Skip to main content

Radio-Macher sind einfach entspannter. Das denke ich immer wieder und es mag einfach sein, dass ich vor allem entspannten Radiomachern begegne. Doch am vergangenen Samstag hatte ich dieses Gefühl wieder und das bei gleich zwei Sendern.

Zunächst war ich Gast gemeinsam mit Pottbloger Jens Matheuszik Gast bei der WDR5-Call-In-Show „Funkhaus Wallrafplatz“. Die eingereichten Hörer-Fragen zu beantworten war eher so mittelschwer. Denn letztlich drehten sie sich um die Themen, die jene, die einige Zeit ins Internet schreiben bestens kennen: Informationsüberflutung, Privatheit, Glaubwürdigkeit. Eigentlich nichts Neues, aber vielleicht ganz unterhaltsam weil Moderatorin Dorothée Dregger das Tempo einigermaßen hoch hielt (und trotzdem so entspannt war wie ihr Redaktionskollege Willi Schlichting).

Hat also Spaß gemacht. Und doch dachte ich sofort daran, wie sehr solch ein Format digital belebt werden könnte. Wenn ein Twitter-Kanal geöffnet würde, zum Beispiel. Denn auf Twitter müssen sich Fragensteller eben deutlich mehr beschränken als via E-Mail oder Telefon. Oder durch eine gleichzeitige Video-Übertragung – weil der Hörer vielleicht auch gern ein Bild des Experten hätte. Und die Kommunikation zwischen Moderator und Techniker könnte mit einem Tablet-PC vereinfacht werden.

Und überhaupt: Die Sendung dürfte ruhig länger sein, letztlich blieben 30 Minuten für die Beantwortung von Fragen – und das fand ich ein wenig mager. Also, liebe WDRler: Räumt dem „Funkhaus Wallrafplatz“ doch eine zweite Stunde ein – an Sendezeitkapazität mangelt es wohl kaum.

Wer sich die Sendung noch einmal anhören möchte, kann dies über diesen Link tun. (Übrig geblieben sind einige Fragen, die ich versuche weiter unten zu beantworten).

Danach gen Kölner Süden zum trutzigen Turm des Deutschlandfunks. Dort sitzt der noch junge, sympathische Digitalsender DRadio Wissen. Nicht alles, was dort läuft finde ich beim Einschalten gut – aber vieles. Und oft genug trieft Herzblut durch die Beiträge. Genau solche Spartensender sollten ihr Leben nicht nur im Netz fristen – ihnen sollten Radiofrequenzen eingeräumt werden.

In der Sendung „Online-Talk“ also wird ein Netz-Mensch innerhalb einer Stunde vorgestellt. Eine Idee, die ich persönlich ziemlich gut finde. Es gibt so viele interessante, im Web aktive Persönlichkeiten – das wäre längst auch ein Thema fürs Fernsehen.

Andreas Noll und Thomas Reintjes haben dann für eine Tour de Force gesorgt: Netzpolitik, Medienwandel, Zucchini-Salat-Rezept, eine Lesung der Kleinen PR-Agentur um Rande der Stadt – das war ganz schön bunt. Gute Sendung, finde ich – und vielleicht mögen Sie, liebe Leser, in den Kommentaren Ihre Meinung dazu sagen. Zu hören gibt es den Podcast zur Sendung hier.

Dabei muss ich mich in einem Punkt korrigieren. Bei der Frage, ob Flipboard rechtlich problematisch ist, habe ich dem Unternehmen geglaubt. Flipboard sagt, es greife nur RSS-Feeds ab. Tatsächlich aber funktioniert das wohl anders, Details gibt es bei Gizmodo. Und somit wird die Ipad-App wirklich zum sehr spannenden Musterfall für Content-Rechte auf dem Ipad.

Und nun noch zu drei Fragen oder Anmerkungen, die vom „Funkhaus Wallrafplatz“ übrig blieben. Da diese Anfragen direkt an den WDR gingen, möchte ich sie nicht direkt zitieren und auch nicht die Fragensteller nennen.

Zum einen meldete sich eine Person, die anscheinend Journalist werden möchte . Sie ärgerte sich über die „hochgejubelten Blogger“ und meinte, dass Journalisten eben nicht angemessen entlohnt würden. So erhielten Praktikanten der „Bonner Rundschau“ für vier Wochen Praktikum kein Geld.

Ich möchte dieser Person nur zustimmen. Zunächst ist es eine Riesensauerei Praktikanten nicht zu bezahlen. Ist die „Bonner Rundschau“ tatsächlich so klamm, dass sie sich das nicht leisten kann? Oder neigt sie zur Ausbeutung?

Doch natürlich ist die Bezahlung im Journalismus insgesamt ein Problem. Volontäre werden via Journalistenschulen seit einiger Zeit aus Tarifverträgen rausgehalten, der Anteil der Freien Mitarbeiter steigt – und die werden immer mieser bezahlt. Für Online-Redakteure existiert noch immer kein Tarifvertrag – und man gewinnt nicht den Eindruck, dass die Gewerkschaften hier großartig Druck machen. So kann kein Qualitätsjournalismus entstehen. Punkt. Und natürlich merken das auch wieder die Leser -und verringern ihr Zeitbudget für diese Angebote, was wieder die Werbeeinnahmen und die Zahlungsbereitschaft sinken lässt.

Die zweite Rest-Mail bezieht sich auf die Auffindbarkeit von Angeboten. Gemailt hat jemand, der sich ein T-Shirt mit der Adresse seines eigenen Angebots hat drucken lassen.

Gerade für neue Seiten ist es natürlich schwer, sich bekannt zu machen. Vor allem, weil die Macher schnellen Erfolg sehen wollen – denn Schnelligkeit sind wir vom Netz ja gewöhnt. Das bemerkt man auch an den Modeblogs, die in Düsseldorf an der Modeschule entstehen: Viele fangen mit Schwung an – und versanden dann nach wenigen Monaten.

Doch gibt es eben eine ganze Reihe Instrumente, die helfen können: Twitter, zum Beispiel. Oder das Mitdiskutieren (aber nicht Trollen oder Spammen) auf Blogs. Das alles aber braucht eben seine Zeit. Und außerdem sollte der Erfolg nicht gemessen werden an Zugriffszahlen sondern eher an reger Diskussion. Vor allem aber am Spaß, den derjenige dabei hat.

Schließlich gab es noch jemand, der Blogs & Co als offener und ehrlicher lobte als viele Angebote von Medienhäusern und dabei das Blog Pooly77 lobte – danke für den Tipp.


Keine Kommentare vorhanden


Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*