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Jetzt mal ehrlich: Wer liest Geschäftsbedingungen durch? Oder Datenschutzbestimmungen? Oder rechtliche Hinweise?

Seien wir ehrlich: Kaum jemand.

Obwohl wir alle sollten. Denn oft genug stehen dort Details, die interessant werden könnten, soll ein Hotel storniert, ein Produkt reklamiert oder eine Werbesendung gar nicht erst bekommen werden.

Der Grund, warum sich so viele Menschen angewöhnt haben diese rechtlichen Hinweise zu ignorieren ist offensichtlich: Sie sind so verfasst, dass wir sie nicht verstehen sollen.

innocent smoothie

Natürlich müssen die Juristen  ein großes Mitspracherecht haben, schließlich wollen auch Unternehmen ihr Recht. Das sei ihnen natürlich zugestanden. Doch fast immer kümmern sich ausschließlich die Juristen um die Formulierungen. Oder natürlich es soll zumindest so klingen, damit niemand genau hinliest. Und zum Beispiel feststellt, dass der Abschluss eines Zeitungs- oder Zeitschriften-Abos ganz flott dazu führt, dass jener

Verlag die Adressdaten munter weiterverkauft. Und verwalten die meisten Gewinnspielanbieter solche Adressen auch gerne weiter. Die Medienkundigsten unter den Bürgern ahnen langsam, weshalb beispielsweise Burda Direct bei ihnen anruft mit der Behauptung „Sie haben doch mal an einen Gewinnspiel teilgenommen“, obwohl sie das definitiv nicht hatten.

Wieder einmal geht Vertrauen verloren zwischen dem Kunden und seinem Belieferer. Dabei geht es auch anders. Wie, das zeigt der Smoothie-Hersteller Innocent.

Dessen Produkttexte zeugen schon von einer großen Freude am Schreiben. Derzeit nun läuft eine bemerkenswerte Aktion: Innocent zahlt einen Smoothie täglich: Kunden sammeln Einkaufsbons und reichen diese bei Innocent ein, pro Tag und Kunde wird einer rückerstattet – in Geld. Mutmaßlich zielt das Ganze wohl darauf ab, ein wenig Druck im Handel zu erzeugen – ein Signal, dass Kunden Innocent-Produkte haben wollen.

Doch das ist gar nicht die eigentliche Geschichte. Für mich ist es eher musterhaft, wie Innocent die rechtlichen Details zu dieser Kampagne formuliert hat: Das ist verständlich, sympathisch und doch korrekt wirkend. Außerdem wird es gleich noch mit einem Gewinnspiel verbunden:
„Weil Du Dir alles bis zum Ende durchgelesen hast, wollen wir Dich belohnen. Welchen unserer Smoothies kann man aus den Paragraphen-Früchten mischen?“

Ja, so geht das auch mit dem rechtlichen Kram.

Wenn man will.

(Gefunden im sehr schön gemachten Blog Hombertho.)


Kommentare


kaltmamsell 26. Januar 2010 um 19:11

Lange Zeit waren die Innocent-Smoothies eine der Hauptvorfreuden vor einem Englandurlaub – wegen des Inhalts, und wegen der Packungstexte, die jedesmal zu den Urlaubsfotos gehörten. Wie schön, dass sie auch auf Deutsch und in Deutschland so weitermachen. (Ich kann mich noch an die Rufe erinnern, solche Packungsaufschriften würden in Deutschland niiiee erlaubt.)

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Dirk Olbertz 26. Januar 2010 um 19:51

Die Innocent-AGB sind wirklich erfrischend und ehrlich, aber zu Deinem einleitenden Text: ich lese die AGB und Nutzungsbedingungen bei Anbietern aus Deutschland zu 90% nicht. Denn ich weiß, welche Rechte ich habe und dass diese von einer AGB nicht eingeschränkt werden können.

Der Gesetzgeber erlaubt nun einmal, dass Adressen verkauft werden, wenn ich Wert darauf lege, dass dem nicht so ist, muss ich die AGB tatsächlich lesen und/oder keine Adressdaten hinterlegen.

Ich bin eigentlich ganz froh darüber, dass ich meine Rechte kenne. Bei Anbietern aus dem Ausland lese ich immer deren AGB – hier habe ich nämlich meistens keine Ahnung, was für Rechte ich habe…

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Tweets die Innocent – wenn Juristen einmal nicht das letzte Wort haben erwähnt — Topsy.com 27. Januar 2010 um 6:54

[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Thomas Knuewer, Arik Heuth und LL.M-M.Phil, Moritz Julian Ehlenz erwähnt. Moritz Julian Ehlenz sagte: RT @tknuewer: Wenn Juristen mal nicht das letzte Wort haben: https://www.indiskretionehrensache.de/2010/01/innocent-juristen/ […]

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Thomas 27. Januar 2010 um 20:20

Vielen Dank für die freundliche Erwähnung meines Blogs. Ich finde es sollten noch mehr AGB’s so sein, wie die von Innocent. Aber vermutlich wird dies ein Wunschtraum bleiben. So werden dann doch nicht alle AGB’s genau durch gelesen und mit ein bisschen Pech in eine Falle tappen. Leider lese ich auch nicht immer komplett die AGB’s durch und setze dort viel zu schnell den Haken bei „gelesen und aktzeptieren“ . Bis jetzt hatte ich zum Glück aber noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Viele Grüße
Thomas

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Unschuldig, sanft und süß. Innocent Smoothies. | Werbeblogger – Weblog über Marketing, Werbung und PR » Blog Archiv » Unschuldig, sanft und süß. Innocent Smoothies. 3. Februar 2010 um 13:10

[…] “Fuhrpark” mit Grasbewuchs eine neue Metaebene gibt. Der Sprach- und Formulierungsstil selbst trockenster AGBs bleibt verständlich, familiär und fast etwas kindlich, der gesamte Web-Auftritt erinnert […]

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