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Heute geistert eine Meldung durch Deutschlands Medien, die wieder einmal erschreckend klar macht, wie wenig Kompetenz ein breiter Teil der deutschen Medien in Sachen digitale Technologie mitbringen.

In seinem Transparenz-Report erklärt das Unternehmen, es erhalte Aufforderungen von Urhebern, angeblich raubkopierte Inhalte aus dem Suchindex zu nehmen. Genauer steht da:

„Google regularly receives requests from copyright owners and reporting organizations that represent them to remove search results that link to material that allegedly infringes copyrights. Each request names specific URLs to be removed, and we list the domain portions of URLs requested to be removed undertargeted domains.“

Sprich: Die Verlinkungen werden aus dem Suchkatalog genommen. Und was machen viele deutsche Medien daraus? Sie ahnen es.

Sie übernehmen dumpf eine inhaltlich falsche Meldung der DPA:

„Google löscht Millionen Inhalte…“ – Welt

„Google löscht Millionen Inhalte“ – Stuttgarter Zeitung

„Google löscht Inhalte im großen Stil“ – Hannoversche Allgemeine (die bald solche Inhalte verkaufen will)

Die komplette Liste der Schande können Sie aktuell hier sehen. Nun ist das ja so eine Sache mit den Agenturmeldungen. Nicht jede kann man nachrecherchieren. Dass aber so viele Medien hirnentleert das einfach so übernehmen, ja sogar die Überschrift ändern – den Fehler aber drin lassen – das ist schon bemerkenswert. Besonders traurig wird es dann, wenn selbst der Marktführer Spiegel Online die Meldung so bringt – ein Redaktionsmitglied aber noch sein Kürzel druntertackert.

Vorsichtshalber sollte man dann einfach mal klarstellen: Wenn demnächst eine Kommune einen jener Anhänger mit Werbung für einen Sexclub abschleppen lässt – dann werden anschließend nicht die Prostituierten erschossen.

Nachtrag: DPA hat den Artikel korrigiert. DPA hat den Artikel nicht korrigiert, diese Information kam von jemand, der Zugang zum Agentursystem hatte. Stattdessen beruft sich die Agentur darauf, dass Google-Töchter Inhalte löschen würden. Was aus meiner Sicht vergleichbar ist mit der Nachricht „VW bringt neuen A3 raus“.


Kommentare


Till 25. Mai 2012 um 8:41

Ich habe zwar nur den Spiegel Artikel gelesen, aber verstehe das Problem nicht. Er ist vielleicht leicht missverständlich. formuliert aber sachlich richtig.

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Christoph Dernbach 25. Mai 2012 um 8:45

Lieber Thomas,
aus dem Material von Google geht klar hervor, dass es nicht nur um URLs im Suchindex geht. Google betreibt ja nicht nur eine Suchmaschine, sondern auch eine Blogger-Plattform, stellt Inhalte (Anzeigen) über AdSense/AdWords bereit. In der dpa-Meldung stand deutlich, dass im Jahr 2011 „5,4 Millionen Fällen Inhalte, Webseiten und Web-Adressen“ gelöscht wurden. In der Präsentation von Google wird dies mit dem Begriff „items“ zusammengefasst. Von den 5,4 Mio. „items“ waren 3,3 Millionen URLs. Ich stelle Dir gerne die vertrauliche Präsentation von Google zur Verfügung, die deutlich den von Dir verlinkten Text hinausgeht und die Quelle für die dpa-Meldung war.

Und wie wäre es, wenn Du in Zukunft mal nachfragst, bevor Du einen polemischen Rant ablässt? So unter Kollegen.

Beste Grüße

Christoph Dernbach, Leiter dpa-Netzwelt

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Von der URL zum Inhalt « stohl.de 25. Mai 2012 um 9:15

[…] man eine URL als Inhalt ansieht, dann hat Spiegel-Online Recht. Aber sonst dann eher doch nicht: DPA löscht Millionen Journalistenhirne. Es geht um die URLs zu illegalen Inhalten – diese bleiben jedoch erhalten. Ähnliche […]

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Marc Hippler 25. Mai 2012 um 9:17

Glücklicherweise konnten wir unser Hirn wiederherstellen und haben die schlimmen Fehler schnell korrigiert. Ein paar Zentimeter darüber, auf dem Haupt, liegt Asche.

Und wo muss man jetzt anrufen, um diesen Beitrag von Google löschen zu lassen? 😉

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Vampy 25. Mai 2012 um 10:07

Zugegeben, die Überschrift war dann doch leicht irreführend, zumal Google selbst ja gar keine Inhalte (wie etwa eine Webseite) löschen kann, sondern eben „nur“ den Link auf diese Seite aus den Suchergebnissen entfernt. Wer aber nur den Bruchteil einer Sekunde nachdenkt, oder gar den Artikel liest, der kommt ganz von selbst auf diesen Umstand.

Und mal ehrlich, daß Überschriften reißerisch aufgemacht sind, um Leser anzulocken, ist doch nun wirklich nichts Neues. Das gabs auch schon zu Offline-Zeiten, als dieses „Internetz-Dingens“ noch Arpanet hieß.

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Christoph Dernbach 25. Mai 2012 um 10:19

Zu dem Nachtrag: Nein, wir haben nichts korrigiert, weil es nichts zu korrigieren gab. Woher stammt die Info, dass wir etwas berichtigt haben?

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Christoph Dernbach 25. Mai 2012 um 10:46

Damit sich alle ein neutrales Bild machen können: Das war unsere Meldung, die wir auch nicht „korrigiert“ haben, wie Thomas in seinem Nachtrag behauptet. Tatsächlich löscht Google nicht nur Links, sondern auch Inhalte – und das massenhaft: Google betreibt nämlich nicht nur den Suchmaschinenschlitz, sondern Plattformen wie Picasa, Blogger/Blogspot, Google Play, AdSense/AdWords, orkut und Google+. Und von den 5,4 Mio „items“, die im vergangenen Jahr gelöscht wurden, waren 3,3 Mio URLs.

bdt0827 3 wi 404 dpa 1863
Internet/Urheberrecht/
Google löscht in großem Ausmaß Inhalte wegen Copyright-Verstößen =

In der Debatte um das Urheberrecht steht Internet-Gigant Google immer wieder am Pranger. Nun will der Konzern öffentlich dokumentieren, in welchem Umfang er den Rechte-Inhabern bei der Verfolgung von Copyright-Verstößen zur Seite steht und Online-Piraterie bekämpft.

   Berlin/Mountain View (dpa) – Google hat im vergangenen Jahr wegen möglicher Urheberrechtsverletzungen in 5,4 Millionen Fällen Inhalte, Webseiten und Web-Adressen aus seinen verschiedenen Angeboten (ohne YouTube) gelöscht. Darauf wies der Internet-Konzern am Donnerstag in einem Blogpost hin.

   Im Monat bearbeitet Google demnach durchschnittlich 1,2 Millionen Anfragen, Inhalte wegen möglicher Copyright-Verletzungen offline zu nehmen. Unter den gelöschten Inhalten befanden sich allein 3,3 Millionen Weblinks (URLs) in den Suchergebnissen. 97 Prozent der angeprangerten Inhalte werden laut Google entfernt – verschiedene Anfragen können sich auf ein und das selbe Ziel beziehen.

   «Der Kampf gegen Online-Piraterie ist sehr wichtig», schrieb Google-Manager Fred von Lohmann in seinem Blogeintrag. «Wir wollen nicht, dass unsere Suchergebnisse die Menschen auf Stellen im Netz lenken, wo die Urheberrechte verletzt werden.» Um das Ausmaß der Löschungen deutlich zu machen, würden die wegen Copyright-Verletzungen entfernten Inhalte im «Transparency Report» von Google erfasst. Dort waren zuvor vor allem die staatlich verfügten Löschungen dokumentiert worden.

   Der Suchmaschinengigant bietet Rechte-Inhabern ein Verfahren an, mit dem Verstöße gegen das Urheberrecht gemeldet und unterbunden werden können. Ob dieses Prozedere ausreicht, gegen Copyright-Verletzungen im Internet vorzugehen, ist allerdings umstritten. Verlegerverbände und Musikverwerter wie die deutsche Gema hatten dem Internet-Konzern in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, zu wenig gegen Inhalte-Klau im Netz zu unternehmen und finanziell von Verstößen gegen das Urheberrecht zu profitieren.

   Google betonte nun, die aktuellen Zahlen belegten, dass die Benachrichtigungen der Rechte-Inhaber über mögliche Urheberrechtsverletzungen konsequent geprüft würden. Anfragen würden durchschnittlich innerhalb von elf Stunden bearbeitet. Bei bekannten Organisationen, die den Status eines «vertrauenswürdigen Partners» hätten, betrage dieser Zeitraum sogar nur sieben Stunden. Anfragen von Firmen und Organisationen wie Microsoft, NBC Universal oder dem Verband der US-Musikindustrie RIAA machten dem Löwenanteil aus.

   Google wies zugleich darauf hin, dass nicht jede Anfrage zur Löschung von Inhalten gerechtfertigt sei. So habe eine Fahrschule in Großbritannien den Ausschluss der Homepage eines Wettbewerbers aus dem Google-Index verlangt, nur weil dort auch eine alphabetisch sortierte Ortsliste zu finden war.

# dpa-Notizblock

## Internet
– [Formular zum Entfernen von Inhalten](http://dpaq.de/hGjTP)
– [Transparency Report Copyright](http://dpaq.de/fMroc)

dpa chd yyon n1 so

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hans 25. Mai 2012 um 12:47

Hey Knüwer: Setzen Sechs.

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Tobias 25. Mai 2012 um 12:57

Das Problem ist doch wohl eher die Tatsache, dass Google überhaupt was löscht – einfach so auf Zuruf, auf eine Behauptung hin. Google ist eine Suchmaschine, die Netzinhalte bitte so zeigen soll, wie sie sind. Wenn Google es weiter treibt, wird es irgendwann doch mal Konkurrenz geben. Motto: „Wir zeigen das Internet, wie es wirklich ist!“

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Vampy 25. Mai 2012 um 13:39

Ich denke nicht, daß Google (oder irgendeine andere Suchmaschine) in dieser Hinsicht eine Wahl hat.

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neue Statistiken 25. Mai 2012 um 20:41

3.3 / 5.4 macht 61.1% gelöschter URLs. Vermutlich aus dem Index – wie dann auch im dpa-Artikel steht.

Unklare und misverständliche Artikel sind zu vermeiden. Speziell bei Agenturen die ja für gelegentlich auch mal vereinzelte faule Reporter die Hauptarbeit liefern. Bei Lebensmitteln muss man ja auch nicht endlos nacharbeiten weil die Fabrik oder Schlachter das schon erledigt haben.

Da also fast 40% der Löschungen nicht aus dem Such-Index stammen, stellt sich die Frage, woraus diese 40% bestehen oder ob 95% davon Youtube-Videos sind was im dpa-Artikel ja verneint wird, was die 40% noch sehr viel interessanter macht und m.E. die nächste Reporter-Frage sein sollte.

Die meisten kennen die vielen Google-Dienste ja nicht einmal und viele kennen auch die Unterschiede zwischen google-News und google-Websuche nicht. Auch weil beides recht ähnlich aussieht.

Wenn „nur“ 40% der gelöschten Dinge „Inhalte“ sind und 60% sind URLs aus der Web-Suche stellt sich die Frage, wer schlechter schreibt: dpa welche die 40% Content anstelle der 60% URLs im Titel bevorzugt und nicht weiter differenziert darauf eingeht oder die Qualitäts-Leistungs-Reporter welche das unreflektiert übernehmen.
„Inhalte, Webseiten und Web-Adressen“ ist im Text im Prinzip also falsch sortiert wenn Web-Adressen 60% repräsentieren. Da könnten auch Politiker deren Parteien alle immer nach der Wahl „gewonnen“ haben wollen nichts schönreden. Wenn die meisten Leute also Google mit den URLs in Verbindung bringen, wäre eine Formulierung wie „Web-Adressen, aber auch Webseiten und Inhalte“ m.E. besser und sinnvoller. Mit Feedback-Systemen würde man das schnell lernen und über die schlampigen Anfänger-Formulierungen anderer lachen und am besten öffentlich dokumentieren. Gabs nicht neulich Studien welche Agentur besser ist (bzw. sein soll) ? Gute Dienstleister hätten gute funktionierende Feedbacksysteme noch besser als Ebay oder Amazon und verbesserbare Formulierungen würden per Punktbewertung gemessen und auf Dauer ausgedünnt.

„Im Monat bearbeitet Google demnach durchschnittlich 1,2 Millionen Anfragen, Inhalte wegen möglicher Copyright-Verletzungen offline zu nehmen.“ steht im Zitat. „Inhalte“ klingt nach Löschen was in 60% der Fälle ja gar nicht stattfindet. Formel-1-Autos werden fast jedes Rennen schneller. Bei fast jedem Team. DPA auch ? Wer nicht dazulernen will, wird von der Konkurrenz überholt oder stirbt aus wie in der Evolution die Dinosaurier. Da steckt deutliches Optimierungspotenzial ohne relevanten Mehraufwand drin. Weil es normal wird klarer und eindeutiger zu formulieren als bei Anfängern üblich ist. Viele Journalisten aber auch Blogger reagieren auf Kritik recht uninteressiert und wollen oder können berechtigte Kritik oft nicht einmal nachvollziehen. Dazulernen wollen sieht oft anders aus.

Mit Wasserzeichen wären diese Content-Probleme oft längst gegessen und Creative-Commons würde nennenswerter genutzt. Google ist bei Bekämpfung von Content-Übernahme nämlich m.E. etwas faul bzw. desinteressiert aber gibt dadurch dem an neuen Vertriebsmodellen und Lizensierungsmodellen wenig interessierten Pay-Content leider eine kostenlose Werbeplattform z.b. auf Youtube.

Es wäre schön, wenn google solch eine Statistik schon früher aufgeführt hätte. Archive.org und Google dienen leider nicht als CopyContent-„Notar“ um z.B. unlizensierte Content-Übernahme zu dokumentieren und ohne Anwälte einfach mal nachzulizensieren. Ohne Löschung. Einfach mal zur gerechten Dokumentierung und Abwicklung korrekter Content-Nutzung.

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michael 25. Mai 2012 um 23:06

Selbst, wenn keine Inhalt gelöscht worden wären, träfe die Überschrift doch grandios: Was Google nicht findet, existiert nicht.

@ Thomas: Im Urlaub? Finger gebrochen? Internet aus? Wo ist deine Antwort?

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Spinnzessin 26. Mai 2012 um 13:16

Also ich lösche ja auch dauernd das Internet, aber komischerweise ist es jedesmal wenn ich den Computer dann wieder einschalte doch wieder da. :o)

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JürgenG 26. Mai 2012 um 17:55

Jetzt kommt nichts mehr von Herrn Knüwer? Keine Antwort? Keine Reaktion? Er ist immer so schnell dabei, beim undifferenzierten herumranten, Rivva-Surfen, heiße Luft herumblasen und alles über eine Kamm scheren. Dabei ist er so weit davon entfernt, die Ansprüche, die er an andere stellt, auch selbst einzulösen.

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Thomas Knüwer [Mobile] 26. Mai 2012 um 20:54

Nö, bin privat unterwegs. Und ich stehe zu meiner Meinung: DPA hat völlig überzogen. Und gerade weil so viele Redaktionen blind auf Agenturen vertrauen, sollte eine Agentur genau überlegen was sie schreibt. Und sie kann sich auch mal eingestehen, wenn etwas so mittelgut formuliert ist.

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JürgenG 27. Mai 2012 um 15:50

Wenn ignorant nicht so ein starkes Wort wäre, ich würde ja sagen: Herr Knüwer verhält sich ignorant. Denn zwischen „mittelgut formuliert“ und „inhaltlich falsch“, da müsste man, wenn man nicht ignorant wäre, dann doch einen Unterschied machen, oder?

Und was ist mit dem Update? Hat die dpa jetzt die Meldung korriert, wie Sie behaupten, oder nicht? So wie es die dpa behauptet.

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ToWi 28. Mai 2012 um 10:21

SpOn hat übrigens klamm heimlich (ohne die sonst üblichen Korrekturhinweis) den Artikel geändert. Ist zwar immer noch nicht klar, was wie wo gelöscht wird, aber immerhin ist aus den „Inhalten“ in der Überschrift „links“ geworden. Im tag der Websteite steht allerdings noch die original Überschrift…. 😀
Und liebe dpa, URLs sind keine Inhalte.

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