Skip to main content

Gestern abend um 23.32 Uhr ist ein Bekannter nach Hause gekommen – klar, Weiberfastnacht. Ein weniger jecker versuchte heute schon um 6 Uhr im Büro zu sein (sorry, aber: noch alle Delfine im Becken?) – und schaffte es nicht. Eine andere Bekannte hat gerade den Audimax der Uni Siegen betreten und ums Daumendrücken gebeten – Klausur.

All das erfahren ich durch Foursquare und Gowalla, zwei Iphone-Apps die zu einer Welle von Diensten gehören, die das Potenzial haben ziemlich groß zu werden. Grundprinzip: Ich checke mich ein, wenn ich einen bestimmten Platz, zum Beispiel ein Restaurant, erreiche – und meine Kontakte erfahren, dass ich dort bin. Selbst mir als Social-Media-Vielnutzer ist nicht immer ganz wohl bei der Sache, wie ich für Mind the App geschrieben habe. Die Debatte um das Thema Datenschutz und Medienkompetenz also bitte dort führen.

Foursquare wirbelt derzeit mächtig durch die Gegend. Fast täglich schließt der Dienst neue Kooperateionen ab, unter anderem mit dem bekannten US-Restaurantführer „Zagat“ (das Gegenstück zu „Marcelino“ in Deutschland) und der „New York Times“ oder anderen Medienunternehmen.  Das Prinzip ist fast immer: Tipps der Kooperationspartner werden den Nutzern ortsbasiert gezeigt.Das sind mal die  von Lesern eingesammelten Kritiken des „Zagat“ und mal die personalisierten Tipps von Prominenten.

Das ist nicht dumm. Einerseits. Andererseits kann es nerven.Wie werden Nutzer reagieren, wenn mehr und mehr Empfehlungen auf sie einprasseln?

Für Werbungtreibende bieten sie interessante Optionen. Schon heute bekommt der aktuelle „Mayor“ (das ist der Nutzer, der sich am häufigsten an einem Ort eingecheckt hat) im Berliner „St. Oberholz“ eine Kaffee-Flatrate versprochen. Auch die neueste Foursquare-Partnerschaft mit dem Modemagazin „Lucky“ geht in diese Richtung.

In Deutschland ist derzeit allerdings mit solchen Kampagnen noch nicht ganz so viel Rummel zu machen. Vodafone versuchte jüngst Kunden in seinen Düsseldorfer Flagship-Store zu locken mit dem Versprechen eines Preises für den „Mayor“ nach Ende des Aktionszeitraums. Ergebnis: Magere 12 Besucher. Doch wir wissen ja, wie das so ist im Internet: Mit einem Mal kann es losgehen. Weshalb die Verantwortlichen im digitalen Marketing sich besser mit dem Thema beschäftigen sollten.

Möglicherweise ist ja auch Mytown der Anbieter, der das Konzept zum Steilflug bringt: Derzeit nur in den USA zu haben vermischt diese Iphone-App das Einchecken mit M0nopoly. Nutzer können Orte kaufen, wer sich dann dort eincheckt zahlt Miete – klingt schwer suchtverdächtig.

Mein Gefühl ist: Diese Dienste könnten zumindest für eine Zeit lang richtig groß werden. Weil sie Spaß machen. Und uns das Gefühl geben, näher an Menschen zu sein, die uns interessieren. Jetzt muss ich aber los zum Mittagessen – ein Bekannter hat sich gerade beim Italiener eingecheckt, bei dem wir uns treffen wollen.


Kommentare


paul 12. Februar 2010 um 14:06

Möglicherweise wird es auch keiner dieser Anbieter. Denn alles steckt noch in den Kinderschuhen …

Antworten

thom nagy 12. Februar 2010 um 15:33

oder aber google buzz macht diese dienste nach ein, zwei updates obsolet.

Antworten

Nico 12. Februar 2010 um 22:10

ja, das steckt alles noch in den Kinderschuhen und niemand weiss, welches der beliebteste Dienst sein wird, aber das finde ich ja gerade so spannend an der Entwicklung. Noch ist die Zielgruppe extrem klein, aber das wird sich zügig ändern, denn die Verbreitung von Smartphones nimmt rasant zu und damit auch die veränderte Nutzung des mobilen Internets.

Antworten

roland hachmann 13. Februar 2010 um 12:27

ich glaube ebenfalls, dass die „großen“, insb. Facebook und Google bereits daran arbeiten. Vielleicht auch Twitter. Die Frage ist, ob solch eine Location basierte Anwendung alleine stehend ausreichend Potential bietet und unabhängig groß werden kann, wie es Twitter bis jetzt geschafft hat, oder ob die großen foursquare&Co verdrängen oder aufkaufen. Entgegen Twitter, was sehr von der Offenheit des Social Graphs profitiert – man folgt viel mehr Leuten als man persönlich kennt – ist foursquare in meinen Augen eher eine Anwendung, die man im Rahmen des persönlichen Bekanntenkreises nutzt. Das spricht eher für eine zukünftige Nutzung im Rahmen von Facebook oder Buzz, heißt foursquare&Co werden in diesem Szenario verdrängt oder aufgekauft…

Antworten

Stefan 13. Februar 2010 um 13:16

Nach drei Monaten intensiver Foursquare-Nutzerei kann ich meine User-Experience wie folgt zusammenfassen:

1. Es beginnt mich zu langweilen, die App kann zu vieles einfach nicht. Würde z.B. gern wissen, wer aus meinem Freundeskreis bereits in einer Location ist, in die ich mich einchecke. Oder einen Shout beantworten…

2. Zuviele Ressourcen gehen derzeit ins Business-Development – Tristan ist zu erfolgreich – statt sich um den Nutzen der App zu kümmern. Coffee-Flat im Oberholz? Nutzlos. (Interessanterweise ist dieses Beispiel mittlerweile so populär wie die Dell-Resterampe in Sachen Umsatz-machen auf Twitter.)

3. Das Mayor-Konzept ist nicht granular genug. Nicht umsonst gibt es mittlerweile auch eine Oberholz-Toilette. 😉

4. Es verschwinden real genutzte Ort – keine Ahnung, wer die löscht. Support-Mails werden nicht beantwortet, Tweets ebenfalls nicht. Deutet auf Überforderung im Community-Management hin.

5. Leben ist zu 90% Routine. Nach welchem Algorithmus „Favorites“ angeboten werden, konnte ich noch nicht nachvollziehen.

Kurz: Mach‘ ‚mal Pause – vielleicht rappelt Foursquare sich ja noch.

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*