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Ganz früh am Mittwoch Morgen, genauer um 0.24 Uhr, hat sie mir geschrieben, die Kati.

Welche?

Na die. Kati.

Katarina Witt.

„Was würden Sie denn tippen ?? ;-)“, schrieb sie auf meine Frage, ob sie die Einträge ihres Olympa-Tagebuchs im ARD-Auftrag selbst tippt.

Immerhin. Eine Reaktion. Und vielleicht eine erste Schraube für den Bau einer Brücke über den digitalen Canyon.

Old Germany hängt zurück. Wieder einmal. Kaum jemand scheint zu bemerken, wie sich Olympia schleichend wandelt, sich öffnet für digitale Technik (nicht nur mit der gelungenen Iphone-App). Bisher wurde Athleten verboten von solchen Wettbewerben zu berichten – egal ob via Zeitungs-Kolumne oder Blog. Je größer die medialen Möglichkeiten dank des Internets wurden, desto mehr wuchs die Angst der Veranstalter vor unkontrollierten Meldungen von hinter den Kulissen.

Vor Vancouver die erste, kaum bemerkte Änderung: Nun hieß es, Athleten sollten nicht während ihrer eigenen Wettbewerbe berichten – doch ein Komplettverbot existierte nicht mehr. Selbst diese Einschränkung aber war nicht haltbar. Ein schönes Beispiel schildert „Wired“ mit Julia Mancuso – sie twitterte zwischen den beiden Riesenslalom-Läufen. Mehr noch: Sie mied TV-Kameras, hielt ihre Anhänger aber über Facebook auf dem Laufenden über ihre Enttäuschung.

Ohnehin fällt es auf, dass Sportler aus anderen Nationen Social Media längst zur Markenbildung und Fanbindung einsetzen (hier eine Liste der überprüften Sportler-Twitterer in Vancouver). Mancuso hat über 25.000 Fans auf Facebook, über 64.000 Leser verfolgen ihre Kollegen Lindsey Vonn auf Twitter, die Eishockeyspielerin Angela Ruggiero hat einen Videocast:

Und die Deutschen? Traurig. Die so extrovertierte und vor der Kamera professionell kommunizierende Anni Friesinger sieht eine Meldung vom 2. Februar als „aktuell“ auf ihrer grottig gestalteten Homepage. Noch grausiger: das Bob-Team André Lange, dessen Web-Auftritt an einen Kegelclub erinnert. Selbst ein Medien-Darling wie Vonn/Mancuso-Konkurrentin Maria Riesch verfügt nur über eine Homepage die aussieht wie eine Pressemitteilung, ihre Facebook-Fanseite sprüht vor – Unauthentizität. Immerhin ist dieser Facebook-Auftritt aber ein Beweis dafür, wie sehr Sportfans sich mit ihren Lieblingen vernetzen wollen. Zählte Rieschs Seite vor den Spielen rund 1.500 Fans sind es jetzt rund dreimal so viele.

Nun könnte man fragen: „Warum auch? Sind doch nur Sportler in Disziplinen weitab von der Publikumswirkung des Fußballs.“ Aber doch sind sie eben Profisportler. Und das bedeutet, sie sind beständig an Sponsoren interessiert – und Sponsoren unterstützen eben jene Athleten, die öffentliche Begeisterung auslösen könne. Und deshalb – unromantisch, aber wahr – müssen Sportler heute auch in Marketingkategorien denken (oder ihr Management).

Die digitale Winter-Spaltung setzt sich nahtlos in den Medien fort.

Während in den USA und England die Einblendung von Twitter-Namen der Kommentatoren Alltag ist, diese gar mit Zuschauern kommunizieren, herrscht in Deutschland Dürre. ARD und ZDF weisen zwar ständig auf ihre Olympia-Seiten hin. Doch dominiert dort das alte, medienstalinistische Denken: Der Zuschauer möge zuschauen – aber bitte nicht mitreden.

Gut, die ARD hat ein Forum. Doch dessen eklektische Nutzung zeugt nicht von stetiger Kommunikation. Ganze 12 Themen gibt es dort. Doch allein die Diskussion über den Staffel-Verzicht von Magdalena Neuner brachte über 1.600 Reaktionen. Der Grund für die merkwürdige Verteilung: Themen aufmachen können nur die Moderatoren des Forums. Offene Kommunikation – nein danke.

Wir kennen das von den Öffentlich-Rechtlichen. Ihre Rechtsabteilungen sind es angeblich, die freie Meinungsäußerung der Zuschauer verhindern. Weil die Sender verantwortlich sein sollen für alles, was auf ihren Seiten steht. Niemand aber hat die Verve gegen diese verostete und unzeitgemäße Konstellation anzuarbeiten. Es lebt sich bequem so.

Beim ZDF darf jedermann ein Thema im Forum aufmachen – und wird allein gelassen. So fragte am Mittwoch schon ein Nutzer, welche Musik im Hintergrund der Langlauf-Zeitlupen zu finden ist. Kein Mitglied der Online-Redaktion sah sich bemüßigt, diese Frage im Sinne der GEZ zahlenden Zuschauer zu klären.

Genau solche Situationen sind das Feld von Social Media. Weil Fragen auf den Punkt gestellt und beantwortet werden – und das für jedermann sichtbar. Es bestand die Hoffnung, die ARD würde Twitter als erster deutscher Sender so richtig nutzen. Offensichtlich jagte sie einen großen Teil des Olympia-Teams in das 140-Zeichen-Reich.

Ergebnis: eine Sende-Anstalt.

Peter Schlickenrieder, zum Beispiel, leidet bei Wettbewerben zeitweilig unter Twitter-Diarrhoe.  Jörg Kachelmann plappert digital so fröhlich vor sich hin wie vor der Kamera. Es sind Journalisten wie Dirk Hofmeister, die noch am ehesten Sinnvolles mit dem Dienst anfangen. Vielleicht ist gar tatsächlich Katarina Witt die Authentischste: Sie gibt so sehr die  gestresste Frau fürs Bunte mit Liebe zu Smileys, dass man es ihr abnimmt.

Doch auch ihr folgen magere 561 Follower. Bei Kachelmann sind es 351, Hörfunk-Mann Frank Aischmann erreicht 76. Der Grund ist simpel: Die ARD-Crew sendet, kommuniziert aber nicht. Ungefähr ein Dutzend Ansprachen an ARD-Leute habe ich in den vergangenen zwei Wochen gerichtet. Und erst am Mittwoch antworteten tatsächlich die ersten. Ob da jemand in der Online-Redaktion etwas aufgefallen ist? Keine Ahnung. Auch folgen die ARD-Leute höchstens einander, sonst aber kaum jemand. Peinlich wird es, wenn im ARD-Hauptaccount Personen auftauchen wie der kryptisch und selten twitternde Thomas Roth.

Vielleicht entstünde ja mehr, würde die ARD mal auf ihre Twitterer hinweisen. Doch in den Sendungen schweigt sie darüber trotz unendlich nervender Ego-Werbungs-Flut. Nicht einmal auf der Olympia-Homepage wird Twitter erwähnt oder gar eingebunden. Da brauchen wir gar nicht davon zu reden, dass ein avantgardistisches Experiment (also, avantgardistisch für Medienmenschen, die 2005 stehen geblieben sind) wie die wirklich ordentlichen Videos von Peter Schlickenrieder irgendwo Verwendung finden:

Die Olympia-Berichterstatter hätten alle Chancen, die Zuschauer mitzunehmen, an sich zu binden. Als vor vier Jahren die Handelsblättler Grischa Brower-Rabinowitsch und Rald Drescher als Ringe-Reporter hier für die Indiskretion Ehrensache schrieben, sorgte das für gute Zugriffszahlen und viel Lob. Genau so etwas könnte jeder der Journalisten vor Ort schaffen.

So aber ist das digitale Angebot von ARD und ZDF zu Olympia zwar weitergekommen als noch vor vier Jahren – aber weit davon entfernt auf der Höhe der Zeit zu sein.

Randbemerkung 1: Die Kompetenz mancher Live-Reporter ist erschreckend niedrig. Eine substanzielle Zahl ist nicht in der Lage, dem jeweiligen Sport zu folgen oder die richtigen Namen der gerade Handelnden zu nennen. Im Eishockey erreicht dies fast Schülerzeitungs-Niveau, wobei ich nichts gegen Schülerzeitungen sagen möchte.

Randbemerkung 2: Olympia in HD auf einem Flachbild-TV öffnet eine neue Dimenion – atemberaubend.


Kommentare


Samuel 26. Februar 2010 um 17:34

Zu Anmerkung 1: Am „besten“ war bisher der Kommentar bei ZDFinfo während der Boardercross-Wettbewerbe, wo manchmal sogar die falsche Trikotfarbe gesagt wurde („Der Gelbe ist gestürzt“ obwohl das eher rot war), von Namen ganz zu schweigen…

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Besim Karadeniz 26. Februar 2010 um 17:38

Ich hatte schon die Befürchtung, dass du alles zerlegst, was von den Öffentlich-Rechtlichen aus Vancouver respektive Whistler kommt, bis ich zur Randbemerkung 2 kam. Ich habe heute auch über Olympia von ARD und ZDF gebloggt und staune weiterhin über den gleichen Punkt wie in deiner Randbemerkung 2, aber auch noch darüber, wie hübsch die beiden Sender es schaffen, von den einzelnen Spielstätten hin- und wegzuschalten, als ob das alles im gleichen Studio läge. Das ist schon ein paar Meilensteine weiter, als vor einigen Jahren.

Bei der weitgehend fehlenden Soziale-Medien-Komponente verzeihe ich ARD und ZDF den Umstand, dass die Öffentlich-Rechtlichen aufgrund der Restriktionen in Sachen Online-Berichterstattung nicht wirklich so recht wissen können, was programmbegleitend ist und was nicht, jedenfalls aus Sicht der EU-Kommission oder auch der privaten Konkurrenz, die laut meckern kann, aber sich praktisch gänzlich aus dem Thema Olympia und den damit verbundenen Kosten heraushält.

Denn darüber müssen wir uns auch im Klaren sein: Gäbe es Öffentlich-Rechtlich nicht, wäre Olympia im freien Fernsehen ein nichtvorhandenes Gut und im Pay-TV vermutlich eine recht teure Veranstaltung.

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iggypop 26. Februar 2010 um 17:38

Toller Artikel, der vieles auf den Punkt bringt. Allerdings eine kleine Anmerkung, die ARD hat ihre Twittertruppe schon auf der Olympia Homepage eingebunden.. man muss zwar ein Stückchen nach unten scrollen und sich links halten, dann findet man es aber auch.

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moti 26. Februar 2010 um 18:13

also ich fände es eine unverschämtheit, wenn die öffentlich-rechtlichen reklame für twitter in form von einblendung der accounts der moderatoren machen.

ebenso wie ich die aufforderung vorgestern abend im zdf unverschämt fand, per youtube fragen an shawn white einzusenden. als ob die keine eigene internet-infrastruktur hätten.

remember: auch wenn google, twitter, facebook & co sich als die freundlichen allgemeingut-marken in unseren köpfen eingepflanzt haben: es sind kommerzielle dienste.

kommunikation hin oder her, diese sachen haben in den sendungen nichts zu suchen. gez-subventionierte schleichwerbung für kommerzielle internet-plattformen? nein danke!

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Hans 26. Februar 2010 um 18:25

Sie bemängeln, dass die ARD-Twitterer niemandem (ausser den Kollegen) folgen. Doch: Wem eigentlich sollten sie folgen? Die meisten „Profi-Twitterer“ gehen mir deswegen auf den Zeiger, weil sie allem folgen was nicht bei drei auf dem Baum ist. Als wenn irgendjemand noch lesen würde, was die Leute schreiben denen er folgt, wenn es derer hundert, tausend oder gar zehntausend sind. Da wird dann höchstens gefolgt um sich zu bedanken. Oder erst dazu zu animieren, dem Profi zu folgen. Das sind dann die Accounts die bei mir sofort geblockt werden.

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marc B. 26. Februar 2010 um 19:20

Glaubst du wirklich, dass mit Twitter besserer Journalismus rauskommt? Denn die Aufgabe, für die die Sender Gebührengelder bekommen ist nun mal Journalismus. Zuschauerservice ist eine nette Geste, aber ja wohl kaum Kernkompetenz.

Dein Beispiel von den Interviews im US-Fernsehen mit Twitternamen ist bezeichnend: Wenn wir von Experten reden, nicht den üblichen pundits, dann erwarte ich mir genau gar nichts in 140 Zeichen. Und schlechteren Journalismus als in den USA muss man auch erst suchen. Kann es sein, dass gerade die Kurzatmigkeit Teil des Problems ist?

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Thomas Knüwer 26. Februar 2010 um 19:47

@moti: Das heißt, Sie hätten einst Hinweise auf Zuschauertelefone kritisiert, weil die Post damit Geld verdiente? Twitter hat ein Quasi-Monopol in diesem Bereich, kann man gut finden oder schlecht – ist aber so. Youtube könnte auch durch eine andere Videoplattform ersetzt werden. Doch selbst eine solche Plattform zu schaffen wäre den ÖR-Senden nicht erlaubt.
Bevor wir uns über die Nennung von Internet-Unternehmen, die als Dienstleister fungieren, erregen sollten wir doch das weiter schwelende Thema der Sponsoren öffentlich-rechtlicher Sendungen angehen, oder?

@Hans: Sie könnten Sportlern folgen. Und somit in den Nachrichtenstrom eintauchen. Und die meisten „Profi-Twitterer“ folgen ja gerade nicht jedem – sondern denen, die sie interessieren.

@marc b.: Die Aufgabe des Journalismus wäre auch Neutralität – trotzdem fiebern alle mit den Deutschen mit. Das verschwimmt gerade im Sport etwas. Journalismus aber ist eine Dienstleistung. Und das zu berichten, was die Menschen interessiert, gehört dazu. Was die 140 Zeichen betrifft: Man kann bei Twitter ja auch Links setzten 😉 Und dass der US-Journalismus generell schlecht ist bestreite ich hiermit. Es gibt teilweise weitaus besseren Journalismus als in Deutschland. Eine Qualität, wie sie „New York Times“ oder „Wall Street Journal“ oder PBS liefern können sie in Deutschland leider oft genug lang suchen.

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marc B. 26. Februar 2010 um 20:21

Du lobst die NYtimes? Das hätte ich vor fünf und vielleicht auch noch vor drei Jahren auch gemacht, aber die Zeiten sind vorbei. Ich mag die Op-Eds aber damit hat es sich auch schon. Wo findest du denn dort noch Reportagen, die das Wort verdienen? Die schreiben schon seit längerem den selben Agentur-Müll wie alle anderen und da wo sie eigene Stories schreiben, verfallen sie dem selben Wahn wie alle US-Medien: Sie geben beiden Seiten gleich viel Platz, egal ob eine Seite offen lügt, und verwechseln das mit Ausgewogenheit.

Journalismus hatte mal was mit Wahrheit zu tun. Auch bei der NYTimes geht es heute um Emotionen.

Und Sportjournali … ach seufz.

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case 26. Februar 2010 um 21:35

Kann marc B. nur zustimmen, wobei man genau genommen die „fünf Jahre“ mindestens verdrei- oder vervierfachen sollte 😉
Man braucht ja nur ab und zu einen Blick auf Media Matters, den Daily Howler oder Glenn Greenwald zu werfen, um festzustellen, wie grottenschlecht der weitaus größte Teil des US-amerikanischen „Journalismus“ ist.
Natürlich gibt es in einer New York Times auch gelegentlich gute und vor allem faktisch richtige Artikel. Allerdings müsste man sich als Leser erst wieder bei einer externen Quelle informieren, welche Inhalte nun Müll sind, und welche nicht. Insofern bin ich der Meinung, dass schon ein relativ geringer Anteil von Unsinn eine ganze Zeitung zum „fish wrap“ macht.
Man möge sich zum Beispiel nur an das Versagen der NYT zum Thema Irak erinnern, oder daran, dass diese als erste unter Clinton den erfundenen Whitewater-„Skandal“ pushte.
Das WSJ soll ja angeblich noch ganz gut sein, obwohl sich die Zweifel mehren, dass dies unter Murdoch noch lange so bleiben wird. Allerdings muss man sich dort natürlich wieder hüten, nicht aus Versehen über eines der seit eh und je völlig durchgeknallten Editorials zu stolpern ..

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moti 26. Februar 2010 um 23:20

@Thomas Knüwer:
man darf hier nicht dem allgemeinen mißverständnis „das sind ja nur die bereitsteller des kommunikationsdienstes“ unterliegen.
sie sind nicht unabhängig, proprietär, kommerzielle wettbewerber anderer unternehmen auf dem online-markt.
ich denke nicht, dass twitter, youtube, facebook & co wie selbstverständlich in (gebührenfinanzierten) medien als kommunikationskanal gepusht werden müssen. nur weil die marktanteile gerade mal hoch sind oder irgendein programmverantwortlicher das einfach mal entscheidet? schon allein wettbewerbsrechtlich geht das sowieso nicht. die fanboy-brille mal abgesetzt: bei anderen marken und unternehmen ist die akzeptanz sicherlich weitaus weniger vorhanden.

auffällig ist jedoch in jedem fall bei olympia, dass die kommunikationsmöglichkeiten einem nicht wirklich angeboten werden. ein besserer rückkanal ist definitiv vonnöten.

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Lehnert 26. Februar 2010 um 23:35

Ich bin wahrlich kein Fan der Öffentlichrechtlichen – vor allem nicht im Web und schon gar nicht bei Iphone-Apps . Bei Ihrer Pauschalkritik machen Sie es sich dann aber doch zu einfach. Ich finde den (zwar etwas zu bunt geratenen) Auftritt der ARD durchaus gelungen. Die Nutzer können Ihre Webseite selbst zusammenstellen und eigene Prioritäten setzen. Im übrigen auch mit den Twitter-Nachrichten.

Lieber Herr Knüwer, die habe ich aber abgeschaltet – weil mich dann doch eher die News interessieren – als geistreiches von Kachelmann und Co.

Finde ich irgendwie gut …. für jeden das Seine.

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Andre 27. Februar 2010 um 9:45

Klasse Artikel, bringt es genau auf den Punkt, ist mal wieder echt traurig wenn man sieht, wie wir zurück hängen.

U

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andré 27. Februar 2010 um 13:12

@Thomas Knüwer:
„Die Aufgabe des Journalismus wäre auch Neutralität – trotzdem fiebern alle mit den Deutschen mit. Das verschwimmt gerade im Sport etwas.“

Hier schmeißen Sie Emotionen und Neutralität in einen Topf. Das sind zwei Dinge, die sich m.E. bei der Sportberichterstattung nicht ausschließen. Der Sportjournalismus ist der einzige journalistische Bereich (abseits von Features als Nachrichtenform), in dem ich Emotionen akzeptiere und auch denke, dass die Mehrheit der Zuschauer dies wünscht.

Wer möchte denn gerne einen Wettkampf bei Olympia oder ein Fußball-Länderspiel sehen, bei dem der Kommentator lediglich dröge Beschreibungen dessen abliefert, was gerade passiert? Hier sind in meinen Augen doch Emotionen gefragt.

Nicht umsonst haben Aussagen wie: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen …“, „Wo ist Behle?“ oder die Torjubel brasilianischer Fußball-Reporter, die im Off des Kollegen drei Sprecherkabinen weiter noch zu hören sind, solchen Kultstatus erlangt.

Bei all diesen Emotionen muss natürlich die geforderte Neutralität weiter Bestand haben, gute Leistungen oder Aktionen der Gegner und Mitwettbewerber dürfen nicht schlecht geredet werden und umgekehrt die deutschen Sportler nicht ungebührlich über den grünen Klee gelobt werden. Ich denke aber, dass die Sportkommentatoren diese Balance von Emotion und Neutralität im Großen und Ganzen doch recht gut hin bekommen.

Was die Präsenz und Teilnahme gerade der Spitzensportler im Netz anbelangt, stimme ich Ihnen zu.

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Warum deutscher Sport und Web 2.0 nicht funktionieren. | blog@netplanet 27. Februar 2010 um 22:15

[…] Warum deutscher Sport und Web 2.0 nicht funktionieren. 27. Februar 2010 | Veröffentlicht in WebZweiNullWelt Im ganzen Olympia-Trubel stellt Thomas Knüwer in seinem Blog eine interessante Frage auf, die da lautet, warum Web 2.0 im deutschen Sport nicht funktioniert. […]

Antworten

links for 2010-02-27 « just another weblog 27. Februar 2010 um 23:57

[…] Die digitale Spaltung der Olympischen Winterspiele zu Vancouver Old Germany hängt zurück. Wieder einmal. Kaum jemand scheint zu bemerken, wie sich Olympia schleichend wandelt, sich öffnet für digitale Technik. Während in den USA und England die Einblendung von Twitter-Namen der Kommentatoren Alltag ist, diese gar mit Zuschauern kommunizieren, herrscht in Deutschland Dürre. ARD und ZDF weisen zwar ständig auf ihre Olympia-Seiten hin. Doch dominiert dort das alte, medienstalinistische Denken: Der Zuschauer möge zuschauen – aber bitte nicht mitreden. (tags: twitthis cfischercom) […]

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Marc B. 28. Februar 2010 um 23:18

@andré: Klar ist das so, aber dann soll man bitte den Mut haben und Sport vom Journalismus in die Unterhaltung verschieben. Mit Journalismus hat Sport-Berichterstattung nämlich nichts zu tun. Gar nichts.

Die löbliche Ausnahme ist Jens Weinreich.

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Markus jakobs 28. Februar 2010 um 23:20

Großartiger Artikel! Mit dem Twitterprojekt @AlleMedaillen war ich auch auf der Suche nach Sportlern aus Deutschland.
Gerade als Sportler hat man durch soziale Netzwerke wirklich die Möglichkeit Fans nachweisen zu können. Wie könnte man sonst Sponsoren überzeugen? Vielleicht haben es Deutsche Sportler nicht nötig , weil sie meisst ihr Geld bei der Polizei oder Bundeswehr verdienen.

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Webschau Wirtschaftsblogs 1.03.2010 « Blick Log 1. März 2010 um 0:44

[…] Die digitale Spaltung der Olympischen Winterspiele zu Vancouver […]

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Sascha Pallenberg 1. März 2010 um 1:03

Was viele Leser auch hier in den Kommentaren nicht begreifen woll, das, ja genau das was ihr hier machen koennt, findet bei ARD und ZDF nicht statt. Ihr kommuniziert mit Thomas und hey, der ist auch noch so frech und gibt Feedback.
Nicht die Plattform, nicht der Kanal ist das Problem, ob Twitter, Facebook, Youtube… voellig egal. Wichtig ist es zuhoeren zu koennen, denn das ist die Grundvoraussetzung fuer jegliche Kommunikationsform.
Thomas hoert zu und reagiert und praktiziert genau das, was ihm bei den Oeffentlich-Rechtlichen fehlt. Offenbar kommt dies doch gut an, was man an dieser lebendingen Diskussion hier sieht, trotz leider sehr platten Pauschalurteilen zu diesen Medienkanaelen.

Hier werden Chancen und tolle Moeglichkeiten angesprochen, die verschiedene Generationen nicht begreifen oder nicht mehr begreifen wollen, was letztendlich sich irgendwann rein biologisch erledigt. Aber ihr seid auch nicht die Zukunft und sollte es den durch GEZ-Gebuehren finanzierten Sendeanstalten nicht genau darum gehen? Zukunft!

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links for 2010-03-01 « Nur mein Standpunkt 1. März 2010 um 13:00

[…] Die digitale Spaltung der Olympischen Winterspiele zu Vancouver Noch Fragen? (tags: Journalismus Internet Sport) […]

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Andreas Wollin 1. März 2010 um 15:06

Habe mir mal die tatsächlich kryptischen Tweets von Herrn Roth angesehen… wirkt so, also möchte er eine vielleicht tatsächlich ganz gute oder witzige Geschichte in 140 Zeichen pressen, die eigentlich in einen Blogbeitrag gehört. Interessant wäre es allemalgewesen: ein Blog, Anektdoten, Storys, die er erlebt hat etc. Scahde, Chance vergeben, zur WM vielleicht?
Manchmal wünschte man sich, die öff.-rechtl. würden nur mal für 3 Monate Leute wie Knüwer, Lobo, etc. in die Redaktionen berufen als Berater/Trainer/whatever. Das würde sicher Früchte tragen.

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Berni 2. März 2010 um 0:50

Den Mangel an Feedback-Möglichkeiten bei den ÖR anzumerken und auch, der Fehler, sich diese Möglichkeit zur Kommunikation durch die Lappen gehen zu lassen, ist vollkommen richtig. Danke für den Beitrag!
Aber auch ich habe oft ein Krummeln im Bauch, wenn es um die ganzen Lieblingsfirmen a la YouTube, Twitter, Facebook etc geht und diese dabei zu pushen. Auch bei Verlagsseiten, nehmen wir mal Bild-Online, ist ja die Facebook-Einbindung OK, nur wundere ich mich immer, warum dies nicht als Werbung angesehen wird.
Es ist doch nichts anderes, oder?
Man will Klicks, man will Besucher, man will Mitglieder/Kunden bekommen, oder?
Ähnlich sehe ich diesen anhaltenden Trend mit iPhone-Apps. Nichts gegen das iPhone, tolles Gerät, aber jede (beworbene) App ist doch Werbung für das iPhone und nichts anderes. Wenn das System der iApps eine offene Platform wäre, kein Thema, dann wären Apps häufig ein tolles Angebot für jeden Handy-/Smartphonebesitzer.

Wer profitiert eigentlich mehr davon, wenn Lindsey Vonn während der Spiele etwas „zuerst“ via Facebook bekannt gibt und dies dann weltweit mit Verweis auf die Quelle ihrer Facebook-Seite X-fach wiedergegeben wird?
Das Hippe-Image von Vonn oder Facebook, ich denke mal Facebook und ich denke auch mal, daß Vonn das Ganze nicht umsonst für Facebook macht.

Nebenbei:
Ich habe selbst ein iPhone, aber geht diese zunehmende Glorifizierung von iPhone, Twitter, Facebook und Co langsam leicht auf den Geist und ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß dies wirklich nur ein Trend ist, der genauso schnell wieder verschwindet, wie er kam 😉
Oder es wenigstens Alternativen/Konkurrenz gibt…

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Olympiasieger auf Facebook – Social Media Marketing notwendig für Markenaufbau « SocialNetworkStrategien / Social Networks, Crowdsourcing, Communityaufbau, Social Media Marketing – von Matias Roskos 30. November 2011 um 8:56

[…] Facebook aktiv? Thomas Knüwer hat sich des Themas Olympia und Social Media unter der Überschrift "Die digitale Spaltung der Olympischen Winterspiele zu Vancouver" angenommen und bemägelt dabei die Inaktivität vor allem auf Twitter. Eine Kritik, der ich mich […]

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