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Gerade stolpere ich über eine merkwürdige Äußerung des ZDF. Stimmt dieser Artikel von Spiegel Online, so erregt sich der Online-Bereich darüber, dass Facebook künftig Pages (also die Präsenzen von Institutionen, Unternehmen, Marken und Persönlichkeiten) nur werbefrei halten will, wenn der Betreiber zahlt.

Dies ist zunächst einmal nicht verwerflich, wenn sich die Regelung auf neu zu errichtende Seiten bezieht. Gilt es auch für vorhandene Angebote, hätte es den bitteren Beigeschmack des „Jetzt sind wir groß, jetzt wollen wir Geld sehen“. Auch das ist einer Marktwirtschaft ja erlaubt – aber wäre eben kein gutes Benehmen.

Nun schließt Eckart Gaddum, der Leiter Neue Medien des ZDF, es aus, dass der Sender für eine Facebook-Seite zahle. Und als Begründung heißt es, öffentlich-rechtliche Sender dürften online nicht werben.

So, und nun stolpere ich und bitte meine Leser um Hilfe – denn meine medienrechtlichen Quellen erreiche ich gerade nicht. Dass ARD und ZDF auf ihren Online-Präsenzen keine Werbung schalten dürfen, ist klar. Nur: Darum geht es hier ja nicht. Es geht um Eigenwerbung – und die ist den Sendern ja nun definitiv zumindest in Print, Radio, Kino und auf Plakaten erlaubt (hier ein Beispiel des ZDF). Internet-Werbung also ist ausgeschlossen? Das erscheint mir doch recht merkwürdig, zumindest erstellen Agenturen ja Online-Werbematerialien.

Wäre Internet-Werbung ausgeschlossen, so wäre eine Anpassung der rechtlichen Gegebenheiten an das digitale Zeitalter dringend geboten. Doch vermute ich viel eher: Das ZDF will nicht für die Plattform zahlen. Und das hätte ein wenig was von dem, was wir Münsterländer „Lauschäpper“ nennen.

Oder wo täusche ich mich da gerade?


Kommentare


Paul Baumann 1. Februar 2012 um 18:30

Wenn ich es richtig verstehe geht es sehr wohl um Werbung auf den Online-Präsenzen (konkret dann der Facebook-Seite) und nicht um Eigenwerbung im Netz. Konkret kann es also passieren, dass auf der Facebook-Seite von heute Werbung für Produkt XYZ erscheint.

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Thomas Knüwer 1. Februar 2012 um 18:33

@Paul Baumann: Yep, genauso ist es. Und diese Werbung auf der ZDF-Präsenz würde von Facebook unterbunden, wenn das ZDF zahlt. Was dann eben eine aktive Eigenwerbung/Marketingmaßnahme des Senders wäre.

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Paul Baumann 1. Februar 2012 um 18:43

Vielleicht stehte ich jetzt auch auf dem Schlauch, aber ich glaube das Problem ist nicht das Zahlen für die Werbefreiheit (eine Homepage kostet ja auch Geld und die Mediathek gibt es sicher nicht geschenkt), sondern die Tatsache, dass dann eben Werbung von Drittanbietern auf den Facebook- Seiten erscheinen kann. So wie ich es verstehe, wäre das dann rechtlich so zu bewerten, wie die Schaltung von Bannerwerbung auf zdf.de.

Der Sender dürfte also Geld an Facebook zahlen, sieht das nur nicht ein (Zitat: „Das kommt nicht in Frage“).

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teekay 1. Februar 2012 um 19:17

Neben den rechtlichen Details scheint hier auch wieder mal klassisches Medienunverstaendnis vorzuliegen. Es klingt ein bisschen nach ‚wie kann denn bitte facebook vom dollen ZDF Geld verlangen?! Nicht mit uns! Dann gehen wir halt!‘ Ich wage mal einer Antwort vorzugreifen: ‚Liebes ZDF-viel Glueck im Netz dann. Dein facebook‘.

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Bernd Weinreich 1. Februar 2012 um 19:18

Warum sollte das ZDF auch noch Gebührengelder an so eine zweifelhafte Firma wie Facebook bezahlen? Schlimm genug, dass für eine Präsenz in diesem feuchten Traum der Feinde des freien Internet überhaupt Geld ausgegeben wird. Wer seinen Facebook-„Freunden“ Meldungen des ZDF empfehlen möchte, kann das ja wohl auch ohne Fanpage tun, und für die Interaktion gibt es Kommentarspalten wie diese hier.

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Lösungen sind einfacher wie man denkt 1. Februar 2012 um 21:15

Klar wird Dein Text nicht wirklich.

Für mich klingt es klar nach:
ZDF nutzt Facebook. Facebook baut fremder Leute Werbung ein. ZDF ist „böse“.

Das ZDF gibt aber problemlos die Programm-Daten an alle Zeitschriften und Zeitungen wo dann ja auch Fremdwerbung drin ist. Nur das ZDF bei Facebook das Design sogar selber setzen darf und nicht der Hörzu-Setzer oder Hörzu-Redaktion bestimmt, welche Sendungen mehr oder weniger Infos im Listing haben.
Sie bezahlen ja auch nichts für die Nutzung. Wenn sie in gesponsorten Hyundai-Bussen bei der Fußball-WM fahren und auf Sony-Plastik-Sitzen sitzen und Sony-Laptops im Pressezentrum nutzen und überall im Fußball- oder Olympia-Stadium fremde Werbung erscheint und Sportler im Sponsoren-Trikot-Hemdchen auftreten sagt ZDF ja auch nichts oder schwärzt (automatisch dank Image-Erkennungs-Software) alle Werbung raus.
Wenn die vom CDU-parteitag berichten ist auch überall CDU-Werbung zu sehen.

Die benutzen die kostenlosen Facebook-Seiten zur Content-Verbreitung und Facebook baut dort Werbung ein. Dann bräuchten sie SPON ja nur anzubieten, ihren ZDF-Content kostenlos einzubauen und SPON kann voll für die Werbung kassieren. Die Idee hatte ich für die Apps ja auch: ZDF und ARD machen eine App und Mediathek und die Leistungs-Schützer machen nach einer Woche nach Erst-Ausstrahlung Werbung drumherum und teilen sich die irgendwie. GEZ ist zufrieden und ich bin zufrieden (weil gute Dokus oder Politiker-Interviews nicht mehr weg sind) und Spiegel usw. sind zufrieden weil sie selbst den GEZ-Content vermarkten können, der ihnen angeblich die Butter vom Brot nimmt.

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Guido Bülow 1. Februar 2012 um 22:27

Paul, du hast recht. Öffentlich-rechtliche Inhalte dürfen im Onlinbereich
nicht mit Werbung Dritter versehen werden. Stark vereinfacht: Die Inhalte wurden ja schon bezahlt. Daher darf mit den Inhalten kein Geld verdient werden. Steht alles klar und deutlich im Rundfunkstaatsvertrag drin…
Und im übrigen ist es tatsächlich so, dass auf einzelnen Seiten, die vorher
werbefrei waren, nachträglich doch von Facebook Werbung geschaltet wurde und wird.

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Tom 2. Februar 2012 um 1:03

@Bernd Weinreich: Das wäre eine politisch/moralisch durchaus zu begrüßende Haltung. Dann sollen sie es aber auch so kommunizieren.

Ob es jenseits der Moral sinnvoll ist, hm?

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Facebook Börsengang offiziell, Julian Assange, Microsoft vs. Google | techslash.de 2. Februar 2012 um 8:00

[…] ZDF und Facebook: Facebook will offenbar künftig für werbefreie Seiten in dem Netzwerk Geld verlangen. Bislang hatte das ZDF ein Sonderabkommen mit Facebook, weil dem Sender, wie allen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, Werbung im Netz verboten ist. SPON, Indiskretion Ehrensache […]

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Tim Krischak 2. Februar 2012 um 10:48

Am Rande bemerkt: Das das ZDF als öffentlich-rechtlicher Sender nicht bereit ist für die Nutzung eines Medienangebots zu zahlen, wirkt auf mich wie ein Treppenwitz der (Medien) Geschichte.

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Falk D. 2. Februar 2012 um 15:27

„Jetzt sind wir [im Netz] groß und wollen dafür Geld sehen!“. Es ist im weitesten Sinne die eigene Medizin der Öffentlich-Rechtlichen, sich erst (ungefragt) in neuartigen Medien breitzumachen und dann dafür kassieren zu wollen. Diesmal hat das ach so moderne Kukident TV halt die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
(Hinweis: Sowohl die ÖRR wie auch Facebook laufen für mich unter Angebote, die ich nicht brauche, von Firmen, die ich nicht mag.)

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Alexander Johmann 2. Februar 2012 um 16:37

Meines Erachtens ist die Aussage des ZDF doch widersprüchlich… Ok, das ZDF darf online keine Werbung schalten, Facebook plant aber scheinbar als Vergütung für die Fanpage die Einblendung von Werbung. D. h. das ZDF „bezahlt“ seine Fanpage mit Duldung der Werbeeinblendung, also mit Werbung. Um sich an das Werbeverbot zu halten und die Facebook-Page nicht durch Werbung zu finanzieren, müsste das ZDF die „Fanpage-Gebühr“ also bezahlen. Die andere Möglichkeit wäre, sich aus Facebook zurückziehen.

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Argelbargel 2. Februar 2012 um 17:03

@Alexander Johmann: und genau das ist doch das Ergebnis aus den Zitaten des Herrn Gaddum. Entweder (neue) Fan-Pages bleiben weiterhin kostenfrei oder das ZDF wird keine mehr betreiben bzw. auf Alternativen (z.B. über OpenGraph) ausweichen. Ich sehe keinen Widerspruch, verstehe aber, dass Herr Gaddum diese Konsequenz nicht doll findet.

Ob sich der Ansatz, SocialMedia-Plattformen wie Facebook im Prinzip als Content-Ausspielwege zu betrachten – für deren Nutzung man (analog zu den Kabelnetzen) eigentlich nicht zahlen möchte – durchhalten lässt, ist die spannendere Frage.

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Lösungen sind immer noch einfacher 2. Februar 2012 um 22:44

Wieso darf Hörzu online die Mediathek verlinken und eigene Werbung einbauen (ich vermute mal das sie das dürfen und in den „Programmies-Apps“ auch tun würden) und ZDF bei Facebook nicht ?

Es gibt RSS-Feeds mit Volltext(selten), Teasern(oft) oder nur den Headlines (oft) oder bei Twitter nur die Headline oder Ein-Satz-Beschreibung. Alles ausser Volltext verlinkt die Original-Site.
Wenn man also so viel Text pro Meldung bei Facebook reintut wie auch Hörzu kriegt (und die davon meist nur Titel+Uhrzeit abdruckt), sehe ich bei Facebook keine Abgrenzung zu Hörzu wo ja auch Werbung drin ist. Man „darf“ dann halt keine Volltexte mehr bei Facebook reintun sondern immer nur www.ard.de und www.zdf.de verlinken.

Mal wieder „schön“ zu sehen, wo meine Gebühren bleiben…

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