Skip to main content

„Einen Herausgeber“, sagte mein journalistischer Lehr-Herr Ferdinand Simoneit gerne, „müssen Sie sich so vorstellen: Der sitzt in seinem Zimmer und immer, wenn jemand gern seine Zeitung möchte, dann gibt er sie heraus.“

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hat gleich fünf dieser Herausgeber, sie ersetzen die Position des Chefredakteurs, eine Stelle, die journalistische Tätigkeit ja schon im Namen trägt – was sie von der des „Herausgebers“ unterscheidet.

Vielleicht würde der „FAZ“ also ein Chefredakteur gut tun. Noch dazu einer, der stark genug wäre, den Herausgebern deutlich zu sagen, was für einen Unsinn sie schreiben oder sagen. Denn weder sind Kundenbeschimpfungen wie „Leserbriefschreiber sind Fundamentalisten“ dem Ruf und der Entwicklung zuträglich, noch die Behauptung, im Internet gebe es nur Geschwätz, wenn gleichzeitig die eigene Print-Redaktion das Video eines Videospiels mit der Realität verwechselt.

Das Ross ist hoch, auf dem die Herausgeber der „FAZ“ sitzen. Sehr, sehr hoch. So hoch, dass sie sich nicht nur von der Realität entfernt fühlen, sondern auch enthoben von der journalistischen Tugend der Recherche. Besonders problematisch ist diese Herausgeberreiterei angesichts der Hysterie ob der Möglichkeit, dass eintritt, was eine ganze Reihe Menschen prophezeit, was jedoch nicht durch den Pferdeapfelduft gedrungen war: dass Tageszeitungen sterben.

Frank Schirrmacher, auch einer der fünf Reiter der Apokalypse „FAZ“-Herausgeber, verfasste für das Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ eine lange Eloge ob des anstehenden Weltuntergangs in Form sterbenden Journalismus, überschrieben mit: „Das heilige Versprechen“. Eine sehr lange Antwort darauf hat der geschätzte Christian Jakubetz verfasst, kurzen Prozess macht Meedia.

Kurz zusammengefasst sieht Schirrmacher eine reine Ausrichtung des Journalismus auf ökonomische Gesichtspunkte, die jedoch im Internet fruchtlos sind. Denn im Internet werde mit Journalismus kein Geld verdient, mehr noch: Im Internet verdienen nur ein paar Große Geld. Das Versprechen, jeder könne sich äußern und Gehör finden, habe sich nie erfüllt.

Das ist natürlich Humbug. Fragen Sie nur mal Sascha Pallenberg, der aus seinen Netbook News ein profitables Unternehmen schuf und nun mit Mobilegeeks zu neuen Ufern aufgebrochen ist. Oder Udo Vetter, der sich nie um die Vermarktung seiner über vier Millionen Lawblog-Seitenabrufe im Monat gekümmert hat. Nun schreibt die Arag dort gelegentlich gesponsorte Posts. Dafür bekommt er so viel, dass „viele Blogger sich überlegen würden, das mach ich jetzt mal ganztags“. Und vergessen wir nicht die großen News-Seiten, die profitabel arbeiten, und jene, die auch noch systematisch arm gerechnet werden. Und hinzu kommen Tausende von Menschen, die einfach ein paar Tausend Leser ihrer digitalen Werke haben. Manchmal werden es dann so viele, dass aus diesen digitalen Texten Bücher werden – und die verkaufen sich dann glänzend.

Das heißt nicht, dass es leicht ist, mit journalistischen Inhalten im Web Geld zu verdienen. Es ist verdammt hart. Aber wenn ein Markt vom Oligopol zum Polypol wird, ist die Zeit des Gruppenflauschens eben vorbei.

Schirrmacher aber führt nicht einmal die erfolgreichen Beispiele aus den USA an. Er kennt nur die Huffington Post, nicht aber die satte Menge Tech-Angebote mit schwarzen Zahlen, die profitablen Modeblogs oder auch die erfolgreichen Youtuber.

Wie wenig er sich mit Fakten beschäftigt zeigen einige grobe Schnitzer. So behauptet er, das „kommerzielle Internet“ gebe es seit 10 Jahren. Seit 2002? Seit dem Ende der New Economy? Tatsächlich war das Web spätestens mit dem Börsengang von Netscape 1995 kommerziell geworden, was 41 Prozent mehr Lebenszeit bedeutet. Und auch Smartphones gibt es nicht, wie Schirrmacher behauptet, seit fünf Jahren. Schon Wap und Imode waren kommerzielle Versuche mit mobilem Surfen.

Interessant auch, dass Schirrmacher behauptet, die Grimme-Online-Preisträger seien „ökonomisch total erfolglos“. Hat er sie gefragt? Und ist der ökonomische Erfolg überhaupt ihr Ziel?

Hochnotpeinlich wird es, wenn der Feuilleton-Herausgeber der „FAZ“ mal eben Star-Autorinnen verwechselt.  „Vagina: A New Biography“ wurde nicht von Naomi Klein geschrieben, sondern von Naomi Wolf. Und der deutsche Titel ist nicht „Vagina: eine neue Biographie“, sondern „Vagina: eine Geschichte der Weiblichkeit„.

Ich weiß auch nicht, ob Schirrmacher Wael Ghonims Buch „revolution 2.0“ gelesen hat. Der Herausgeber zitiert den ägyptischen Google-Mann so, als sei Social Media unwichtig für die ägyptische Revolution gewesen. Das ist erstaunlich, könnte der geneigte Leser im Angesicht von Ghonims Buchtitel zu einer anderen Auffassung gelangen. Und ebenso angesichts der nicht enden wollenden Erwähnungen von Facebook im Buch. Ich zitieren mal kurz den Klappentext von „revolution 2.0“:

„Als Marketingchef von Google wusste Wael Ghonim, welche Macht soziale Netzwerke haben und welches Potenzial für Protestaktionen aller Art in ihnen steckt. Zum ersten Mal berichtet er ausführlich, wie er mit Hilfe von Facebook den Widerstand gegen Mubarak unterstützt, koordiniert und schließlich auf die Straße gebracht hat.“

Diese Fehler, dieses Unwissen, diese verschobene Kontextierung könnten als lässliche Kleinigkeiten hingenommen werden, würde das hohe Ross des Herrn Schirrmacher nicht den Namen „Qualitätsjournalismus“ tragen. Und auf diesen Zossen gehört ein Herausgeber nur, wenn er wenigstens bereit ist, einer seiner beiden Sekretärinnen mal Artikel zum Faktencheck hinzulegen (die Dokumentationsabteilung ist ja anscheinend schon den ständigen Sparrunden zum Opfer gefallen).

Die entscheidende Frage unserer Zeit, meint Schirrmacher, sei: „Wie kann eine Gesellschaft ohne guten Journalismus überleben?“ Ich würde sie anders formulieren: „Wann kapieren die hochrangigen Vertreter der klassischen Medien endlich, dass weite Teile ihrer aktuellen Leistungen bestenfalls die Note ,ausreichend‘ verdienen?“

Wenige Stunden, nachdem ich Schirrmachers Artikel gelesen hatte, twitterte die „FAZ“ übrigens dies hier:

Nachtrag: In den Kommentaren fragte Detlef Guertler nach einem Beleg für den Naomi-Fehler, da dieser anscheinend online beseitigt wurde. Hier der Papershot:


Kommentare


Schirrmacher verlässt der Mut at qrios 26. November 2012 um 18:01

[…] wie bisher.“. Dabei belässt er es dann aber doch nicht. In seinem nachgereichten Post “Das heilige Gebrechen von Frank Schirrmacher” filetiert er den Autoren und dessen Elaborat. Knüwer hält offensichtlich die Qualität der […]

Antworten

Detlef Guertler 26. November 2012 um 18:20

Gibt es einen Screenshot-Beleg für die falsche Naomi? Im aktuellen Text steht die richtige (Wolf), auch in der frühesten Fassung, die ich bislang zu Gesicht bekam (keine Uhrzeit, aber es gab damals nur einen Leserkommentar zu dem Schirrmacher-Rant), stand Naomi Wolf, und einen Korrekturvermerk gibt es nicht. Der deutsche Titel ist eindeutig falsch – aber auch der Autorinnen-Name?

Antworten

Thomas Knüwer 26. November 2012 um 18:28

Ich habe oben einen Papershot nachgelegt.

Antworten

Detlef Guertler 26. November 2012 um 18:38

@Thomas Knüwer: Danke. Da sieht man doch sofort, dass die Online-FAZ eine dramatisch höhere Faktentreue und damit Qualität hat als die Printausgabe…

Antworten

Erbloggtes 26. November 2012 um 19:09

Den Schirrmacher mögen Sie aber nicht, oder? Könnte man aus der Liste „Ähnliche Beiträge“ herauslesen.

Den Fehlerteufel spiele ich kostenlos, weil Sie keine Sekretärin haben:
„eine lagen Eloge“ –> „eine lange Eloge“
„den agyptischen Google-Mann“ –> „den ägyptischen Google-Mann“
Und am Ende der 2. Nennung von “revolution 2.0″ stehen sonderbare Anführungszeichen.

Können Sie nach Korrektur auch gern löschen.

Antworten

DonAlphonso 26. November 2012 um 20:10

Ich fürchte, es hat schon seinen Grund, dass man als Positivbeispiele für gelungene Gesxchäftsmodelle immer nur den industrienahen Pallenberg anbringt, die ausbeuterische HuffPo und anderes, was auch unschöne Seiten hat, aber nie den Selbstmord des Carta-Gründers, Buzzriders,. die ganze Schleichwerber von MC Winkel bis zu den Autoblogs, und ob man Udo Vetter jetzt als erfolgreiches Medienunternehmen bezeichnen kan, weiss ich auch nicht. Oder der Hogenkamp. der Blogwerk verkaufte, Hungerlöhne zahlte und jetzt Paywalls bei der NZZ macht… oder Jakubetz, der bei der FAZ durchaus seine Chance hatte, dann ein Bild klaute und keine Leistung brachte,,, oder die von Spreeblick vermieteten Fussball- und WII-Blogger…. Falk Lueke, der mit dem Blogruf abgesoffen ist und dann so nett zu Adical war… was wurde eigentlich aus Sobooks?… D64 mit dem mauschelnden Nico Lumma…

Na, sowas halt. Man muss das halt auch mal zugeben können: Auf der Ebene des handfesten professionellen Erfolgs hat man nicht eben viel zustande gebracht. Ich finde das legitim, scheitern gehört dazu, aber man muss das nicht schönreden. Die Leute waren einfach zu oft zu schlecht.

Im Übrigen ist es nicht wirklicb zielführend, einen falschen Tweet der Gesamt-Onliner beim Zuständigen für das Feuilleton (mit eigenen Onlinern) zu verorten. Da könnte man das auch mir als FAZ-Blogger anhängen. Klar kann man darüber lachen, aber solche Fehleinschätzungen entwerten dann doch die obige Kritik, die sich an genbau solchen Punkten entzündet.

Und die Fragem ob man von den Red Bulls (oder Wellas) dieser Welt unterhalten werden möchte, ist meines Erachtens weiterhin offen.

Antworten

contentvermarktung 27. November 2012 um 3:09

Das sind evtl hin/durch-halte-reden um in der Rezession alles billig übernehmen zu können. Macht Springer nicht die Hälfte oder Drittel der Umsätze oder Gewinne im Internet und das bisher noch eher weniger mit Content sondern bisher mehr mit rubrikenportalen (Autos Wohnen …) ?

Wenn Juristen und BWLer mehr kriegen als die wahren Gründer und man für manche Investoren nur ein praktikantenlohnbasiertes steueroptimierungs-Projekt ohne reales Interesse ist, überlegt man sich das Gründen noch einmal. Auch daher gibts hier keinen neuen Augstein oder Reclam: Bücher freikaufen und online in allen sprachen crowd(transl)ated (wie die sweded-filmversionen bei be kind rewind von und mit jack black) verbreiten wollte ich schon vor Jahren. Jetzt machen es die Italiener. Ohne crowdtranslation 🙁

Generell müsste das Problem der contentvermarktung/Finanzierung mal angehen. Google hat wohl kein Interesse an kleinen Märkten für zb Lokalnachrichten also lokalwerbung außerhalb der USA. Man bräuchte einen metavermarkter der je nach Besucher und seinem Aufenthaltsort oder Präferenzen Werbung dynamisch einbaut statt einem einzigen zentralvermarkter der zB ein Blog über die videospielemesse weder gut an Kölner Messebesucher noch an weltweite Blog-Leser vermarktet bekommt.
Auch Apple scheint nicht interessiert zu sein. Nur Facebook hat es geschafft, 40% weniger Firmenpostings anzuzeigen und die responsequote (Likes usw) gleich zu halten! Wenn ein Auto mit 40% weniger Benzin gleich weit kommt, gibts wohl meist den Nobelpreis (vergleichbare Geschwindigkeit beim Auto vorausgesetzt).

Das Problem der fortschrittsverhinderungdurchs Establishment sieht man an vielen Stellen.
40% Offliner, 4 UMTS/LTE-Netze, keine freien wifis, wenige taugliche Apps,… helfen nicht gerade. Aber auch freie wifis lösen Amerikas Probleme nicht. Technologie hilft in Diktaturen vermutlich nur den 1% und ihren 9% Helfershelfern und der Rest wird mit und ohne ultrabook/iPad/smartphone/… weiter repressiert und ausgebeutet.
Basisumfragen und moderne! Diskussionen hätten rot-grün schon 1999 einführen können…

Statt herumzudiskutieren sollte man vielleicht etwas mehr zeit in Alternativen und zukunftsfähige Ideen stecken. Crowdjournalism, ePrint-Vertrieb Selbstvermarktung usw existieren bestenfalls ansatzweise.
SPAM, Abofallen, falsche Rezensionen,… funktionieren leider schon zu gut und anscheinend auch wirtschaftlich.
RTL und kostenlose Wochenzeitungen verbreiten kostenlos werbefinanziert Content und machen Gewinn. Das Problem liegt vermutlich also woanders aber darüber sehe ich keine oder kaum Diskussionen. Läuft die huffpo außerhalb USA irgendwo gut ? So lange (auch wegen Orientierung auf Steuerspar-Firmen) die Startups keine tragfähigen geschäftsmodelle anbieten, haben Internet-Kritiker leider zumindest teilweise Recht. Groupon, Facebook, MySpace, AOL… sind keine Ausnahme sondern eher ein Schema welches leider niemand klar erklärt.

Antworten

Too much information – Papierkorb – Guten Morgen 27. November 2012 um 8:50

[…] In der FAS hatte ich Frank Schirrmachers Internetdystopie ja rasch überblättert, andere taten das nicht: Fefe ruft nach einer freiwilligen Zeitungs-GEZ oder sowas, Thomas Knüwer nimmt den Text auseinander. […]

Antworten

Wenn Zeitungen sterben, darf das Internet nicht leben | EllaSteppacher_Profilitas 27. November 2012 um 9:46

[…] er eine Steilvorlage: Kluge Internet-Köpfe schauten ungläubig auf ihre Screens und eröffneten Gegenreden, Gegenreden, Gegenreden, Gegenreden. Das alles so sachlich, souverän, ausgewogen und ja, […]

Antworten

Jeeves 27. November 2012 um 10:54

Natürlich ist es etwas, einen Schriftstellernamen zu velwechsern (hier oben in der Kritik daran sind ja auch einige Knaller) aber ansonsten hat Schirmachers Artikel mir gefallen, oder schlicht: So Unrecht hat er nicht. Zumal das prominent in der FAZ stand …und nicht in irgendeinem wenig gelesenen Blog mit sowieso sehr subjektiver bis verquerer Ansicht.

Antworten

Pseudonym 27. November 2012 um 11:17

„Wie wenig er sich mit Fakten beschäftigt zeigen einige grobe Schnitzer. So behauptet er, das “kommerzielle Internet” gebe es seit 10 Jahren. Seit 2002? Seit dem Ende der New Economy? Tatsächlich war das Web spätestens mit dem Börsengang von Netscape 1995 kommerziell geworden, was 41 Prozent mehr Lebenszeit bedeutet.“

Bitte auch lesen, was in dem Artikel steht:

„Runden wir ab, zugunsten der Schläfer: zehn Jahre kommerzielles Internet, zehn Jahre Informationsökonomie, fünf Jahre Smartphone“

Ich unterstreiche es noch mal: „Runden wir ab.“

Die ganze Kritikpassage ist damit haltlos, mit den richtigen Zahlen wäre seine Kritik sogar um 40% deftiger. Auch sonst hat der Text Schirrmacher nicht viel entgegenzusetzen.

Antworten

sportinsider 27. November 2012 um 12:21

Frank Schirrmacher ist einer der fähigsten intellektuellen Köpfe Deutschlands. Seine Analysen sind tief und treffsicher. Erinnere mich da an seine Zeilen zum schwächelnden Bundespräsidenten Wulff. Das war auf Augenhöhe mit der analytischen Stärke von Jakob Augstein. Das beide Herausgeber sind stört mich dabei nicht.

Der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher spricht auch in seinem Artikel sehr viel richtiges an. Die Thematik der Grimme-Online Preisträger mag für den einen oder anderen eine unbequeme und schmerzende Wahrheit sein, Schirrmacher beschönigt nichts.

Pallenberg. Sein Auftritt vor Jahren bei re:publica mit Buchstaben eines Sponsors auf seiner Brust und dem zelebrieren seiner kleinen Schuhkartonwohnung, dem draufhacken auf die größeren Verlagsgebäude dieser Republik, seine Telefonbereitschaft auch Nachts – Zeitverschiebung hin oder her -. Großes Kino. Kann man machen. Muss man nicht euphorisch mögen und beklatschen. Hat auch nicht eine exzessive Nachahmewelle nach sich gezogen.

Der Tweet zum (fast) verhinderten Dreifach-Weltmeister Vettel kann in der Hektik passieren. Auch den lautstärkeren und um Aufmerksamkeit heischenden Bloggern dieser Republik (Lobo, Niggemeier oder der Hausherr) haben vielleicht denn einen oder anderen Flüchtigkeitsfehler schon hingelegt. Ich führe da keine Statistik. Der Vettel Tweet hat im Kontekt der Kritik zum Schirrmacher Text eine Alibi Funktion. Geschenkt.

Antworten

Aufgelesen … Nr. 54 – 2012 | Post von Horn 27. November 2012 um 13:15

[…] Antwort darauf hat der geschätzte Christian Jakubetz verfasst, kurzen Prozess macht Meedia. Aus: Indiskretion Ehrensache c. Schirrmachers Mondfahrt Frank Schirrmacher hat in der FAS einen Text geschrieben, über den […]

Antworten

Rainer Bartels 27. November 2012 um 13:27

Schirrmacher hat sich längst im Internet verlaufen. Seine Versuche, das Thema zu bespielen scheitern am eigenen Saft, denn in dem kocht er, bewacht von zwei Sekretärinnen.

Ihn als einen der führenden Intellektuellen Deutschlands zu bezeichnen ist wahlweise eine Beleidigung des Landes oder ein Beweis, dass öffentliche Debatten nur noch bei Günther Jauch stattfinden – und dann auch auf dem Niveau desselben.

Für die, diese Fehler als Kleinigkeiten sehen: Sie wären akzeptabel wenn der Knüwer sie hier macht – dann können sei korrigiert werden. Sie stehen aber gedruckt in der Zeitung und das bedeutet: Keine Sau liest mehr gegen, was der Chef fabriziert. Wozu braucht man dann noch eine Redaktion?

Antworten

Julia Jenners 27. November 2012 um 13:56

Bisher hatte Knüwer in so vielem recht, was er prophezeit hat. Und jetzt schreiben hier die, die das nicht glauben wollten.

Antworten

Moon 27. November 2012 um 15:08

Den Schirrmacher mögen Sie aber nicht, oder?

Wieso auch, bei dem Schwachsinn (siehe auch Payback)? Ohne seine Position hätte das doch niemand anderswo gedruckt.

die ausbeuterische HuffPo

Ausbeuterisch insofern, als dass die Schreiber von vornherein wussten, dass sie nicht bezahlt werden, sich aufgrund der sonst nicht erreichbaren Leserzahl aber gerne dazu bereit erklärten und die dadurch erreichte Popularität auch anderswo monetarisieren können? Echt schlimm, so eine Ausbeutung.

Antworten

sportinsider 27. November 2012 um 15:11

@rainer bartelts: Einspruch Euer Ehren. Gemach, gemach. Ich habe das Land nicht beleidigt. sondern nur eine Tatsache genannt.

Jauch … Menschenskinder.

Öffentliche Debatten sind doch nicht auf Jauch beschränkt. Ich habe dieses Jahr zum Beispiel noch nichts von ihm gesehen.

Antworten

„Die erste Freiheit der Presse ist es, kein Gewerbe zu sein“ — Carta 27. November 2012 um 15:15

[…] verkrachten Blogs und erklären dem alten Gewerbe geduldig (aber auch ein bisschen frech und überheblich), dass seine Zeit unwiderruflich vorbei […]

Antworten

Rainer Bartels 27. November 2012 um 15:21

Sie verkaufen gerade ihre Meinung „Schirrmacher is god“ als Tatsache.

Das ist eher nicht so bescheiden.

Antworten

sportinsider 27. November 2012 um 21:28

@Rainer Bartels: Ich verkaufe Ihnen gar nichts. Die analytische Stärke von Schirrmacher ist Tatsache. Dies hat er über viele Jahre mit seinen Texten unter Beweis gestellt. Sie verkaufen mir aber bitte auch nicht die Story mit den Sekretärinnen und ihrem Bewacherinstinkt. Ein Freigeist lässt sich nicht bewachen.

Antworten

Günther Dobranowski 28. November 2012 um 1:43

Sie wissen also nicht, ob Schirrmacher Ghonims Buch gelesen hat. Ich weiß es leider auch nicht. Dafür weiß ich aber, dass Schirrmacher Ghonim vollkommen korrekt zitiert mit den Worten: „Social Media spielte eine Rolle, ja. Aber dies war keine Internet-Revolution.“

Schirrmacher unterstellt Ghonim also keinswegs, dass dieser die Bedeutung von Social Media bestreite. Aber er weist auf dessen Bedenken hin, dass die dominante Narrative der Twitter- und facebook-Laudatoren die wesentlichen sozialen und ökonomischen Faktoren des Arabischen Frühlings unterschlägt, so z.B. die ägyptische Arbeiterbewegung – daher auch der Verweis auf Robert Eshelmans hervorragenden Beitrag „Revolt of the Gadgets“. Haben Sie eigentlich diesen Artikel gelesen? (Psst – der Klappentext zählt nicht.)

Im Übrigen scheint auch ein Vergleich des intellektuellen Gehalts von Schirrmachers Artikel mit dem ihrigen gegen Sie zu sprechen. Wenn Sie nun also schon auf schulmeisterliche Zensuren verleihen müssen und ‚den klassischen Medien‘ nur ausreichende Leistungen bescheinigen, stellt sich mir die Frage, ob es sich bei Ihrem hier zu besichtigendes geistiges Produkt nicht doch eher um ein „Ungenügend“ handelt.

Antworten

Thomas Knüwer 28. November 2012 um 9:59

Die Frage, wann etwas richtig zitiert wird, ist nicht leicht zu beantworten. Ich behaupte: Es wird nicht richtig zitiert, wenn ein Satz aus dem Zusammenhang gerissen wird. Dieses Vorgehen aber ist bei Schirrmacher Methode. Sie schreiben, Schirrmacher zitiere korrekt. Das weiß ich nicht. Denn ich finde das Zitat von Ghonim (dessen Buch ich gelesen habe – doch ist es nicht so geschrieben, dass sich der Inhalt in simplen Passagen zusammenfassen lässt) nicht. Vielleich steht es im Buch (man kann sich nicht an alle Sätze in einem Buch erinnern). Aber: Weder auf deutsch noch auf englisch finde ich dieses bewusste Zitat.

Was ich finde, sind Interviews wie dieses bei Fast Company, in dem Ghonim sagt: „I think that social networking definitely played an important role at the very beginning to create that snowball effect. Then social media as well as blogs played a major role in telling people the truth.“

Ich habe drei Menschen gesprochen, die in jenen Tagen in Kairo waren. Sie alle bestätigten mir, dass dies natürlich keine Internet-Revolution war in dem Sinne, dass Prozessoren den Sturz verursacht haben. Natürlich braucht es Menschen dazu. Aber: Diese Menschen konnten sich über digitale Instrumente leichter organisieren und strukturieren, außerdem erhielten sie mehr Unterstützung. Es ist wie bei einem Marathon-Lauf: Man kann den auch ganz allein laufen. Weil es aber Organisatoren von Läufen gibt, muss man sich dort nicht um Wasser, Zeitnahme oder Strecke kümmern. Und am Rand stehen dann Menschen, die anfeuert. Der Läufer weiß genau: Ich kenne die nicht und werde sie nie kennenlernen – und trotzdem motiviert die Unterstützung. Genau diese beiden Rollen übernahm Social Media in Nordafrika.

Gern wüsste ich natürlich, weshalb Sie hier etwas ungenügend finden. Ich führe hier klare Fehler auf. Und: Ich bin keine Vollredaktion, dies hier ist ein Hobby. Wenn Sie von einem einzelnen Blog eines Hobbyjournalisten die gleiche Leistung erwarten, wie von einer Vollredaktion – wofür brauche ich dann noch letztere?

Antworten

Rainer Bartels 28. November 2012 um 11:09

@sportinsider: Wenn Sie nicht glauben, dass FS von zwei Sekretärinnen (die übrigens sehr nett sind) abgeschirmt wird, waren Sie noch nie in seinem Büro. Das unterscheidet uns.

Antworten

sportinsider 28. November 2012 um 12:16

@Rainer Bartels: Es geht nicht um die Anzahl der Sekretärinnen, meinetwegen gerne auch vier oder fünf. Ihre Bewachungs-Metapher habe ich moniert. Aber wir wollen hier Thomas Knüwer den Thread nicht mit einem Endlos-Disput zerklüften. Ihnen noch einen schönen Tag

Antworten

oliver breitenstein 29. November 2012 um 7:10

man kann ja zu schirrmacher stehen wie man will .- selbst bin ich kein großer fan von ihm – aber er in eigen punkten recht, zb wenn er die problematik der big player anschneidet. das amazon inhalte auf dem kindle einfach sperren oder löschen kann, der amerikanische purismus sich weltweit als quasi zensur durchsetztusw, das sind entwicklungen die nicht gerade wünschenswert sind. ebenso sollte man die verlagerung im kulturbereich weg von den klassischen labeln und verlagen hinzu amazon, itunes oder youtube zumindest kritisch im blick haben. und auch die gralslösung der werbefinanzierung ist in meinen augen ehr ein trojanisches pferd: früher schimpfte jeder über werbung und sie galt als verführerisch böse. heute ist sie in ihrer nervigen omnipräsenz das allheilmittel. ich persönich finde die penetranz immer noch komplett nervige und fühle mich eben als ware, wenn meine klicks meistbietend versteigert werden. gerade kriege ich auf fast jeder seite die gleiche nervige werbung eingeblendet.

das sind pukte die man mit auf dem schirm haben sollte. auch wenn man den kulturpessimismus des frank s. nicht teilt.

Antworten

Unterhaltungsanspruch | Wortistik 5. Dezember 2012 um 15:48

[…] Nein? Wäre er nicht? Habe ich mich hiermit dann wenigstens für einen vorderen Platz im Frank-Schirrmacher-Nachfolgerennen qualifiziert, zu dem der große Meister ja gerade erst selbst durch das Drucken des Namens “Naomi Klein” den Startschuss abfeuerte? […]

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*