ein besonderes Betriebsklima durch seine Mitarbeiter-KG. Die will Rendite sehen und mit „die“ sind vor allem die alt angestammten Redakteure gemeint. Nur so ist zu verstehen, dass der kommende Chefredakteur Wolfgang Büchner per Gerüchteküche schon vor seinem Amtsantritt demontiert wird. Denn offensichtlich ist: Verabschiedet er sich tatsächlich von Rückenschmerz- und Hitler-Titelgeschichten, wird die Auflage zunächst weiter einbrechen – dies aber langfristig der Marke gut tun. Logisch sind in diesem Zusammenhang auch die Verkaufsgerüchte um das „Manager Magazin“ (die vom Spiegel-Verlag dementiert werden). Dieses hat zwar scheinbar erträglich an Auflage verloren (-15% und -12% in fünf Jahren). Doch ein Viertel seiner Abos sind Mitglieder-Subscriptionen, eine davon besitze ich über die Mitgliedschaft im Ehemaligen-Verein des Fachbereichs, an dem ich studiert habe. Als dieser Verein startete verlangte er eine Jahresgebühr von 10 Euro, darin enthalten war ein „MM“-Abo. 10 Euro – im Jahr. So mutmaßen also Menschen aus der Print-Industrie, dass Wirtschaftsblatt werde in diesem Jahr noch schwarze Zahlen schreiben – doch damit sei es 2014 vorbei.

Malen wir doch einmal das düsterste aller Szenarien: In zehn Jahren wird es keinen gedruckten „Stern“ mehr geben, keinen „Focus“ und auch keine „Bild“ (die verlor in fünf Jahren 27% ihrer Auflage). Was passiert dann mit dem Grosso-System, also den Großhändlern, die für die Verteilung von Zeitungen und Zeitschriften an Kioske sorgen? Es könnte in sich zusammenfallen. Dann aber bestünde für die Kioske nicht mehr die Möglichkeit, nicht verkaufte Objekte zurückzugeben. Entweder die Verlage übernehmen diese Funktion (was teure Strukturen erfordern würde) oder die Kiosk-Betreiber müssten ins wirtschaftliche Risiko gehen (was nicht passieren wird, angesichts ihrer ohnehin nicht tollen Wirtschaftslage). So oder so dürften die drastisch sinkenden Einnahmen aus dem Zeitungs- und Zeitschriftenverkauf zu einem sterben zahlreicher Kioske und Büdchen führen – das Stadtbild und in manchen Regionen das Stadtleben werden sich maßgeblich verändern. Und: Wo keine Verkaufsstellen, da kein Verkauf – was die noch bestehenden Print-Produkte weiter unter Druck setzen wird. Das beudeutet nicht, dass jedes Print-Objekt vom Markt gefegt wird – aber das Abonnement wird zur überlebenswichtigen Währung.

Journalismus spielt bei Springer dabei nur noch eine untergeordnete Rolle. Bild wird sich online profitabel über Werbung refinanzieren, die entsprechenden Anzeigenpreise sind üppig. Der Fokus des Unternehmens liegt aber längst auf digitalen Geschäftsmodellen, die nichts oder wenig mit dem Stammgeschäft zu tun haben. Sie werden dann wohl auch die letzte Nostalgie subventionieren, die man sich in Berlin leistet: die „Welt“ und ihren Online-Ableger.

Die Funke-Gruppe sieht die Print-Welt etwas anders. Sicher sein können wir uns nicht, Mehrheitseigentümerin Petra Grotkamp ist eine Unbekannte. Doch lehnte sie eine Übernahme ihres Hauses durch Axel Springer vor rund zwei Jahren ab. Und sie ließ vermelden, dass man sich künftig auf die Kernkompetenz, also Print, konzentrieren wolle. Das Vorgehen des Konzerns in den vergangenen Jahren belegt den Glauben an einen vorübergehende Krise: Das Unternehmen kürzt Kosten, notfalls auf Kosten der Entlaibung traditionsreicher Zeitungen. Die Leser quittieren dies mit Abwanderung: In der jüngsten IVW-Analyse verloren die Blätter der Waz-Gruppe 7,3% Auflage gegenüber dem Vorjahr.

Der Funke-Gruppe ist das egal. In ihrer Welt zählt Controller-Logik. Und die bedeutet: Je größer, desto besser. Die Übernahme von „Abendblatt“ und „Morgenpost“ werden sie sich schönrechnen durch die Entlassung von Redakteuren im überregionalen Bereich und in den kaufmännischen Bereichen wie der Personalabteilung. Und tatsächlich glaube ich nicht, dass die Leser sich groß stören werden, wenn die überregionalen Berichte künftig nicht mehr von der „Welt“ kommen, sondern nun von der „Waz“.

Die Essener dürften planen, diesen Weg konsequent weiterzugehen. Sie werden versuchen, Stück für Stück weitere Lokalzeitungen aufzukaufen, umzustrukturieren und dann im Glauben abzuwarten, dass es besser wird. Dies belegt  ein Tweet vom heutigen Tag:

Dabei gibt es nur einen Haken: Funke kann sich das nicht leisten.

Denn bei der Funke-Gruppe hat es eine Eigentümerverschiebung gegeben. Anfang 2012 übernahm Petra Grotkamp die Mehrheit am Essener Konzern und kaufte für (laut Medienberichten) eine halbe Milliarde Euro den Erben des „Waz“-Mitgründers Erich Brost deren Anteile ab. Finanzierung? Soll damals kein Problem gewesen sein.

Nun aber kommen weitere 920 Mill. Euro für Springer hinzu – bei einem Verlagskonzern, der selbst nur 1,1 Mrd. Euro Umsatz für 2011 meldete und seine massiven Stellenstreichungen vor einem halben Jahr begründete mit weiteren Einbrüchen im Millionenbereich. Wer würde solch ein Geschäft finanzieren? Offensichtlich niemand, zumindest nicht vollständig.

Und so findet sich in der Meldung über das Springer-Funke-Geschäft ein Detail, das heute Morgen auch vielen Mediendiensten zunächst entgangen war: 260 Mill. des Kaufpreises kommen als Verkäuferdarlehen von Springer selbst.Wenn das Unternehmen selbst nicht mehr an eine finanzstarke Zukunft jener Objekte glaubt, warum beteiligt man sich am wirtschaftlichen Risiko über einen solchen Kredit? Mutmaßlich, weil sonst der Verkauf gescheitert wäre. Springer als Ein-Springer um auf jeden Fall die Print-Objekte loszuwerden.

Nach Informationen von Wirtschaftsblogger Daniel Kroeger ist die Verzinsung dieses Darlehens über dem Marktschnitt – ebenso aber der Kaufpreis:

Das könnte darauf hindeuten, dass sich Springer mit einem höheren Kaufpreis gegen ein Ausfallrisiko auf Seiten von Funke absichert. Selbst wenn von jetzt auf gleich die 260 Millionen abzuschreiben wären – es wäre für den Konzern hinnehmbar.

Ein weiteres Detail des Geschäfts ist aber bemerkenswert. Springer und Funke gründen eine Gesellschaft, die sich um Anzeigen und Vertrieb kümmen soll. Warum nun das?

Wahrscheinlich arbeitet diese Gesellschaft auf Provisionsbasis. Somit ist ihr wirtschaftliches Risiko aus Springer-Sicht gering: Wenn das Geschäft nicht läuft, wird die Gesellschaft zurechtgestutzt oder eingestellt. Doch warum sollte Funke dem zustimmen?

Ich glaube: Sinn ergibt das Gemeinschaftsunternehmen allein dann, wenn es künftig für viele andere Verlage arbeitet. Somit würden die Lokalzeitungen, die sich anschlössen, künftig weniger bei der Redaktion streichen sondern vielmehr in der Vertriebs- und Anzeigenabteilung. Im Anzeigenbereich könnten man Kunden ganz neue Reichweiten präsentieren und gleichzeitig mit Anzeigenkombinationen neue Einsparmöglichkeiten. Im Vertrieb dagegen ist Springer jener Verlag, der den Verkauf von Zeitungen bei Bäckereiketten oder McDonald’s nach vorne trieb. Ginge das Grosso-System über die Wupper könnte dies ein Ausweg sein um wenigstens einen Teil der wegbrechenden Verkaufsstellen aufzufangen.

Bei all dem war bisher recht wenig die Rede vom Leser. Also: Der Leser ist nicht dumm. Er bemerkt genau, dass die Qualität der Print-Produkte aktuell dramatisch sinkt. Die Hamburger haben die verkäseblattung des „Abendblatt“ regelrecht mit Flucht bestraft: Trotz diverser Chefredakteurswechsel brach der Kioskverkauf in fünf Jahren um 29% und die Zahl der Abos um 18% ein. Das Ruhrgebiet straft die „Waz“ dagegen derzeit für ihre Sparpolitik ab. Gleichzeitig weiß der Leser auch, dass er digital mit aktuelleren und vielfältigeren Nachrichten bedient wird – und er findet auf diesem Kanal kaum wettbewerbsfähige Angebote der Verlage.

Der Leser, also, geht. Die Funke-Gruppe glaubt, dass sich dies bald ändern wird, Axel Springer nicht. In beiden Varianten aber würde jenes Gemeinschaftsunternehmen profitieren. Im Extremfall saugt Axel Springer auch noch Geld aus dem Absturz der Konkurrenzverlage.

Und die Redakteure? Von denen werden noch sehr, sehr viele ihren Job verlieren. Und das nicht in 20, 30 Jahren sondern in baldiger Nähe. Man muss ihnen deutlich sagen: Das Schlimmste kommt erst noch. Und es kommt bald. Noch in diesem Jahr wird es massiven Stellenabbau in einigen Verlagen geben.

Manche Kollegen ahnen das bereits. Eine Person der oben erwähnten meinte lapidar: „Wer schlau ist, sucht nach Alternativen zur Print-Branche.“


Kommentare


k 25. Juli 2013 um 14:19

Schöne Analyse & Einordnung. Danke.

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Peter 25. Juli 2013 um 16:35

Mich würde ja mal interessieren, wie Superorakel Knüwer die Zukunft von Regionalblättern/-verlagen mit Quasi-Monopolstellung einschätzt: Gehen die auch alle kapott? Und was kommt dann? Blogs? 🙂

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Thomas Knüwer 25. Juli 2013 um 16:45

Ich bin kein Super-Orakel. Ich schreibe nur auf, was ich denke. Leider gibt es von denen, die mich dafür angreifen nur höchst selten Argumente…

Regionalzeitungen sterben, denn ihre wirtschaftliche Grundlage verschwindet einfach. Dieses ständige „Und was kommt danach – Blogs“ finde ich albern. Es geht nicht darum Blogs und klassische Medien gegeneinander auszuspielen. Es gibt durchaus Chancen für lokale Online-Angebote, es gibt sogar einige wenige, die bereits Geld machen. Überzeugt bin ich, dass je schneller der Fall der Lokalzeitungen wird, desto mehr verlagsunabhängige Angebote werden wir sehen. Letztlich aber ändert die Frage, was und ob etwas „danach kommt“ überhaupt nichts an der Tatsache, dass Tageszeitungen eine Technologie sind, die derzeit abgelöst wird.

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Paul Hubschmied 25. Juli 2013 um 16:44

Sorry, aber gut gedacht ist nicht gut gemacht. Der Artikel schießt mit seinen extremen Spekulationen zu weit übers Ziel hinaus. Allein schon der Gedanke, die aktuelle Entwicklung einfach linear auf die nächsten 20 Jahre fortzuschreiben um eine Auflage von „Null“ zu prognostizieren, kann man doch nicht ernst nehmen. Und sich darauf dann noch den Tod des kompletten Grosso-Systems einzubilden und zudem ein großes Kiosk-Sterben, nur weil die Zeitungsverkäufe zurückgehen, ist mit Verlaub grober Unfug.

Ich glaube zwar auch, dass es Arbeitsplätze kosten wird, aber das wäre bei Springer nicht besser gewesen. Das Konzept einer Kette von Lokalzeitungen halte ich übrigens für sehr intelligent und durchaus für erfolgversprechend. Für Lokalnachrichten gibt es immer eine Nische und einen Markt und oft sind Lokalblätter in ihrer Region ohne große Konkurrenz oder haben sogar ein Quasi-Monopol. Die großen Nachrichtenagenturen können und wollen den Markt für Lokalnachrichten nicht beackern, aber die Menschen vor Ort haben immer das Bedürfnis, neben den großen Deutschland- und Weltnachrichten zu erfahren, was in ihrer Nachbarschaft passiert – das wird nicht steben und das wird (wenn überhaupt!) auch deutlich langsamer digitalisiert werden, da die Zielgruppe nicht zu den Technikfreaks und Hipstern gehört.

Ich halte den Verkauf sogar für eine gute Meldung, da ein großer Lokalzeitungsverbund bessere Chancen am Markt hat (nochmal zur Erinnerung: Arbeitsplatzverluste hätte es so oder so auch bei Springer gegeben). Und für Deutschland kann es auch nur eine Erleichterung sein, wenn die Schlagkraft für Hetzkampagnen der Springer-Presse zumindet zurückgeschraubt wird.

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Thomas Knüwer 25. Juli 2013 um 22:38

@Paul Hubschmid: Nun, vielleicht schauen auch Sie noch einmal genauer hin. Ich halte ein Extrapolation für absolut legitim, wenn der extrapolierte Zeitraum ungefähr dem entsprich, den man als Grundlage nimmt. Und die Auflagen der Zeitungen fallen seit Anfang der Neunziger, allein durch die New Economy-Sonderkonjunktur trat eine kleine Stagnation ein. Es gibt auch kein Indiz für eine Änderung – oder sehen Sie eines? Vielmehr beschleunigt sich der Fall ja aktuell.

In Sachen Grosso: Was passiert denn mit Großhändlern, die keine Produkte zum Handeln haben? Glauben Sie, die Grossisten sind die einzige Branche, die Umsatzeinbrüche einfach so wegsteckt?

Auch Ihre Äußerungen zu Lokalzeitungen sind nicht durch Zahlen gedeckt. Auf dem Land verläuft der Auflagenschwund zwar langsamer – aber auch dort sinken die Verkaufszahlen seit Jahrzehnten. Im Werbebereich dagegen haben die Verlage keine Kompensation für Discounter und Elektromärkte. Die wirtschaftliche Grundlage der Lokalzeitungen bricht einfach weg.

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Uruguay 25. Juli 2013 um 17:23

Zufälligerweise arbeite ich bei einer Regionalzeitung, und ich möchte den Damen und Herren mal mitteilen, wie lauthals krakeelt wird, wenn die Zeitung hier oder da nicht auftaucht und von Festchen und Konzerten nicht berichtet. Stirbt ein Männergesangverein, wächst ein Projektchor nach, und die Leute wollen sich von ihrer Lokalzeitung wahrgenommen wissen. Es hat alles keinen Wert, wenn’s nicht in der Zeitung steht. Das soll mir ein lokales Online-Portal erstmal vormachen!

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Thomas Knüwer 25. Juli 2013 um 22:39

@Uruguay: Das ist eine hübsche subjektive Wahrnehmung. Nur: Wie hat sich die Auflage Ihres Arbeitgebers in den vergangenen 15, 20 Jahren entwickelt? Und wie die Anzeigenumsätze?

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Kuno 25. Juli 2013 um 17:40

McDonald’s und Bäckereien als Alternative zu einem zusammenbrechenden Grosso? Die sind ja schon fürs Grosso reine Zuschussgeschäfte – wie sollte Springer das auch nur halbwegs rentabel hinbekommen?
Spannend wird, welche Auswirkungen die neue Vertriebsgesellschaft auf MZV/Burda haben wird. Ich bestelle schon mal Popcorn.

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Detlef Guertler 25. Juli 2013 um 18:04

Ähem:
„Journalismus spielt bei Springer dabei nur noch eine untergeordnete Rolle. … Der Fokus des Unternehmens liegt aber längst auf digitalen Geschäftsmodellen, die nichts oder wenig mit dem Stammgeschäft zu tun haben.“
Digitale journalistische Geschäftsmodelle gibt’s nicht? AFAIK behauptet Springer doch gerade, den Journalismus nach Digitalien bringen zu wollen – und wehrt sich dagegen, auf das Bedrucken von Papier als Stammgeschäft festgelegt zu werden.

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Ulf J. Froitzheim 25. Juli 2013 um 18:24

Lieber Thomas,
Tageszeitungen als „Technologie“ – das ist schon eine eigenwillige Sicht. Die Zeit, in der die Krise (ein Wort, das nicht zwingend für etwas Vorübergehendes steht) mit dem Wettbewerb zwischen Print und Online erklärbar war, ist doch vorbei. Die Zeitungen, denen es heute schlecht geht, werden von den Lesern verschmäht, weil man ihnen ansieht, wie billig sie gemacht werden. Das gleiche billige Zeugs als Online-Content wird erst recht verschmäht.
In der Fläche gibt es kein tragfähiges Geschäftsmodell für Online-Journalismus, der kann nur in Ballungsräumen eine kritische Masse an Rezipienten erreichen. Ich lebe im ländlichen Raum, die hiesige Lokalmonopolzeitung ist ein liebloser Ableger der Augsburger Allgemeinen, das Landsberger Tagblatt. Es wird gemacht von Einpendlern, deren Perspektive auf die Stadt nicht die der ansässigen Bürger ist, der Journalismus ist blutleer. Ich glaube, in anderen Kreis- und Kleinstädten ist es ähnlich.
Wer sich wirklich informieren will, liest das Landsbergblog, doch das ist eine Liebhaberei des allseits bekannten Werner Lauff. Als weltläufiger Medienmensch wollte er mehr, als die Familie Holland den Provinz-Abonnenten zu geben gewillt ist, und treibt den Lokaljournalismus als gemeinnützige Freizeitbeschäftigung. Er erreicht damit die gebildeten Schichten, aber das sind eben einige Hundert in einer Stadt mit 25.000 Einwohnern. Die Reichweite liegt irgendwo zwischen fünf und zehn Prozent. Das ist kommerziell nicht relevant, gesellschaftlich sehr wohl.
Was die Werbe-Großkunden angeht: Aldi & Co. können sich hier gar nicht (mehr) auf die Augsburger Allgemeine stützen, weil die jungen Familien das Kasbladl nicht lesen. Über andere Töchter ihres Verlags Pressedruck verdienen die Holland-Erben nach wie vor bzw. teilen sich das Geschäft mit Dirk Ippen: Die Einzelhandelswerbung kommt hier zum Teil in einem mit Werbung bedruckten Einschlagbogen von Pressedruck ins Haus, zum Teil als Beileger in Ippens Anzeigenblatt „Kreisbote“. Die Haushaltsabdeckung liegt so bei 100 Prozent. Ich kenne dagegen niemanden, der Springerdöpfners App Kaufda nutzt, in der ja die identischen Flyer laufen. Ich habe die App selber, blättere aber lieber in kostenlosem Print, aus dem ich mir die interessanten Angebote rausreiße.
Kurzum: Die mittelständischen Verlegerfamilien werden nie am Hungertuch nagen, aber der Lokaljournalismus abseits der großen Zentren bleibt auf der Strecke. Wenn journalistische Arbeit und Werbegeld des Handels wieder zusammenkommen sollen, müssen die Verleger ihre unternehmerische Aufgabe wieder in der Publizistik sehen (nebensächlich, ob online oder offline) und nicht in der Low-cost-Zustelllogistik für bunte Sonderangebotsflyer.
Natürlich sehe auch ich das Problem, dass ihnen für eine Renaissance eines attraktiven Lokaljournalismus das Personal fehlt. Die guten Leute haben sie ja über Jahrzehnte systematisch vergrault, weil die ihnen zu teuer waren. Der Anteil derer in den Redaktionen, die nur noch versuchen, mit Augen-zu-und-durch-Mentalität das Rentenalter zu erreichen, ist zu hoch.

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Thomas Knüwer 26. Juli 2013 um 6:50

@Ulf: Ich finde nicht, dass die Sicht auf Tageszeitungen als Nachrichtentechnologie eigenwillig ist. Immerhin zitieren ja weiter viele Verlagsvertreter wie Journalisten das „Rieplschen Gesetz“ nachdem keine Nachrichtentechnik bisher eine andere abgelöst habe (was natürlich Unfug ist).

Ich sehe definitiv aber die Möglichkeit, Journalismus online per Werbung zu refinanzieren – auch im Lokalbereich. Ist das leicht? Nein. Aber es ist möglich. Mehr dazu habe ich mal hier aufgeschrieben: https://www.indiskretionehrensache.de/2012/11/wie-verlage-im-internet-geld-verdienen-iii/

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Springer-Funke Deal: Um Journalismus geht es niemandem — Carta 25. Juli 2013 um 18:30

[…] Thomas Knüwer: Springer, Funke und das Schlimmste, das noch kommt […]

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Detlef Guertler 25. Juli 2013 um 18:45

Die „Nach-mir-die-Sintflut“-Einstellung ist bei Print-Journalisten in der Tat weit verbreitet, ujf, und das nicht so sehr auf den unteren Rängen, sondern vor allem ganz oben. Da gibt es ja auch das grössere Job-Problem: Menschen, die Geschichten erzählen können, werden immer gebraucht werden (und oft auch dafür bezahlt werden). Für Menschen, die Herden von Geschichtenerzählern so antreiben können, dass diese alle rechtzeitig ordnungsgemäss verbogene Geschichten abliefern, sehe ich hingegen kein neues Geschäftsmodell.

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Ray 25. Juli 2013 um 19:44

Ich tippe mal auf einige Jahre der Unterversorgung. Villeicht 5-10 Jahre. In der Zeit gewöhnen sich dann die restlichen Leser ans Internet, einige erfinden neue Modelle, neue Bezahlsysteme etablieren sich.

Und wenn der Markt dann genug bereinigt ist und die Leser offen für neue Modelle sind gehts wieder aufwärts. So gegen 2025. Nicht auf Papier natürlich.

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Roland 25. Juli 2013 um 19:55

Danke für die umfassende Analyse!
Kann es sein, dass die sinkenden Auflagen nicht so sehr durch einen Shift zu online ausgelöst werden, sondern eher ein Symbol für die zunehmende übergreifende Messbarkeit von Reichweiten sind?

Im Online Bereich kann man messen, was die Leute wirklich lesen (oder zumindest durch Anklicken vorgeben zu lesen).
Im Print gibt es Auflage, Brutto-Reichweite etc., jedoch konnte man über Jahrzehnte nie belegen, wie viele Leute die Printprodukte, bzw. einzelne Artikel wirklich gelesen haben. Jetzt ist klar, wie viel „News“ in Deutschland wirklich benötigt wird.

Letztendlich zerplatzt damit dann einfach nur eine riesige Blase. Die Medienbranche hat – weil sie es nicht besser messen konnte – über Jahrzehnte viel zu viel für ihre Produkte berechnet. Nicht die tatsächliche Leserkontaktzahl lag TKP Berechnungen zu Grunde, sondern allein die Tatsache, wie schlau die Medienhäuser ihre Produkte über Kioskverkäufe, Abos, Freieinweisungen, Flughafen-Gratis-Zeitungen und ähnlichem streuen konnten. Online wird nur noch das berechnet, was wirklich gelesen, bzw. angeklickt wird.

Deutschland liest also (vermutlich) nicht viel weniger, sondern die gesamte Branche muss sich endlich dem realen Bedarf stellen und den gesamten ineffizient aufgeblähten Apparat zurückschrauben. Davon profitieren nun alle die, die diesen Apparat früher unfreiwillig mitfinanziert haben. Leser, Werbetreibende, zum Beispiel. Das nur mal so als These.

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Besteht die gesamte Printbranche einfach nur aus aufgeblähten “Reichweiten”? | Netzfischer 25. Juli 2013 um 20:24

[…] Artikel von Thomas Knüwer zum aktuellen Verkauf diverser Printprodukte von Springer an die Funke Gruppe ist sehr […]

Antworten

Umleitung: | zoom 25. Juli 2013 um 22:22

[…] Springer, Funke und das Schlimmste, das noch kommt: “Ich versteh nicht, warum die alle so ruhig bleiben.” … indiskretionehrensache […]

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Ulf J. Froitzheim 25. Juli 2013 um 23:59

Hallo Thomas, worauf bezog sich Dein Post von ca. Mitternacht?

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Thomas Knüwer 26. Juli 2013 um 6:43

@Ulf Ups, sorry, hab es jetzt davorgeschrieben. Mit einem Mal werden meine Antwortposts nicht mehr unter den Kommentaren angezeigt.

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Printwurst 26. Juli 2013 um 7:20

„Der Funke-Gruppe ist das egal. In ihrer Welt zählt Controller-Logik. Und die bedeutet: Je größer, desto besser. Die Übernahme von “Abendblatt” und “Morgenpost” werden sie sich schönrechnen durch die Entlassung von Redakteuren im überregionalen Bereich und in den kaufmännischen Bereichen wie der Personalabteilung. Und tatsächlich glaube ich nicht, dass die Leser sich groß stören werden, wenn die überregionalen Berichte künftig nicht mehr von der “Welt” kommen, sondern nun von der “Waz”.“

Ich glaube hier hat der Autor „Waz“ und „Welt“ vertauscht, oder?

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Thomas Knüwer 26. Juli 2013 um 9:03

@printwurst: Nein. Derzeit kooperieren Abendblatt & Welt, künftig Abendblatt und Waz. Oder wo verstehen wir uns miss?

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Statistiker 26. Juli 2013 um 7:37

Die Lokalzeitungen stecken in einem Dilemma.

Vorab: Die überregionalen Nachrichten sind eh in allen Zeitungen gleich, dafür brauch ich keine Lokalzeitung.

Wenn ich eine Lokalzeitung kaufe, dann wegen der lokalen Nachrichten. Wenn sich diese Nachrichten aber de facto auf den Bericht über die Jahreshauptversammlung des Kleingärtnervereins beschränken und man mit Platitüden wie „Petrus hatte ein Einsehen“ und „Für das leibliche Wohl war gesorgt“ belästigt wird, dann brauche ich keine Lokalzeitung.

Die lokkalen Nachrichten brauchen Niveau und Qualität. Tja, und das kostet Geld; Geld, dass die lokalen Zeitungen mangels Masse selten haben.

Also bestellt man die Lokalzeitung ab udn holt sich wichtigsten Informationen aus den kostenlosen Anzeigenblättchen.

An den Tod der Lokalzeitungen glaube ich zwar nicht – dafür lesen zuviele zu gerne die Lokalnachrichten auf dem Weg zur Arbeit – aber ich prognostiziere ein weiteres deutliches Absinken der Auflagen, zwangsläufig verbunden mit zunehmenden Qualitätsverlust bei gleichzeitigem Erstarken lokaler Blogs, die von einer Vielzahl lokaler Akteure gestaltet werden.

Dann kann der Vorsitzende des Kleingärtnervereins seinen eigenen Bericht ins Blog setzen, dafür braucht es keine Zeitung mehr.

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Jeeves 26. Juli 2013 um 8:31

Was war und ist denn an diesen ex-Springer-Gazetten „wichtig für die Gesellschaft“? Der Hör-Zu-Mecki? Das „Geht doch rüber!“ der Morgenpost?

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Thomas Knüwer 26. Juli 2013 um 9:03

@Jeeves: Das war bezogen auf die gesamte Branche, nicht einzelne Objekte.

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Jens 26. Juli 2013 um 9:14

Wenn denn mal was drinnen stehen würde in diesen Zeitungen ! Aber außer Propaganda für das Politbüro in Berlin und nichtssagenden Storys ,wie die Geburt eines Jungen in England ( was hier wirklich keine Sau interessiert ) ,dann würden vielleicht auch einige wieder zur Zeitung greifen. Wenn aber nur Nachrichten abgekupfert werden von Reuters ,die eh nicht wissen wo der Hase läuft ,noch wie ,dann soll sich kein Journalist beschweren ,daß es für diese Berufssparte bald keine Jobs mehr gibt. Aber wier ist das ?… die “ Qualitätsmedien “ haben die Wahrheit gepachtet und alles andere sind Spinner und Verschwörungstheoretiker. Die heutige Presse erinnert mich an das Neue Deutschland aus DDR-Zeiten. Alles toll und schön ,aber die Menschen außerhalb ,nehmen die Welt halt anders wahr.

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Calvero 26. Juli 2013 um 9:40

Focus, stern usw. werden auch nur 1000 Hefte verkaufen und nicht eingestellt, wenn Rolex, Audi, BMW und Co. weiter Anzeigen für dann 200.000 Euro pro Seite zahlen. Diese Firmen haben ja das Geld und wollen sicher nicht nur auf focus.de hässliche Banner buchen.

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stilstand» Blogarchiv » Pessimistisches Selbstlob 26. Juli 2013 um 9:49

[…] turbulenteren Medienzeiten. Vielleicht sollte ich mich als Prophet versuchen – besonders nach diesem jüngsten Verkauf von Schrott-Immobilien durch die Springer AG an renditebetriebene Auswaider aus Westfalen. Ich wünschte wirklich, alles wäre anders – […]

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Gabi Vallenthin 26. Juli 2013 um 12:07

Ja, ich bekenne mich schuldig: Ich habe meine Tageszeitung auch abbestellt. Warum? Weil ich es leid war, immer nur den gleichen Kram von Karnevalisten und / oder Schützen plus den diversen Vereinen zu lesen. Weil ich es leid war, die jährlich sinkende Sprachkompetenz von „Journalisten“ schon morgens beim Frühstück genießen zu dürfen. Weil nichts Neues kommt. Weil ich am Montag in der Zeitung „News“ lese, die schon am Donnerstag zuvor in der „Bunte“ voröffentlich worden waren. Weil Zeitungen keinen Service mehr leisten, sondern nur Anzeigen verkaufen und Advertorials. Ich will von einer Zeitung Aktualität (das Internet und TV sind schneller), Qualität (längst passé), Journalismus (Spiegel und Bild haben ja zumindest noch ein bisschen Schnüffler-Fähigkeiten, aber das Gros schreibt Platitüden ab und betextet munter die immer gleichen Nasen, die auch die Anzeigen schalten oder den Chefredakteur ins selbsternannte „Spitzenrestaurant“ einladen.
Ich habe meine Tageszeitung abbestellt, weil sie ihren Auftrag vergessen und damit ihren WERT verloren hat. Und so geht es vielen. Dass dadurch auch Journalisten arbeitslos werden, ist klar. Aber auch in anderen Branchen werden die Leute vor die Tür gesetzt.
Falls es noch keiner bemerkt hat: Wir befinden uns schon längst in einer der größten Wirtschaftskrisen. Somit betrachte ich persönlich den Verkauf der Springerblätter als nichts anderes als stringent gelebte Schadensbegrenzung. Wirklich interessant an dieser Stelle wäre jetzt nur, warum Funke dieses Paket zu so einem horrenden Preis gekauft hat.

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Hans 26. Juli 2013 um 12:42

Hallo,

Ich koennte mir vorstellen, dass der schnelle Abfluss von Kunden aus verschiedenen Gruenden passiert – zum Teil hausgemacht, zum Teil wegen der Wirtschaft.

Dass die Wirtschaft seit ein paar Jahren schwaechelt, es immer schlimmer zu werden scheint, und wenig bis kein Licht am Horizont ist, kann wohl kaum jemand abstreiten. Steigende Arbeitslosenzahlen, sinkende Loehne, prekaere Arbeitsverhaeltnisse, ueberschuldete Haushalte… irgendwo muss man ja sparen. Das kostenpflichtige Abo zu kuendigen und auf kostenlose Online-News umzusteigen, machen derzeit wohl viele – das ist der oekonomische Grund und auch sehr verstaendlich.

Der zweite Grund – der hausgemachte – ist die Tatsache, dass alle Medien (was als „Massenmedien“ bezeichnet wird, also auch die etablierten Tageszeitungen), doch nur noch MUELL produzieren. Systemmedien halt, politisch korrekt und ueberhaupt nicht kritisch. Schreiben im Auftrag der grossen Anzeigennehmer und der Politiker – das will einfach kein Mensch lesen und hoeren.

Schauen Sie sich doch einfach in den Kommentarspalten verschiedener News-Seiten und Blogs um! Dort lesen Sie es doch, Tag fuer Tag, warum viele Leute genervt sind und einfach keine Lust mehr auf den System-Einheitsbrei haben.

Wenn die Zeitungen der grossen Verlagshaeuser nicht aufhoeren, Politische Propaganda zu betreiben und nur Unsinn zusammenzuschmieren, anstatt kritisch zu sein, herausfordernd (und zwar Politik und Wirtschaft herausfordern) und ehrlich, dann sterben sie alle verdientermassen, einer wie der andere.

Meine persoenliche Meinung: hoffentlich erfolgt das Massensterben schneller, denn das Geschreibsel und Gedudel der Massenblaetter ist ja nicht mehr zum aushalten.

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Wohin führt uns diese rasante Medien-Veränderung | Liebhaberreisen 26. Juli 2013 um 13:56

[…] Knüwer vom Blog Indiskretion Ehrensache findet den Verkauf beunruhigend: “Die Redakteure? Von denen werden noch sehr, sehr viele […]

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peter 26. Juli 2013 um 16:17

„Der Leser geht“ stimmt! Ich bin auch „gegangen“. Und zwar weil ich dieses linksgrüne, politisch korrekte Geschreibsel satt habe. Mag sein dass die Eigentümer da Richtungen vorgeben, aber kann mir keiner erzählen, dass nicht auch die Redakteure ihren eigenen Anteil an der Verschleierung, Verharmlosung (Stichwort Einzelfälle) und Relativierung der Realität beitragen. Das lassen sich nicht mehr alle Leser gefallen. Von mir deshalb ein „gut so“!
Ich lese wieder Print, wenn die Meldungen nicht nur vom DPN-Ticker kopiert werden. Und wenn die Redaktionen verstehen, dass sie nicht die Meinungshoheit haben und auch keinen Erziehungsauftrag.

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Guenther Wagenreuth 26. Juli 2013 um 17:42

Mittlerweile sind alle großen Zeitungen völlig verlinksgrünt.

Jeden Tag kommt auf den Online-Startseiten irgendeine Lobhudelei auf Powerfrauen, oder Argumente für Frauenquoten, oder warum EU-Kritik ganz schlimm weil ganz rechts ist.

Hinzu kommen noch kommt noch die Boulevardisierung bei der Themen- und Sprachwahl:
http://bloganddiscussion.com/hee/421/boulevardisierung-in-verlinksgruenten-massenmedien/

Und als Sahnehäubchen wird im Kommentarbereich alles gelöscht, was ideologisch nicht ins Konzept passt.

Ich würde sogar keine Zeitung bestellen, wenn ich dafür Geld bekäme!

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BJ 26. Juli 2013 um 17:55

Online überholt sich selbst, die Nachrichtenhäppchen versanden in einem Orkus und es wird das und derjenige zum Markenkern/Marktführer, der es anders macht als andere. Ich bin da – 30 Jahre und Redakteur – entspannt. Es kommt nämlich auf den Autoren, auf den Journalisten an. Der macht das Produkt. Und macht er es gut, im Lokalen, wird das honoriert. Vom Verlag, wichtiger noch vom Leser. Ich bin es leid, bei aller Sorge die auch ich in mir trage, diesem Internetwahnsinn nachzugeben. Der Trend wird sich irgendwann umkehren – auch dann bleibt nichts wie es mal war, aber die Schnelllebigkeit kann niemand mitmachen. Übersteht niemand. Vielleicht glauben das Volontäre, die Generation 16 bis 30. Aber für die machte man noch nie Zeitung. Die Zielgruppe war immer eine breite, tendenziell eher ältere. Und wer erstmal Kind und Kegel hat und nicht mehr jeden Schnippsel aufzusaugen gedenkt, wird sich sehnen nach Recherche, nach Geschichten. Nicht nach Meldungen irgendwelcher weit-weit-weg-Dinge á la Tunesien. Weniger klagen, mehr schreiben, besser recherchieren.

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Thomas Knüwer 27. Juli 2013 um 11:25

Tja, Sie haben Recht: Es kommt auf den Redakteur an. Nur: Wer kennt diese Redakteure? Also, welcher Leser? Und dann kommt die Abbaurunde und alt gediente Journalisten merken, dass Sie bei Null anfangen müssen. Die wenigsten schaffen das.

Internet-Wahnsinn? Im Gegenteil. Das Internet ist die großartigste Plattform für Journalismus, die es je gab. Und zwar für jede Form von Journalismus, egal ob schnelle Nachricht (die für viele Menschen wertvoll ist) oder lange Reportage.

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riccardo borghese 27. Juli 2013 um 15:11

@BJ

„Es handelt sich um einen Trend, der sich irgendwann umkehrt“ wird dereinst in der Liste der „Vorhersagen Von Gestern“ zur Belustigung der Leser beitragen,
in einem Atemzug mit „Das Radio hat keine Zukunft“ und der WII Legende:“Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung “

Die Feststellung, dass“es keinen Grund gibt, warum irgendjemand einen Computer in seinem Haus wollen würde.“ könnte ergänzt werden durch: “ Es gibt keinen Grund, warum gedruckte Zeitungen durch irgendwelche Hirngespinste ersetzt werden könnten .“

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Ronny 27. Juli 2013 um 16:45

Eine sehr schöne Zusammenfassung der aktuellen Situation. Springer ist schlau, wenn sie aus der Situation noch Kapital schlagen, um ihre Kriegskasse zu füllen. Man weiß ja nie welche Ausgaben man zukünftig noch haben wird, um sich auf den Neuen Markt einzustellen.

Den Schlusssatz könnte man im Übrigen noch ergänzen um folgende Aussage: „Wer nicht mit de Zeit geht, geht mit der Zeit.“ 😉

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seewoester 28. Juli 2013 um 12:20

Lieber Thomas,
danke für die zutreffendende Analyse, die ich in einem anderen ähnlichen Zusammenhang hier eingebaut habe. http://www.aufdenpunktgebracht.com/2013/07/26/gekommen-um-zu-bleiben/

Was erstaunt ist die Realitätsverweigerung einer Offensichtlichkeit in der Überzahl der deutschen Medien, wenn man sich das mediale Echo auf die Springer-Transaktion anschaut.

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Axel Springer mistet aus – und alle jammern!? | bwl zwei null 28. Juli 2013 um 14:41

[…] fallen kontinuierlich seit mehr als 20 Jahren und eine Trendwende ist nicht zu erwarten. Thomas Knüwer urteilt: “Das Schlimmste kommt erst […]

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Spritkopf 28. Juli 2013 um 22:28

Die traditionellen Medien wundern sich ja immer gern, warum ihnen die Kunden weglaufen. Sie bilden sich ein, sie müßten nur die Jungen erreichen, dann würde wieder alles gut. Der Schwund beträfe nicht diejenigen, die mit der Tageszeitung aufgewachsen seien.
Doch, tut er. Vor zwanzig Jahren habe ich jeden Morgen mein Handelsblatt gekauft, dabei mit meinem Zeitungshändler geschwätzt und mich anschließend in den Zug gesetzt und gelesen. Heute? Kein Gedanke mehr daran. Wenn ich mal eine aktuelle Zeitung in die Finger bekomme und eine für mich potentiell interessante Nachricht sehe, denke ich „Moment, das habe ich doch gestern schon irgendwo gelesen.“
80 – 90 Prozent dessen, was in meinem lokalen Käseblatt abgedruckt ist, interessiert mich nicht. Wie jemand anderes schon schrieb: Was soll ich mit Nachrichten aus den Schützenvereinen oder der örtlichen Kaninchenzüchtergruppe. Die sind für Leute, die gern ihren Namen in der Zeitung gedruckt sehen. Klar, dass die sich beschweren, wenn die neueste Verlautbarung des Vereinsvorstands vom Chefredakteur für unwichtig befunden wird (dies an den Lokalredakteur Uruguay, der sich weiter oben um seine Klientel sorgt).

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Alles auf die digitale Karte gesetzt … | Liebhaberreisen 30. Juli 2013 um 13:20

[…] Knüwer vom Blog Indiskretion Ehrensache findet den Verkauf beunruhigend: “Die Redakteure? Von denen werden noch sehr, sehr viele […]

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Typographus 30. Juli 2013 um 19:35

Zu dem Bereich: Entwicklung von Zeitschriften und Magazinen.
Es gibt bereits eine neue technologische Systementwicklung, die auch das Leben der Kiosks erleichtern wird.
Denn in dem Punkt, dass Printmedien im Wandel sind, brauchen wir nicht diskutieren. Das verknüpfen von digitalen Medien mit der klassischen Printproduktion wird immer stäker zunehmen.
Die neue Entwicklung nennt sich Meganews und ist bereits als Pilot in Schweden installiert.
Weitere Informationen was sich hinter Meganews verbirgt kann nachgelesen werden:
http://bedingung-druck.blogspot.com/2013/07/meganews-die-zukunft-von-zeitschriften.html

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Axel Springer trennt sich von Printtiteln – Skandal? | Online-Recruiting.net 31. Juli 2013 um 15:22

[…] wenn man sich das näher ansieht, dann wird bemerkt, dass Axel Springer der Funke Mediengruppe ein Verkäuferdarlehen von immerhin 260 Millionen samt wohl saftigem Zinssatz gewährt hat. Dazu kommen dann auch verschiedene neue Joint Ventures, […]

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Baurice ‚Ellmers 5. August 2013 um 23:42

Uruguay schrieb: „Ich möchte den Damen und Herren mal mitteilen, wie lauthals krakeelt wird, wenn die Zeitung hier oder da nicht auftaucht und von Festchen und Konzerten nicht berichtet.“

Ja, und das sind dann exakt die Texte in Lokalzeitungen, die die übrigen 99 Prozent der Leser genau nicht lesen wollen.

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Radikal, digital – brutal? | VOCER 10. Januar 2014 um 21:40

[…] schreibt auch Journalist und Blogger Thomas Knüwer in seinem Artikel “Springer, Funke und das Schlimmste, das noch kommt“, der über 130 mal getwittert wurde und mehr als 200 Facebook-Nutzern gefällt. […]

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Thomas Knüwer zu Gast bei DRadio Wissen und Radio Eins 2. November 2015 um 12:04

[…] Nach seiner Analyse des Geschäfts in seinem Blog ist kpunktnull-Gründer Thomas Knüwer ein gefragter Interviewparter. So befragten ihn unter anderem das Berlin-Brandenburger Radio Eins. Bei DRadio Wissen entstand im Rahmen der Sendung „Online Talk“ eine spannende Diskussion mit Bülend Ürük, dem Chefredakteur von Newsroom.de. […]

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