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Es ist ein fröhliches paidcontenten in diesem noch so jungen Jahr. Deutschlands Medien berauschen sich an jedem der ihren, der so irgendwiewas macht, was ansatzweise in die Richtung „Leser zahlen für Inhalte“ geht, allein der Versuch gilt schon als erfolgreich, wird er nur gewagt.

Doch seien wir ehrlich: Die meisten Ankündigungen in diesem Feld sind nicht wirklich Paid Content. Wenn nach 15 Artikeln im Monat Geld gefordert wird, wie es nun beispielsweise die „Braunschweiger Zeitung“ tut, dann betrifft dies im für die Zeitung günstigsten Fall 10 Prozent der Leserschaft, eher weniger. Es ist der Versuch, nur die innigsten Freunde eines Produktes zahlen zu lassen – eine merkwürdige Interpretation einer Kundenbeziehung.

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Wieviele von diesen höchstens 10 Prozent (eher weniger) werden zahlen, wenn das Löschen von Cookies die Zählung auf Null setzt oder sogar Ad Blocker die Bezahlschranke durchbrechen? Tatsächlich berichten Nutzer, dass Adblock Plus schon reicht, um unbeschränkt freien Zugang zur „Braunschweiger Zeitung“ zu haben (ich habe das bei mir nicht nachvollziehen können).

Und lassen wir auch mal die Frage außen vor, ob tatsächlich viele Menschen für kurze Artikel zahlen wollen, die weitestgehend von DPA stammen: Am Montag Nachmittag hat das längste der fünf Aufmacherstücke auf der Startseite der Niedersachsen rund 3.500 Zeichen, vier der fünf Artikel stammen von DPA.

Nein, tun wir einfach mal so, als ob es tatsächlich eine Bereitschaft unter den Menschen gäbe, für austauschbare Stückchen Alltagsjournalismus Geld zu entrichten.

Was wäre dann?

Wut. Enttäuschung. Eingeschaltete Verbraucherschutzanwälte. Vielleicht würde Ilse Aigner aktiv werden, wäre sie nicht Teil einer Bundesregierung, die dem Lobbyismus der Verlagsindustrie besonders hörig wäre.

Denn wer für Journalismus zahlen will, der überwindet vielleicht die Paywall, doch dahinter liegt ein Dschungel, bestehend aus Inkompetenz, Kundenunfreundlichkeit und zwielichtigen Tricksereien.

Am deutlichsten wird dies im Bereich der Mobile Apps – denn in den Appstores spricht ja der Kunde selbst. Hören wir ihm also mal zu:

Süddeutsche.de (1,79 Euro/Monat) für iPhone: 2 von 5 möglichen Sternen

  • „… beim letzten Vorgang wurde man bei dieser technisch minderwertig umgesetzten App mehrmals durch den Bezahlvorgang gelotst mit der Folge, dass zweimal abgebucht wurde…“
  • „Gewohnt gute Artikel leider technisch Katastrophe. Jeder 2. Artikel lädt nicht – wo bleibt das Update?“
  • „?st das echt so schwer eine stabile und aktuelle App zu programmieren?“
  • „… die App crasht häufig. Ständig Ladefehler in einzelnen Artikeln – heute habe ich Ladefehler ohne einen einzigen Artikel zu sehen. Teilweise bestehen Artikel lediglich aus der Überschrift.“

Nachtrag: Diese App wurde gestern abgestellt. Anscheinend entfernt sich damit die SZ aus dem Paid-Content-Bereich von iPhones.

Frankfurter Allgemeine Zeitung (3,59  Euro/ Monat) für iPhone: 3 von 5 Sternen

  • „Leider bleiben selbst auf der Hauptseite manche Artikel tagelang stehen. So scrollt man sich genervt durch News von gestern und vorgestern und fragt sich, ob man dafür Geld ausgeben soll.“
  • „Warum ist die mobile Webseite um ein Vielfaches besser?“
  • „Fotos/Grafiken werden nicht mehr angezeigt. Weitergehende Artikel können nicht aufgerufen werden.“

FAZ (1,79 Euro/Monat) für iPad: 2,5 von 5 Sternen

  • „Die FAZ ist technisch nicht zeitgemäß weil: Sie nicht auf 2 bzw. mehreren Geräten gelesen werden kann. Artikel nicht archiviert bzw. versendet werden können. Die Registrierung umständlich ist.“
  • „Keine Verbindung zum Internet??? Wirklich?? Als einzige App auf meinem iPad? Absturz beim Löschen, Absturz beim Suchen, Absturz…“
  • „Mit dem unterbrochenen Ladevorgang ist zwar das Geld bezahlt, das Recht auf eine Online-FAZ-Ausgabe aber verfallen!! Wiederholt man den Ladevorgang, wir auch neu (und somit zusätzlich) berechnet.“

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (3,59 Euro pro Ausgabe) für das iPad: 3,5 von 5 Sternen

  • „Ich zahl für eure verbuggte e-paper-Ausgabe doch nicht mehr als für die Papiervariante beim Bäcker um die Ecke!“
  • „Es ist eine Unverschämtheit, dass als Komplett-Abonnent der Rhein-Main-Teil nicht enthalten ist.“

Der Spiegel E-Reader (4,49 Euro/Ausgabe) für das iPhone: 2 von 5 Sternen

  • „Lädt nix mehr unter iOS6.“
  • „Trotz Registrierung beim Spiegel schlägt jede Anmeldung fehl. Einkäufe sind nach einem Hardwarewechsel verschwunden. Support oder die Funktion ,Einkäufe wiederherstellen‘ gibt es nicht. Beim Einkauf werden Hefte zweimal berechnet.“
  • „… bei der Spiegel-Telefonhotline tut man so, als ob man dafür nicht verantwortlich sei.“
  • „Ich verstehe nicht, warum die App nach Jahren immer noch genauso oft abstürzt wie früher.“

Der Spiegel E-Reader (4,49 Euro/Ausgabe) für das iPad: 3 von 5 Sternen

  • „Für 3 Ausgaben lief alles so, wie es soll. Doch nun geht gar nichts mehr. Weder Login noch laden der bereits bezahlten (!) Ausgaben.“
  • „Beeilt euch nun mal endlich mit dem Update auf iOS6, das ist ja unglaublich, den Online-Spiegel nicht nutzen zu können.“
  • „Nun auch Neuinstallation nicht möglich. Habe mein Abo fristlos gekündigt.“
  • „Habe eine Ausgabe des Spiegel bestellt und zwei wurden abgerechnet ohne dass ich ein Abo abgeschlossen habe. Kein Support.“
  • „Leider ist die App aktuell nicht zu gebrauchen.“

Braunschweiger Zeitung e-paper (1,79 Euro/Ausgabe) für das iPad: 3,5 von 5 Sternen
(Die App ist noch so neu, dass es erst drei Kritiken und 13 Bewertungen gibt. Bei so wenigen Nutzern ist eine seriöse Einordnung eigentlich nicht möglich. Hier taucht sie nur auf, weil die „Braunschweiger“ oben explizit erwähnt wird.)

  • „Jede zweite Seite muss nach dem Scrollen auf die richtige Größe eingestellt werden.“

WAZ-Zeitungskiosk (0,89 Euro/Ausgabe) für das iPad: 3 von 5 Sternen

„Samstag morgen und schon wieder warte ich seit fast einer Stunde, dass meine Zeitung geladen wird… Ein weiterer Kritikpunkt: Die Auflösung der Comics (und auch der Bilder) ist so schlecht, dass man die Inhalte der Sprechblasen teilweise raten muss.“

„Warum klappt die Lieferung Samstags nie????“

Die Zeit (3,59 Euro/Ausgabe) für das iPad: 2,5 von 5 Sternen

„Leider stürzt die App s t ä n d i g ab.“

„Beeindruckendes Unvermögen bei der Stabilität der App.“

„Nach längerer Zeit habe ich die Hoffnung auf Stabilität aufgegeben und die App deinstalliert!“

Handelsblatt Insider (4,49 Euro einmalig) für das iPhone: 3 von 5 Sternen

„In letzter Zeit viele Fehler.“

„Für jeden mit einem größeren Portfolio oder Watchlist ist das Programm an dieser Stelle schon nutzlos. Selbst große Firmen wie BMW fehlen, warum auch immer. Vom Support gab es vor 5 Tagen nur eine Eingangsbestätigung, das war es gewesen!“

„Zu teuer, zum größten Teil veraltete Infos und dazu funktioniert das App seit über 2 Monaten nicht richtig…“

Handelsblatt E-Paper (1,790m Euro/Ausgabe) für das iPad: 2 von 5 Sternen

  • „Bilder und Anzeigen sind teilweise unscharf und nicht lesbar.“
  • „Trotz Update stürzt die App ab.“
  • „Es gibt jetzt nur noch einen Bugg – gleich nach Programmstart. Jetzt funktioniert gar nichts mehr.“

Haz24 (1,79 Euro/Ausgabe) für das iPad: 3,5 von 5 Sternen

  • „Trotz angeblicher Buggfixes stürzt die App regelmäßig ab.“
  • „Beim Aufruf der Bibliothek stürzt die App nach ca. 5 Sekunden ab und ist dadurch gänzlich unbrauchbar.“
  • „Noch vor Ablauf des Abos gelöscht.“

Die Welt (14,49 Euro/Monat) für das iPad: 3,5 von 5 Sternen

  • „Aktuell funktioniert leider gar nichts.“
  • „Namentliche Zwangsregistrierung, da ist mir schon klar, was auf mich zukommt.“
  • „Bei mir (wie bei vielen anderen Lesern) funktioniert seit dem Umstieg weg von Apple hin zu der eigenen Bezahlmethode gar nichts mehr.“
  • „Nach Update auf Version 4 wurde mein Abo (noch gültig bis Mai 2014!) nicht mehr erkannt und übernommen. Nach diversen Anrufen und Supportanfragen bin ich immer mit Standardsätzen abgespeist worden, heute habe ich die App gelöscht und wollte sie neu installieren und jetzt geht gar nichts mehr.“

Die Welt Tablet App für Android: 2 von 5 Sternen

  • „Heute kann ich z.B. keine aktuelle Ausgabe mehr laden, da die Ladefortschrittsanzeige plötzlich negative Prozentwerte anzeigt und so wohl nie 100% erreicht werden! Häufig wird ab Seite 3 eines Artikels nur noch der halbe Text angezeigt. Dann fehlen Teile in den Überschriften.“
  • „Ab Seite 3 oder 4 sind die Einzelberichte unvollständig und auf Feedback gibt es keine Reaktion.“

Frankfurter Rundschau HD für Android: 2 von 5 Sternen

  • „Fehlerhafte Darstellung, unglaublich langsam und ruckelig.“
  • „Absturz nach Ladung der FR. Kann nicht nochmals aufgerufen werden. Neuinstallation mit dem gleichen Ergebnis. Fast genau so ist es übrigens mit dem neuen App des FOCUS.“
  • „Performance wird mit jedem Update schlechter, zur Zeit gar nicht nutzbar.“

Dies sind nur einige Ausschnitte. Natürlich gibt es auch besser bewertete Apps, doch  vier Sternen  sind selten. Sie erhalten zum Beispiel die iPad-Apps der „Frankfurter Rundschau“ und des „Stern“, die Android-App der „Taz“ oder die iPhone-App der „Bild.

In Sachen Android sind die Verlage höchst zurückhaltend. So entstehen kuriose Situationen wie eine privat geschriebene App, die Faz.net aufbereitet. Interessant ist auch die Android-App OnlineZeitung Deutschland – hier gibt es eine Reihe von Blättern auf das mobile Endgerät. Und: Der ansonsten (wie es scheint – ich bitte um Hinweise) nicht zu identifizierende Programmierer brainiapp erntet 4,5 von 5 Sternen – Kritiken sind selten zu finden.

Nun kann man es nicht jedem recht machen. Auffällig aber sind dann doch die massiven negativen Bewertungen. Regelmäßig ergibt sich eine 50/50-Teilung: Bei der Hälfte der Nutzer läuft eine App problemlos – bei der anderen Hälfte gar nicht.

Ebenfalls auffällig: Die vielen Beschwerden über mangelnden oder fehlenden Support. Dabei nutzt anscheinend kein Verlag die Möglichkeit über Probleme zu kommunizieren. Dies wäre ja möglich, beispielsweise über Push-Mitteilungen oder Fenster innerhalb der App. Zweckentfremdet genauso über die Beschreibung der Apps im Store oder durch eigene Kritiken (letzteres würde natürlich gegen die Store-Regeln verstoßen – eine Ahndung scheint aber unwahrscheinlich).

Dies setzt sich fort im Bereich der E-Paper-Abos. In Zeiten, da Lieferketten komplett digital begleitet werden, scheinen die allermeisten Verlage nicht in der Lage, einen digitalen Bestellvorgang für ein digitales Produkt anbieten zu können.

So berichtete ein Freund, im Ausland lebend und somit Idealkunde für eine E-Paper-Zeitung, es habe Tage gedauert, bis nach dem Bestellvorgang eine Reaktion erfolgte, weitere Tage vergingen bis das Abo freigeschaltet war.

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Kein Einzelfall. Hier die Erzählung eines Interessenten für eine digitales Abo der „Rheinischen Post“:

„Ich wollte am 23. November das ePaper der RP abonnieren. Es war ein Freitag. Ich hatte das ePaper bis dahin über die tolle „Press-Reader“-App gelesen, in der man für eine Art Flatrate-Betrag Hunderte Zeitungen aus aller Welt lesen kann. Ich merkte aber, dass ich aus Zeitgründen fast nur die RP las, also wollte ich zum günstigeren RP-ePaper greifen. Ich bestellte das ePaper – zunächst ein 7-Tage-kostenlos-Probe-Abo – also im Netz und erwartete – wie man es im Jahr 2012 ja gewohnt ist – sekündlich eine Bestätigungsmail, um mich anschließend einzuloggen. Doch weit gefehlt: Es kam keine Mail. Ich suchte den Fehler bei mir, sah im Spam-Ordner nach, fand aber nichts. Die Mail kam dann doch. Drei Tage später. Am Montag, den 26. November. Sie enthielt – Achtung kein Scherz! – ein PDF mit einer in Brief-Form verfassten Auftragsbestätigung, sowie ein weiteres PDF mit den AGBs. Mein Probeabo, so hieß es in dem Brief, würde am 29. November starten – also drei Tage nach der E-Mail und sechs Tage (!) nach der Bestellung. Offenbar muss die Rheinische Post also erst einen Boten per Pferd zum Rechenzentrum losschicken, um meine Login-Daten zu übermitteln. Oder so.“

Doch der unzeigemäßen Absurditäten war damit noch kein Ende bereitet:

„Schon kurz vor Ablauf der Probezeit bekam ich einen Anruf mit einem Angebot, das RP-ePaper drei Monate lang zu lesen, mit automatischer Kündigung danach – zum Preis von 14 Euro pro Monat. Und: Ich dürfte mir eine Prämie aussuchen. Ich wählte eine „Carrera-Bahn mit Looping“. Eine solche Bahn gibt es im Netz nirgends für weniger als 39 Euro. Das ePaper-Abo kostet mich nun also 1 Euro pro Monat.“

Irre, oder?

(Kleiner Einschub der Lustigkeit wegen: Versuchen Sie mal beim „Handelsblatt“ ein Print-Jahresabo abzuschließen. Diese Option exisitiert im Netz nicht, stattdessen lassen sich nur 4-Wochen oder 3-Monats-Abos abschließen, ander Fristen sind nur mit einer „Leser werben Leser“-Aktion möglich. Was gar nicht gedacht ist: Ein Abo ganz ohne eine Prämie zu bestellen. Zurück zum Thema.)

Nicht zeigemäß ist auch die Bepreisung. 28,20 Euro kostet das gedruckte Blatt im Stadtgebiet Düsseldorf. Für 5 Euro mehr gibt es zusätzlich die Digital-Ausgabe – schon hier muss die Frage erlaubt sein, warum der treue Leser für ein Produkt extra zahlen soll, dessen Grenzkosten bei der Herstellung 0 Euro und bei der Auslieferung wenige Cent betragen dürfen. Bizarrer wird dies noch dadurch, dass es nur beim Print-Abo einen 60-Euro-Gutschein für diverse Händler als Rabatt gibt. Sämtliche Abos können übrigens nur über zwei Jahre abgeschlossen werden – was die Hemmschwelle, sich das Lokalblatt regelmäßig kommen zu lassen erheblich anheben dürfte, andererseits natürlich auf das Fehlen eine zeitgemäßen Ordersystems hindeutet.

Doch es geht noch einen Tick wahnsinniger, worauf mich Jens Matheuszik vom Pottblog hinwies. Denn die „Waz“ offeriert ein iPad-Kombi-Abo. Sprich: Der Leser erhält für 762,40 Euro ein iPad2 (merkwürdige Wahl) sowie ein Jahr lang Zugang zur E-Paper-App des Hauses auf demselbigen.

Hegte man böse Absichten, könnte man diese Offerte fast schon als betrügerisch bezeichnen. „Bauernfängerei“ hätte es vielleicht meine Oma genannt. Denn schauen wir doch mal, was so ein iPad2 mit 16GB Speicher kostet: 399,- Euro. Bei jener E-Paper-App dürfte es sich um den Waz-Zeitungskiosk handeln. Dort kostet ein Jahresabo 159,99 Euro. Macht zusammen: 558,99 Euro – rund 200 Euro weniger als das Angebot des Waz-Konzerns. Erwähnte ich schon, dass die Versandkosten natürlich nicht inbegriffen sind?

Kurz: Wer so doof ist, seiner Lokalzeitung zu vertrauen, der wird abgezockt.

Sie merken schon: Da läuft eine Flut von Problemen auf. Zeitungsverlage sind bestens gerüstet, Papier zu bedrucken und dies an die Haustür zu liefern. Doch schon die Bestellung des alten Kernproduktes auf digitalem Weg scheint eine unüberwindbare Hürde zu sein. Der Wandel des Geschäftsmodells in Richtung komplette Digitalität führt folgerichtig zum Totalschaden.

Es fehlt an Bestellsystemen, an Kundenservice, an technischer Kompetenz. Seit über 10 Jahren nun reden Verlage von Paid Content. Die lange Liste von nicht zufriedenstellenden Angeboten beweist, dass sie sich keinerlei Gedanken gemacht haben, wie die Strukturen für solch ein Bezahlgeschäft aussehen sollen. Von der durchgetakteten Online-Order bis zur funktionierenden App: Die Verlage bieten das Bild einer Baustelle, gegen die der Berliner Großflughafen hoch professionell gemanaged wirkt.

Nachtrag: Der geschätzte Ulf Froitzheim schildert in einem lesenswerten Blog-Artikel sein Leid mit dem Versuch, ein E-Paper-Angebot der „Süddeutschen Zeitung“ anzunehmen: „Der Verlag bedruckt zwar viel Papier mit der Werbung. Aber er stellt sich dermaßen dusselig dabei an, die Hardware an die Leser zu bringen, dass man meinen könnte, der Werbeleiter heiße Potemkin.“ Das Ergebnis: „Meine Frau, auf deren Namen das Printabo lief, hat längst gekündigt, Ende Januar kommt die Zeitung zum letzten Mal, und wehe mir, ich schlösse nun selbst ein Analogabo. Nach fast 35 Jahren endet die Leser-Blatt-Bindung, weil die Vertriebsabteilung den Anschluss an die Netzgegenwart verschnarcht.“

Nachtrag vom 12.2.13: Ein besonders absurdes Beispiel für misslungene Paid-Content-Bemühungen liefert die „Sächsische Zeitung“, wie Endreas Müller sehr böse aufgeschrieben hat.


Kommentare


Olaf Storbeck 8. Januar 2013 um 13:57

Du hast die iPad-App des Manager Magazins vergessen 🙂

Die gibt es nicht. Wenn man bei iTunes „Manager Magazin“ in die Suchfunktion eingibt, erscheint viel Zeugs, als erstes die App von Capital. Die E-Paper-Variante des „MM“ ist eine absolut katastrophale Web-App, die grafisch auf C64-Niveau ist und so benutzerunfreundlich, dass ich mein Digital-Abo nach der ersten Nutzung in ein Papier-Abo umgewandelt habe.

Das ist insofern besonder absurd, als dass die Spiegel-iPad-App eigentlich ganz ordentlich ist (und bei mir auch in iOS6 funktioniert). Warum nimmt das MM die nicht einfach, tauscht die Logos aus und kippt ihre eigenen Texte rein?

Die iPad-App der FAZ finde ich übrigens ganz ordentlich, die FAS dagegen ziemlich unüberlichtlich.

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Paid Content muss man können können 8. Januar 2013 um 14:03

[…] “Es ist ein fröhliches paidcontenten in diesem noch so jungen Jahr. Deutschlands Medien berau… […]

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egghat 8. Januar 2013 um 14:08

Ein Trauerspiel seit 10 Jahren.

Man muss den Verlagen allerdings zu gute halten, dass sie mit dem Durchbruch der Tablets die erste valide Zielplattform für ihr Produkt gefunden haben und seit dem Durchbruch (sofern der überhaupt schon erfolgt ist …) noch nicht soooo viel Zeit vergangen ist. Wenn man sich die Tabletlösungen anschaut (und die Vermarktung), wird man allerdings das Gefühl nicht los, dass da noch nicht so richtig wirklich investiert wird (selbst wenn sich Döpfner beim Start des iPads morgentlich gen Cupertino verneigt haben sollte).

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Gunnar Lott 8. Januar 2013 um 14:44

Die Technikverlage machen’s ein Stück besser. Haben auch Lehrgeld gezahlt, aber jetzt verstehen sie’s:

https://itunes.apple.com/de/app/gamestar-de/id511311588?mt=8 — gute App, gut bewertet.

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Knud 8. Januar 2013 um 14:51

Und dann war da noch der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag: Ein iPad-Abo wurde entweder als Zusatzangebot für Print-Abonnenten angeboten oder als Bundle mit einem neuen iPad. Für Kunden mit vorhandenem iPad aber ohne Print-Abo gab es gar kein Angebot.
(Ist schon ein paar Monate her, mag sein, dass es jetzt anders ist.)

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VerusVotum 8. Januar 2013 um 15:06

@egghat
Gilt deine These vor oder nach der Vorstellung des iPads 2010 und dieser Schönen Aussage „Verlage sollten einmal am Tag Richtung Apple als Dank beten“ von einem VerlagsCEO?

Ich meine nur, knapp drei Jahre, einmal neue Auflösung. Wieviel zeit ist denn „nicht so viel“ wenn drei Jahre nicht ausreichen um wenigstens auf einer Plattform gut auszusehen?

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Stefan Plöchinger 8. Januar 2013 um 15:46

Kollege, die kritisierte SZ.de-App gibt es seit heute nicht mehr — auch aus den Gründen. Recherche oder einfach Nachfragen wäre gut gewesen.

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Felix aus Frankfurt 8. Januar 2013 um 16:52

„Nicht zeigemäß ist auch die Bepreisung. 28,20 Euro kostet das gedruckte Blatt im Stadtgebiet Düsseldorf. Für 5 Euro mehr gibt es zusätzlich die Digital-Ausgabe“
Das war bei der Braunschweiger Zeitung besser: Bis zum 31.12. kostete die zusätzliche ePaper-Variante 1€/Monat und lt. Aussage einer Vertriebsmitarbeiterin war es ok, dass meine Eltern die gedruckte Zeitung nach Braunschweig bekamen und ich die ePaper-Variante in Frankfurt lese (da mich nur der Lokalsport interessiert). Die waren wohl froh, ihre Zahlen pushen zu können. Allerdings war das Anmeldeprozedere und die Freischaltung so unglaublich kompliziert, dass ich dafür mehrere Wochen(!) gebraucht habe.

Seit dem 1.1. geht das allerdings nicht mehr und die krasse Preiserhöhung wird einem auch noch als „Vorteil“ verkauft:
„Ab dem 1. Januar 2013 beträgt der Preis für Ihr E-Paper-Abonnement 9,90 €. Damit sparen Sie in der Kombination mit der Tageszeitung über 37 % gegenüber dem Abonnement eines E-Papers allein.“

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Sascha Pallenberg 8. Januar 2013 um 18:00

In einem Oekosystem, welches seit Jahrzehnten durch Agentur-Content ueberschwemmt wird, hilft es auch nicht wenn man, wie Doepfner verlangte, jeden Tag eine Kerze fuer Steve Jobs anzuendet bzw. dem iPad huldigt.
Paid Content bzw. Premium Angebote funktionieren nur, wenn sie echten Mehrwert bieten. Ein schoenes und vor allen Dingen erfolgreiches Beispiel ist hier Giga OM pro:

http://pro.gigaom.com/

Analysen, Whitepapers und viel viel Content, der dem „normalen“ Leser verborgen bleibt. Uebrigens laeuft das Projekt auch schon gut 2 Jahre, von heute auf morgen hat noch niemand damit Gld verdient.

Generell sind mir derartige Angebote aber nur in Nischen bekannt. Massennews, Agenturcontent und triviale Nachrichten werden sich nicht mehr so monetarisieren lassen und das ist auch gut so.

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Martin 8. Januar 2013 um 20:11

Auch wenn im einzelnen die App-Bewertungen sicher kein objektives Bild geben (Ich lese die Zeit auf dem iPad, seit es die App gibt. Technisch gibt es da nur extrem selten Probleme), stimmt das Gesamtbild. Das meiste ist allerhöchstens Mittelmaß.Selbst c’t, iX und Co aus dem Heise-Verlag gibt es immer noch nur mit einem extrem trägen, etwas aufgemotzten PDF-Reader, der die Zeitschriftenseiten im Original-Layout anzeigt.

Das Bild ist aber leider nicht nur bei Zeitungen und Zeitschriften so trübe. Versuch mal ein eBook anderswo als bei Apple oder Amazon zu kaufen. Sämtliche Alternativen sind ungleich komplizierter. Wie will man so eine ernstzunehmende, konkurrenzfähige und erfolgreiche Alternative etablieren, wenn man durchweg weniger bietet als die Konkurrenz?

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Der Felixe 8. Januar 2013 um 22:16

@egghat, vor zehn jahren haben sie noch Zeitung gelesen und nicht jeder depp hatte ein iphone.

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Medienstarlets 8. Januar 2013 um 22:45

Das Beispiel der Rheinischen Post galt zumindest noch vor einigen Monaten für die FAZ. Da hat es nach ganz ähnlichem Procedere eine gute Woche bis zur Freischaltung gebraucht. Warum, frage ich mich, kann ich nicht eine einzelne Spiegel-Ausgabe kaufen? Wie verstehen Verlage ihre Kundenbeziehung, wenn sie vorne die Paywall für die etwas Unwissenderen aufstellen und hinten via Googl die Türen für öffnen? Was erwarten Verlage, wenn jemand ein Abo kauft und drei Wochen später erfährt, dass er über den Google-Weg kostenlos lesen könnte? Und warum werde ich überschwemmt mit Printaboprämien und bekomme nichts als Online-Abonnent – bei zum annähernd gleich hohen Abokosten?

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ungeruehrt 8. Januar 2013 um 22:51

Wie ich vorhin schon bei Twitter geschrieben hatte, treten auch bei der Focus-Magazin-App Probleme auf (was natürlich dazu führt, dass sich auch hier die Anzahl der Sterne am unteren Ende der Skala bewegen). Ähnlich wie in der Bewertung zur FR beschrieben funktioniert die Focus-Magazin-App grundsätzlich. Sobald man allerdings eine Ausgabe geladen hat, stürzt die App bereits beim Starten ab.
Das scheint aber kein Zufall zu sein, denn beide Apps gleichen sich in Design und Bedienung bis auf das letzte Pixel (mit Ausnahme der jeweiligen Logos etc.) und auch bei Appliness, einer weiteren App, die über das bekannte Design verfügt, kann man diese Abstürze beobachten. Man kann nur mutmaßen, aber hier scheinen die beiden Verlagshäuser nicht etwa eine eigene App entwickelt zu haben, sondern auf eine (offensichtlich billig gemachte) Fertiglösung zurückgegriffen zu haben.
Bei der FAZ ist es wiederum so, dass zwar eine iPad-App angeboten wird, man als Android-User aber in die Röhre schaut. Da es bei Twitter keinen menschbetriebenen FAZ-Account gibt, schrieb ich vor einiger Zeit Michael Spehr als einen der dort aktiven FAZer an. Leider war auch er nicht sehr gesprächig: https://twitter.com/ungeruehrt/status/266925901575495680
Meiner Meinung nach ein erstaunlich ignorantes Verhalten gegenüber den eigenen Kunden und mit Sicherheit nichts, was den angesprochenen Verlagen zu guter Mund-zu-Mund-Propaganda verhilft.

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Nachtwächter-Blah » Paid-Content-Fail des Tages: Tatsächlich berich… 9. Januar 2013 um 0:17

[…] des Tages: Tatsächlich berichten Nutzer, dass Adblock Plus schon reicht, um unbeschränkt freien Zugang zur &#…… da ist es ja nur noch eine Frage der Zeit, bis AdBlocker nach ausgiebiger Lobbyarbeit der […]

Antworten

vera 9. Januar 2013 um 3:42

Noch einer: http://carta.info/50815/meine-frustration-uber-paid-content-am-beispiel-des-newscientist/ Wie ’n Krankenkassenantrag.

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Hoerbert 9. Januar 2013 um 9:29

Hallo!

Wollte mal das iPad Abo der Frankenberger Zeitung ausprobieren.

Erster Versuch scheiterte, weil die Zeitung das iPad nicht innerhalb von 9 Wochen geliefert hat. Da habe ich es abgebrochen und es im Laden gekauft.

Zweiter Versuch war dann das Probeabo für 3 Monate zum Preis für 2. Habe es online gebucht und dann NIX mehr gehört bis die Rechnung kam. Auf meinen Anruf hin, haben sie mir dann den Zugangscode zugeschickt.

Halt Provinz!
Hoerbert

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Strabo 9. Januar 2013 um 10:29

@Gunnar Lott: Unter iOS funktioniert die App (auch wenn das Wischen oft recht hakelig ist und Hintergrunddownloads auch zwei Jahre nach Einführung bei Apple in der App immer noch nicht gehen). Unter Android aber eine absolute Katastrophe. Auf dem Nexus 7 unglaublich ruckelig, auf dem Nexus 10 nicht zu benutzen weil das Ding auch jetzt noch nicht mit der hohen Auflösung zurecht kommt. Antwort vom Verlag: „Liegt an Adobe“. Danke. Das hilft mir echt viel.

Positiv: Dasselbe Abo funktioniert unter Android und iOS (auch wenn ich bei der Bestellung außerhalb von Apples Welt den Zugriff auf die vorher unter iOS bestellten Ausgaben verloren habe).

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Journalissmus 9. Januar 2013 um 11:21

Dass man etwas können muß, wenn man mit ihm Erfolg haben will, ist aber auch eine Binse. So muß man sicher auch Paid Content können können. Zuvor sollte man es aber lernen können, ohne dass dabei einem dabei fortlaufend Mängel besserwisserisch unter die Nase gerieben werden – so sinnvoll Kritik sicher ist.
Die Printmedien befinden sich in einem Medienumbruch, der fast sämtliche bisherige Produktionsgegebenheiten über den Haufen wirft und damit einem Kulturschock gleich kommt. Das Internet hebt bisherige weihevolle weitgehend alleinstehende Wächterpositionen der Printtitel großteils auf, womit allein sie schon zu großen Teilen überflüssig werden dürften. Solch ein Umlernen bewältigt man natürlich nicht von heute auf morgen. Einige werden diesen Umbruch bewältigen, etliche eben nicht – so what. Das haben Umbrüche so an sich, dass in ihnen etliche auf der Strecke bleiben.

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Thomas Knüwer 9. Januar 2013 um 11:29

Lernen – gern. Nur: Nicht auf Kosten der Kunden. Wer Geld nimmt, muss Leistung bringen. Denn es gibt von Kunden immer nur eins: Geld oder Mitleid.

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Hans 9. Januar 2013 um 11:21

Haha. Ich könnte wetten, dass es bei den Zeitungsverlagen ähnlich läuft wie bei den Lexica-Verlagen: Langenscheidt weigert sich in Apps zu investieren, sondern setzt auf die Fähigkeiten eines russischen Anbieters, der seine bestehende Lexicon-App mit Logo und Daten anpasst und dann einen Revenue-Share bekommt. Pons ist beim gleichen Anbieter – hat also (bis auf Logo und Daten) exakt das gleiche Produkt. Jede selbst angestossene Verbesserung verbessert damit auch das Produkt des direkten Konkurrenten. So blöd sind die. Hauptsache initial kein Geld ausgeben….

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BStramke 9. Januar 2013 um 11:35

Naja, wir kriegen nichtmal Abonnierte Zeitungen regelmäßig geliefert. Kommt drauf an ob der Austräger denn das Wetter aushalte kann oder nicht…

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Corporate Publishing – Publicis Publishing » Blog Archiv » Botschaft aus dem Jahr 1996 9. Januar 2013 um 11:42

[…] Content muss man können” schreibt Thomas Knüwer auf Indiskretion Ehrensache und zählt eine Vielzahl von miserabelen suboptimalen […]

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Journalissmus 9. Januar 2013 um 11:54

Das stimmt natürlich. Der Medienwandel setzt bisherige Printverlage unter erheblichen Zeit- und damit Lerndruck. Da Menschen aber nunmal träge sind und oft nur aus Schaden lernen, anstatt vorausschauend zu handeln, wird es sicher noch viele Reibungen und viel Gekreisch und sicher auch – weitere Opfer dabei geben. Sicher wollen Kunden dabei nicht unnötige draufzahlen. Sie können die Probleme eines solch riesigen Umzugs aber auch mit mehr Gelassenheit angehen. Leicht gesagt von jemandem, der selbst ständig ausrastet über heutigen Anfangswidrigkeiten der Internetnutzung. Dieser Umbruch befindet sich sozusagen in einem Spannungsfeld von Effizienzsteigerung und Gelassenheit. Zumal ein gewisses Maß an Gelassenheit wohl auch effizienzförderlich ist.

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Enrique Tarragona 9. Januar 2013 um 12:31

Hallo Herr Knüwer, ich kann mich dem Kommentar von Stefan Plöchinger nur anschließen: Ein wenig mehr Recherche zu den Hintergründen und vor allem Nachfragen wäre wünschenswert gewesen. So erscheint mir ihr Beitrag lediglich als zutiefst subjektive und unreflektierte Häme ohne eigenen journalistischen Anspruch.

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Thomas Knüwer 9. Januar 2013 um 14:01

Herr Tarragona, was sollte ich denn nachfragen? Ob Sie auch unzufrieden mit Ihrer App sind, trotzdem aber keine Scheu haben, dafür Menschen Geld abzunehmen? Dann hätte ich fragen müssen, ob Sie sich nicht in Grund und Boden schämen? Oder hätten Sie mir all die Erklärungen für die schlechte App-Bewertungen liefern wollen, die der Nutzer selbstverständlich verstehen muss, weil das Leben als Verlag doch so schwer ist – Sie aber trotzdem Geld dafür haben wollen? Aus Sicht einer substanziellen Zahl von Kunden stürzt Ihre App häufig ab. Das ist aus Sicht der Kunden eine nicht genügende Leistung. Wie der Überblick zeigt, bewegen Sie sich damit im Branchendurchschnitt. Das ist keine Häme, sondern Kritik – und mit der werden Sie leben müssen. Sie sind nämlich ein Unternehmen, das ein Angebot auf einem Markt macht.

Und noch ein Hinweis: Lesen Sie mal all diese Kommentare hier durch. Und dann fragen Sie sich, ob es nicht ein systematisches Problem in deutschen Verlagen mit den Paid-Content-Angeboten gibt.

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Links anne Ruhr (09.01.2013) » Pottblog 9. Januar 2013 um 13:21

[…] Paid Content muss man können können (Indiskretion Ehrensache) – Thomas Knüwer zeigt auf, dass die Verlage, die ja gerne paid content-Modelle verwirklicht sehen würden, dieses Metier gar nicht wirklich beherrschen. […]

Antworten

Rainer Barg 9. Januar 2013 um 22:43

Natürlich gibt es beim Handelsblatt Jahresabos:

https://abo.handelsblatt.com/portal/bestell.php?wakt=HN0H27&wt_mc=na.ja_v1&tempvar=1

Ich habe es binnen Sekunden gefunden. Warum bist Du manchmal so ungründlich?

Antworten

Thomas Knüwer 9. Januar 2013 um 23:00

Interessant: Gestern gab es links vom Temporär-Abo keine Auswahl. Da hat wohl jemand mal die Verlinkungen überprüft…

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Lars Friedrich 9. Januar 2013 um 22:57

@Tarragona & Plöchinger
Man soll mehr fragen? Gut, dann frage ich mal:
Wieviele Kaufpreis-Rückerstattungen für die Apps hat es gegeben?

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Kugen 10. Januar 2013 um 8:22

Ich habe die digitalen Ausgabe der SZ einige Jahre abonniert. Zunächst als pdf, monatliche Kosten 20 EUR. Nach 3 Monaten Preiserhöhung auf 25 EUR/pm. Nach einem weiteren Jahr Erhöhung auf 30 EUR /pm (Einführung der Ipad-App).

Begründung der Preiserhöhungen : abenteuerlich bis inkompetent.

Ankündigung der Preiserhöhung : keine rechtlich relevante. Auf der Webseite und in der Printausgabe soll ein Hinweis gewesen sein, doch wie soll ich als Leser der Digitalausgabe davon erfahren ?

In den AGB der SZ ist zu finden, dass bei Preiserhöhungen keine Einzelbenachrichtigung stattfindet. Nun ist aber jeder Epaper Leser mit seiner Email angemeldet. An diese Mailadresse bekommt er auch zuweilen massive Werbung. Aber Benachrichtigung für Preiserhöhung ? Nein, soweit kann der Spass natürlich nicht gehen.

Die SZ als IPAD-Ausgabe ist keine vollständige SZ. Es fehlt hier nicht nur – verständlicherweise – der Kleinanzeigenteil – sondern auch wesentliche redaktionelle Teile, insbesondere aus dem Lokalteil. Begründung : keine.

Bei Einführung hatte die IPAD App erhebliche technische Schwierigkeiten. In dem Bemühen. die App zu verbessern, habe der SZ hierzu freundliches Feedback gegeben. Die Reaktionen der SZ schwankten zwischen nichtexistent und arrogant.

Ein modernes Unternehmen hätte den offenen Dialog mit seinen Kunden gewählt und – so habe ich es seinerzeit vorgeschlagen – auf zentraler Stelle der SZ-Website ein Forum für den Gedankenaustausch zwischen Redaktion und Kunden eröffnet. Nichts passierte. Die SZ stellt sich Ihren Kunden nicht zur Diskussion, so offenbart sich hier die Denke.

Traurig. Seit Mitte des Jahres bin ich nicht mehr Abonnent.

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Jordanus 10. Januar 2013 um 10:46

Ich verstehe auch nicht, warum Herr Knüwer da noch mal extra bei der Süddeutschen oder anderen Blättern anrufen soll.

Man bekommt den Eindruck, dass das Management vieler Zeitungen gar nicht darüber nachdenken will, was passiert, wenn die meisten Menschen ihre Dienste digital in Anspruch nehmen wollen und nicht mehr auf Papier lesen. Das Papier wird viele von ihnen in den Abgrund reissen, fürchte ich.

Ich habe wegen der schlechten Bewertungen viele Apps gar nicht erst hochgeladen. Sehr zufrieden bin ich allerdings mit den Apps von Deutschlandfunk und der Tagesschau. Ich wundere mich aber immer wieder, wieviele hochwertige Medien gar keine Apps anbieten. Dabei böte sich soviel Spielraum, um Inhalte aufzubereiten und spielerisch neue Leser zu gewinnen.

Danke für diesen Beitrag!

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Moon 10. Januar 2013 um 12:05

Man muss den Verlagen allerdings zu gute halten, dass sie mit dem Durchbruch der Tablets die erste valide Zielplattform für ihr Produkt gefunden haben

Was daran valide sein soll, den gleichen Content, den man kostenlos per Browser lesen kann, einfach in eine grottige App zu packen, ist mir nicht so ganz klar. Zugegebenermaßen hab ich allerdings auch nicht verstanden, dass niemand Steve Jobs‘ Kommentar “Folks who want porn can buy and [sic] Android phone“ mit „oder geht einfach per Safari auf Youporn“ konterte…

Der Medienwandel setzt bisherige Printverlage unter erheblichen Zeit- und damit Lerndruck.
Der dummerweise zu völlig falschen Reflexen wie der Forderung nach einem Leistungsschutzrecht führt. Dafür gibt’s von den Kunden logischerweise auch keinerlei Mitleid.

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Andreas Zöllner 10. Januar 2013 um 13:24

Sehr gute Analyse, danke dafür! Ich verstehe auch nicht, warum alle Verlage ihr eigenes Süppchen kochen müssen, es gibt doch mehr als genug bestehende gute Systeme. Ich lebe im Ausland, daher bin ich auf solche Apps angewiesen. Momentan benutze ich PressReader bzw. Pressdisplay.com – funktioniert wunderbar, so wie es soll und die Artikel sind alle im Orginal Layout. Türkische Inhalte gibt es massenhaft (alle namhaften Tageszeitungen) aber deutsche Publikationen sind sehr dünn gesäht (zumindest, die die mich interessieren würden). Wieso?

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alex m. 10. Januar 2013 um 14:23

die private Faz-App ist übrigens aus dem Store geflogen….

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Sebastian Jacobs 10. Januar 2013 um 14:48

„Bizarrer wird dies noch dadurch, dass es nur beim Print-Abo einen 60-Euro-Gutschein für diverse Händler als Rabatt gibt.“

Diese Aussage ist schlecht bis gar nicht recherchiert, da Neukunden bei Print- und Digitalabos die gleichen Zugaben bekommen. Ich gehe davon aus, dass hier das Bestandskundenangebot „Digital zusätzlich zum Print-Angebot“ mit dem Neukundenangebot Print verglichen wird. Da werden dann allerdings Äpfel mit Birnen verglichen. Wenn Sie bei einem Mobilfunkanbieter einen Neuvertrag abschließen bekommen Sie auch eine höhere Zugabe, als wenn Sie als Bestandskunde eine Option dazubuchen.

Kann gerne hier überprüft werden: https://www.rp-online.de/services/rp/epaper/

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Thomas Knüwer 10. Januar 2013 um 17:20

Danke für den Hinweis. Aber ich frage vorsichtshalber: Sind Sie sicher, dass dies auch vor einigen Tagen so war? Einige der Verlage entdecken nämlich gerade verschütt gegangene Links. Leider habe ich keine Screenshots gemacht (was mir definitiv nicht wieder passieren wird).

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Papick G. Taboada 10. Januar 2013 um 22:28

Apps werden in Deutschland zu oft bei Werbeagenturen in Auftrag gegeben (Budget stammt meistens aus der Marketing-Abteilung). Diese beschäftigen nicht selten Studenten für Programmiertätigkeiten, ein Entwicklerteam lohnt sich meistens nicht.
Also muss man sich nicht wundern, wenn das Ergebnis durchwachsen ist. Und sicherlich, es gibt Ausnahmen.
Kommt noch Politik und die übliche Management-Technik-Unfähigkeit hinzu, dann kann es nicht funktionieren.

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Neues aus dem Abfall, 11. Januar 2013 | Hendryk Schäfer 11. Januar 2013 um 9:05

[…] Paid Con­tent muss man kön­nen kön­nen – Es ist zwar ein biss­chen sehr ein­sei­tig, was der Herr Knüwer da schreibt, aber habt ihr Gegenbeispiele? […]

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Sebastian Jacobs 11. Januar 2013 um 9:13

Ja, bin mit in dem Thema bei der RP involviert. Der Gutschein wird halt erst dann angezeigt, wenn auch das Neukunden-Angebot geklickt wird.

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Sebastian Jacobs 11. Januar 2013 um 9:39

Generell kann ich jedoch viele der skizzierten Punkte nachvollziehen. Aber die meisten Verlage sind da ja noch ziemlich am Anfang, die bestehenden auf Print ausgerichteten System in die digitale Welt zu überführen.

Was übrigens den Bestell- und Bestätigungsvorgang bei der RP angeht, so ist hier tatsächlich noch die Schwachstelle die Kommunikation. Das ePaper ist ca. 5 Minuten nach Abschluss der Registrierung (also Validierung der E-Mailadresse) im Web ePaper und ca. 15 Minuten später auf iPad und co. lesbar. Allerdings haben wir dies dem Kunden in dem Moment noch nicht erzählt. Das bleibt allerdings auf Dauer nicht so (auch dank des Hinweises).

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How can we make Open Journalism work? | Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft 11. Januar 2013 um 15:24

[…] They are often complicated, just don’t fit to the digital natives (more obstacles here) or badly implemented. In addition, online-content is regarded as a commodity that nobody needs to pay for. What could be […]

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Wie kann Open Journalism funktionieren? | Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft 11. Januar 2013 um 15:25

[…] den Lesegewohnheiten der Digital Natives (weitere Hindernisse hier) oder sind schlichtweg schlecht umgesetzt. Hinzu kommt, dass Online-Content irgendwie Allmendencharakter besitzt. Man zahlt einfach nicht […]

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Onliner 12. Januar 2013 um 13:39

Wie war das noch mal mit der App der Frankfurter Rundschau? 10 oder 20 mal verkauft? Ok, ist böse aber warum soll ich für etwas bezahlen, dass ich mit jedem online-fähigen Smartphone in kürzester Zeit aus dem Netz ziehen kann? Die meisten Meldungen der Zeitungen sind absolute Standardware, die es von zig Portalen und noch mehr Blogs frei Haus gibt. Ich würde mir ja gerne öfter mal ein Magazin kaufen aber wofür? Personalien wie irgendwelche C- oder D-Promis interessieren mich nicht die Bohne. Und die, die es interessiert, holen sich das Material eh beim entsprechenden Webauftritt der Haussender, der Maurerbibel oder halt sownst wo online.

Warum basteln die Verlage sauteure Apps und stecken das Geld nicht lieber in vernünftige Inhalte? Zumal meines Erachtens die Apple-Schiene maßlos übergewichtet wurde. Klar, die Agentur- und Medienlandschaft wimmelt von Eifon und Eipäd, wahrscheinlich auch von Ei-erbecher und Ei-gentumswohnung. Aber der Massenmarkt liegt nunmal ziemlich woanders. Nämlich in normalen Internetangeboten für Handy oder Tablet oder, wenn man denn unbedingt eine App machen möchte, Android mit viel mehr Marktanteil.

Ok, zurück zum Kernproblem. Nutzer zahlen nur für etwas, wenn es ihnen einen irgendwie gearteten Mehrwert bietet. Das Gleiche wie 100 andere zu schreiben, ist kein Mehrwert. Logisch, dass Leser sich da die billigste Quelle holen – das Web. Wenn ich dagegen einen richtig fundierten Hintergrundbericht habe oder Inhalte superknackig und kurz aufbereitet lese, spare ich Zeit oder erhalte wertvolle Informationen. Der Tod des Massenjournalismus ist die Beliebigkeit.

Auswege? Na, man könnte ausnahmsweise mal richtig gut sein und Meinungsführer werden. Dann gibts Links von Lesern und anderen Webseiten. Links heißt bessere Position in Google und auch direkter Traffic. Oben in Google und direkter Traffic heißt mehr Werbeeinnahmen. Das bekommt man nicht für lau, dafür muss man mehr tun als nur dpa oder Hersteller-Presseinfo umschreiben. Ich glaube, die Verlage haben noch ganz viel Hilfe nötig. Der Leidensdruck wird jedenfalls steigen.

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nagel & kopf | Marketing, (Social) PR, E-Commerce und mehr … 12. Januar 2013 um 20:20

[…] Mein persönliches Unwort des Jahres ist ja “Qualitätsjournalismus”. Dieser Tage bedeutet Qualität, Agenturmeldungen einen Tacken schneller abzuschreiben als die Konkurrenz. Und wer dann noch ‘nen Satz hinzufügt, ist gar befugt, den ganzen öden Sermon in ein Bezahlmodell zu packen und eine Paywall hochzuziehen. Oder man macht es sich noch lukrativer und lässt einen Praktikanten schnell eine iOS- oder Android-App zusammenfrickeln, die zwar nicht richtig funktioniert, dafür aber Kohle bringt. Thomas Knüwer hat das sehr schon drüben in seinem Blog zusammengetragen: Indiskretion Ehrensache: Paid Content muss man können. […]

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Die Tageszeitung sagt leise Servus « Nur mein Standpunkt 18. Januar 2013 um 15:10

[…] noch eine Weile mit Printerzeugnissen umgehen werden – nachdem Thorsten Knüwer vor kurzem treffend beschrieb, warum keiner Zeitungsapp mag […]

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Die Tageszeitung geht: Journalisten im Zeitalter des Strukturwandels » Steadynews 1. Februar 2013 um 12:50

[…] auch noch eine Weile mit Printerzeugnissen umgehen werden – nachdem Thorsten Knüwer vor kurzemtreffend beschrieb, warum keiner Zeitungsapp mag […]

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Wackelt das Leistungsschutzrecht? 22. Februar 2013 um 14:28

[…] Hilflosigkeit der Print-Industrie. Paid Content soll sie retten – und wir erinnern uns, wie inkompetent die Verlage dort bisher agieren. Andere Forderungen, protokolliert von Carta, dürften in den Hirnen der Ausschussmitglieder die […]

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ePaper: Bisher keine Rettung für Auflagenschwund bei Tageszeitungen » Steadynews 28. Februar 2013 um 17:16

[…] werden? Sieht nicht so aus, ist aber angesichts des aktuellen Standes der Apps bei Zeitungen kein Wunder. Die Graphik zeigt, wie sehr der Markt bei Tageszeitungen […]

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Stefan 6. November 2013 um 13:05

Update zur RP:
Bestellung 6 Wochen Epaper-Probeabo 5/11 abends.
Form-Email zur Validierung meiner Addy 6/11 morgens.
Unmittelbar nach Validierung eine Form-Email: „Sie […] können sich nun [!] mit Ihren Benutzerdaten einloggen.“
Kann ich aber nicht, also Email an die RP. Antwort von dort zügig (aber ohne auch nur den Hauch einer Entschuldigung) „Das ePaper beginnt erst ab dem 15.11.2013, Sie könne sich mit Ihren Zugangsdaten ab dem 15.11.2013 einloggen.“
Peng. Also nicht nur, daß es 9 Tage dauert, um mein Probe-Epaper zu „verdrahten“, auch war die vorherige Aussage ich könne mich nun (!) einloggen, schlicht gelogen.

Merke: Zumindest für die RP sind die Zeiten noch lange nicht schlecht genug.

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Warum jeder Verlag einen Gutjahr braucht 30. April 2014 um 16:56

[…] Trotzdem gibt es eben Inhalte, die man verkaufen kann. Und auch die Verlagsoberen betonen ja ständig, der Leser habe zu zahlen, egal ob er will oder nicht. Warum also gibt es keine brauchbaren Payment-Systeme. Selbst große Verlage dilettierten in der Vergangenheit aber vor sich hin. […]

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Botschaft aus dem Jahr 1996 | wer21 2. Mai 2014 um 8:40

[…] Content muss man können” schreibt Thomas Knüwer auf Indiskretion Ehrensache und zählt eine Vielzahl von miserabelen suboptimalen […]

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Wiedergänger des tages | Schwerdtfegr (beta) 4. Mai 2014 um 23:35

[…] hoffe, ihr macht es anders als eure kollegen von der braunschweiger zeitung, deren von extrakompetenten spezjalexperten hingeproggte bezahlschranke mit einem adblocker überwund…. Sonst ersetzt ihr ja nur das nicht funkzjonierende geschäftsmodell mit eingeblendeter drexreklame […]

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Die unerträgliche Langsamkeit der Verlagskonzerne 30. Juli 2014 um 18:20

[…] rund anderthalb Jahren schrieb ich einen langen, langen Rant über die Paid Content-Wirklichkeit deutscher Verlage. Und mal abgesehen davon, dass die allerallerallermeisten Verlage derzeit keine Inhalte produzieren, […]

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