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Im November vergangenen Jahres habe ich mir mal angeschaut, welche Zahlen es zur wirtschaftlichen Lage von Online-Inhalteanbietern gibt. Das Ergebnis war für manchen überraschend: Verlage verdienen im Internet Geld. Natürlich: Nicht so viel wie mit Print. Aber die Mär von den dauerhaft roten Zahlen entpuppte sich als genau das: ein Märchen.

Nun ist ein halbes Jahr vergangen und es ist mal wieder Zeit einen Blick in den Bundesanzeiger zu werfen. Siehe da: Es gibt ein paar neue Bilanzen. Leider immer noch sehr veraltet. Verlage verlangen zwar von anderen Unternehmen gern mal Transparenz, vermeiden diese selbst aber tunlichst.

(Foto: Shutterstock)

Schauen wir also mal…

Spiegel Online: Glückwunsch! Der Marktführer bleibt profitabel. im schwierigen Jahr 2008 stieg der Umsatz leicht auf rund 21 Mio. Euro, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sank allerdings von 2,6 auf rund 1 Mio. Euro. Klingt zwar gut – doch die Ankündigung 2008 besser dazustehen als 2007 wurde deutlich verfehlt.

RP-Online: Dicke Überraschung – das Online-Angebot der „Rheinischen Post“ ist profitabel. Mehr noch: Der Jahresüberschuss stieg 2008 von 110.000 auf 345.000.

Berlin Online: Das Gemeinschaftsunternehmen der „Berliner Zeitung“, Landesbank Berlin und Volksbank Berlin hat seine Berichterstattung erweitert. Und siehe da: 2008 stieg der Umsatz von 4,2 auf 5,1 Mio. Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftsätigkeit kletterte von 863.00 auf 1,07 Mio. Euro – 20% vom Umsatz: das kennt man sonst nur aus Print.

FAZ.net: Das Online-Angebot der „Frankfurter Allgemeinen“ wird zwar laut Impressum „realisiert“ von der F.A.Z. Electronic Media GmbH. Und die hat es immerhin geschafft, 2008 ihre Verbindlichkeiten von 745.000 auf 112.000 Euro abzubauen.

Wenn noch jemand interessante Zahlen im Ebundesanzeiger findet, darf er die behalten – so er in den Kommentaren darauf hinweist.


Kommentare


mh 14. Juli 2010 um 15:50

bei der faz lohnt der blick in den anhang

Am 31. Dezember 2008 wurden 14 (i. Vj. 25) Mitarbeiter beschäftigt.

derweil wurden die verbindlichkeiten ggü. einer gesellschafterin zurückgeführt.

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bundesrainer 14. Juli 2010 um 17:47

Hm, hatte nicht gestern erst Uwe Vorkötter, Chefredakteur der Berliner Zeitung, in einem Tagesthemen-Beitrag behauptet, das Online-Angebot werde noch subventioniert durch den Printbereich?

http://www.youtube.com/watch?v=WMiBNPEogTU

Oder hab ich hier etwas missverstanden? 🙂

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Bedroht das „Kostenlos-Internet“ die Tageszeitung? « mjemmer's Blog 14. Juli 2010 um 21:07

[…] gibt es ja auch durchaus kommerzielle Online-Informationsanbieter, die sich über das Netz gut finanzieren können. Als Alternative bliebe wohl nur noch, den Konkurrenzkampf um die Restplätze der in […]

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Klaus 14. Juli 2010 um 23:00

Was ich mich in diesem Zusammenhang immer wieder frage: Was können solche Zahlen überhaupt aussagen? Die Tatsache, dass ein Großteil der Artikel bei den genannten Online-Medien schlicht und einfach „hochgehievte“ Artikel aus den Printausgaben sind zeigt doch, dass das in gewisser Weise auch eine Quersubventionierung ist, oder irre ich da? Und wie kann man dann überhaupt eine dieser Zahlen ernst nehmen?

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Pottblog 15. Juli 2010 um 4:23

Links anne Ruhr (15.07.2010)…

Dortmund: Finale bei Kino im Stadion – 5×2 Karten für Bang Boom Bang (Ruhr Nachrichten) – Zum Ruhrgebiets-Kultfilm „Bang Boom Bang“ verlosen die Ruhr Nachrichten einige Karten für das Kino im Stadion. Gelsenkir…

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Falk Lüke 15. Juli 2010 um 9:51

@bundesrainer: berliner-zeitung.de kostet das cms, den server, techniker, nen dpa-feed und sonst mit sicherheit herzlich wenig. was herr vorkötter da subventionieren will, ist mir schleierhaftstrafe.

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Sean Kollak 15. Juli 2010 um 13:37

Super! Wenn die Verlage online Geld verdienen, veröffentlichen sie hoffentlich auch mehr guten Content dort. Und zwar unabhängig recherchiert von der Print-Ausgabe.

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Sebs 17. Juli 2010 um 10:38

Gratulation für den Spiegel? Es ist ja schön das sie Geld verdienen, aber die Qualität der „Berichterstattung“ nimmt stetig ab und SPON ist vielleicht noch das Sprachrohr von Lobbygruppen und der Regierung aber sicherlich nicht das was ich von Journalisten erwarte. Im Endeffekt finde ich es also schade das die ganzen „Newsrooms“ und Tetris-Spieler (rewrite the Agenturmeldung) damit auch noch finanziell erfolgreich sind.

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Der Tom 19. Juli 2010 um 15:18

Nach meiner Erfahrung sind die Einzel-Jahresabschlüsse von in einen Konzern eingebetteten Gesellschaften nicht wirklich aussagekräftig. Gerade bei den Internet-Ablegern findet eine Unmenge von Kostenstellengeschacher, konzerninternen Verrechnungen und (tw bewusster) Verschleierung statt.

Häufig ist es bei Konzerngesellschaften für Außenstehende schlichtweg nicht nachvollziehbar, welche Gesellschaft tatsächlich welche Leistungen für sich und andere erbringt und welche Kosten wofür auflaufen. Gerade kostenspielige Support-Funktionen wie IT und Marketing werden gerne mal bei der „falschen“ Gesellschaft gebucht.

Die Einzelabschlüsse sind deshalb leider meist nicht mal als Tendenzmesser zu gebrauchen.

Aber trotzdem eine gute Idee, der Artikel…!

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Anonymous 21. Juli 2010 um 11:04

[…] […]

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Jochen 22. Juli 2010 um 15:46

@DerTom
Es spielt allerdings auch immer eine Rolle, welche rechtliche Beziehungen die Tochtergesellschaften zu den Konzernobergesellschaften haben. Existiert kein Gewinnabführungsvertrag oder Beherrschungsvertrag bzw. keine Organschaft mit einer anderen Gesellschaft sind nicht einfach so mal irgendwelche Kosten oder Einnahmen über Kostenstellen verschiebbar. Die Transaktionen mit der Mutter- und Schwestergesellschaften müssen marktgerecht bepreist sein, ansonsten besteht die Gefahr der verdeckten Gewinnausschüttung oder Einlage. Bei Großunternehmen sind solche Dinge kein Firlefanz und werden durchaus ernstgenommen.
Bei Spiegel Online bzw. Spiegelnet GmbH habe ich diesbezüglich nichts über vertragliche Beziehungen gefunden, daher kann man wohl davon ausgehen, dass Spiegel Online für Leistungen anderer Konzerngesellschaften Marktpreise zahlen muß. Sicherlich besteht da auch Spielraum, jedoch kein so großer wie angedeutet (z.B. keine Selbstkostenpreise).

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Felix Nagel 4. August 2010 um 18:27

Danke, interessanter Artikel. Wird mal Zeit das ich Flattr in Betrieb nehme.

@Klaus
Dein Einwand ist wohl schon begründet. Andererseits werden online selten die wirklich interessanten (sprich: die selbst recharchierten) Sachen veröffentlicht. Ein Großteil der Artikel besteht aus Meldungen von DPA und Konsorten.

Hat eigentlich mal wer den Anteil dieser Meldungen analyisiert? Ich kenne nur die „Terror-Kurve“ von Fefe:
http://blog.fefe.de/?ts=b539a23b

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