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Yippie.

So bejubelt „Die Zeit“ sich selbst auf Facebook.

Vielleicht hat das auch einer in dem Marketing-Meeting gesagt, als die Idee aufkam, es mal mit Frei-Abos auf Facebook zu versuchen.

Yippie.

Klingt ja auch alles ganz einfach: Weil das „Zeit Magazin“ auf 80.000 Fans kommt, sollten 800 ein vierwöchiges Freiabo des gedruckten Blattes erhalten, anscheinend nach dem Motto „Wer zuerst kommt“.

Yippie.

Doch so einfach yippiet es sich eben nicht durch die Welt. Denn schließlich handelt es sich um einen deutschen Verlag. Und deutsche Verlage sind so zuvorkommend wie von Falschparkern beschimpfte Politessen. Weshalb jenes Abo keineswegs ein freundliches Geschenk ist – sondern eine Abo-Falle. Wer die Zuwendung nicht rechtzeitig kündigt, für den verlängert sich das Abonnement und das natürlich kostenpflichtig. Was statt Yippie zu anderen Ausrufen führen könnte. IHRARSCHLÖCHER, zum Beispiel.

Unter den Kommentaren jenes Facebook-Posts versammeln sich denn auch jene, die deutliche bis harsche Kritik an diesem Vorgehen der „Zeit“ üben. Genau so funktioniert Marketing in Social Media eben nicht. Lassen Verbraucher eine Marke via Facebook, Twitter oder einen anderen Dienst in ihr Leben, so ist dies ein Vertrauensbeweis. Wer ihnen ein Abo durch die kalte Küche serviert, missbraucht dieses Vertrauen.

Ganz nebenbei demonstriert „Die Zeit“ dann auch noch mangelnde Kompetenz in Sachen Online-Werbung. Denn obwohl die 800 Fallen-Abos schon vergeben sind, wird weiter Werbung in Form eines Sponsored Posts dafür geschaltet. Das Ergebnis dürfte sein: Noch mehr unzufriedene Facebook-Nutzer.

Yippie.

Nachtrag vom 7. Oktober: Noch immer wird die Werbung geschaltet, obwohl die 800 Abos längst weg sind. Die Verbraucherzentrale könnte das mittellustig finden.


Kommentare


Thomas 2. Oktober 2012 um 16:01

Yippie! 😉
Nein, ähnliche Gedanken hatte ich auch … Der Gutschein-Code funktioniert übrigens durchaus noch – ggf. hat man einfach das Limit noch einmal nach oben gesetzt im internen Zähler 😉

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tknuewer 2. Oktober 2012 um 16:05

Interessant – bei mir wurden 16 Euro aufgerufen.

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Matze 2. Oktober 2012 um 16:28

als erstes eine kurze Berichtigung: In dem Post von der ZEIT stehen vier Wochen, nicht drei Monate.

Aber darum geht es ja gar nicht, sondern darum, dass man genau diese Vier-Wochen-Abos, die sich automatisch verlängern, doch ständig sowieso hinterher geschmissen bekommt (und, im Gegensatz zu den meisten anderen Zeitungen auch nicht bei Nicht-Abschluss eines solchen Probeabos ein Probeexemplar in die Hand gedrückt bekommt). Und deshalb macht das ganze „zur Feier des Tages verschenken wir Probeabos“ noch viel weniger Sinn.

(immerhin lassen sich die Abos bei der Zeit relativ Problemlos kündigen. Das ist ja auch nicht überall so)

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Thomas Knüwer 2. Oktober 2012 um 16:34

Dickes Sorry – ist korrigiert. Danke für den Hinweis!

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Juliane Leopold 2. Oktober 2012 um 17:22

Lieber Thomas Knüwer,
Die Facebook-Seiten vom ZEITMagazin und DIE ZEIT werden unabhängig voneinander gestaltet und von unterschiedlichen Redaktionen betreut. Der von Ihnen beschriebene Vorgang fand in Verantwortung des ZEITMagazins statt.
Freundliche Grüße,
Juliane Leopold, Social Media-Redakteurin ZEIT ONLINE

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Thomas Knüwer 2. Oktober 2012 um 17:29

Womit ein weiteres Missverständnis über Social Media deutlich wird. Denn dem Kunden darf und muss es egal sein, mit welchem Unternehmensbereich er kommuniziert. Und schließlich gab es hier kein „Zeit Magazin“-Abo, sondern eines der „Zeit“.

Kurz: Unternehmen bekommen im Social Web das Mitleid von Kunden oder das Geld – aber nicht beides.

Oder soll Ihre Antwort deutlich machen: „Mit diesem Haufen beim Zeit-Magazin reden wir nicht mal?“ Übrigens: Auch Verlage brauchen – wie alle Unternehmen – eine Content-Strategie, die über alle Präsenzen und Plattformen reicht.

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Juliane Leopold 4. Oktober 2012 um 14:57

Guten Tag Herr Knüwer,
In der Logik Ihrer Argumentation können Nutzer sozialer Netzwerke nicht zwischen Absendern einer Botschaft differenzieren, sobald ein Markenname genannt wird, egal um welchen Unternehmensteil es sich handelt, der konkret für sich wirbt.
Ich teile diese Meinung nicht.
Mein Wunsch war es, größere Informiertheit herzustellen um eventuell vorschnell getroffene Rückschlüsse zu revidieren. Aber in Ihrer Logik ist das obsolet. Insofern: Nichts für ungut.
Mit freundlichen Grüßen,
Juliane Leopold

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Thomas Knüwer 4. Oktober 2012 um 18:54

Das ist Blödsinn, Frau Leopold. Hier handelt es sich um eine Marke und eine Submarke. Zeit, Zeit Online, Zeit Magazin – das ist alles eines. Wenn es das nicht ist, verwenden Sie wenigstens unterschiedliche Logos. Ach, tun Sie nicht? Warum? Ach ja, der Leser soll wissen, dass alles aus einem Haus kommt…

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“Zeit Magazin” auf Facebook: ein Fall für Verbraucherschützer? 23. Oktober 2012 um 17:22

[…] 21 Tagen schrieb ich über einen Promoted Post der “Zeit” auf Facebook. Oder genauer, des “Zeit Magazin”, wie eine Mitarbeiterin in den Kommentaren betonte […]

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