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Langsam muss die Frage erlaubt sein, in welcher Welt die Deutsche Telekom lebt. Und welche Abgründe in Sachen unprofessioneller Kommunikation sie noch erreichen wird im Ringen um die Abschaffung der Netzneutralität.

Kurz nochmal zur Erklärung: Die Deutsche Telekom will künftig für Flatrates mehr Geld haben. Das an sich wäre ein wirtschaftlich unproblematisches Ansinnen, das aus meiner Sicht der Markt entscheiden dürfte. Doch will sie eben in eine Drosselungsgrenze von 75 Gigabyte (ab der ein Internetanschluss ohne Zuzahlung künftig praktisch nicht zu nutzen sein wird) jene Dienste nicht einrechnen, die von ihr selbst angeboten werden oder die sie dafür bezahlen. Genau das ist die Abschaffung der Netzneutralität, was nach meiner Meinung einem Frontalangriff auf den Wirtschafts- und Technologiestandort gleichkommt (dazu hatte ich hier auch schon geschrieben).

Die Telekom hat nun eine Lobbyseite online gestellt, um ihren Standpunkt zu erläutern. Nicht nur optisch erinnert sie an Seiten, wie wir sie seit 1998 nicht mehr existent glaubten. Denn auch das Weltbild der Telekom scheint irgendwann Ende des vergangenen Jahrtausends eingefroren zu sein. Was mit ihrer Drosselungsgrenze von 75 GB so anzufangen wäre, illustriert sie so:

drosselkom 75 gb

Zunächst beweist die Telekom hier natürlich, dass die Kostenkürzungsmaßnahmen in ihrem Haus so weit fortgeschritten sind, dass nicht einmal ein Grafikdesigner mehr aktiviert werden kann. René Obermanns Töchter könnten vermutlich Geschmackvolleres produzieren.

Vor allem aber gilt es – wie immer bei der Deutschen Telekom – das Kleingedruckte genauer zu beachten. Denn dies sind Monatswerte. Für eine Person. Schon die kann nicht als überdurchschnittlich digital aktiv angesehen werden. Schlägt man dies nun um auf eine vierköpfige Familie (was dankenswerterweise Martin Schmitt getan hat), wird die ganze Unverschämtheit der Telekom-PR offensichtlich:

drosselkom 75 gb familie

Sieht man diese Zahlen – die nicht einmal Dienste wie Skype beinhalten – wird klar, dass die prominent auf der Telekom-Seite platzierte Behauptung von Konzern-Deutschlandchef Niek Jan van Damme, sein Unternehmen wolle die Kosten für einen Großteil der Kunden stabil halten, entweder eine Lüge ist – oder Inkompetenz. Dazwischen gibt es nichts.

So geht das nicht weiter. Und es geht auch nicht weiter mit dem hohen Maß an Scheißegal-Haltung der Politik diesem Thema gegenüber. Und deshalb bitte ich Sie, die Online-Petition zu zeichnen, die eine gesetzliche Festschreibung der Netzneutralität fordert. Innerhalb kürzester Zeit hat diese die 30.000 Zeichner-Marke überschritten, aktuell liegt sie bei über 34.000 Unterstützern. Sprich: Es fehlen noch 16.000 Menschen, damit das Thema in einem Bundestagsausschuss debattiert werden muss.

Bitte klicken Sie hier und beteiligen Sie sich. Danke.


Kommentare


h.ill.h. 23. Mai 2013 um 17:52

irgendwas widerspricht sich hier: einerseits wird das hohelied der marktwirtschaft gesungen, andererseits nach regierung und regulierung gerufen. ja was denn nun? regelt sowas der markt (und die kunden wandern zur netzneutralen konkurrenz) oder tut er das nicht?

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Thomas Knüwer 23. Mai 2013 um 21:50

Das widerspricht sich überhaupt nicht. Die Telekom darf gerne die Preise erhöhen, so lange für alle der gleiche Marktzugang gewährleistet ist. In dem Moment, da die Telekom ihre Dienste oder die von Unternehmen, die ihr Geld zahlen, aus der Begrenzung herausrechnet, ist der Marktzugang nicht mehr gleich. In diesem Moment ist der Staat gefragt, denn er muss für einen funktionierenden Markt sorgen.

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Petition zur Netzneutralität | itbeobachter 23. Mai 2013 um 19:15

[…] die Petition von Johannes Scheller zur Netzneutralität zu unterstützen. Und um es auch an dieser Stelle noch einmal zu wiederholen, es geht nicht num die Preiserhöhung für Flatrates. Das ist eine […]

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fwhamm 23. Mai 2013 um 20:44

Schlimm finde ich an der Kommunikation der Telekom auch, dass sie zunächst durchblicken lässt, sie würde in ländlichen Gegenden DSL nicht mehr ausbauen sondern auf drahtloses Internet setzen. Dann rudert sie bei Gegenwind wieder zurück. Sie muss wohl erst noch ihre Kommunikation überdenken.

Doch noch schlimmer finde ich die Konsequenzen für die ländlichen Gegenden bei dem sich abzeichnenden Rückzug der Telekom vom DSL-Ausbau. Nur LTE für zuhause kann da geschwindigkeitsmäßig einigermaßen mithalten. Und da zieht die Drosselung bereits bei 10 GB. Inklusive Abschaltung von peer-to-peer Verbindungen.

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borgdrone 23. Mai 2013 um 20:58

Das erklärt sich hier aber besser…mit neuem Clip von der Telekom
http://waschtrommler.org/2013/05/23/willkommen-neue-telekomtarife/

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Leaving Orbit 23. Mai 2013 um 22:45

Darf ich vielleicht kurz den Irrtum aufklären, dass die Anzahl der Mitzeichner darüber entscheidet, ob die Petition überhaupt behandelt wird? Tut sie nämlich nicht. Vor den Ausschuss kommt die Petition selbst bei nur einer einzigen Mitzeichnung.

Das Erreichen von 50.000 Unterschriften in einer bestimmten Frist führt lediglich dazu, dass der Petent dieser höchstwahrscheinlich „Verhandlung“ beiwohnen darf. Aber selbst dies ist theoretisch auch schon mit weniger Mitzeichnungen möglich, falls der Bundestag den Petenten dabei haben möchte.

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xxx 23. Mai 2013 um 23:27

Wieso ist der marktzugang nicht fuer alle gleich, wenn doch jeder dienstanbieter die Telekom ebenfalls dafuer bezahlen darf, dass er von der drosselung ausgenommen wird? 😉

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Thomas Knüwer 24. Mai 2013 um 8:47

Weil die Telekom selbst Dienstanbieter ist.

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Drossel komm raus! | Sashs Blog 24. Mai 2013 um 0:35

[…] nicht so ganz mit der Netzpolitik vertrauten Lesern sei insbesondere dieser Artikel von Thomas Knüwer auf seinem stets lesenswerten Blog “Indiskretion Ehrensache” empfohlen. […]

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opposition 24. Mai 2013 um 8:12

Was soll das sein, dieses „Recht auf Netzneutralität“? Mit 75 GB kann man am Informationsaustausch im Internet komfortabel teilnehmen. Der Konsum von Unterhaltungsprodukten wie etwa Video on Demand ist reine Privatsache – und kein Menschenrecht gemäß irgendeiner Charta. Zahllose kommerzielle Anbieter schütten ihre digitalen Produkte und Dienstleistungen durch ein Datennetz, das zu großen Teilen von der Telekom unterhalten wird. Warum sollte die Telekom nicht also auch die gigantischen Kosten für diesen Apparat an die Verbraucher weitergeben? Zumal von einem überschaubaren Aufschlag in Höhe von 10 bis 20 Euro monatlich gesprochen wird – für unbegrenzten Netzgebrauch rund um die Uhr. Warum also diese ganze Aufregung?

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Thomas Knüwer 24. Mai 2013 um 8:56

Nochmal zum Mitdenken:
1. Es gibt ein Recht auf Stromversorgung und eines auf Wasserversorgung. In diesem Zusammenhang darf durchaus diskutiert werden, ob auch das Internet eine solche gesellschaftsrelevante Ressource geworden ist.
2. In einem Land mit nicht unerheblichem technischen Anspruch ist eine dramatische Rückkehr zu Modem-Zeiten aus Sicht des Wirtschaftsstandortes nicht akzeptabel.
3. Netzneutralität besagt, dass Onlinezugangsanbieter alle Daten gleich behandeln. Das ist aber nicht der Fall, wenn Anbieter gesonderte Durchleitungsverträge abschließen können, durch die ihre Daten nicht unter eine Drosselungsgrenze fallen. Erst recht aber nicht, wenn der Onlinezugangsanbieter selbst solche Daten anbietet. Hier muss der Staat genauso einschreiten wie bei einem Stromleitungsbetreiber, der für andere Stromanbieter keine Versorungssicherheit garantiert oder bei Google, wenn der Suchkonzern eigene Dienste grundsätzlich an die erste Stelle schieben würde.
4. Dass die Telekom ein wirtschaftliches Problem hat liegt maßgeblich an ihrer eigenen Struktur und an Missmanagement. So gibt es offensichtlich zu viele Kundendatenbanken, die nicht miteinander kommunizieren. An dem Thema arbeiten sich Beraterheere seit Jahren ab. T-Home basiert auf einem technisch rückständigen Windows-System. Hinzu kommen zig Umstrukturierungen, die viel Geld kosteten aber keine Wirkung brachten. Letztlich ist das Grundproblem aller Telcos: Sie sind zu hundert Prozent vertriebsgetrieben und somit kundenunfreundlich. Wer kundenunfreundlich agiert, aber ein für das Leben nötiges Produkt anbietet, landet immer auf der gleichen strategischen Herausforderung: Die Kunden zahlen zwar, ihre Zahlungsbereitschaft ist aber so niedrig, wie nur eben nötig. Das aber kann nicht das Problem der Gesellschaft sein.

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opposition 24. Mai 2013 um 9:54

@Thomas Knüwer: Alles legitime Punkte. Aber letztlich geht es darum, ob die uneingeschränkte Nutzung des Internet bis zu 20 Euro monatlich teurer wird. Ein solch moderater Preisanstieg ist verkraftbar und eine Investition in die Zukunft – in der dann alle digitalen Angebote „netzneutral“ genutzt werden können. Der träge Koloss Telekom ist nämlich ebenfalls ein gesellschaftlich gewachsenes Phänomen, das mit seinen Mitarbeitern, externen Beratern und Technologien einen ganz eigenen Wert bzw. Preis hat. Strom gibt es ja auch nicht zum Nulltarif. Ganz im Gegenteil, Energie ist immer noch viel zu billig, weil Folgekosten und Investitionen in die Zukunft noch gar nicht vollständig im Energiepreis abgebildet werden. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Internet. Wer rund um die uhr stetig größere Bandbreiten in Anspruch nimmt, sollte auch bereit sein, 10 oder 20 Euro mehr im Monat dafür zu bezahlen.

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Thomas Knüwer 24. Mai 2013 um 10:02

Nein. Genau darum geht es nicht. Es geht nicht um eine simple Preiserhöhung, damit hätte ich keine Probleme. Es geht um die weitere Beschädigung eines Marktes, der durch seine Oligoplsituation heute schon nicht frei funktionabel ist. Wenn die Telekom sich als Anbieter von Diensten zurückzieht, darf sie gerne die Preise erhöhen. Letztlich brauchen wir entweder eine gesetzliche Festschreibung der Netzneutralität oder eine Zerschlagung der Unternehmen in Netzanbieter und Leistungsanbieter.

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opposition 24. Mai 2013 um 10:00

PS: Wir haben uns alle viel zu sehr an den den Glauben gewöhnt, dass Telefonie und Mobilkommikation immer billiger wird. Der Werbung diverser aggressiver Marktteilnehmer sei Dank!

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Thomas Knüwer 24. Mai 2013 um 10:38

Aber bitte fallen Sie nicht auf die Lügen der Deutschen Telekom herein. Die angeblichen 80 Mrd. Euro, die der Netzausbau kosten soll, würden jedem Haushalt in Deutschland eine 200-Mbit-Leitung verschaffen. Sollte die Telekom diese Pläne haben – toll. Tatsächlich aber will sie weg von Glasfaserleitungen und hin zum technisch beschränkten Vectoring.

Der eigentlich Grund für all das ist: Die Telekom ist mit ihrem Kerngeschäft überfordert und will sich deshalb ein Monopol in Sachen Digitale Dienste errauben. Das gilt es zu verhindern, so man den Technologiestandort Deutschland nicht noch weiter abstürzen lassen will.

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Gegen die Drosselkom: Kreative Netzbewohner | Pyrolirium 24. Mai 2013 um 10:10

[…] korrigierter Grafik von Martin Schmitt erschienen. Sie steht unter anderem bei Indiskretion Ehrensache . Auf Jörn Schaars feiner Seite wird das Telekom-Problem noch einmal ausführlich […]

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SK 24. Mai 2013 um 10:21

Hat sich schon mal Jemand über die Aussage der Telekom-PR wirklich Gedanken gemacht? Die Telekom lehnt bei einer DSL 16000 Verbindung Videostreaming grundsätzlich ab (wegen zu geringer Bandbreite). D.h. man ist gezwungen über den Mediareceiver der Telekom den jeweiligen Film herunterzuladen. Warum jetzt die PR das auf einmal als möglich ansieht, bleibt mir verborgen. Also rechnen wir weiter damit, dass wir die Filme herunterladen müssen. Bei 20 Stunden Video (1 Std=3 GB Volumen) sind wir bei 60 GB download. Wenn man dann noch dazu rechnet, dass ja auf den verschiedenen Layern der Netzwerkschichtauch noch Protokolle dazurechnen muss und die meisten Video-Anbieter ihre Daten auch noch verschlüsseln, kommt man leicht auf zusätzlich 20% Overhead für die Datenübertragung. 60 GB + 20% = 72 GB. Aber bitte immer dran denken: vorher keinen Trailer ansehen!!! Sonst ist die Bandbreite schon vorher erschöpft. Bei den Videos in HD-Qualität benötigt der Speicherbedarf 10 GB je Stunde. Dann wären wir bei 6 Stunden = 60 GB und könnten wie bei der Übertragung der SD-Videos weiter rechnen. (Quelle des Speicherbedarfs von Video-Filmen wikipedia). Wie dann mit 75GB das Ganze funktionieren soll, müsste mal die PR gefragt werden. Und immer daran denken, bei DSL 16000 bietet die Telekom kein Videostreaming an, weil die Bandbreite zu gering ist.

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ColtCobra 24. Mai 2013 um 10:57

Je länger ich versuche, mich objektiv mit der Drosselkom-Diskussion auseinanderzusetzen, des fragwürdiger erscheinen mir viele Argumente. DIskussion ist notwendig und Kritik berechtigt, das Ausmaß erscheint mir aber völlig unverhältnismäßig. Denn die dauerhaft tragfähigen Lösungen würden auch kaum auf Beifall stoßen.
Meine Gedanken und Schlussfolgerungen:

– Wer 20 VoD im Monat nutzt ist „nicht überdurchschnittlich digital aktiv“ – wovon soll das der Durchschnitt in welchem Jahr sein?
– Die Telekom muss kostenlose Dienste wie Skype und YouTube, die Ihre eigenen kostenpflichtigen Dienste und damit ihre Existenzgrundlage ersetzen, zwingend endlos kostenlos durchleiten – mittel- und langfristige Auswirkungen!?
– „Kosten für einen Großteil der Kunden stabil halten“ sei entweder eine Lüge oder Inkompetenz, dazwischen gebe es nichts – wirklich zuende gedachte Kritik an einem Verantwortlichen für über >100k Arbeitsplätze?
– Mit über 300 kbit ist das Internet „praktisch nicht zu nutzen“ – was muss denn alles endlos gratis nutzbar sein?
– Die Kommentare zum Grafikdesign – Beitrag zur Diskussion an sich?
– Legitimer Lösungsansatz: Internet für alle teurer machen – die Telekom verliert Kunden, soll aber die Infrastruktur trotzdem alleine ausbauen und unterhalten?

Das ein Wirtschaftsunternehmen die direkte Konkurrenz bei der Zerstörung des eigenen Existenzgrundlage nicht unterstützt, sollte bei der Kritik etwas berücksichtigt werden. Für meine Begriffe gehört die Kritik somit nicht an die Telekom, sondern an Frau Merkel und Ihre Initiative zum Breitbandausbau gerichtet. Bezahlt die den Netzausbau für alle, dann nimmt die Telekom sicher auch gerne die Drosselung zurück. Mal sehen, ob das eine Mehrheit bekommt.

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Thomas Knüwer 24. Mai 2013 um 11:02

Bitte hinterfragen Sie selbst mal ihre Argumente.
– Die Grafik einer Familie oben zeigt schon, wie lächerlich die 75GB-Grenze ist – und das schon heute.
– Selbstverständlich muss sie diese Daten durchleiten. Was würden Sie sagen, wenn Ihre Stadtwerke sich weigerten, den Strom anderer Anbieter durchzuleiten?
– Ja. Es gibt viele inkompetente und lügende Manager.
– Mit einer Bandbreite von 300 kb ist das Internet, wie wir es heute haben nicht nutzbar. Fakt.
– Nein, das Grafikdesign der Telekom unterstreicht nur, dass sich der Konzern noch nicht im 21. Jahrhundert befindet.
– Wenn die Telekom Kunden verliert, ist das der Markt. Ich bin Freund der Marktwirtschaft. Sie nicht?

Was Sie offensichtlich möchten ist eine Telekomisierung des Marktes. Dem kann ich nur heftigst widersprechen. Und nach wenigen Tagen sehen das über 50.000 Unterzeichner der Bundestagspetition genauso.

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ColtCobra 24. Mai 2013 um 11:24

Sie nennen es Telekomisierung des Marktes, kann man so sehen. Ich frage mich, wie dieser Markt überhaupt dauerhaft gerecht funktionieren kann und biete die staatliche Finanzierung der Netze als Lösung an.
Dass die Telekom „ein Monopol in Sachen Digitale Dienste errauben“ möchte, scheint mir eher eine Verschwörungstheorie zu sein. Auch bei der genannten Drosselung ist ihre Marktposition in dem Bereich kaum stark genug, es durchzusetzen. Dagegen setze ich: Was wäre eigentlich, wenn Apple, Google oder Microsoft Ihre auf den Telekomleitungen erzielten, wahrhaft märchenhaften Gewinne eines Tages einsetzen, um die Telekommunikationskonzerne zu kaufen!? Die haben sowohl das Geld als auch die Marktposition, das Monopol auf digitale DIenste durchzusetzen. Die Telekom verhält sich an der Stelle mit der Drosselung defensiv.
Noch mal: Ich finde die Aktion der Telekom auch nicht toll aber ich glaube, dass sie im Gesamtkontext zumindest nachvollziehbar und nicht in diesem einseitigen Maße kritikwürdig ist. M.E. dürften de facto sehr wenige Haushalte mit einer 16 MBit-Leitung die oben genannten Datenmengen durchziehen, in welcher Aufteilung auch immer. Aber dass die Telekom der Konkurrenz gefälligst gratis die Infrastruktur bereitzustellen hat, kann nicht dauerhaft gerecht funktionieren. Da muss es noch etwas anderes zwischen Inkompetenz und Lüge geben. Die Diskussion sollte sich m.E. langsam von der Empörung abwenden und in diese RIchtung entwickeln.

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Klaus Jarchow 24. Mai 2013 um 11:51

Mir geht in der ganzen Diskussion etwas unter, dass der größte Anteilseigner der Telekom wir selbst sind – also der deutsche Staat (über Bundesregierung und KfW). Dass es also trotz einer AG-Struktur keineswegs um ‚privatwirtschaftliche Entscheidungen‘ geht, sondern um eine jederzeit mögliche Regierungsintervention dank einer Sperrminorität. Dass von Schwatzgelb in diesem Punkt wenig zu erwarten steht, ist mir auch klar.

Zudem sollten Monopole für lebenswichtige und konkurrenzlos installierte Dienstleistungen (Stromnetz, Wassernetz, Kommunikationsnetz) grundsätzlich nicht den Privaten überantwortet werden.

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SK 24. Mai 2013 um 11:53

@ColtCobra
„Aber dass die Telekom der Konkurrenz gefälligst gratis die Infrastruktur bereitzustellen hat, kann nicht dauerhaft gerecht funktionieren. “
Der Telekom gehört nicht das Internet, sie stellt einen Zugang bereit. Ein Provider stellt den Zugang, die anderen sind Diensteanbieter. Der Provider stellt nicht dem Diensteanbieter die Leistung zur Verfügung, sondern seinen Kunden. Bleiben wir bitte bei der Wahrheit und verdrehen das Ganze nicht, so wie wir gerne Argumentieren möchten.
Außerdem gibt es schon sehr viele Familien, die keine einschlägigen Fernsehprogramme mehr sehen, sondern über Clipfish oder Youtube ihre Sendungen zusammenstellen. Fernsehen 2.0
An diesem Markt möchte die Telekom mit verdienen? Kein Problem, soll sie Diensteanbieter werden und fertig.
Sie soll aber diesen Konkurrenzkampf nicht über die Kunden austragen, wo die Dienste anderer massiv eingeschränkt werden.

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ColtCobra 24. Mai 2013 um 12:33

@SK
Wir haben vermutlich in erster Linie unterschiedliche Meinungen zur Auflösung der Situation, nicht mit der Problembeschreibung.

Z.B. stelle ich keinesfalls in Abrede, dass sich immer mehr Menschen ihr Unterhaltungsprogramm im Internet zusammenstellen. Allerdings werden diese Haushalte meist schnellere (und teurere) Leitungen mit weit höheren Drosselgrenzen haben. Die würden nun noch attraktiver und sind für diese Nutzergruppen eh viel besser geeignet.

Für einseitig halte ich nur das Argument, die Dienste anderer würden massiv eingeschränkt. Das werden sie nur dann, wenn ohnehin sehr viel genutzt wird UND keiner mehr zahlen möchte, weder Anbieter noch Kunde. Und das halte ich im Prinzip für gerechtfertigt. Für die Angebote der Telekom wie Telefonie oder T-Entertain muss der Kunde zahlen, die Geschäftsmodelle der Konkurrenzdienste basieren häufig auf Werbung und sind für den Kunden gratis. Und wenn z.B. andere Dienste Telefonie überflüssig machen, aber für alle umsonst sind, dann ist das auf Dauer nicht einfach nur Pech für die Telekom, sondern existenzgefährdend für das System. Und wenn der Konsument von vielen Seiten eingeflüstert bekommt, dass der Bestand dieser Gratiskultur selbstverständlich ist, ist dieser Spirale auch schwer zu entkommen.

Es gibt aus meiner Sicht drei Lösungsansätze:
1. Der Nutzer zahlt mehr
2. Der Anbieter der Dienste zahlt etwas an den Netzbetreiber (wie im Übrigen ja auch die privaten Versorgungsunternehmen für die Nutzung anderer Leitungen)
3. Der Staat als neutrale Instanz zahlt die Infrastruktur

Ich denke nur, dass die Variante, in der alle miteinander immer weiter beliebig das Netz füllen und sich an den Konditionen nichts ändert, auf Dauer nicht funktionieren kann. Das möchte ich zur Diskussion stellen, nicht mehr und nicht weniger.

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eldersign.de » Blog Archiv » Warum ich die Petition zur Netzneutralität mitgezeichnet habe und ihr das auch tun solltet 24. Mai 2013 um 14:12

[…] Datenvolumen vom 75 GB als “durchschnittlich ausreichen” zu bezeichnen, zeugt von einer Weltfremdheit, dass man sich nur noch fremdschämend abwenden kann. Am besten durch […]

Antworten

J. S. 24. Mai 2013 um 15:14

@opposition
„Energie ist immer noch viel zu billig“

Ja ne, ist klar. Weitere Ergüsse von dir braucht man sich gar nicht mehr antun.

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Daarin 24. Mai 2013 um 16:12

Was soll eigentlich die Propaganda dass es ohne eine Erhöhung des Preises zu einem Bankrott der Telekom kommen _muss_? Wenn ich die Presseberichte der Telekom richtig deute glaube ich eigentlich dass die im Quartal bevor überhaupt irgendwelche Pläne zur Drosselung bestanden eine halbe Milliarde eingefahren haben (alles in allem).

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Thomas Knüwer 24. Mai 2013 um 17:32

Dazu muss auch mal gesagt werden: Weder in den Niederlanden noch in Slowenien oder Chile ist ein Massensterben von Telekomanbietern zu beobachten – obwohl dort die Netzneutralität gesetzlich verankert ist.

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Ella 24. Mai 2013 um 18:08

Die Telekom hat Schwierigkeiten, Verträge überhaupt zu erfüllen. Bei uns fiel nicht nur das Internet zeitweise aus, auch der Telefonanschluss bereitete seit Jahren Probleme. Wir wohnen nicht „auf dem Land“! – … haben den Anbieter gewechselt – und Kosten gespart!

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Lesenswertes 25/05/2013 | Sebastian Booch 25. Mai 2013 um 7:07

[…] Die Deutsche Telekom – immer hilfloser Ich bin ja sehr froh, dass ich Kunde bei KabelBW bin. Die haben schon gesagt, dass es keine Drossel geben wird, und auch sonst kann man mit denen echt zufrieden sein. Die Telekom scheint hingegen jeden Bezug zur Realität verloren zu haben. […]

Antworten

Links no. 2 | JaKoch 26. Mai 2013 um 19:24

[…] Auch wenn die Drosselung der Telekom nur ein sehr geschicktes PR Instrument ist, um die geplante Abschaffung der Netzneutralität zu verschleiern ist es doch interessant, sich anzuschauen, wie weit die 75GB in einer Familie reichen würden… […]

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