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Es passiert ja häufiger, dass sich Tech-Journalist Robert Scoble für etwas begeistert. Scoble ist dauerbegeistert. Oft genug aber richtet sich eine Euphorie auf Dienste, die tatsächlich spannend sind. Jüngstes Beispiel: Katango.

Gestern Abend testete ich die iPhone-App und war nicht ganz so überrascht wie Scoble – aber doch ein wenig faszniert. Die Idee ist einfach: Der Nutzer erlaubt Katango Zugriff auf seine Facebook-Daten – ja, und das ziemlich weiträumig -, die App analysiert Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten. Heraus kommen algorithmisch erstellte Freundeskreise.

Die Überraschung: Katango macht das ziemlich gut. Zwar sind die Überschriften über den Gruppen nichtssagend. Doch die Zuordnung funktioniert bemerkenswert. So gruppierte das Programm recht zuverlässig eine Gruppe von Freunden, die beim gleichen Unternehmen arbeiten mit deren Lebenspartnern und den Freunden, die ich über jene kennengelernt habe. Eine größere Gruppe setzt sich aus jenen Menschen zusammen, die irgendwas mit Internet machen und mit denen ich häufiger darüber diskutiere.

Klar, diese Eingruppierung kann jeder auch selbst machen. Doch Katango stößt in eine Lücke, in der sich auch Google+ mit einigen Funktionen einordnet. Die meisten Social-Network-Nutzer würden ihre frühen Kontakte heute anders einordnen als in der Anfangszeit. Google+ gibt ihnen die Möglichkeit dazu. Katango dagegen ordnet die vorhandenen Kontakte neu – etwas, was ab einer gewissen Zahl von Verdrahtungen ein elender aufwand ist.

Ist das ein Geschäftsmodell? Nein. Aber darum wird es Katango nicht gehen. Entweder das Startup wird seine Technik nutzen, um eine Software für Social Media Monitoring zu entwickeln. Oder – und das ist wahrscheinlicher – es lässt sich von Google, Facebook oder Linkedin kaufen. Ich glaube: Das wird nicht lange dauern bis dahin.

Nachtrag: Und siehe da – Google kauft Katango.


Kommentare


Tim 14. Juli 2011 um 7:17

Ich gehe jede Wette ein, daß Facebook das intern auch schon selbst kann oder wenigstens kurz davor ist; Google kann es mit Sicherheit. Mehr als einen Statistik-Grundkurs braucht man dafür ja auch nicht. Warum sollte man dafür viel Geld ausgeben?

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Bastl 14. Juli 2011 um 8:41

@Tim
Wenn ein Mensch das macht hast du eventuell Recht. Wenn die Person all die Informationen sieht dann kann die es sicherlich so auswerten.

Wenn du aber einen Algorithmus hast der selbst einen Zusammenhang zwischen den Werten herstellt und am Ende entscheidet in welche Gruppe die Person reinpasst oder zu welchem Thema die Personen gehören dann geht das schon ein Stück weiter.

Ob Facebook und Google das implementieren können ist ja auch nicht die Frage sondern ob sie das selbst machen wollen oder ob sie es sich einfach einkaufen. Das muss ja nicht gleich die üblichen 100 mio $ Übernahme sein. Es kann ja auch genauso gut ein Jobangebot an die Entwickler sein.

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Tim 14. Juli 2011 um 9:03

@ Bastl

Nein, vom Algorithmus her ist das kein großes Problem. Wenn man damals schon solche schönen Daten gehabt hätte :), hätte man es auch problemlos schon 1995 machen können. Ich würde jedenfalls kein Geld für eine Katango-Akquise ausgeben, es sei denn, ich habe es als Google oder Facebook extrem eilig. Aber selbst dann wäre eine vernünftige Integration wahrscheinlich weitaus aufwendiger, als einen Cluster-Algorithmus mal eben selbst zu machen.

Die Schwierigkeit ist, automatisiert passende „Überschriften“ für die Kontakt-Cluster zu finden, wenn man es denn nicht dem User überlassen möchte.

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gigi 17. Juli 2011 um 10:50

Das stimmt – ich denke, den Algorithmus kann ein guter, in dem Bereich erfahrener Programmierer innerhalb von ein paar Tagen raushauen. Ich finde es immer wieder interessant, wie wenig viele Medien-Leute (aber auch Investoren) neue Startups wirklich einschätzen können.

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bjoern 11. November 2011 um 10:43

und so kams dann auch…

http://www.golem.de/1111/87692.html

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