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Social Media erreicht den roten Teppich. Sozusagen. In dieser Woche erlebten wir in Deutschland, wie sich Fußball-Nationalspieler Marcell Jansen erstmals via Homepage und Facebook gegen einen TV-Kommentator wehrte. Und wir erleben seit geraumer Zeit, wie Medienunternehmer und Schauspieler Ashton Kutcher mit seiner Frau Demi Moore die Knallpresse umgehen und ihre Fans selbst mit privatem Material beliefern. Oder Stephen Fry, einer weisesten Menschen auf der Welt: Schauspieler, Bestseller-Autor, Universalgelehrter, Twitterer, Podcaster, Besitzer einer eigenen Iphone- und einer Ipad-App. (Foto: Shutterstock)

Haben die alle zu viel Zeit? Das mögen die Kritiker fragen.

Tatsächlich aber bedeutet Social Media auch für Menschen im Rampenlicht eine gewaltige Veränderung – zum Positiven. Wer die Gelegenheit hat, mit jenen Prominenten zu sprechen, der erlebt häufig eine gewisse Melancholie. Die Möglichkeit, unerkannt über eine Straße zu gehen, in einem Restaurant zu sitzen, ohne um Autogramme gebeten zu werden, gar überhaupt sich ohne Bodyguards zu bewegen, ist ein Wert, den Menschen kaum zu schätzen wissen, die dies nicht erleben. Dazu kommt das ständige Auf und Ab: Mal wird man hochgejubelt, im nächsten Moment landen die Springer-Stiefel auf dem Brustkorb (beachten Sie bitte das Wortspiel mit einem Verlagsnamen).

Heraus kommt dann so das, was ich mal bei einem Interview mit Randy Crawford erlebte. Die großartige Sängerin war einfach fertig, längst hatte sich ihr Geist von dieser Welt entfernt. Sie murmelte kaum verständliche Sätze, konnte Fragen nicht beantworten, schweifte ab. So schlimm, dass vor mir ein Vertreter des WDR das Gespräch abgebrochen hatte mit dem deutlichen Hinweis, diese O-Töne könne er ja nicht verwenden. Der Interviewpartner als Stück Fleisch, das mitleidlos in den Abfall geworfen wurde.

Wir sind Helden (deren neues Album ich übrigens ganz, ganz toll finde) haben aus diesem Gefühl den Song „Bring mich nach Hause“ gemacht:

„ich brauch einen Freund mit weiten Schlingen
der mich heil nach Hause bringen kann
durch die Dunkelheit in Wind und in Regen
um mich dann vor meine Tür zu legen
und wenn ich dort bin, will ich auf der Stelle verbluten
wenn ich still bin, soll der Regen jede Zelle verfluchen
ich brauch, ich brauch, ich brauche nichts“

Und nun Social Media. Vor allem Facebook, wo die Zahl der Fans das Ego streichelt. Und Twitter, wo kurze Nachrichten nicht aufdringlich sind. Auch hier siegen die schwachen Verbindungen. Natürlich ist niemand Bonos bester Buddy, weil er ihm beim Apple-Netzwerk Ping folgt. Natürlich wird Kristiano Ronaldo nicht anrufen, weil man etwas auf seine Facebook-Pinnwand geschrieben hat.

Doch aus Sicht des Stars sinkt die Distanz zwischen ihm und dem normalen Leben. Er hat das Gefühl, näher an Menschen zu sein, die sich für ihn interessieren – ohne, dass er um seine Gesundheit fürchten muss oder von anstregenden Dampfplauderern umgeben ist, die einem auf die Nerven fallen. In fast kindlicher Manier scheint sich zum Beispiel Sylvester Stallone in Twitter zu verlieben.

In Deutschland sind wir da noch zurück. Nehmen wir nur die Fahrer der Deutschen Tourenwagen Masters DTM, ohnehin eine sehr zuschauernahe Rennklasse. Sie sind in erstaunlicher Zahl digital vertreten: Gary Paffett, Bruno Spengler, Paul di Resta… Klar, die Deutschen selbst sind wieder mal nicht dabei.

Wird das so bleiben? Wohl kaum. Tatsächlich wird eher eine Aktion wie Twitchange das Begehren wecken, ebenfalls mit dabei zu sein. Twitchange ist die erste, geekige Prominenten-Auktion, anscheinend angestoßen von Eva Longoria aus „Desperate Housewives“. Sie ist – klar – auf Twitter. Und nun ruft sie, unterstützt von Ebay, zu einer Charity-Auktion zu Gunsten von Haiti auf:

Zu ersteigern gibt es also keine abgelegten Kleider, Autogramme oder gemeinsame Abendessen – sondern das Twitter-Followen durch den Star und eine persönliche Erwähnung. Was für eine abgefahrene Idee.

Natürlich wird nicht so viel zusammenkommen wie bei einer TV-Show. Doch dafür ist der Organisationsaufwand erheblich geringer. Und auch das ist eine Revolution: Longoria ruft andere Prominente auf, sich zu beteiligen. Und die können das ebenfalls mehr oder weniger im Handumdrehen. Weshalb schon andere Stars wie Nicole Ritchie, Justin Bieber oder Tony Hawk mit an Bord sind.

Und jeder dieser Prominenten hat dann eine Wirkung auf den Bereich Social Media: Er zieht seine Anhänger dort hin. Justin Bieber verbraucht schon heute 3% der Twitter-Kapazität, will Gizmodo von einem Mitarbeiter erfahren haben.


Kommentare


SvenR 10. September 2010 um 10:54

Du immer mit Deinen subtilen Wortspielen…;-)

Antworten

Ich empfehle diesen Kram… | Endgueltig 13. September 2010 um 11:43

[…] Eva Longoria, willst Du mir followen, in guten wie in schlechten Tagen? […]

Antworten

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