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Autosuggestion, so verrät uns Wikipedia, ist der Prozess, „durch den eine Person ihr Unbewusstes trainiert, an etwas zu glauben. Dies wird erreicht durch Selbsthypnose oder wiederholte Selbst-Affirmationen, und kann als eine Form von selbstinduzierter „Gehirnwäsche“ angesehen werden. Die Wirksamkeit der autosuggestiven Gedankenformeln kann durch mentale Visualisierungen des erwünschten Ziels erhöht werden. Der Erfolg der Autosuggestion wird umso wahrscheinlicher, je konsistenter und länger (bzw. öfter) sie angewendet wird. Bei der Autosuggestion wird ein und derselbe formelhaft umrissene Gedanke über längere Zeit in Form mentaler Übungen wiederholt, bis er zum festen Bestandteil des unbewussten Denkprozesses geworden ist.“

(Foto: Shutterstock)

Womit wir bei der gestrigen Ausgabe des „Handelsblatts“ wären.

Ich habe nun einen Tag lang mit mir gerungen, ob ich über die 5 Seiten lange Titelgeschichte etwas schreiben soll. Denn ich war von 1995 bis 2009 ja dort beschäftigt, einige der Autoren der Strecke sind mir freundschaftlich verbunden und ich hoffe, sie werden das auch bleiben nachdem sie das folgende gelesen haben.

Doch müssen wir eben über jene Ansammlung von Artikeln sprechen, weil sie deutlich macht, was derzeit in der deutschen Medienlandschaft falsch läuft: Sie redet sich ein, es werde sich nichts ändern – und sie selbst müsse sich nicht ändern. Die Strecke ist eine Anhäufung von Halb- und Unwahrheiten, von unkritischem Widerkäuen falscher Floskeln und schließlich mündet all dies in einem Interview mit Matthias Döpfner, der anscheinend zur Lichtgestalt der Gedrucktbranche mutiert.

Allein schon die Überschrift über dem Hauptstück hinterlässt den kundigen Leser kopfschüttelnd. „Rückkehr der Normalität“, steht drüber. Gezeigt wird ein Iphone mit lauter Verlags-Anwendungen sowie einem hervorgehobenen Einkaufswagen – eine Optik, die so gar nicht auf dem Iphone möglich ist, aber wir wollen mal keine Korinthen kacken.

Rückkehr der Normalität. Und was ist Normalität? Lesen wir mal nach.

Der Einstieg handelt von Chris Andersons lesenswertem Buch „Free„. Das „Handelsblatt“ hatte Anderson ja vergangene Woche mit falscher Argumentation schon den „Pinocchio“ verliehen -war aber nicht in der Lage für die Homepage ein Foto von ihm zu finden. Die Autoren behaupten nun, er schreibe die „neue, schöne Medienwelt“ gehöre „dem Umsonst-Journalismus“. Entweder haben sie „Free“ nicht gelesen – oder nicht verstanden. Denn das behauptet Anderson nicht. Er sagt ganz klar, dass die Leser für gewisse Inhalte nicht mit Geld zahlen – dass aber eine Finanzierung möglich ist. Er tut dies auch nicht triumphierend-wertend, wie das „Handelsblatt“ suggeriert.

Komplett absurd ist die Behauptung: „Das Verblüffende: Verleger und Journalisten folgten ihm.“ Schon mal nachgeschaut, wann „Free“ erschienen ist? Im Juli 2009. Die Verlage sind Anderson gefolgt? Schwachfug im Quadrat.

Genauso wie die Behauptung, der „Wired“-Chefredakteur (das „Handelsblatt“ erwähnt lieber nicht, dass hier die Rede von einem Print-Journalistist) habe „das Prinzip des Mediengewerbes, dass sich am Markt automatisch ein gerechter Preis für Qualitätsprodukte durchsetze“ infrage gestellt. Nicht, dass Anderson dies nicht glaubt, ist falsch. Sondern die Behauptung, dies sei ein Prinzip.

Tatsächlich gilt das Gegenteil: Bei der überwältigenden Mehrheit der Print-Produkte ist kein gerechter Preis im Markt zu finden. Sie haben zwei Einnahmequellen – Werbung und Copy-Preis. Aber: Ihre Abos werden teilweise dramatisch subventioniert, der aufgedruckte Preis refinanziert in der Mehrheit der am Kiosk ausliegenden Produkte nicht mal die Druck- und Vertriebskosten. Eine vernünftige und transparente Preisbildung hat es schon lang nicht mehr bei gedruckten, journalistischen Inhalten gegeben.

Auch in anderen ökonomischen Zusammenhängen erweisen sich die Autoren nicht als sattelfest – oder verheddern sich in Widersprüchen. So fordern sie zwischen den Zeilen – ebenso wie Matthias Döpfner – eine neue Reichweitenermittlung. Digitale und Print-Leserschaft sollen fusioniert werden. Warum? Weil dann mehr Werbung kommen könnte. Milchmädchenesk wird dann die „explodierte“ (Begriffe, die jeder Journalistenschulleiter mit Züchtigung via Gerte bestraft) Reichweite bejubelt, die Online-Angebote wie Spiegel.de in den vergangenen Jahren erreicht haben.

In keiner Zeile kommt die Story aber auf den daraus entstehenden Konflikt zu sprechen. Wenn ich Inhalte nicht mehr frei ins Netz stelle, sinkt automatisch die Reichweite. Da hilft auch keine neuen IVW. Und sinkende Reichweite bedeutet sinkende Werbeeinnahmen. „Unter dem Strich ist die Marke ,Spiegel‘ für ihre Leser heute so attraktiv wie nie zuvor“, freut sich das „Handelsblatt“. Aber: Glauben die Autoren ernsthaft, dies wäre so, läge Spiegel Online hinter einer Bezahlschranke?

Auch ein anderes Detail würde nur stören: Der „Spiegel“ hat online durchgehalten. Hat nicht wie der Rest der Verlagswelt nach der Krise 2001 seine Web-Redaktion zusammengehauen und abgeschoben. In den frühen Nuller-Jahren war Spiegel Online praktisch das einzig ernstzunehmende Online-Medium in Deutschland. Der Erfolg: die Marktführerschaft.

Lustig ist dabei die „HB“-Behauptung: „Verlage investieren weltweit Milliarden in neue Technik.“ Ach ja? Tatsächlich beteiligen sich einige Medienhäuser an Online-Angeboten und die meisten fahren gut damit. Doch wollen die Autoren das Gefühl erwecken, die Verlage würden den Online-Journalismus fördern. Das ist falsch. Dafür müssten die „Handelsblatt“-Autoren nur die Online-Redakteure der „Süddeutschen Zeitung“ befragen: Sie verdienen weiter 30 Prozent weniger als die Print-Kollegen.

Aber es geht doch mit dem Paid Content, will sich das „Handelsblatt“ autosuggestieren. Und wieder muss die Londoner „Times“ herhalten.

Zwar sind sich fast alle angelsächsischen Branchenkenner einig, dass man derzeit nicht substanziell sage könne, ob deren Bezahlwand der Zeitung als Erfolg zu werten ist – aber das ficht in Düsseldorf niemand an. Nur um 42 Prozent  sei die Zahl der Unique Visitors gefallen, jubiliert man – und verschweigt die halbe Wahrheit. Diese Nielsen-Zahl beruht auf der Startseite. Auf den hinteren Seiten sind 88 Prozent der Leser verloren gegangen. Und auch die Falschheit der angeblich 105.000 Pay-Leser wiederholen die Autoren – es sind 105.000 Bezahlvorgänge. Wer sich übrigens tiefer mit dem Thema „Times“ beschäftigen möchte, dem sei Clay Shirkys lange Analyse angeraten. Shirky, übrigens, ist kein Journalist. Nur mal so.

Ach ja, bezahlen. Weiter träumt jeder von einem brauchbaren Bezahlsystem – noch immer existiert keines. Und auch weiterhin sagen die Bezahldienstleister, dass echtes Micropayment – also die Abrechnung von Beträgen unter 10 Cent – nicht machbar ist. Nun will die Deutsche Telekom anscheinend Verlagen helfen, mehrere von ihnen sind an Bord um eine Art Kiosk zu errichten, so ist aus Branchenkreisen zu hören.

Noch so ein großartiges Beispiel wird vom „Handelsblatt“ herbei gezerrt: das „Wall Street Journal“ mit seinen 450.000 E-Paper-Abos. Klingt toll. Beim Blick auf den Preis allerdings weniger. Denn tatsächlich verschweigt der „WSJ“-Verlag (zumindest finde ich nirgends eine Detailzahl – auch da sind Hinweise in den Kommentaren gern gesehen) wieviele reine Online-Abos sich darunter befinden. Meine Vermutung: Die meisten dürften einfach die 40 Cent pro Woche mitnehmen, die das E-Paper und der Online-Zugang zusätzlich zum Print-Abo kosten. 40 Cent pro Woche. Macht 20,8 Dollar im Jahr. Erkauft mit sinkenden Werbeerlösen.

Tatsächlich aber taugen ja eigentlich Wirtschaftsblätter und Fachmedien noch ehesten als potenzielle Paid-Content-Kandidaten. Denn ihre Klientel ist zahlungswillig und kann die Ausgaben absetzen. Die „Financial Times“ weist ordentliche Zahlen aus, die aber en detail wohl nicht so rosig sind wie sie scheinen. Nur: Die Tiefe, die „FT“ und „Economist“ im Bereich ihrer Studien erreichen, die existiert in Deutschland nicht. Und der Erfolg von Wirtschaftsmedien sagt nichts aus über die Chancen von Blättern aus, die eine breitere Zielgruppe anpeilen.

Fast schon süß, wie das „Handelsblatt“ jedes verkaufte E-Paper eines anderen Blattes zum Fortschritt zu erklären versucht. Denn wären E-Paper ein Erfolg, müsste sich journalist nicht ändern. Er hätte seinen geliebten Redaktionschluss, seinen geliebten Feierabend und würde einfach weiter in sein Redaktionssystem schreiben.

9000 Abos zählt zum Beispiel die „Neue Westfälische“. Nur dass die meisten Nutzer einfach 2,50 Euro auf ihr Zeitungsabo drauflegen und dann das gleiche Teil als PDF erhalten. Oder das „Wirtschaftsblatt“ in Österreich, das „mehrere hundert Online-Abonnenten“ nennt – wobei man ja auch eine Zahl hätte einwerfen können. Munter werden beim Düsseldorfer Gegenstück auch hier wieder die Details vermischt: „Und trotz Bezahlschranke ist es den Österreichern gelungen, die Zahl der Nutzer zu steigern. Im August wurden 327.000 Nutzer registriert – 49.000 mehr als zwölf Monate zuvor“. Nur: Die haben natürlich nichts mit dem E-Paper zu tun.

Genauso verschwurbelt geht es im Artikel weiter mit den Mobile Apps, die das „Handelsblatt“ zum Heilsbringer der Zunft erklärt. Tatsächlich gibt es weit mehr Bezahl-Apps bei Itunes als Gratis-Anwendungen. Nur: Bei Android sieht es schon wieder ganz anders aus, was die Autoren generös verschweigen. Gänzlich falsch ist dagegen die Behauptung, Axel Springer habe „280.000 Apps von ,Bild‘ und ,Welt‘ verkauft“. Tja, nur ist die „Welt“-App ja gratis. Und Springer-Chef Matthias Döpfner spricht im Interview zwei Seiten weiter eben von „heruntergeladen“.

Die Frage ist: Wieviele Abos wurden damit verkauft? Und darüber schweigt meines Wissens nach Axel Springer weiterhin (sollte ich mich irren, bitte ich um Korrektur in den Kommentaren). Ich tippe mal: Es werden nicht so viele sein. Denn wenn ein Verlagshaus über Zahlen schweigt sehen diese meist nicht gut aus – das ist tatsächlich ein Branchenprinzip.

Die Bewertungen bei Itunes sind für die Springer-Apps übrigens höchst durchwachsen, die „Welt“-App bekommt drei von fünf Sternen, symptomatisch ein Kommentator, der sich aufregt: „So eine stümperhafte Programmierung und dafür 12 Euro monatlich verlangen?“ Auch bei der „Bild“ scheint seit dem jüngsten Update manches nicht mehr zu laufen. Sie kostet 79 Cent. Selbst wenn die genannten 280.000 verkauften Anwendungen alle „Bild“-Apps waren (oder die unsäglich schlechte „Mein Klub“) sind die gesamten Umsätze höchst überschaubar.

Das dürfte auch bei der „Waz“ so bleiben, da kann sich das „HB“ noch so sehr das Gegenteil herbeiwünschen. Denn die „Waz“ hat einfach zwei vorhandene Apps übernommen. Die Stauinfo ist das alte „Stau Mobil“ von Netbuiscits – eine solide Anwendung, aber kein journalistischer Inhalt. Und die Fußball-Anwendung „Waz Dauerkarte“ ist die alte Dauerkarten-App. Auch hier geht es nicht um Journalismus: Ein simpler Live-Ticker für die Bundesliga inklusive Datenbank und Tabellen.

In den Kommentaren wüten die Nutzer über die „Waz“-Übernahme: Erst hoher Preis, dann doch Werbung bei günstigerem Angebot, außerdem reichlich Abstürze.

Bleiben noch die „FAZ“ und RTL als mobile Hoffnungsträger. Ihre Iphone-Apps – und bemerkenswerterweise existieren für das „Handelsblatt“ andere Mobil-Plattformen nicht – sind derzeit gratis und sollen später Geld kosten. Das „Handelsblatt“ selbst ist übrigens Aussender der schlechtesten und nutzerunfreundlichsten E-Paper-Ipad-App auf dem Markt, kündigt aber für Anfang kommenden Jahres neue Progrämmchen an.

Natürlich darf auch die meistverbreitete Lüge der deutschen Zeitungslandschaft im „Handelsblatt“ nicht fehlen:

„Viele Jahre haben Suchmaschinen wie Google und Yahoo, Social Communities wie Facebook oder unzählige Blogs viel Geld mit den Inhalten von Zeitungen, Zeitschriften, Radio- und Fernsehsendern verdient.“

Ähm… Nein.

Viele Jahre haben Suchmaschinen den Verlagen Leser online herbeigespült, mit denen die Medienhäuser nichts anzufangen wissen. Und das mit Facebook und Blogs ist geistesgestörter Schwachsinn von unfassbar tiefem Niveau. Die Verlage könnten den angeblichen Diebstahl innerhalb von Minuten unterbinden – wollen sie aber nicht. Denn mit Suchmaschinen geht es ihnen besser als ohne. Eine Situation, die man gemeinhin nur vom Versicherungsbetrug kennt.

Stattdessen geht es ja nur um das Betteln um Staatshilfe in Form des Leistungsschutzrechtes. Zeitungen, das neue Opel.

Auftritt Mathias Döpfner, Lichtgestalt, Messias, anbetungswürdig. Zeigt schon der dackeleske Blick von „Handelsblatt“-Chefredakteur Gabor Steingart.

Döpfner darf gute Laune machen, „Depression ist völlig unangebracht“, die Menschen sehnten sich nach medialer Ruhe. Womit er das belegt? Mutmaßlich mit dem eigenen Geschmack – und der Hoffnung.

Gabor Steingart & Matthias Döpfner

Allein schon die vom „Handelsblatt“ gestellten Fragen sind eine Qual für jeden, der sich ein wenig mit dem Thema beschäftigt – und der auch nur geringe journalistische Qualitätsansprüche hegt.

Da wird behauptet, „Internet-Konzerne predigen die Umsonst-Kultur“. Falsch. Sie glauben an die Werbefinanzierung. Ganz nebenbei das Modell, ohne das Zeitungen niemals wirtschaftlich hätten betrieben werden können. Heute aber demonstrieren Menschen wie Döpfner eben, dass ihnen die Zeit der Leser (deren wichtigstes Gut) egal ist. Sie wissen nicht mehr, wie man Werbung vermarktet.

Und deshalb sollen die Leser zahlen. Weil sie eben zahlen sollen. Ein Geschäftsmodell basierend auf Hoffnung und Suppenkaspar-Mentalität. Das vom „Handelsblatt“ in keiner Sekunde hinterfragt wird. Vielmehr werfen sich die Interviewer ehrfürchtig in den Staub vor dem großen D. Surreale und vom Verständnis des Journalismus weit entfernte Momente wie dieser entstehen:

Döpfner: „…Wenn der Supermarkt kostenlose Butter anbietet, nehmen wir die gerne mit. Es kümmert uns wenig, ob der Butterproduzent später bankrottgeht oder nicht.

Handelsblatt: Deswegen gibt es im Supermarkt auch nichts umsonst, weder die Butter noch die Plastiktüte.“

Wer war nochmal der Fragensteller? Egal.

Auch beim Thema Leistungsschutzrecht muss Döpfner keine kritische Frage fürchten, er darf  von „fairen Modellen“ schwadronieren. Nun, die Lage der freien Journalisten interessiert ihn so wenig wie die Handelsblatt-Abgeordneten.

Fünf Seiten lang will das „Handelsblatt“ seinen Lesern erklären, dass nun alles wieder normal ist in der Verlagslandschaft. Obwohl nichts mehr normal ist. Die Verlage nicht mehr wissen, wie sie ihre Leser für sich interessieren. Kein Gefühl mehr haben für den Werbemarkt. Noch immer glauben, den Menschen würde es reichen, wenn sie einmal am Tag informiert würden. Es ist nicht mehr normal, wenn Fakten nicht mehr analysiert werden. Es ist nicht normal, wenn keine kritischen Fragen gestellt werden.

Auch das Umfeld ist nicht mehr normal. Denn wenn sich etwas ändert, dann verschiebt sich die Norm. Die Veränderung in diesem Fall ist schnell und dramatisch, so ist das eben, hält eine revolutionäre, disruptive Technik Einzug. Diese Veränderung, diese Abkehr von der Normalität, bietet jedem eine Chance, der bereit ist, sich selbst neu zu erfinden. Und sie bedeutet das Todesurteil für jene, die sich der Veränderung verweigern. Die wollen, das alles „normal“ bleibt.

So wie anscheinend in der Redaktion „Handelsblatt“. Sie ergeht sich in Autosuggestion. Oder lügt sich und den Lesern einen in die Tasche.

Diese Redaktion gehört zu einem Verlagshaus, das in den vergangenen Jahren ein Fünftel seiner Belegschaft abgebaut hat. Innerhalb eines halben Jahres ging über 5% der hart verkauften Auflage verloren. Und auch weiterhin gibt es dort Redakteure und Korrespondenten, die weg sollen – was man ihnen eindeutig mitgeteilt hat.

Und für diese faktenverdrehende und geistig tieffliegende Autosuggestion darf der Leser nun zahlen.

Obwohl: Er muss es nicht.

Denn sowohl die lange Einführungsstrecke wie das Döpfner-Interview stehen auf Handelsblatt.com.

Gratis, natürlich. Oder wie der Amerikaner sagt: „Free“.

Nachtrag: Wenn Ihnen dieser lange Artikel zum Thema noch nicht reicht, sei wärmstens zum gleichen Thema das Neunetz empfohlen.

Und der geschätzte Ex-Kollege Julius Endert gibt ein paar Einblicke in die Geschichte von Handelsblatt.com – Paywall inklusive.


Kommentare


Fk 9. November 2010 um 19:02

Und freudig schaufeln sie weiter ihr eigenes Grab. Journalisten schaffen sich zur Zeit selbst ab, das können sie.

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Patrick 9. November 2010 um 19:34

Ich finde es generell immer „schwierig“, wenn Medien sich selbst zum Thema machen.
Dem Blogpost kann ich in weiten Teilen zustimmen.
Ich würde noch ergänzen: Man kann durchaus mit Online-Abos und Apps Geld verdienen. Aber keinesfalls mit generischen Nachrichten, die man an buchstäblich an jeder Ecke hinterhergeworfen bekommt.
Für Servicedienste und Nutzcontent sind in der Tat einige Nutzer bereit zu zahlen.
Das ist zwar nicht annähernd in der Nähe der Umsätze früherer Printabos, aber dennoch eine nette Nebeneinnahme.
Ich finde die Diskussion seltsam, dass es offenbar nur um „alles frei“ oder „alles hinter der Zahlschranke“ zu gehen scheint.
Jedes Medium hat eine loyale Nutzergruppe (die nur ein kleiner Bruchteil dessen ist, was man als „Reichweite“ oder „Verbreitung“ vor sich her trägt), die für nützliche Services etwas zahlen würde, das ist aber totes Potenzial, so lange man an das Geld „aller“ will.

Zudem fehlt mir im Web die Spezialisierung, die Fokussierung auf die eigenen Stärken und das Markenimage. Wenn selbst die Homepage irgendeiner kleinen Regionalzeitung meldet, dass es Gerüchte über ein neues iPhone gibt: kein Wunder, dass alle Kleineren im allgemeinen News-Strudel untergehen.

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Daniel 9. November 2010 um 20:02

IMHO ein sehr treffender Artikel, danke dafür. Eines vorweg: ich bin gerne bereit, für Printmedien zu zahlen, so sie denn meine Ansprüche erfüllen. Nur leider tun sie das immer weniger.

Wenn ich derartige Artikel lese, bewegen mich immer ein paar Fragen:

– warum hat es bislang niemand geschafft, das „Märchen“ richtigzustellen, das Google News und Co. mit den Inhalten der Verlage verdienen, sich also auf Kosten anderer bereichern? Das tun sie halt einfach nicht.

– warum weigern sich die PrintVerlage zu kapieren, dass sie hilflos unterlegen sind im Rennen um aktuelle Nachrichten? Da werden Onlinemedien immer einen eindeutigen Vorteil haben im Vergleich zu Print. Mittlerweile kann ich nur noch lachen, wenn es die Welt nicht schafft, in der Printausgabe die Spielergebnisse der Championsleague vom Vorabend zu drucken, während ich 8 Stunden zuvor bereits das Ergebnis, die Tore plus Analysen online gesehen/ gelesen habe. Und solange die klassischen Printmedien dieses Defizit nicht begriffen haben und ihren Stil ändern, werde ich mein Konsumverhalten nicht ändern und stattdessen online die „Junknews“ von denen beziehen, die diese kostenlos (bzw. gegen die Einblendung von Werbung) liefern.

– als Bewohner der Hansestadt würde mich mal interessieren, ob sich (das Qualitätsmedium) Hamburger Abendblatt mal dazu geäußert hat, wie sich die Einführung der „Bezahlschranke“ ausgewirkt hat. Ich vermute mal: wäre es eine Erfolgsstory, hätten wir es wohl längst vernommen.

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Ulrich Voß 9. November 2010 um 21:14

Puh, da ist in dem Handelsblatt Spezial ja noch ne ganze Menge mehr drin über das man sich aufregen muss … Ich habe nur die WiWo-Version gesehen und gestaunt, wie unreflektiert die 280.000 Apps von Springer nachgeplappert werden. Weder Downloads und Käufe werden unterschieden, noch wird gefragt, wie viele Abos denn innerhalb der Apps verkauft wurden. Und über den monetären Aspekt wird gar nicht geredet. Das Bild Abo in der Apps kostet so viel wie drei Ausgaben. Ich spare also über 85%. Wenn Axel-Springer (angenommene) 20.000 „App-Abo-Leser“ gewonnen hat, von denen 3.000 frühere(Ex-) Printleser sind, ist dieser tolle App-Verkaufserfolg für Springer immer noch ein Verlustgeschäft … Aber so „komplizierte“ Rechnungen kann man scheinbar nicht mehr erwarten. Heute hört es ja schon auf, wenn Zahlen hinterfragt und nicht einfach nur nachgeplappert werden 🙁

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ebertus 9. November 2010 um 21:28

Als „Linker“, als halbwegs solventer, älterer Linker kaufe ich noch ab und zu die papiernen (Wochenend) Ausgaben von FTD, taz und JW; manchmal auch den Freitag. Dreissig Jahre Spiegel und alle anderen, papiernen Abos sind schon lange gekündigt.

Dennoch geht es mir seit geraumer Zeit im Kopf herum, die medialen Dinge die ich sinnvoll finde, auch finanziell und sehr gezielt zu unterstützen. Ja, die taz hat sich in der aktuellen Castor-Geschichte gut und richtig positioniert, die FTD aber neben Lucas Zeise auch richtige Neocons in ihren Reihen. Die JW ist manchmal etwas zu fundamentalistisch, obwohl der Grundtenor mir nahe kommt. Und den Freitag beobachte ich wohlwollend; nicht nur wegen dem Herausgeber, dessen Erbe ja auch ein Stück weit „meine“ bezahlten dreissig Jahrgänge des Spiegel beinhalten.

Flattr mag ein Versuch sein, schlußendlich auf „linke Tasche, rechte Tasche“ hinauslaufen, jedoch Paypal ist sowieso nicht mein Ding und die Teilnahme der Rechten dort eher kontraproduktiv. Was bleibt also? Zur Zeit tendiere ich zu einem reinen Online-Abo für die JW, also keine Ergänzung eines eben nicht vorhandenen Printabos. Aber durchaus nicht nur wegen den Inhalten, die nach gewisser Zeit nur noch „so“, nur noch mit Abo abrufbar sind. Nein, sondern in gleichem Maße als Solidarität mit einem Modell ohne diesem „wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing“en muss, wie man es zunehmend im investorengesteuerten, medialen Mainstream erleben kann.

Ja, Reflektionen im Hinblick auf (im Grunde) wenig Geld und eher auf Metaebene, gegenüber den verzweifelt gesuchten, primär technischen Bezahlmodellen.

„dackelesk“ find ich gut…

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Benedikt 9. November 2010 um 22:02

Das beste Beispiel, das Paid Content nicht so funktioniert, ist das Handelsblatt selber!
Das Handelsblatt hat vor einigen Monaten auch eine Paid Content Offensive gestartet. Und diese dann wieder eingestellt.

Als das mit Paid Content auf Handelsblatt.com begann, konnte man ausgewählte (meist interessante) Artikel aus verschiedenen Bereichen nur als zahlender Nutzer aufrufen. Das habe ich mir eine Woche angeschaut, und bin dann zur Konkurrenz gewechselt. Als mir die Seite vor einiger Zeit noch mal angeschaut habe, waren die Paid Content Sperren Weg. Nur der Bereich Meinung war noch Gesperrt. Neulich wurden auch hier die Sperren aufgehoben. Jetzt sind nur noch Artikel aus der gedruckten Zeitung Paid Content.

Beim Handelsblatt arbeiten schon komische Redakteure. Die eigene Zeitung gibt die Paid Content Strategie auf, aber die eigenen Redakteure sehen trotzdem einen Boom von Paid Content.

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Gerold Braun 9. November 2010 um 22:08

omm – schönes Bild da oben 🙂
Hier, Anfang des Jahres gefunden: Zeitung investiert $4 Mio in Paywall http://url2it.com/caqc – 35 Leser nach 3 Monaten

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Sascha Pallenberg 9. November 2010 um 23:46

Grossartig und ich habe nicht nur einmal geschmunzelt. Wobei, aehnlich erging es mit gestern bei der Lektuere des HB-Artikels. Schon irre, was in der deutschen Medienlandschaft so moeglich ist und vor allen Dingen gedulded wird.

Waere ein solcher Artikel vor 10 oder nur 5 Jahren entstanden, man haette ja noch wohlwollen drueber wegschauen koennen. Im Jahre 2010 ist es einfach nur noch richtig peinlich und offenbarend.

Ich persoenlich hoffe, dass diese Arroganz bestehen bleibt. Die natuerliche Auslese wird dadurch beschleunigt, was den Markt fuer neue, innovative Formate oeffnet. Doepfner, Burdo, Murdoch und Co. sind eigentlich ein Segen fuer jeden, der irgendwas mit Medien macht und selber online publiziert.

Ich bin den Rackern dankbar! 😉

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gsohn 9. November 2010 um 23:49

Da ist Dir ein sehr gutes Stück gelungen, Thomas. Ich selbst habe mir auch die Welt-App runtergeladen, aber das war es denn auch. Ausprobiert und verworfen. Schlecht gemacht im Vergleich mit Medien-Apps wie All Things Digital. Auf die Abo-Varianten des Springer-Verlages werde ich also nicht wechseln. Zum Micropayment. Das ist nun wirklich eine Lachnummer. Ich habe viele Geschichten über Abrechnungssysteme geschrieben, die auch bei Kleinstbeträgen wirtschaftlich laufen können. Siehe u.a.: http://gunnarsohn.wordpress.com/2010/01/31/das-schlafen-der-verlage-warum-die-e-commerce-modelle-der-massenmedien-schrott-sind/
Tenor eines Expertengespräches auf der Cebit vor fünf Jahren: Neue Technologien sollten den Billing-Businessmodellen folgen und nicht umgekehrt. Man kann nicht neue Dienste erst entwickeln und danach über Bezahlmöglichkeiten nachdenken.

Aber selbst jetzt werden noch keine attraktive Dienste auf den Markt gebracht. Bei Genios müsste ich für das Handelsblatt-Interview mit Döpfner satte 3.45 Euro abdrücken. Teurer als die komplette Printausgabe – eine Frechheit.

Zum Argument Umsonstkultur schade dem Qualitätsjournalismus. Zum einen ist es nervig, dass das immer mit Printjournalismus gleichgesetz wird. Und sieht nicht Springer den Qualitätsjournalismus in der Tageszeitung „Die Welt“ beheimatet (zumindest bestand seit den Tagen von Axel C. dieser Anspruch). Nach 40 Jahren schrieb dieses Blatt 2007 erstmals wieder schwarze Zahlen (lag das nicht an der Zusammenlegung der blauen Gruppe – also die Fusion mit Welt am Sonntag). Also hat die desolate Lage dieser Zeitung überhaupt nichts mit dem Internet zu tun.

Zu Thema Google verdient mit Content der Printmedien.
Wenn Google so eine parasitäre Teufelsmaschine ist, warum forcieren denn viele Verleger ihre Präsenz in der Suchmaschine? Heerscharen sogenannter Suchmaschinenoptimierer basteln an den Internetseiten der Medien, damit ihre Inhalte von Google möglichst prominent angezeigt werden. Die Redakteure werden angehalten, „Google-optimiert“ zu schreiben, also die richtigen Schlagworte in der richtigen Häufigkeit einzusetzen. Denn auch Verlage wissen längst: Zugriffe auf Artikel, die auf Google News oben stehen, schnellen sofort hoch.
Wessen Artikel nur unter einer Sammeladresse wie „und 856 ähnliche Artikel“ aufgeführt ist, hat es schwer, die gewünschte Aufmerksamkeit zu bekommen. Und hat nicht Springer gerade eine Mehrheitsbeteiligung bei SOHOMINT erworben – einem Dienstleister für Suchmaschinen-Optimierung und Keyword-Management? Da wirkt das Google-Bashing der Printleute lächerlich.

Entscheidend für den Geschäftserfolg von Google ist die personalisierte Werbung. Deswegen bekommen die Verlage die Werbekohle nicht mehr. Mit Google News hat das überhaupt nichts zu tun.

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Rückkehr der Normalität – also weiterhin „Free“? | Stefan.Waidele.info 10. November 2010 um 9:18

[…] 2009 für das Handelsblatt arbeitete hat den Artikel auch analysiert – sehr lesenswert bei Indiskretion Ehrensache. « Warum bin ich Freund einer Seite die mir nicht […]

Antworten

Bernd 10. November 2010 um 9:42

Die Musikindustrie ist schon weiter, die Verlagsbranche wird der Musikindustrie folgen. Aber was solls, da entstehen grade Riesenchancen für die, die aufmerksam hinschauen.
Was beschämend ist, das die Verlagsbranche versucht, die Veränderung der Spielregeln des Marktes durch Gesetze zu verhindern, also praktisch bestimmte (obsolete) Spielregeln als Gesetz festzuschreiben. Was die Verlage dabei vergessen ist, dass sie selber durch die Veränderung der Spielregeln ins Spiel gekommen sind und das Wirtschaft nur durch Veränderung funktioniert. Es wäre fatal für die wirtschaftliche Entwicklung, wenn die sich durchsetzen würden.

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Hans Becker 10. November 2010 um 9:54

Natürlich geht es auch um Autosuggestion in der Branche. Und was ist daran so schlimm? Wenn diese Autosuggestion deutlich machen soll, dass es (wenn auch noch nicht so viele) Menschen gibt, die bereit sind für journalistische Inhalte zu zahlen, dann geht das in die richtige Richtung. Wenn damit ein Umdenkungsprozess beim Endabnehmer angestoßen wird, das ist doch prima. Klar ist: An der Misere vor der die Print-Verlage jetzt stehen, haben sie jahrzehnte lang selbst kräftig gearbeitet (und dabei sehr gut verdient). Im Kern geht es immer um dieselbe Frage: Wer zahlt die Veranstaltung?! Wenn es am Kiosk 250 Seiten bedrucktes Hochglanzpapier mit journalistischen Inhalten für 2 bis 3 Euro gibt, dann müsste man dem Leser natürlich auch sagen, dass das nur geht, weil jede dritte Seite teuer bezahlte Werbung ist. Und man müsste ihm natürlich auch sagen, dass diese zahlenden Firmen es nicht gerne sehen, wenn man (permanent) schlecht über ihre Produkte spricht. Das Ergebnis sind Zeitschriften, die weite Bereiche möglicher (interessanter) Berichterstattung ausblenden. Dasselbe Phänomen gibt es bei den Lokalzeitungen. Aktuelles (überregionales) Beispiel ist die Begasung von abgepacktem Fleisch. Eine kurze Pflicht-Meldung, das war es. Denn wer will schon in die Tiefe gehen, wenn Anzeigenkunden wie Aldi, Lidl und Co. verärgert sein könnten. Aber können Verlage diesen Dauerkonflikt wirklich offensiv angehen, in dem sie ihn zum Beispiel mal benennen? Natürlich nicht. Es wird ein anderer Weg gegangen: Die Strategie, die derzeit gefahren wird heißt: Sparen, Sparen, Sparen auf der einen Seite inkl. neuer Formen in der Art der preiswerten Beschaffung und Verarbeitung von journalistischen Inhalten und Preiserhöhungen auf der anderen Seite. Das ist der einzige systemkonforme Weg. Denn nur so kommt man weg von der Werbeabhängigkeit. Idealerweise steht am Ende ein wirklich von Werbung weitgehend unabhängiger Journalismus. So wird aus dieser Krise ein Chance.

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3 Minuten 55 Sekunden Nachhilfe für Matthias Döpfner und das 10. November 2010 um 10:38

[…] Es ist jener Chris Anderson, der vom “Handelsblatt” und von Axel-Springer-Chef Matthias …Tatsächlich steht in “Free” aber ganz anderes. […]

Antworten

bingfan 10. November 2010 um 10:41

Danke für den Hinweis auf den „Marktpreis“ für journalistische Inhalte, der durch die Quersubventionierung langfristig verzerrt wurde. Den Verlegern ist das ja klar, deshalb betteln sie ja um staatliche Intervention & Subvention. Wäre es nicht einfacher, die öffentlich-rechtlichen Medien würden auch Zeitungen und Zeitschriften journalistisch „ausgewogen“ beliefern ? Und die Verlage würden sich rein ums Drucken & Vertreiben sowie den Anzeigenverkauf konzentrieren ? Einige wirtschaftlich autarke Leuchttürme würde es ja weiterhin geben für die Leser, die sich gerne eine nicht ausgewogene Meinung holen wollen und dafür gerne mit Geld und ihrer Aufmerksamkeit bezahlen.

Antworten

Romanus Otte 10. November 2010 um 10:52

Lieber Thomas Knüwer,
mit den „Halbwahrheiten“ ist das ja so eine Sache. Daher einige Präzisierungen. Die Zahl der verkauften Apps von BILD und WELT, die Mathias Döpfner nennt, bezieht sich erkennbar auf die iPhone-Apps. Sie schreiben dazu, die App der WELT sei gratis. Das ist falsch. Die iPhone-App der WELT ist kostenpflichtig.

Auf dem iPad sind die ersten 30 Tage der Nutzung der WELT-App kostenfrei, danach, das schreiben Sie selbst, kostet die App 12 Euro im Monat. Hier ist also eine Unterscheidung in Downloads (kostenfreier Test) und spätere Käufe sinnvoll. Es ist richtig, dass wir noch keine exakte Zahl der Verkäufe nennen. Mit Ihrem „Tipp“ aber, wir seien mit den Verkäufen unzufrieden, liegen sie falsch. (Ist vielleicht Ihr „Tipp“ in Wahrheit nicht doch eher Ihr „Wunsch“?)

Zur WELT-App gibt es im App-Store sehr viele Bewertungen, sie reichen von höchst positiv bis komplett negativ. Wir nehmen sie alle ernst. Dass Sie sich daraus nun ausgerechnet eine negative heraussuchen, muss nicht verwundern. Sie pflegen Ihr Vorurteil, lustvoll und wortgewandt. Das sei Ihnen unbenommen. Allerdings empfehle ich zum Thema halbe Wahrheit gelegentlich einen Moment der inneren Einkehr – und bitte nicht zur Autosuggestion.

Wir haben uns seinerzeit bewusst entschieden, mit der WELT früh auf dem iPpad zu sein, und dann gemeinsam mit den Lesern zu lernen und die App weiter zu entwicklen. Wir wissen, dass wir vieles noch besser machen müssen. Daran arbeiten wir – selbstkritisch, aber auch selbstbewusst.

Vielleicht treffen wir uns gelegentlich zum direkten Austausch.
Mich würde das freuen.

(Lieber Gunnar, das gilt sehr gern auch für Dich).

Beste Grüße
Romanus Otte , WELT

Antworten

Thomas Knüwer 10. November 2010 um 11:00

Lieber Romanus Otte,

in Sachen Downloads liegen wir ja nicht auseinander. Die App der „Welt“ ist gratis – ihre Nutzung nach einiger Zeit kostenpflichtig. Döpfner spricht ja ganz richtig von „heruntergeladen“ – das „Handelsblatt“ verändert es in „verkauft. Letzteres ist nicht korrekt.

Nein, das ist nicht mein Wunsch mit der Zufriedenheit. Nur seien wir ehrlich: In der Verlagsbranche werden nur Zahlen kommuniziert, wenn sie toll und beeindruckend sind. Oder sie werden so verfälscht, dass sie toll und beeindruckend erscheinen. Wenn eine Zahl nicht öffentlich ist, dürfen wir davon ausgehen, dass weder toll noch beeindruckend ist. Sie dürfen mir gern ein Beispiel eines deutschen Verlags nennen, der Leser-/Nutzerzahlen vorlegt und eine Niederlage eingesteht.

Die Bewertungen der „Welt“-App sind sehr schwankend, jüngst aber seit der neuen Version teilweise harsch negativ. Drei von fünf Sternen sind kein Erfolg.

Über die „Welt“-Ipad-App hatte ich gar nichts geschrieben. Aber danke für die Info.

Generell ist dieses „Wir sind früh dabei und der Leser hilft uns bei der Entwicklung“ aber nicht unproblematisch. Wer mit dieser Haltung hineingeht, sollte seine App definitiv kostenfrei halten – auch deren Nutzung. Denn für ein unfertiges Produkt Geld zu verlangen ist unseriös.

Eine zu untersuchende Frage (könnten wir bitte mal in Deutschland Medienwissenschaftler oder Institute bekommen, die sich um so etwas bemühen): Wenn ein Nutzer eine solche „unfertige“ App herunterlädt und sie unzufrieden wieder löscht – wird er zurückkommen, wenn die App besser wird? Wie erfährt er davon? Ist sein Spieltrieb hoch genug um dem Unternehmen eine zweite Chance zu geben? Oder hat jeder im App-Store nur einen Schuss frei?

Eine Antwort darauf habe ich nicht, vielleicht aber einer der geschätzten Leser hier.

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Armin 10. November 2010 um 11:36

Also im Heimatland der Times gibt’s in den meisten Supermaerkten noch immer Plastiktueten umsonst. Und wenn man seine eigene Tasche mitbringt bekommt man sogar Nectar- oder Clubcard-Points.

Aber das nur am Rande.

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Frank Zimmer 10. November 2010 um 11:59

Lieber Romanus Otte,
kein Verlag verbreitet seine iPad-Visionen so offensiv wie Springer und speziell Mathias Döpfner. Aber ein paar Fakten wären auch interessant. Zum Thema iPad-Umsatz heißt es im legendären „Handelsblatt“-Interview: „Eine seriöse Zahl haben wir noch nicht“. Ernsthaft?

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Regioblogs finanzierbar? | vtaktuell 10. November 2010 um 12:48

[…] Geschäftsmodelle und für die „großen“ Akteure im Web ist sicher auch die reine Werbefinanzierung ein gangbarer Weg. Aber aus dem lokalen Blickwinkel bin ich grundsätzlich mit Döpfner einer […]

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Ferdinand 10. November 2010 um 12:50

Lieber Thomas,
nur eine klitzekleine Korrektur : Es stimmt nicht, dass ohne Anzeigen Tageszeitungen niemals finanzierbar waren. Wenn man deutsche Tageszeitungen aus der Zeit um 1900 betrachtet findet man noch so gut wie keine kommerziellen Anzeigen (höchstens kurze Zeilen von örtlichen Einzelhändlern). Natürlich waren die Abo- und Einzelpreise damals entsprechend hoch. Dafür gab es aber auch zwei tägliche Ausgaben… Die Leser haben die hohen Preise geschluckt, es gab ja auch keine Informationsalternative.

Die Gewöhnung der Leser an die Gratiskultur des Internets hatte also schon eine Vorgeschichte: Die Gewöhnung an den relativ niedrigen Abopreis, ermöglicht durch steigendes Anzeigenaufkommen.

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Rainer 10. November 2010 um 14:28

In der Tat trauen die Verlage der eigenen Courage nicht: Die Berliner Morgenpost ist seit einiger Zeit größtenteils kostenpflichtig. Lösung: Titel des Artikels bei Google eingeben, klicken, lesen.

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pusche 10. November 2010 um 14:43

Am ehesten könnte ich mir noch ein Abo für Tablets vorstellen, welches dann bequem per Mail jeden Morgen schon auf iPad und Co. wartet. Könnte man evt. werbefrei anbieten und ohne nervige Bilderstrecken, in denen man 30x weiterklicken muss. Aber komplett auf Paid-Content umzustellen kann auf keinen Fall die Lösung sein.

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Lesenswerte Artikel 10. November 2010 10. November 2010 um 15:05

[…] Autosuggestion beim “Handelsblatt” "Auch das Umfeld ist nicht mehr normal. Denn wenn sich etwas ändert, dann verschiebt sich die Norm. Die Veränderung in diesem Fall ist schnell und dramatisch, so ist das eben, hält eine revolutionäre, disruptive Technik Einzug. Diese Veränderung, diese Abkehr von der Normalität, bietet jedem eine Chance, der bereit ist, sich selbst neu zu erfinden. Und sie bedeutet das Todesurteil für jene, die sich der Veränderung verweigern. Die wollen, das alles “normal” bleibt." […]

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Dierk 10. November 2010 um 15:46

@Ferdinand

Damals wurden Tageszeitungen allerdings sehr oft gar nicht gehalten, sondern in Cafés und anderen [semi-]öffentlichen Orten gelesen. Auch eine Umsonstkultur?

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gsohn 10. November 2010 um 15:58

Romanus Otte schreibt: „Auf dem iPad sind die ersten 30 Tage der Nutzung der WELT-App kostenfrei, danach, das schreiben Sie selbst, kostet die App 12 Euro im Monat. Hier ist also eine Unterscheidung in Downloads (kostenfreier Test) und spätere Käufe sinnvoll. Es ist richtig, dass wir noch keine exakte Zahl der Verkäufe nennen. Mit Ihrem ‚Tipp‘ aber, wir seien mit den Verkäufen unzufrieden, liegen sie falsch.“

Ja, aber da wird das Ganze doch erst spannend. Ich habe mir die Welt-App auch heruntergeladen und gerne darauf verzichtet, auf das Monatsabo zu wechseln. Da wird einfach zu wenig geboten. Es dürfte doch wohl keine Schwierigkeit sein, über die iTunes-Abrechnungen ein genaues Bild der Abo-Einnahmen zu bekommen – das läuft doch alles automatisiert und beim Steve Jobs-Konzern sogar noch in Perfektion.

Also nicht um den heißen Brei herumreden, sondern die Abo-Umsätze nennen, lieber Romanus Otte.

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Warum “Frankenstein” kein Bestseller wurde und die Printjünger ins Abseits marschieren « Ich sag mal 10. November 2010 um 16:52

[…] Der ehemalige Handelblatt-Redakteur Thomas Knüwer ordnet das Elaborat in die psychologische Kategor… Sie wird bekanntlich durch Selbsthypnose oder wiederholte Selbst-Affirmationen erreicht, und kann als eine Form von selbstinduzierter „Gehirnwäsche“ angesehen werden. Die Wirksamkeit der autosuggestiven Gedankenformeln kann durch mentale Visualisierungen des erwünschten Ziels erhöht werden. Der Erfolg der Autosuggestion wird umso wahrscheinlicher, je konsistenter und öfter sie angewendet wird. Doch dann ist Schluss mit dem esoterischen Schabernack und Knüwer kommt zur Sache: Die Rückkehr-zur-Normalität-Strecke des Handelsblattes sein eine Anhäufung von Halb- und Unwahrheiten, von unkritischem Widerkäuen falscher Floskeln und schließlich mündet all dies in einem Interview mit Matthias Döpfner, der anscheinend zur Lichtgestalt der Gedrucktbranche mutiert. […]

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Stephan List 10. November 2010 um 19:24

Hallo,

Du hast geschrieben:
„… weil sie deutlich macht, was derzeit in der deutschen Medienlandschaft falsch läuft: Sie redet sich ein, es werde sich nichts ändern – und sie selbst müsse sich nicht ändern. “

Dasselbe beobachte ich bei manchen Menschen, die in der Wertschöpfungskette zwei Stufen früher werkeln: Den Papiermachern. Dort gibt es immer noch Führungskräfte, die nach wie vor das Mantra vom „Papier, das man immer brauchen wird“ murmeln. Das mag ja für die Verpackung und den Hygienebereich zutreffen, für den Gebrauch als Informationsträger würde ich keine Wetten mehr abschließen.

BTW: Einer der größten Papierkonzerne, StoraEnso, verkaufte das Anfang 2008 stillgelegte Papierwerk Summa im Südosten Finnlands an Google. Dort soll in den Fabrikgebäuden ein Rechenzentrum errichtet werden. Wenn das keinen Symbolcharakter hat, dann weiß ich auch nicht…

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Bedenkenträger 10. November 2010 um 19:46

Ich empfehle der alles besser wissenden Blogosphäre, mit der selben Energie und dem selben Eifer, mit der sie alles besser weiß, einfach mal selbst erfolgreiche Onlinemedien zu machen. Nur du°^rumsülzen und selbst nichts versuchen und auf die Reihe kriegen kann jeder. Also kommt mal etwas runter von euerm geifernden hohen Ross.

Den Erfolg von Spiegel Online sehe ich u.a. darin begründet, dass sie mit ihrem täglichen Onlinemagazin weniger zu ihrem wöchentlichen Printmagazin in Konkurrenz stehen als die Onlineableger der Tageszeitungen. Spiegel Online konkurriert viel weniger mit seiner Printmutter als die Onlineableger von Tageszeitungen. Außerdem hat Spiegel Online sehr gut verstanden, die optischen grafischen und typographischen Vorsprünge seines Printmagazins gegenüber Tageszeitungen auf das viel optischere Medium Internet zu übertragen, ebenso Bild Online. Die Seltenheit der Erfolge wie denen von Spiegel Online und Bild Online steht mir eher für die Schwierigkeit von Onlinestrategien im Netz als dafür, dass jede Zeitung das einfach ebenfalls umgehend genauso gut bewältigen könnte.

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Ulrich Voß 10. November 2010 um 20:46

@gsohn:

Tja Zahlen wären so hilfreich. Aber wo bekommen wir die? Das WSJ ist erfolgreich. Die NYT war es nicht. Die Times ist es (trotz allem Trommeln) wohl auch nicht. Die Hamburger Lokalzeitung mit der Paywall (ich bin gerade zu faul nachzuschauen, welche das war) ist auch auffällig still. Ich schätze, dass das WSJ mit seinem weltweit in einer Spezialzielgruppe agierendem Content erfolgreich sein kann. Aber wer sonst noch? Exklusive Informationen auf lokaler Ebene? Da gibt es heute ja auch in vielen Regionen lokale Monopole, die sich vielleicht ins Netz retten lassen. Aber sonst? Ich bin da echt skeptisch.

@Bedenkenträger:

Zustimmung: Dass der Spiegel Online so erfolgreich ist, ist kein Zufall. Die konnten aggressiv investieren, ohne permanent Bedenkenträger aus dem Print (wir machen uns mit Online unsere Cashcow kaputt) im Weg stehen zu haben. Ähnliches gilt für den Focus und (eingeschränkt) die Zeit. Und natürlich Radio- und Fernsehsender. Für alle die war es eine Ergänzung.

Und dass ist auch der wirtschaftliche Grund, warum es die Tageszeitungen online so schwer haben: Es gibt einfach ein x-fach höheres Angebot und zig neue Konkurrenten. Und das senkt die Preise (und verteilt die Aufmerksamkeit). Das bedeutet im Umkehrschluss weniger Geld für die Zeitungen. Egal ob Print, Web oder App.

(Da muss ich meine alten Geschichten gar nicht erst erzählen: Früher hatten Zeitungen einen Immobilienmarkt, einen Automarkt, einen Kleinanzeigenmarkt, einen Stellenmarkt. Alle diese Märkte sind für die meisten Zeitungen deutlich geschrumpft und im Internet (zum größten Teil kampflos) an Konkurrenten abgetreten worden. Die Querfinanzierung der Journalismus aus diesen Bereichen ist für alle Ewigkeit tot.)

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Lesezeichen | Too much information 10. November 2010 um 23:31

[…] Autosuggestion beim Handelsblatt – Wenn ich Inhalte nicht mehr frei ins Netz stelle, sinkt automatisch die Reichweite. Da hilft auch keine neuen IVW. Und sinkende Reichweite bedeutet sinkende Werbeeinnahmen. “Unter dem Strich ist die Marke ,Spiegel’ für ihre Leser heute so attraktiv wie nie zuvor”, freut sich das “Handelsblatt”. Aber: Glauben die Autoren ernsthaft, dies wäre so, läge Spiegel Online hinter einer Bezahlschranke? […]

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Daniel 11. November 2010 um 6:35

@ Bedenkenträger:

auch wenn ich nicht zur Blogosphäre gehöre: die Blogs, die ich verfolge, und die seit Jahren mehr oder weniger erfolgreich (wie misst man Erfolg?) sind, machen meiner Meinung nach eines richtig, was die meisten Printmedien noch nicht machen: Konzentration auf Hintergründe, weg vom minutenaktuellen Geschehen.

Im Rennen um ganz aktuelles sind Printmedien dem Netz hoffnungslos unterlegen, siehe mein o.g. Beispiel zu den Ergebnissen der Champions League in der Welt. Trotzdem füllen die Tageszeitungen den größten Teil ihrer Blätter mit eben solchen Newshäppchen, seien es ein paar aufgehübschte Polizeiberichte oder dpa-Meldungen. Im Netz ist all das schon wieder Schnee von gestern. Und dank Google News sieht man mittlerweile auch, wie viele Blätter zu einem Thema entweder von der gleichen Redaktion gefüttert oder die gleichen Meldungen irgendwo abgeschrieben haben.

Und eben weil dem so ist, kaufe ich keine Tageszeitung mehr, wohl aber Blätter, die „Hintergrund“ bieten, z.B. die Zeit.

Die erfolgreichen sowohl Blätter als auch Blogger machen eben das: einem Thema etwas mehr Tiefe und ein paar Zeilen mehr geben. Und dafür bin ich gerne bereit zu zahlen, und andere scheinbar auch, wie die Zeit oder Brandeins zeigen.

Und was SPON betrifft: in der Tat ein geschicktes Modell: eine Mischung aus aktuellen News plus längeren Berichten, die Printartikel werden meist ab Dienstag Abend mit und mit eingestellt. Auch wenn ich manchmal lauthals lachen muss, wenn mal wieder eine „Blitzmeldung“: Sack Reis in China umgefallen!!! aufgemacht wird.

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L.S. 11. November 2010 um 13:03

Viele Jahre haben Suchmaschinen den Verlagen Leser online herbeigespült, mit denen die Medienhäuser nichts anzufangen wissen.

Stimmt nicht: Google ist unser Partner, nicht unser Hauptfeind. Wir arbeiten gemeinsam mit Google an wichtigen Projekten. Das Leistungsschutzrecht richtet sich nicht gegen Google. Und wir möchten uns bei Google auch nicht sperren lassen, sondern dort und anderswo auffindbar bleiben. Döpfner in der NZZ

http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/medien/wer_liberal_ist_verteidigt_geistiges_eigentum_1.7549626.html

Außerdem sind die Sozialen Netzwerke extrem wichtig für die Verlage geworden! Die Zeit wo der User noch Suchbegriffe bei google eingegeben hat, sind so gut wie vorbei! Jetzt wartet der User nur bei Sozialen Netwerken drauf, das der Content zu ihm kommt! Daher sind diese Einrichtungen für die Verlage bzw. Zeitungen extrem wichtig!!

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Thomas Knüwer 11. November 2010 um 13:08

Weiß bei Axel Springer eigentlich die rechte Hand noch, was die linke tut. Oder babbeln inzwischen die Führungskräfte nur noch orientierungslos umher?

Die Frage muss erlaubt sein, wenn Döpfner nun behauptet, das Leistungsschutzrecht richte sich nicht gegen Google. Denn Springer-„Außenminister“ Christoph Keese sieht das ja ganz anders: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Schlagabtausch-zwischen-Axel-Springer-und-Google-941187.html

Tatsächlich bleibt ja die Frage offen, wer da angeblich im Netz ständig Inhalte raubkopieren soll. Kein Großverlag konnte bisher den Beweis antreten, wo diese Missnutzung stattfinden soll. Bleiben eben nur noch die Zitate bei Google.

Wenn es die nicht sind, dürfen wir langsam von Wahnvorstellungen der Verlagsmanager ausgehen. Oder von platten Lügen im Betteln um Staatshilfe.

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THÜRINGER BLOGZENTRALE » Blog Archive » Blogger: Bettler oder Betriebswirte? 11. November 2010 um 15:18

[…] Eintritt zu ihren Online-Inhalten. Apple-IPhone und -IPad-Apps stoßen auf erhebliches Interesse. Dieses Geschäftsmodell ist zwar noch nicht ganz so erfolgreich, wie zunächst gehofft, aber vermutlich – mit den entsprechenden Monopolstrategien – […]

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Bedenkenträger 11. November 2010 um 15:27

@Daniel
Die in Blogs betriebene „Konzentration auf Hintergründe“ mit einem Ausstoß an Artikeln im in der Regel unteren einstelligen Bereich ist kein Journalismus im vollumfänglichen Ausmaß, wie ihn bisherige Printmedien und ihre Onlineableger betreiben. Sondern lediglich weitverstreute kleine private Verlautbarungs- und Kommentarorgane. Mit umfassendem struktuierten und informativen Journalismus, wie ihn die Gesellschaft weiterhin braucht, hat das sehr wenig bis garnichts zu tun. Auch dieses Blog hier halte ich für keinen Journalismus, sondern lediglich für chronisch hochnäsige Journalistenkrittelei – also für die kleinkrämerische Krittelei an etwas, dass man selbst nicht im Ansatz hervorbringt. Ich lasse mich mit konkreten Beispielen für umfassend journalistisch relevante und informative Blogs aber gerne eines besseren belehren.

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Daniel 11. November 2010 um 18:19

@ Bedenkenträger

Mir geht es nicht in erster Linie um Blogs, sondern um das, was Internetseiten jenseits der etablierten Printmedien machen.

Natürlich sind viele Blogs auf enge Themenfelder spezialisiert, sie decken daher nicht die Bandbreite ab, die eine normale Tageszeitung bzw. deren Website abzudecken versucht. In dem gewählten speziellen Themenfeld sind die spezialisierten Websites den „traditionellen“ Anbietern aber voraus. Es ist mir auch klar, dass es ein sehr hoher Anspruch an eine breite Tageszeitung mit angeschlossener Website ist, die gleiche Sachkenntnis für ein Thema aufzubringen wie darauf spezialisierte Websites. Und das es gute fachspezifische Blogs/ Websites gibt, die den großen Printmedien überlegen sind, wirst du (hoffentlich) nicht bestreiten.

Aber gerade in dieser Spezialisierung liegt einer der Vorteil des Webs für die Leser. Da es heutzutage für den netaffinen User kein Problem mehr darstellt, je nach Thema verschiedene Websites abzurufen und den Informationsbedarf in kurzer Zeit so zu stillen (z.B.: Wetter auf Seite x, Sport auf Seite y, Politik auf Seite z), habe ich gar nicht den Anspruch, dass es ein allumfassendes Blog/ Website gibt, die allen Themen gleichgut abdeckt.

Aber gerade das versuchen die meisten Printmedien mit ihren Websites (noch): alles gut zu können, mit dem Ergebnis, das eine unter-Ø Mixtur dabei rauskommt. Würden sich diese Verlage auf die Themen beschränken, bei denen sie stark sind bzw. sich für stark halten, und wo sie sehr wahrscheinlich auch die Manpower haben, dann würden sie wohl merklich an Profil, Qualität und damit Nutzern gewinnen und könnten damit vielleicht sogar online gutes Geld verdienen.

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Die Woche im Rückspiegel – 45. KW « kadekmedien's Blog 12. November 2010 um 9:05

[…] Indiskretion Ehrensache – Autosuggestion beim “Handelsblatt” […]

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(Re-)Defining Value « ideasarehere 12. November 2010 um 10:35

[…] expanding on yesterday’s post, I would like to point to some great articles (last link only available in German) and a video related to the topic. What they all agree on is […]

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Querleser 12. November 2010 um 18:28

Wer die Paywall beim Hamburger Abendblatt (Springer) umgehen will, muss einfach den Artikelanfang in eine Suchmaschine eingeben und dann zB über Google zugreifen – dann ist die Paywall weg.

Will sagen: Google-Nutzer lesen gratis. Die Stammleser, die bereits gewonnenen Kunden, diejenigen, die die Marke Abendblatt kennen und so sehr schätzen, dass sie sie gezielt im Browser anwählen, die sollen zahlen.

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Daniel Schultz 16. November 2010 um 10:27

Am meisten stört mich an der Debatte um die sogenannte Kostenloskultur samt Umsonstmentalität, dass man suggeriert werbefinanzierte Inhalte würden den Konsumenten nicht kosten. Bei genauer Betrachtung ist das ein fataler Trugschluss.

http://www.elektrischer-reporter.de/labor/video/224/
http://www.presseschauer.de/?p=1206

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Bodo Hombach, der Müll und das Netz 6. Januar 2011 um 19:00

[…] darf mal. Erst Döpfner, dann Piel nun Hombach. Wer Medienmanager ist muss bei Deutschlands meistverkaufter […]

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[wissensworker] cogito ergo sum! | Meldungen über Bodo Hombach 24. August 2011 um 12:23

[…] darf mal. Erst Döpfner, dann Piel nun Hombach. Wer Medienmanager ist muss bei Deutschlands meistverkaufter […]

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Ansgar Heveling als Fleisch gewordene Nicht-Wählbarkeit der CDU 30. Januar 2012 um 18:22

[…] Deshalb auch bindet das Handelsblatt unter dem Artikel Twitter-Kommentare ein – hat es das jemals zuvor gegeben? Ich glaube nicht. Schon längst geht nur noch ein geringer Teil der Print-Texte online. Dieser aber ist ins Web gewandert. Und natürlich gibt es bei HB.com eine Zusammenfassung mit den Reaktionen aus dem Netz. Prompt gibt es auch eine zustimmende Meinung zu Hevelings Machwerk. Sie kommt via Twitter von Axel-Springer-Manager Christoph Keese, der in seinem Blog genau solch ein Troll-Verhalten an den Tag legt. Und “Handelsblatt”-Chefredakteur Gabor Steingart pflegt ja gute Kontakte zu Axel Springer, wir erinnern uns an seinen dackelesken Blick gen Matthias Döpfner. […]

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“Financial Times Deutschland” – Chronik eines absehbares Ableben 22. November 2012 um 10:23

[…] ist zu hören, ist nicht nur der Blick von Noch-Chefredakteur und Geschäftsführer-in-spe Gabor Steingart gegenüber Springer-Chef Mathias Döpfner ehrerbietig – er folgt auch andächtig dessen Ideen. Am Paid Content werde sich die Zukunft der Verlage […]

Antworten

Lieber Mathias Döpfner (oder: Warum wir den Axel Springer Verlag fürchten müssen) 16. April 2014 um 15:08

[…] Dafür gibt es noch mehr Belege, zum Beispiel falsche Zitate oder historische Zusammenhänge. 2006 schrieben Sie, sie glaubten an das damals schon mehr als fragwürdige Riepl’sche Gesetz. 2010 sahen Sie die wirtschaftliche Zukunft des Journalismus als ungefährdet an. In einem teils bizarr anmutenden Interview mit dem “Handelsblatt” bejubelten Sie die wirtschaftliche Lage von Medienkonzernen. […]

Antworten

Google vs. Springer – der Pakt mit dem Teufel ist alternativlos | der presseschauer 18. April 2014 um 8:54

[…] mit der Forderung nach der Zerschlagung von Google antwortet, wirkt billig konzertiert – ausgerechnet im Handelsblatt. Da Jeff Jarvis Ihre Vorschläge zur Regulierung von Google bereits zerlegt hat, möchte ich nur […]

Antworten

Journalisten brauchen Demut 26. Mai 2014 um 19:58

[…] zur Lage der Branche. Der Fragensteller wird dann zum Unterstützer des Befragten, so wie Gabor Steingart im Gespräch mit Mathias Döpfner oder “Horiont”‘ler Jürgen Scharrer im Duoflausch mit […]

Antworten

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