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Diese Woche ist keine, um neue Freunde zu machen. Auf zwei Podien werde ich sitzen und einen Vortrag halten, immer geht es um den Medienwandel.

„Ich habe gehört, mit Thomas Knüwer zu diskutieren mache Spaß“, sagte mir heute Konstantin Neven DuMont nach einer Diskussion beim Medienausschuss der DIHK, „ich hatte keinen Spaß“.

Ziel erreicht.

Denn dies sind nicht die Zeiten, um Spaß zu haben. Es sind ernste Zeiten, gerade für klassische Medien, erst recht für Tageszeitungen. Es ist an der Zeit, klare Worte zu wählen und auszusprechen. Denn was die Verleger derzeit in Sachen Leistungsschutzrecht planen hat sein Fundament auf der Lüge, es gebe massenhaften Missbrauch von Urheberrecht im Internet. Doch den gibt es nicht. Es gibt Unternehmen, die machen Geld mit Zitaten und Links. Und es gibt Seiten, die ebenfalls zitieren – und Zitate sind nun mal eine der Grundlagen der Pressefreiheit.

Dass diese nun von Seiten der Verleger attackiert wird, ist für mich eklig und nicht vereinbar mit meinem Demokratieverständnis. Dazu empfehle ich auch die Analyse eines Vortrags des Juristen Matthias Schwarz bei Carta. Wären Zitate tatsächlich nicht mehr frei entzöge sich noch dazu die Presse selbst ihrer Kontrolle: Denn wie sollten ihr Fehler nachgewiesen werden, wenn diese nicht zitiert werden dürfen?

Die Verlage selbst sind komplett uneinsichtig ob der Wichtigkeit von Zitaten. Das bekam ich heute Morgen beim DIHK-Medienausschuss zu spüren.

Es ging heftig zur Sache, bewusst von mir auch so angestachelt. Dabei bewegten sich die Argumente der Gegenseite auf dem Niveau von „So sind halt Blogger -immer polemisch“ und „Wir werden unserer Inhalte beraubt“. Dieser Raub ist für die Verlage unumstößlich – eine Öffnung des Denkens scheint mir nach dieser Veranstaltung nicht zu erwarten zu sein.

Erschreckend wieder einmal das technische Wissen der Verlagsabgeordneten. Rivva? Kannte keiner im Saal. Daylife? Fehlanzeige. Wenigstens einer hätte diese Aggregatorendienste doch kennen können. „Sie machen Ihre Hausaufgaben nicht“, warf ich den Anwesenden vor, was diese als Beleidigung begriffen – aber als ernste und harte Kritik gemeint war. Auch die spannende Geschichte des Heddesheim-Blogs mit inzwischen einer halben Million Seitenabrufen kannte kaum jemand.

Bemerkenswert auch die Haltung gegenüber Blogs: Sie hat sich leider seit dem Jahr 2005 nicht geändert. Das sind „die“ – die Blogger, die nur polemisieren und nicht recherchieren. Und „wir“ – die Herren des Qualitätsjournalismus. „Marktschreier im Netz“, sind Blogger für Konstantin Neven DuMont – ich hätte gedacht, wir wären endlich weiter. Wie verträgt sich das mit der fröhlich vorgetragenen Haltung von Peter Esser, Chef des Mittelbayerischen Verlags, sein Haus verfüge über 400 Bürgerjournalisten: „unsere freien Mitarbeiter“. Die bekämen unheimlich wenig Geld und verbrächten trotzdem ihre Abende bei Ratssitzungen & Co.? Und wie verträgt sich die klotzige Behauptung, man verdiene doch noch sattes Geld mit dem Krisenjammern?

Nach diesem Vormittag bin ich noch pessimistischer als zuvor, was die Zukunft der deutschen Zeitungsverlage. Den ersten von ihnen geht es dramatisch schlecht, alle leiden sie unter Auflageneinbruch und Anzeigenminus – doch kaum jemand ist bereit so dramatisch umzudenken, wie es die disruptive Technik Internet verlangen würde.

Das war kein Spaß, Herr DuMont? Es war eine Karnevalsveranstaltung gebenüber dem, was Sie in den kommenden Jahren erwarten wird.


Kommentare


Sascha Pallenberg 25. November 2009 um 15:55

Ich habe das Gefuehl, du hast hier auf deinem nun „eigenen“ Blog noch eine Schueppe draufgelegt, was mir sehr gut gefaellt.
Als fuehrendes Mitglied im Verein fuer deutliche Aussprache kann ich das nur begruessen. Nur ein kleiner Blick gen Westen ueber den grossen Teich zeigt, was den deutschen Printmedien (keine Angst, in einer Dekade stehen auch die Fernsehsender auf der Streichliste) bluehen wird.
Nur die meissten Ami-Verlage wissen was im Netz los ist, kennen die Begrifflichkeiten und versuchen zumindest das Ruder rumzureissen… oft jedoch vergeblich! Freunde berichten von taeglichen Entlassungen und Gehaltskuerzungen, trotz einer veraenderten Internet-Strategie.

Sie sind einfach zu langsam und wenn ich dies dann mit Deutschland vergleiche, dann ist die Infrastruktur hier nicht nur ne halbe Dekade zurueck, ich habe sogar das Gefuehl sie bewegen sich weiter rueckwaerts in der Zeit.

Erschreckend und von daher sind klare Worte so wichtig!

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HarryHIII 25. November 2009 um 15:58

Den Artikel finde ich knuffig (knüwig?).

Hingegen:
Bei den Links zu „Ähnliche Beiträge“ funktionieren (bei mir) nur die Nummern 3 und 5.

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Klardeutsch 25. November 2009 um 16:11

Oh, diese Leute kennen Rivva nicht!!! Ja dann sind sie eigentlich gar nicht würdig, mit Thomas Knüwer die Klingen zu kreuzen.

Was mag wohl bei Rivva die Spitzenmeldung sein, heute, an dem Tag, an dem GM verkündet, seine deutschen Opel-Werke erhalten zu wollen? Äh, Gründerdatenbank? Und ein vier Tage alter kryptischer Kommentar von „Weissgarnix“ (sic!) zum Schuldenstand?

Glücklich eine Gesellschaft, die auf solchen Informationen in Zukunft ihre Wirtschaftspolitik basieren muss, weil ja die blöden Zeitungsverleger überhaupt nicht verstanden haben, wie Recht Thomas Knüwer stets hat

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Thomas Knüwer 25. November 2009 um 16:21

@Klardeutsch: Darum geht es nicht. Rivva ist ein gut funktionierendes und höchst interessantes System. Natürlich bildet es derzeit das ab, worüber Blogs diskutieren – das ist der Sinn der Sache.

Ich muss aber von einem Verlagsmanager erwarten, dass er solch eine technische Basis kennt. Genauso wie ich bei einem Automanager erwarte, dass er die technischen Neuerungen anderer Hersteller kennt oder von einem Geschäftsführer eines Handelsunternehmens, dass er die grundsätzlichen Möglichkeiten von Lieferketten kennt.

Es geht nicht darum Rivva oder Daylife gut zu finden – aber wissen, was auf dem Markt passiert, das ist eben Manager-Hausaufgabe.

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HarryHIII 25. November 2009 um 16:50

Got it! Auf der Fehlerseite Links oben, „Umzug …“.

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Frank Westphal 25. November 2009 um 17:25

Thomas, hab 1000 Dank, dass du Rivva in die Diskussion bringst!

Schon in deiner Antwort an Klardeutsch im Beitrag vom 6.8. http://blog.handelsblatt.com/indiskretion/2009/08/06/ein-versuch-uber-die-okonomie-journalistischer-inhalte/comment-page-1/#comment-7599332 erwähnst du, „Etwas wie Rivva für große Nachrichtenseiten aufzubauen wäre aus meiner Sicht ein Knaller.“

Könntest du den Gedanken vielleicht einmal breiter/tiefer ausformulieren?

Ich würde deine Idee ja gerne in Rivva integrieren, verstehe allerdings noch nicht ganz den erwarteten Mehrwert (was wohl mit unterschiedlichen Nachrichtenwerttheorien zu erklären wäre). Kurze Antwort wäre ganz super. Danke noch mal!

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Lichtmalerin 25. November 2009 um 19:32

„Ich muss aber von einem Verlagsmanager erwarten, dass er solch eine technische Basis kennt.“
In der Praxis kann man sich diesbezüglich leider Fransen an die Lippen reden. Die Plattform ist zweitrangig, ob Twitter, Rivva, Wave, pip.io – interessant ist die Funktionsweise und die Veränderung, die’s mit sich bringt. Technischer Durchblick ist Mangelware, die Bereitschaft zum Lernen oft genug nicht existent. Auch bei Journalisten, übrigens.
Beste Grüße! HR

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Kommentator 25. November 2009 um 19:38

Ich vermute, mit Thomas Knüwer zu diskutieren macht schon „Spaß“ – man muss aber auch die Diskussion wollen.
(Weitere Vermutung: Ein Neven DuMont zu sein macht beruflich zur Zeit ohnehin keinen „Spaß“, aber das ist wessen Problem? Eben.)

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Michael Duderstädt 25. November 2009 um 19:55

Hallo,
da ich als Mitglied des Ausschusses heute auch mit dabei war, möchte ich gern ein paar winzige Anmerkungen machen:

Sie schreiben „beim Medienausschuss der DIHK“. Was ist denn „die“ DIHK? Aber das nur am Rande…

Ärgerlich finde ich die Passage zu Rivva – weil sie NICHT den Tatsachen entspricht! Die Handmeldung muss Ihnen wohl in Vorfreude des Beitrags entgangen sein. Schade, zumal Sie das „kannte keiner“ so süffisant ausschlachten.

Der Absatz klingt darüber hinaus so, als hätten Sie vor lauter Verlagsmenschen gesprochen. Ich schätze, dass rund 80% der heutigen Teilnehmer IHK-Mitarbeiter (GF und Kommunikationsleiter) waren. Vielleicht 10% waren Verlagsmenschen. Auch das relativiert Ihre Aussage, Ihren Unmut. Die Welt dürfte sich weiter drehen, wenn Rivva und Daylife noch nicht auf dem Hausaufgabenheft der Kammern angekommen sind, oder?

Schade, nach den warmen Worten heute Vormittag hätte ich mich hier über einen gehaltvolleren Beitrag und gefreut.

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joha 25. November 2009 um 20:32

Die Leistungsschutzideen der Verlagsbranche sind Quatsch, das kann man nicht oft genug sagen, insofern danke dafür. Aber das Fass „Blogger vs. Journalisten“ würde ich nicht schon wieder aufmachen, das ist vielleicht noch in den oberen Etagen so, de facto ist die Dichotomie aber längst nicht mehr so stark wie damals (ist mein Eindruck als Blogger und Journalist, das als Disclaimer).
Ein Rivva für News sehe ich ähnlich skeptisch wie Frank, da sich Nachrichtenseiten selten aufeinander beziehen und Debatten kaum über Hyperlinks verbunden werden. Und als Aufmerksamkeitsmesser reicht wahrscheinlich Google News, aber vielleicht hast Du das auch anders gemeint.

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Peter Esser 25. November 2009 um 22:18

Und ich fand die Diskussion trotzdem gut. Es muß in Gang kommen und das geht am Besten mit Provokation und überspitzten Formulierungen. Und dass Verleger schon in der „Internetblase“ aktiv waren, z.B. mit der ZET.NET AG haben wir wohl schon wieder vergessen. Gut, wir haben wirklich viel Geld verloren und ein bißchen Schockstarre darf schon noch sein. Aber wir haben weder die Lust am Experiment verloren- und auch Blogs sind noch nichts Anderes- noch die nötigen €s. Also, nicht unterschätzen, nicht geringschätzen sondern weitermachen… und mit Knüwer diskutieren!

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woanders 25. November 2009 um 22:49

@tknuewer: ich hoffe, Sie werden nicht zum Berufspessimisten.

Der Vergleich mit den Automanagern hinkt m.E. ein wenig. Es würde voraussetzen, das Verlage Blogs und Aggregatorendienste als konkurrierendes Geschäftsmodell und nicht als Räuber wahrnehmen, was aber, wenn ich Sie richtig interpretiere, nicht unbedingt der Fall ist.

Um in Ihrem Bild zu bleiben, würden sich Blogs zu Zeitungsverlagen wie Fahrradhersteller zu Autoherstellern verhalten. Nur weil die Leute auf einmal wieder mehr mit dem Fahrrad fahren, die Radwege zu verbieten (=Leistungsschutzrecht einführen), kann sicher nicht die Lösung sein, um die Absatzchancen der Autohersteller wieder zu verbessern, oder?

PS.: das neue Blog gefällt mir gut!

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Peter Taubald 25. November 2009 um 23:58

Bürgerjournalisten? Das klingt wie Bürgerpiloten, weckt Misstrauen und verstellt den Blick auf die Bedeutung von Bürgerreportern für Lokalzeitungen. Sie sind unglaublich wichtig als Autoren und Themen-Seismographen – sie ersetzen aber nicht journalistische Arbeit. Die Qualität von Lokaljournalismus wird künftig vom Miteinander journalistischer Kompetenz und Communitys geprägt sein. Die Madsack Heimatzeitungen leben das bereits, indem sie myheimat.de zu ihrem Mitmachportal gemacht haben. In der Region Hannover gibt es mehr als 9000 angemeldete Bürgerreporter. Sie liefern tolle Beiträge, die in eigenen Stadtmagazinen und Heften zu Vereinsjubiläen, Schützenfesten etc. gedruckt werden. Und sie geben Hinweise auf Themen, die in der Lokalzeitung aufgegriffen und diskutiert werden. Das Mitmachportal hilft, die Lokalzeitung besser zu machen und schafft zugleich eine zweite Produktlinie im lokalen Markt – online wie offline. Merkwürdig nur, dass die Diskussion über Qualität im Lokaljournalismus Community-Aktivitäten gern ausklammert. Ich bin sehr dafür, Leser/User ernstzunehmen und einzubinden – auf jedem Kanal, jederzeit.

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Formwandler 26. November 2009 um 0:37

Herr Knüwer, Sie haben – was das große Ganze angeht – vollkommen recht.

Auch klar: Alexa ist nicht wirklich verlässlich.

Und doch: Jemand sollte die Heddesheimblog-500.000 Besucher-Story-PR-Geschichte mal überprüfen. Ich halte sie für einen Mythos.

http://www.alexa.com/siteinfo/heddesheimblog.de

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Marco 26. November 2009 um 8:59

Herr Knüwer,
werden auf solchen Diskussionsrunde auch konkrete Beispiele von den Verlegern genannt, wo und wie der wertvolle Content gestohlen und raubkopiert wird? Denn ich habe bis jetzt noch kein haltbares Argument für dieses These gefunden.

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Konstantin Neven DuMont 26. November 2009 um 9:27

Lieber Herr Knüwer,

Sie müssen auf einer anderen Veranstaltung gewesen sein. Ansonsten hätten Sie nämlich mitbekommen, dass ich die Blogosphäre mehrfach als große Bereicherung für unsere Demokratie erwähnt habe. Da Sie während der Diskussion ständig mit Ihrem iPhone herumgespielt haben, haben Sie offensichtlich nicht richtig zugehört. Dann haben Sie auch noch das Gerücht in die Welt gesetzt, unsereins hätte sich noch in keinem Online-Forum aufgehalten. Mit dem Streuen von Unwahrheiten geht wirklich die letzte Glaubwürdigkeit verloren. Trotz alledem wünsche ich Ihnen gute Besserung.

Beste Grüße

Konstantin Neven DuMont

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Dirk Becker 26. November 2009 um 13:14

Ob das Verlegerwesen in Deutschland in Gefahr ist oder nicht, das kann ich nicht sagen, dafür kenne ich mich da zuwenig aus. Was mir aber gerade auffällt:

Nach diesem Vormittag bin ich noch pessimistischer als zuvor, was die Zukunft der deutschen Zeitungsverlage.

…da fehlt doch was 😉

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Alexander Ebner 26. November 2009 um 14:41

Ich sehe das Problem nicht. Letztlich funktioniert die Wirtschaft – und damit auch das Verlagswesen – wie die Evolution. Wer in der Entwicklung stehen bleibt, stirbt aus. Somit wird sich das Problem von selbst lösen.
@Herr DuMont: Nur weil Sie nicht multitasking-fähig sind, heißt es ja nicht, dass es der Herr Knüwer auch nicht ist.
Unabhängig von dem Ganzen: Wer nicht zitiert wird, wird nicht gelesen. Somit wäre das Leistungsschutzrecht gar nicht so uninteressant. Würde es doch dafür sorgen, die Medienlandschaft zu bereinigen. Übrig bleiben die, die fähig sind sich zu entwickeln und den aufrechten Gang zu lernen.

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Auf der Mauer, auf der Lauer… « kadekmedien's Blog 26. November 2009 um 15:18

[…] Ich verstehe das viel diskutierte um das Thema Paid Content ehrlich gesagt nicht so recht. Zumal diejenigen, die voller Besorgnis skeptisch bis ablehnend argumentieren, gar keinen Grund haben, sich Sorgen zu […]

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Wie Verlage im Internet Geld verdienen? So wie bisher. 26. November 2009 um 15:52

[…] nicht alles glauben“, meinte Peter Esser, Verleger des Mittelbayerischen Verlags gestern beim DIHK-Podium, als ich diese Zahlen nannte. Das ist bemerkenswert, unterstellt er damit seinen Kollegen doch, sie […]

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Thomas Knüwer 26. November 2009 um 15:56

Lieber Herr Neven DuMont,

wir waren schon auf der gleichen Veranstaltung. Auf der nämlich, auf der Sie mir bescheinigten, ich sei „noch einer der intelligenteren Blogger“, was nicht auf eine generell positive Grundhaltung Ihrerseits schließen lässt. Ebensowenig die Hinweise, Blogger recherchierten nicht wie Journalisten und lebten von der Polemik.

Erlauben Sie mir eine Korrektur. Ich habe nicht behauptet, Verlagsmanager seien nicht in Foren gewesen. Ich sagte, ich sehe keine, die AKTIV in Social Networks, Microblogging-Diensten oder in Blogs selbst sind. Und damit meinte ich nicht allein das Angemeldetsein.

Freundliche Grüße zurück.

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Thomas Knüwer 26. November 2009 um 15:56

@Marco: Wie immer: nein.

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Konstantin Neven DuMont 26. November 2009 um 17:21

@Herr Ebner: Interessant, dass Sie hier über meine Multitasking-Fähigkeit spekulieren. Oder wollen Sie Herrn Knüwer mit dieser Aussage unterstellen, dass er meine Worte im obigen Beitrag bewußt entstellt wiedergegeben hat?

@Herr Knüwer: Besteht Ihre Weltsicht eigentlich nur aus Schwarz oder Weiß? Auch Ihre Replik auf meinen Kommentar gibt meine Aussagen auf dem Podium nicht differenziert genug wieder. Über meine Aktivitäten in Social Networks informiere ich Sie ein anderes Mal.

Wollen Sie hier ernsthaft behaupten, dass vollständige Zeitungsartikel grundsätzlich nicht in Foren anderer Anbieter eingestellt werden?

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kibonaut 26. November 2009 um 18:07

erinnert mich an herrn döpfner beim zeitmatinee, der vom „charisma des qualitätsjournalismus“ redet, aber seine redaktionen haben eine personaldecke, die ist so dünn wie zeitungspapier 😉

Die Hoffnung stirbt zuletzt …

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Marco 26. November 2009 um 18:12

Konstantin Neven DuMont schrieb:
„Wollen Sie hier ernsthaft behaupten, dass vollständige Zeitungsartikel grundsätzlich nicht in Foren anderer Anbieter eingestellt werden?“

Ehrlich, die Aussage verstehe ich nicht. Können Sie Beispiele nennen, in welchen Foren (mit Ihrer Zustimmung) vollständige Artikel veröffentlicht werden?

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Markus Merz | Hamburg St. Georg 26. November 2009 um 19:49

> „Ich muss aber von einem Verlagsmanager erwarten, dass er solch eine technische Basis kennt.“

In Sachen Heddesheim Blog bin ich schon bei Meedia über die merkwürdigen Aussagen gestolpert und die Nachfrage in Sachen belastbare Besucherzahlen und PIs lohnt sich.

Der Kollege benutzt zur Eigenpromotion ungeniert die Zahlen, die ihm die 1&1 Logfile-Analyse auswirft, obwohl er mit Google AdSense PIs & mit Google Analytics belastbarere echte PIs und Besucherdaten erhebt.

Bitte keine Legendenbildung!

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maternus 27. November 2009 um 1:55

Würde stimmen, was Dumont et al behaupten, dann gäbe es keine Zeitungskrise, zumindest nicht im finanziellen Bereich. Denn dann verdienten sich sämtliche Verlage aufgrund massenhafter Urheberrechtsverletzungen goldene Nasen mit kostenträchtigen Abmahnungen und Unterlassungserklärungen.

Tun sie aber nicht.

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hubert 27. November 2009 um 8:05

Ach nee, ist schon tragisch dass die Vertreter der Qualitätsjournalismusvermarktungsoligopole (Express, Bild, …) und somit de jure unersetzlichen Stützen unsres freiheitlichen Systems lieber ihre Doktorspielchen mit der Meinungsfreiheit treiben, als einzusehen, dass die prospektiven Online-Einkünfte ihre real existierenden First Copy-Costs nur in Ausnahmefällen deckeln würden. Oder, anders gesagt: einige der real existierenden Print-Oligopole müssen neugewachsenen Online-Oligopolisten weichen (goodbye Quelle, tach auch, Amazon). Und viele neue Pflänzchen mögen wachsen und gedeihen.

Schöne Grüsse an die Kapitäne der Print-Titanics: gut, dass ihr den Eisberg gesichtet habt, auf den ihr grade zusteuert. Die Lösung, dass wir alle den Kurs wechseln sollen, um ebenfalls direkt auf den Eisberg zusteuern, ist suboptimal.

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Matthias Spielkamp 27. November 2009 um 9:02

Die Analyse des Schwarz-Beitrages gibt es bereits, ebenfalls auf Carta (http://bit.ly/46zCAL), darauf die Replik von Burda-Jurist Schweizer (http://bit.ly/576o3V), und dann noch die entsprechende Analyse des Schweizer-Beitrags (http://bit.ly/5ZO3xT).

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Thomas Knüwer 27. November 2009 um 11:15

@Konstantin Neven DuMont

Natürlich gibt es Artikel, die auf Seiten kopiert werden – aber es ist kein Massenphänomen und es ist kein Problem, dem Verlage nicht problemlos beikommen könnten.

In Foren, vor allem Anleger- und Fußballforen finden sich gelegentlich einkopierte Artikel. Den Betreibern der Foren lässt sich das leicht untersagen und – so man Geld daraus generieren möchte – schicken Verlage gerne Anwälte mit Abmahngebühren los. Bei gut geführten Foren ist aber eine deutliche Warnung meist genug.

Dann gab es noch ein paar Billig-Seiten, die in einigermaßen hohen Mengen Artikel kopiert haben. Das Problem hat sich aber fast völlig erledigt, denn um daraus ein Geschäftsmodell zu generieren, müssten ständig neue Texte abgesaugt werden – und das ist nicht ganz so einfach.

Schließlich gibt es noch jene, die Zeitungsartikel auf Homepages als Argumente oder Werbung für das eigene Geschäft nutzen. Zum Beispiel der freie Finanzberater, der einen Artikel aus der FTD über offene Immo-Fonds als Argument für den Verkauf derselben nutzt. Rechtlich eine eindeutige Sache, theoretisch könnte ein Verlag das noch als Marketing sehen.

Final bleiben dann jene, über die geschrieben wurde. Unternehmen veröffentlichen auf ihrer Homepage gerne jene Artikel, die sie in positives Licht gerückt haben. Rechtlich ist die Lage eindeutig, Verlage könnten sich aber fragen, ob es guter Stil ist, zunächst über eine Firma zu schreiben, mit ihr in Kontakt zu treten, etc. – um dann Geld für das veröffentlichte Stück zu verlangen.

Ein massenhaftes Raubkopieren journalistischer Texte? Nein, das gibt es nicht. Findet auch der geschätzte Herr Niggemeier: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/hamburger-bankrott-erklaerung/

Womit wir dann bei den Zitaten wären. Zitate müssen erlaubt sein, sie sind eine Säule der Presse- und Meinungsfreiheit. Dass diese nun ausgerechnet von Verlagen untergraben wird, wirft ein bezeichnendes Licht auf das Denken in diesen Häusern.

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Thomas Knüwer 27. November 2009 um 11:20

@Markus Merz: Meine Äußerung über die Hausaufgaben bezog sich nicht auf das Heddesheim Blog, sondern auf Rivva und Daylife. Obwohl: Wenn man eine Lokalzeitung betreibt, könnte einem das Heddesheim Blog durchaus schon mal begegnet sein, in den Branchendiensten wurde ja bereits üppig berichtet.

Was die Zahlen betrifft, ist das finale Urteil noch nicht gesprochen. Ich halte es für wichtig derzeit zu betonen, dass die PI-Zahlen eine Behauptung von Autor Hardy Prothmann sind. Aber beobachten sollte man das Angebot definitiv.

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Konstantin Neven DuMont 27. November 2009 um 15:20

@Knüwer: Deutschlandradio Kultur sendet heute um 19.05 Uhr „Kostenlos versus Copyright – welche Regeln braucht der Marktplatz Internet?“ An der (sachlichen) Diskussion nahmen Michael Konken, Thomas Mosch, Jens Seipenbusch und ich teil. Hören Sie doch mal rein. Vielleicht beruhigen Sie sich danach sogar ein wenig.

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Konstantin Neven DuMont 28. November 2009 um 10:59

Kostenlos versus Copyright – welche Regeln braucht der Marktplatz Internet?

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/d…6_f1ebaab1.mp3
drk_20091127_1906_f1ebaab1.mp3 (audio/mpeg-Objekt)

@Knüwer: Was halten Sie von den Aussagen von Herrn Thomas Mosch (Geschäftsleitung des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien)?

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Konstantin Neven DuMont 29. November 2009 um 21:21

Aus dem forum.ksta.de:

Ich würde es befürworten, wenn wir uns zunächst mit einigen Zitaten von Herrn Thomas Mosch (Geschäftsleitung des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien) beschäftigen.

Thomas Mosch: „Eine finanzielle Anspruchshaltung könnte nicht nur von den Suchmaschienen, sondern auch von den Technologieanbietern kommen… Die Entwicklung geht dahin, dass die Infrastrukturanbieter mehr und mehr auch zu Medienanbietern werden…

Es gibt diesen schönen Begriff der Konvergenz, und wenn Sie heute mal anschauen, was Sie bei großen Anbietern wie Vodafone etc. finden, …, da steht ein knallhart kalkuliertes Geschäftsmodell dahinter, was ja auch richtig ist…

Und da uns das Netz gehört, kannibalisieren wir unsere Medien nicht dadurch, dass wir reinen Medienhäusern die Durchwahl ermöglichen. Also da sehe ich die große strukturelle Diskussion, die uns noch bevorsteht…

Solche revolutionären Prozesse nehmen auf uns alle keine Rücksicht, man muss sich mit den Realitäten abfinden…

Wir fordern die Medienwirtschaft auf, Geschäftsmodelle zu entwickeln, welche von den Nutzern akzeptiert werden…

Es ist natürlich schon so, dass die Diskussion ein wenig verkürzt wird, wenn jetzt die Verleger ein Leistungsschutzrecht für ihre verlegerische Leistung proklamieren…

Die Internet Service Provider könnten sagen, was nützen den Verlagen möglicherweise die Inhalte, was nützen den Suchmachienen interessierte Nutzer, wenn unsere technologischen Netzinfrastrukturen gar nicht zur Verfügung stehen würden…

Ich halte das sogar für ganz gefährlich, wenn es transparente, für jederman bekannte Algorithmen gäbe…

Es geht um ganz simple kommerzielle Angebote…

Dadurch, dass nicht ganz transparent ist wie gerankt wird, ist auch eine gewisse Neutralität gegeben, sonst würden immer diejenigen ganz oben stehen, die am meisten Geld ausgeben…

Abgesehen davon, dass wir da in fundamentale Betriebsgeheimnisse eingreifen würden, würde es einen Qualitätsverlust bringen, wenn wir das von den Suchmaschienen abverlangen wollten… Das (neue) Urheberrecht diskutieren wir die nächsten fünf bis zehn Jahre… “

Hier ist mein Kommentar zu den Aussagen von Herrn Mosch:

Thomas Mosch weiß doch ganz genau, dass weder Autoren, Verlage oder Blogger konkurrenzfähige Suchmaschienen programmieren können. Wer ist heutzutage schon in der Lage gegen 12,000 Google-Ingenieure anzutreten? Sein Statement, den kommerziellen Providern gehöre das Netz, sollte uns alle nachdenklich stimmen. Ist diese Aussage mit unserer Demokratie vereinbar?

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Gedankenblasen » Blog Archiv » Ein Sack voll Links – 29.11.2009 29. November 2009 um 22:59

[…] Thomas Knüwer hat sich mal wieder mit Vertretern des traditionellen Print-Journalismus auseinandergesetzt (bzw. auseinandersetzen müssen). Sein Fazit: Das war kein Spaß – und sollte auch keiner sein […]

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Thomas Knüwer 30. November 2009 um 0:15

Lieber Herr Neven DuMont,

Ihre Radio-Diskussion kann ich nicht einschätzen – das scheint noch nicht richtig online zu sein. Oder finde ich es einfach nicht?

Was Herr Mosch anspricht ist ein höchst brisantes Thema: Netz-Neutralität. Ein Thema, um das sich deutsche Redaktionen exakt überhaupt nicht kümmern. Beim KSTA finden sich null Treffer, bei der FR zwei – beschämend aber absolut charakteristisch für die Web-Kompetenz in deutschen Redaktionen.

Das aber ist ein anderes Thema als das der Verlage. Wenn Sie von 12.000 Google-Mitarbeitern schreiben, verkennen Sie, dass Google mit zwei Leuten in einer Garage begonnen hat. Dass Rivva ein Ein-Mann-Projekt ist. Dass Techmeme nicht sonderlich groß ist. Das Daylife ein Startup ist. Dass Suche auch etwas wie Layar sein kann (ebenfalls ein junges Startup).

Traurige Wahrheit ist doch: Google und Co schaufeln Ihnen Leser in gigantischen Mengen zu – und die Verlage wissen nichts mehr mit ihnen anzufangen. Der geschätzte Danny Sullivan hat das jüngst sehr schön auf den Punkt gebracht: http://twiturl.de/newspapers

Einer der Gründe für diese Hilflosigkeit liegt in der technischen Rückständigkeit der Entscheider. Einst wurde BMW-Chef Panke bejubelt mit den Worten: „Endlich wieder ein Ingenieur an der Spitze“. Solche Digital-Ingenieure bräuchten die Verlage auch. Und zwar ganz weit oben.

Stattdessen das Leistungsschutzrecht, basierend auf der Lüge, es gebe massenhafte Raubkopien von Texten (auch weiterhin gilt: Verlage konnten bisher nicht mal einen Einzelfall präsentieren). Und dafür sind sie sogar bereit das Zitatrecht, eine der wichtigsten Säulen der Pressefreiheit anzutasten. Nochmal in aller Deutlichkeit: Verlage attackieren die Pressefreiheit.

Und sie beauftragen Juristen, die jede Form von Rückgrat oder Demokratieverständnis zu Gunsten ihres Auftraggebers in den Wandschrank packen. Lesen Sie dazu bitte hier weiter:
http://carta.info/18429/mathias-schwarz-blogs-rippen-qualitaetspresse-leistungsschutzrecht/

Antworten

Konstantin Neven DuMont 30. November 2009 um 9:12

Lieber Herr Knüwer,

Sie finden es einfach nicht.

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/11/27/drk_20091127_1906_f1ebaab1.mp3
drk_20091127_1906_f1ebaab1.mp3 (audio/mpeg-Objekt)

Leider verstehen Sie das Problem nicht. Es geht um die simple Frage, wovon Qualitätsjournalisten in Zukunft leben sollen (die zukünftigen Hans Leyendeckers). Falls die in der Sendung erwähnten Durchleitungskosten für Inhalteanbieter kommen sollten, wären sogar Sie davon betroffen. Oder haben Sie soviel Geld, dass das für Sie völlig uninteressant ist?

Antworten

Thomas Knüwer 2. Dezember 2009 um 10:27

Lieber Herr Neven DuMont,

das Problem verstehe ich sehr wohl. Aber Netzneutralität ist ein anderes Thema als die Krise der Verlage. Außerdem ist das, was die Telekomanbieter versuchen nicht, das Sperren von Inhalten – was sofort vor Gerichten gekippt würde – sondern die Bevorzugung von Datenflüssen zahlender Anbieter.

Sie können sich aber auch fragen, ob wir hier nicht eine politische Diskussion erleben. Die Idee einer Gerätegebühr – also das Abwälzen des Gierens der Verlage nach staatlicher Subvention – wie sie derzeit Christoph Keese vertritt, muss von dem Verband, der diese Geräte unter anderem vertritt, gekontert werden. Also droht der Bitkom gleich mal mit zusätzlichen Kosten für die Verlage.

Ich bin mir aber sicher, dass Sie den Redaktionen Ihrer Häuser den Hinweis gegeben haben, dass dieses Thema immens wichtig ist und deshalb eine Berichterstattung keine so schlechte Idee wäre.

Kommen wir aber doch zurück zu unserer eigentlichen Diskussion. Und deshalb nochmals das Generelle:
Verlage sind konfrontiert mit einer extrem disruptiven Technologie. Sie aber wollen wie ein bockiges Kind ihr altes Geschäft weitermachen. Sie wollen nicht dazulernen. Ihre Entscheider sind frei von Wissen über den Stand der Technik, die Diskussion über deren Zukunft oder – ganz grundlegend – über den Markt der digitalen Nachrichtenübermittlung.

Die spannenden Innovationen im Inhalte- wie im Anzeigenbereich kommen fast ausschließlich von neuen Anbietern – selbst wenn sie verlagsnahe Modelle darstellen wie im Fall von Glam.

Am 19.11. erschien im Handelsblatt ein toller Artikel – der nicht online gestellt wurde. Er heißt „Warum die Marktführer träge werden“ und handelt von Albrecht Enders, Professor am IMD in Lausanne. Über Genios bekommen Sie das Stück sicher.

Kleines Zitat (NOCH ist es ja erlaubt – ginge es nach den Verlagen wäre unsere Diskussion hier ab jetzt nicht mehr möglich):
„,Corporate Inertia‘ oder unternehmerische Trägheit lautet der Oberbegriff dieses betriebswirtschaftlichen Forschungszweigs. Die Wissenschaftler gehen dabei von der Beobachtung aus, dass nicht nur einzelne Firmen sondern regelmäßig ganze Branchen Probleme haben, wenn neue Geschäftsmodelle oder technische Innovationen die althergebrachten Spielregeln in ihrer Branche zu Fall bringen. Die alten Platzhirsche schaffen es häufig nicht, sich auf das neue Umfeld einzustellen, und werden von Neulingen über kurz oder lang überholt.“

Erinnert Sie das an etwas?

Es wird nicht besser werden, wenn Sie nicht die Abläufe umstellen, sich Innovationen öffnen, sich auf den Stand bringen, Forschungsabteilungen außerhalb des Print-Geschäftes einrichten, ihre Mitarbeiter schulen und in deren technische Ausstattung investieren.

Leider investieren Verlage zu viel Zeit, Kapazität und Geld in den Erhalt sterbender Modelle – und riskieren damit ihr eigenes Überleben.

Antworten

Konstantin Neven DuMont 2. Dezember 2009 um 23:57

Lieber Herr Knüwer,

wir investieren fortlaufend in die Digitalisierung.

Hier ist mein Vorschlag: Autoren, Verlage und Blogger gründen eine Vermarktungsplattform für Bezahlinhalte. Für 12 Euro im Monat hat ein User Zugang zu diesem System. Hier findet er/sie exklusive Inhalte aller Beteiligten. Der Erlös würde entsprechend der Visits verteilt. Investigative regionale Reportagen sollten für einen Aufpreis ebenfalls angeboten werden.

Antworten

Thomas Television 3. Dezember 2009 um 1:35

„Der Erlös würde entsprechend der Visits verteilt.“

Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie die Inhalte eines solchen Paid-Content-Biotops im Internet aussehen, wenn die die viele Klicks erhalten mehr Geld bekommen, als die die wichtige, aber unpopuläre Themen anpacken oder Dinge schreiben die so kompliziert oder anspruchsvoll, innovativ und ausgefallen sind, dass sie gar nicht massentauglich wären und sie nur wenige anklicken.

Das wäre wie ein Pay-TV, indem nicht Mad Men und Curb Your Enthusiasm laufen würden, sondern die ganze Zeit Mario Barth und Chart Show.

Aber bitte machen Sie dass, denn es heißt ja, dass sich innerhalb dieses Systems Anspruch und Niveau nicht lohnen. All den massentauglichen Müll hinter Bezahlschranken zu sammeln, dass wäre schon ein Verdienst, den man ihnen hoch anrechnen müsste.

Antworten

Thomas Knüwer 4. Dezember 2009 um 15:34

Lieber Herr Neven DuMont,

diese Idee betrachte ich ebenfalls skeptisch. Bloggern geht es nicht nur um Texte – es geht ganz stark um Kommunikation. Warum sollten sie also die Kommunikation beschneiden wollen? Die Fehlwahrnehmung der Jahre 99 – 01 war, dass das Internet ein Sendungsmedium ist. Doch es ist ein Kommunikationsmedium. Das haben klassische Medienhäuser bis heute nicht begriffen.

Mit Ihrer Lust an der Kommunikation unterscheiden sich Blogger von Verlagen. Journalisten haben Angst vor Leserreaktionen, Blogger wollen Kommentare.

Und noch etwas sollten Sie bedenken. Der öffentliche, gesellschaftliche Diskurs findet heute digital statt. Verabschieden Sie sich hinter eine Bezahlwand, so finden Sie nur noch in den Eliten Gehör. Denn niemand wird auf einen Artikel verlinken, den der Leser nicht lesen kann. So sinkt Ihre Auffindbarkeit in Suchmaschinen, und es sinken Ihre Zitierungen. Ergebnis: Die Arbeit von Redaktionen wird immer unwichtiger.

Noch dazu: Welche Inhalten sollten Redaktionen denn verkaufen können? Nachrichten sind heute blitzschnell weitergetragen – und zwar von anderen Medien. Das war noch nie anders. Die tollen, individuellen, ungewöhnlichen Geschichten sind doch gerade in Tageszeitungen die absolute Ausnahme. Zeitungen decken uniform die „Nachrichtenlage“ ab. Mehr noch: Zeitungen sind die einzige Branche, die seit Jahren die Qualität senkt und die Preise erhöht. Wo sollen denn investigative Geschichten herkommen, wenn sie heute schon nicht mehr stattfinden?

Was die Plattform-Idee betrifft, so hat Thomas Television völlig recht. Eine Ausschüttung nach Klicks sorgt für Boulevard.

Herr Neven DuMont, so lange Sie nicht die Abläufe in den Redaktionen KOMPLETT verändern, wird sich nichts ändern. Noch immer sind diese darauf ausgerichtet, Papier zu bedrucken. Das aber ist ein sterbendes Geschäft. Journalismus dagegen wird immer gebraucht.

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Konstantin Neven DuMont 4. Dezember 2009 um 22:02

Hier ist mein Kommentar zum Thema investigativer Journalismus:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/2122617_Editorial-Wege-aus-der-Krise.html
Editorial: Wege aus der Krise | Frankfurter Rundschau – Feuilleton

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Sebs 5. Dezember 2009 um 14:44

Guten Tag Herr Dumont

„Wer ist heutzutage schon in der Lage gegen 12,000 Google-Ingenieure anzutreten? “

Jeder! Das was google macht, ist bis auf einen ganz kleinen Teil, nicht wirklich geheimnisvoll oder besonders. Nein, Google gibt einen Haufen der Technik noch frei zugänglich heraus. Wieviele IHRER Ingenieure arbeiten z.B. grade an Projekten mit Google Wave? Was wissen Ihre Techniker über Suchmaschinentechnologie? Die Technik ist frei und kostenlos zugänglich. So gibt es für die Grundsatztechnologien von Google (Bigtable, Suche, Google Filesystem, Map Reduce) schöne Ersatzprojekte im Open Source Bereich (Hadoop, Lucene von Apache z.B.).
Dies ist unter anderem auch ein Technologiewettlauf und ich sehe nicht wo die Verlage diesen mitbetreiben. Nein, die Verlage warten bis das böse G. ein Geschäftsmodell entwickelt hat und dann wird mal auf die Tränendrüse gedrückt.
Was google im Bereich News und Medien fast allen Verlagen voraus hat ist die einstellung das man dort Technologielieferant sein muss um es später zu nutzen. Im IT Bereich nennt man sowas „Eat your own dogfood“. Nur leider haben die Verlage nix zu essen, da ist man maximal Technologie Nutzer. Maximal!

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Chris 5. Dezember 2009 um 15:56

Lieber Herr DuMont,
ich bin Blogger, kein Journalist, ich habe einen ehrbaren Beruf gelernt. 😉 Als politisch und medieninteressierter Nachrichtenjunkie verfolge ich die Diskussionen rund um das Leistungsschutzrecht mit großer Fassungslosigkeit.
Vorweg, weil es den Bloggern, obwohl es den Blogger nicht gibt, immer vorgeworfen wird: Kein Blogger sieht sich als Ersatz des Journalismus. Niemand möchte, dass die Vierte Gewalt von den Bloggern übernommen wird. Das ist von den Ressourcen her schon gar nicht möglich – und wäre für unsere Demokratie genauso schädlich wie Ihr Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit mit dem Leistungsschutzrecht. Es kann nur ein Miteinander geben. Ich kann nur von mir sprechen, ich denke aber, viele Kollegen denken ähnlich: Wir lieben es, zu schreiben, zu kommunizieren, mit unseren Lesern gemeinsam nachzudenken, zu lachen, sich gemeinsam zu ärgern, Spaß zu haben. Doch niemand will in irgend einer Art und Weise den Journalismus ersetzen. Blogger sind Blogger und Journalisten sind Journalisten. Was das Bloggen bedeutet, habe ich mal wie folgt ausgedrückt:
Bloggen kann man nicht beschreiben.Bloggen kann man nicht in Worte fassen.Bloggen muss man selbst, um es zu verstehen.
Selbstverständlich gibt es auch Ausnahmen, doch Ausnahmen bleiben Ausnahmen, sie sind nicht die Regel – und diese wenigen Ausnahmen sollten nicht als Beleg für aberwitzige Forderungen dienen.
Lieber Herr DuMont, nach allem, was ich bisher gelesen habe, ist das geplante Leistungsschutzrecht ein Angriff auf unsere Demokratie, die Meinungs- und Pressefreiheit in unserem Land. Dass dieser unsägliche Angriff von denen initiiert wird, die eigentlich als Hüter und Wahrer unserer Demokratie fungieren sollten, wirft schon jetzt, ohne dass Ihre Lobbyisten die Gesetzesvorhaben in Berlin auf den Weg gebracht haben, ein extrem trauriges Licht nicht nur auf Sie, sondern auf unsere gesamte Gesellschaft.
Wer, wenn nicht Sie, sollte weiterhin als Hüter und Wahrer unserer Demokratie und der Meinungs- und Pressefreiheit eintreten? Es sollte nicht nur Ihr Job, sondern insbesondere Ihre moralische Verpflichtung sein!
Die Debatte rund um das Leistungsschutzrecht lassen sich derzeit laut futurzone.ORF.at in fünf Punkten zusammenfassen. Dazu vielleicht mal ein paar Anmerkungen eines Bloggers, der mit dem ganzen Journalistenkram nichts am Hut hat, und auch nicht im eigenen Saft brät:
1. Enteignung der Urheber zugunsten der Verlage.Das Urheberrecht könnte so umformuliert werden, dass freie Journalisten durch Total-Buy-out-Verträge und AGB enteignet werden dürfen bzw. keinen Anspruch mehr auf eine „angemessene Vergütung“ haben.
Das kann man natürlich machen, uns Blogger würde es nicht betreffen. Doch wenn ich mal ein wenig weiter denke, was wären denn die Folgen? Ein (freier) Journalist müsste, um überleben zu können, mehrere Artikel pro Tag verkaufen. Wo bleibt da dann die tiefgehende Recherche? Anfang des Jahrtausends war ich in einer großen deutschen TV-Nachrichtenagentur angestellt. Unsere Kameraleute waren täglich auf der Straße und haben bei verschiedensten Anlässen gefilmt. Das Geschäft lässt sich einfach zusammenfassen: Das Unternehmen existierte, weil wir die Aufnahmen an RTL, n-tv, VOX und all die anderen Sender verkaufen konnten. Pro gesendete Minute wurde eine Rechnung ausgestellt – auch wenn beispielsweise auf RTL die Aufnahmen mehrfach liefen.
Dann kamen die Fernsehsende auf die glorreiche Idee, einmal an Sender XYZ verkauft, sollten die Aufnahmen pro Sender immer wieder verwendet werden dürfen. Das war schon ein erheblicher Einschnitt in unser Unternehmen, den Forderungen der mächtigen Fernsehsender, hatte man wenig entgegen zu setzen. Doch damit nicht genug. Es dauerte gar nicht lange, da wurde verlangt, dass die Aufnahmen einmal an n-tv (Bertelsmann) und einmal an N24 (damals Kirch) geliefert werden, von denen einmal bezahlt werden – und dann sollten die Aufnahmen in den Unternehmensgruppen weiter gereicht werden dürfen. Die TV-Nachrichtenagentur, in der ich damals gearbeitet habe, existiert heute in dieser Form nicht mehr. Eigentlich eine logische Folge.
Sie graben sich ihr eigenes Grab, nicht nur, dass es sich in Zukunft kaum ein Mensch leisten kann, den Beruf des Journalisten zu ergreifen, Ihre sicherlich heute noch an der einen oder anderen Stelle vorhandene Restqualität werden Sie vollständig einbüßen.
2. Einschränkung des Zitierrechts.Das Urheberrecht wird so umformuliert, dass Links auf Verlagserzeugnisse nicht mehr ohne Einwilligung der Verleger gesetzt werden dürfen. Auch darf aus Texten nicht mehr ohne Einwilligung zitiert werden.
Allein an diesem Punkt beweist sich, dass Sie vom Internet nicht den Hauch einer Ahnung haben, es nicht in Ansätzen verstehen. Was passiert denn, wenn ich beispielsweise die Frankfurter Rundschau verlinke? Meine Leser kommen zu Ihnen, Sie bekommen dadurch IVW-Klicks und durch Ihre geschaltete Werbung Werbeeinnahmen. Ich enteigne Sie dadurch nicht, ich mache mir damit nicht Ihre Arbeit zu eigen. Im Gegenteil – ich ehre Ihre Arbeit, Ihre Artikel und schaffe für Sie Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit bedeutet Leser, Leser bedeuten Werbeeinnahmen. Und wenn auch nur ein Leser dann auch bei Ihnen zum Stammleser wird, dieser empfiehlt Sie auch weiter. Ich fungiere für Sie als Multiplikator. Hier findet keine Enteignung statt, Blogger machen sich Ihre Arbeit nicht widerrechtlich zu eigen. Es ist einzig und allein eine Win-Situation für Sie. Und wir wollen dafür nicht einmal bezahlt werden.
Die vielleicht geplanten Änderungen des Zitierrechts sind eine ähnliche Geschichte, aber mit noch viel drastischeren Folgen. Das Zitat ist in vielen Fällen unumgänglich, um die Leser auf einen Artikel/Text hinzuweisen. Täglich wird zitiert – und, lieber Herr DuMont, mit einem Zitat folgt auf Blogs eine Verlinkung, siehe oben. Dass die etablierten Medien diesen Kreislauf noch nicht verstanden haben, selbst so gut wie gar nicht verlinken, ist ja nun nicht das Problem der Blogger. Wenn Sie so wollen, bezahlen Blogger Zitate mit einer Verlinkung – im Gegensatz zu denen, die meinen, sie werden dadurch enteignet. In vielen Fällen wird eher umgekehrt ein Schuh daraus. 😉
Viel wichtiger jedoch sind die Folgen, sollten zukünftig Zitate verboten werden. Ich kann es mir schon allein von den Ressourcen nicht leisten, rund 7.000 Artikel, die derzeit öffentlich zugänglich sind und für die ich rechtlich verantwortlich bin, nachträglich den gesetzlichen Begebenheiten anzupassen. Alles, was öffentlich zugänglich ist, muss denn gesetzlichen Regelungen entsprechen – dementsprechend auch Ihr Online-Archiv. Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht? Was das bedeutet, wird auch von Ihnen immer wieder diskutiert, wenn ein Straftäter, der seine Strafe verbüßt hat, seinen Namen aus den Online-Archiven gelöscht sehen will. Ähnlich ist es hier: Werden Zitate verboten, ist der Journalismus erst einmal ein paar Wochen lahmgelegt, weil er seine Online-Archive bereinigen muss.
Und wissen Sie, was dann mit vielen Blogs in Deutschland passiert? Sie werden von heute auf morgen eingestellt, um dann am nächsten Tag anonym auf irgendeinem Server in der Welt wieder zu erscheinen. Sie werden hier chinesische Verhältnisse schaffen – doch verstummen werden Blogger nicht. Sie erreichen mit Ihren Vorhaben genau das Gegenteil von dem, was Sie erreichen wollen. Anonym lässt sich schon einmal etwas direkter sagen, als unter realem Namen. Anonym kann man schon einmal großzügiger Texte der Medien übernehmen. Die Infrastruktur für ein anonymes Internet ist weltweit vorhanden – ich glaube wirklich nicht, dass Sie diese Geister rufen wollen. Derzeit ist ein offenes, manchmal kritisches Verhältnis zwischen privaten Publizisten und dem Journalismus zu beobachten. Weitestgehend mit offenem Visier, ja auch hier gibt es Ausnahmen – wollen Sie aber wirklich, ich drücke es mal drastisch aus, dem Internet den Krieg erklären? Den Krieg werden Sie nie gewinnen.
3. Die Textindustrie erhält dieselben Rechte wie die Musik- und Filmindustrie.Entsprechend soll eine Verwertungsgesellschaft nach dem Vorbild der GEMA gegründet werden bzw. würde die bereits bestehende VG Wort erweiterte Befugnisse erhalten.
Auch von Zwangsabgaben halte ich rein gar nichts. Die GEMA ist für mich in ihrer derzeitigen Form nicht mehr tragbar, das ist aber eine andere Baustelle. Was würde denn eine Zwangsabgabe bedeuten? Beispiel: Ich lese die Frankfurter Rundschau, die SZ und den Freitag. Auf diesen Publikationen bezahle ich schon allein dadurch, dass ich mich mit Werbung penetrieren lasse. Gehen wir aber mal davon aus, dass eine Zwangsabgabe kommt. Die Folge wären für den Journalismus verheerend. Nach den Anteilen der Klicks auf einen Artikel würden diese Gelder ausbezahlt. Was wäre das denn für ein Zeichen an unsere Gesellschaft, wenn der Busenblitzer von Michelle Hunziker mehr Geld einbringen würde, als eine Recherche vom großartigen Hans Leyendecker? Man kann sich denken, warum dieser Vorschlag von Springer-Chef Mathias Döpfner kam. Das kann man nicht wirklich ernsthaft wollen. Journalismus wäre ab dem Zeitpunkt mit Boulevard gleichzusetzen.
4. Die Verwertungsgesellschaften dürfen eine Internet-Abgabe einziehen.Tatsächlich verhandeln die Verwertungsgesellschaften mit der Geräteindustrie zurzeit über eine solche Abgabe. Vermutlich wird es noch in diesem Jahr zu einer Einigung kommen.
Auch hier muss man sich fragen, inwieweit manche Personen noch innerhalb unserer Demokratie stehen. Das Internet gehört niemandem. Das Internet ist global. Das Internet gehört, wenn überhaupt, den Menschen, die daran teilhaben und partizipieren. Das Internet ist das größte Geschenk für demokratische Bestrebungen auf diesem Planeten – weltweit. Wie kann man auch nur darüber nachdenken, eine Abgabe dafür zu verlangen? Die technischen Mittel, ohne Frage, müssen zur Verfügung gestellt werden – darum bezahlen wir monatlich unsere Rechnung an unsere Provider. Das Internet selbst aber, gehört nicht den Verlagen, den großen Medienhäusern – es gehört den Menschen, den Menschen in Deutschland genauso, wie den Menschen in China oder dem Iran. Niemand auf der Welt sollte sich erdreisten, eine Zwangsabgabe einführen zu wollen. Ihnen gehört das Internet genauso wenig wie den Regierungen – Sie können nur teilhaben. Nehmen Sie teil.
5. Internet-Access-Provider und Mobilfunkbetreiber finanzieren eine Kulturflatrate.Eine Option für die Zukunft bestünde darin, eine Internet-Abgabe auch von den Internet-Access-Providern und Mobilfunkbetreibern zu verlangen.
Hier kommen wir dann an einen Punkt, den es lohnt, wirklich ernsthaft auszudiskutieren. Ich habe mir noch nicht endgültig eine Meinung zur Kulturflatrate gebildet, deswegen bin ich zu diesem Thema einfach mal still – auch das ist Bloggen. 😉
Lieber Herr DuMont, ganz im Erst: Sie haben seit über einem Jahrzehnt die Zeichen der Zeit verschlafen und versuchen nun durch Lobbyismus Gesetzesänderungen auf den Weg zu bringen, die unserer Demokratie, der Presse- und Meinungsfreiheit erheblich schaden werden. Sollten Sie auch nur annähernd ein Leistungsschutzrecht von der Schwarz-Gelben Regierung als Geschenk präsentiert bekommen, werfen sie den politischen und demokratischen Diskurs um Jahre zurück. Ihre Nachlässigkeit – Ihr Sitzen auf diesem hohen Ross – darf nicht zur Folge haben, dass Sie das demokratischste Medium seit Menschengedenken nach Ihren Gutdünken regulieren wollen. Mal völlig davon abgesehen, dass es nicht funktionieren wird – der Kollateralschaden ist viel zu hoch, als dass man es Ihnen durchgehen lassen darf. Selbst Ihre Bestrebungen richten schon immensen Schaden an.
Das Internet, die Blogger, die Menschen, die es nutzen, die partizipieren, die selbst Texte veröffentlichen, sind nicht Ihre Feinde. Im Gegenteil. Es gibt nur ein Miteinander, kein Gegeneinander. Sie sollten das Internet nicht bekämpfen, sondern umarmen und seine Möglichkeiten nutzen. Dafür ist es unumgänglich, dass Sie aus Ihrem Elfenbeinturm herabsteigen und mit Ihren Lesern, mit den Menschen auf Augenhöhe kommunizieren. Das Internet ist nicht ihr Feind, es ist Ihr Freund – Sie müssen ihm die Hand reichen. Wenn Sie allerdings weiterhin versuchen, es zu bekämpfen, wird das Internet sich zu verteidigen wissen. Sie wollen chinesische Verhältnisse? Sie bekommen sie nicht. Selbst in China und all den anderen totalitären Staaten leistet das Internet mittlerweile Aufklärungsarbeit und bildet ein Gegenpol gegen die staatliche Allmacht. Nehmen Sie teil, kämpfen Sie nicht, es ist ganz einfach. Und dann lässt sich mit Sicherheit auch ein tragbares Zukunftsmodell entwickeln. Da bin ich mir sicher. 🙂
Disclosure: Lieber Herr DuMont, wann immer ich Sie mit Sie angesprochen habe, meine ich selbstverständlich nicht Sie persönlich, sondern allgemein Sie, die Verlagsmanager, die großen Medienhäuser.

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Kommentar zum Leistungsschutzrecht, den Verlagen und den Medien » F!XMBR 5. Dezember 2009 um 20:51

[…] diskutiert und aktiv Lobbyismus in Berlin betrieben. Nachfolgenden Kommentar (Wordle oben) habe ich nebenan bei Thomas hinterlassen. Irgendwo sehe ich kaum noch Licht am Ende des Tunnels, wenn ich Murdoch höre, oder hier in […]

Antworten

Peter Zarger 5. Dezember 2009 um 23:37

Herr Neven DuMont,

ich bin in der werberelevanten Zielgruppe, wenn auch eher am oberen Ende, ich kann mir Medien, vulgo „Bezahlinhalte“, leisten. Ich mag Blogger nicht (Tschuldigung Herr Knüwer) und halte nichts vom Raubkopieren. Ich bezahle was ich brauche.

Wir könnten die besten Freunde sein, nicht wahr? Nur, warum haben Sie mich zu Ihrem Feind erklärt?

Nein, nicht heute und nicht persönlich. Sondern schon vor Jahren, als die Verlage dazu übergegangen sind, Kunden zur Ausplünderung freizugeben und sich auf die Dummen als Leser zu konzentrieren, mit denen man das machen kann.

Warum wollen Sie mir seit Jahren korrupten Journalismus, wie Reise- oder Automobiljournalismus als Qualitätsjournalismus verkaufen? Warum betrachten sie Veröffentlichungen nur noch als Mittel um für Anzeigenkunden Leser ranzuschaffen? Sie haben mich als Leser damit zur Vermarktungsmasse degradiert, die meistbietend an Anzeigenkunden verhökert wird. Sie arbeiten nicht mehr für mich, den Leser, wie man auch an tendenziöser Politik- oder Finanzberichterstattung sehen kann. Das alles hat mein Vertrauen in deutsche Zeitungsverleger nicht gestärkt.

Nebenbei, ich gehöre zu einer Gruppe, deren Mitglieder von Ihren neutralen Qualitätsjournalisten gerne mal in Artikeln als „Freaks“ beschimpft werden.

Herr Knüwer redet immer von disruptiven Technologien, der hat da so einen leichten Götzenkomplex. Ich wage hingegen zu behaupten, dass die Zeitungsverlage schon vor mindestens zwanzig Jahren begonnen haben, ihr eigenes Grab zu schaufeln, ganz ohne diese Technologien. Der ganze Technikkram macht Ihnen nicht den Gar aus, er beschleunigt nur das Schaufeln des Grabes.

Stellen Sie sich der Wahrheit: Sie haben schlicht und ergreifend ein Produkt, das nicht mehr interessant ist. Das hat nichts mit Blogs zu tun, die als Ersatz nicht taugen. Für Zeitungsverleger sind Blogs nur das, was für George W. Bush die „Weapons of Mass Destruction“ im Irak waren – eine an den Haaren herbeigezogene Ausrede.

Sie können nun ihr Produkt reformieren oder vom Markt bereinigt werden.

Sie wollen mein Geld? Dann, verdammt nochmal, arbeiten Sie dafür.

Antworten

Klaus Jarchow 6. Dezember 2009 um 11:23

Da ich mich gern mit ‚Strukturen‘ und ‚Systemen‘ befasse – hier ein etwas abweichender Einwurf zur tosenden Debatte: Da das Internet eine Technik ist, die eine direkte Mehrweg-Kommunikation der Akteure selbst ermöglicht, also Face-to-Face funktioniert, werden zunehmend alle Strukturen obsolet, die sich auf die bloße kanalisierte ‚Vermittlung‘ oder ‚Verbreitung‘ von Inhalten oder Angeboten zwischen Akteuren kapriziert haben. Ob es dabei um Immobilien-Makler geht, um Produkt-Makler der Werbung, oder um Verlage als Informations-Makler, das ist strukturell absolut uninteressant. Die Verlage können schlicht nicht länger infantile ‚Massen informieren‘ (oder desinformieren), von diesem Gedanken und Anspruch werden sich die alten Medien verabschieden müssen, mit jedem Jahr mehr. Sie müssen jetzt selbst kontinuierlich Relevanz ‚produzieren‘ statt zu vermitteln, gewissermaßen selbst Information sein. Wer hier nicht attraktiv ist, wer kein ‚Autor‘ ist, weil er nicht selbst die Agenda setzen und sprachlich das Interesse eines mitdiskutierenden Publikums binden kann, der landet unweigerlich in einer Nische oder in einem Tümpel, wo er mit den letzten Gleichgesinnten gern beleidigt herumquaken und mit Schlamm werfen darf. Das Netz ist schließlich tolerant und groß, es bietet Raum für jeden. Unternehmerisch gesprochen: Die ‚massenmediale Aufstellung‘ funktioniert zunehmend weniger, sie ist das Problem, alles wird individueller, persönlicher, geradliniger, hinterfragbarer, dialogischer, kleinteiliger werden. Dies vorausgesetzt wären erst neue ‚Geschäftsmodelle‘ zu entwickeln, wenn die dann noch ein Geschäft sein sollten. Alte Geschäftsmodelle aber mit einem zeitgeistigen Spoiler hier und da aufzumotzen, das wird nichts bringen …

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Konstantin Neven DuMont 6. Dezember 2009 um 13:19

Die Problematik ist ein wenig komplexer als von einigen Protagonisten beschrieben:

http://www3.ndr.de/sendungen/zapp/media/interviewdumont100.html
NDR Fernsehen – Sendungen – Zapp- Das Interview mit Konstantin Neven DuMont

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Thomas Knüwer 6. Dezember 2009 um 14:11

Lieber Herr Neven DuMont,

langsam enttäuschen Sie mich dann doch sehr.

Auch Ihr Leitartikel ist ein einziges Jammern. Nehmen Sie bitte endlich die Herausforderung der Marktwirtschaft an!

Hier in den Kommentaren laufen Leser auf, die Ihnen und ihren Verlager-Berufsstandskollegen deutlich sagen, dass sie mit den Produkten Ihrer Häuser nicht mehr zufrieden sind. Und Ihre einzige Antwort ist: Das ist alles nicht so einfach?

Doch, manches ist ganz einfach. Denn deutsche Zeitungen sind langweilig. Und hässlich. Und rückwärtsgewandt.

Investigative Geschichten? Wo sind sie denn gerade im Lokalen? Sie sind die absolute Ausnahme. Lokalzeitungen betreiben Berichterstattungsjournalismus. Das liegt zum einen an den dürftigen Ressourcen zum anderen an der von oben vorgegebenen Leitlinie, es sich nicht mit den hohen Herren einer Stadt zu verderben. Schönes Beispiel: Der Verleger der „Westfälischen Nachrichten“ engagierte sich für den Bau einer Musikhalle – entsprechend schrieb das Blatt, die andere Seite wurde ausgeblendet. Das finanzielle Irrsinnsprojekt scheiterte per Bürgerentscheid. Die Redaktion schrieb als Zeitungsmarktführer also vorbei an der Haltung der Bevölkerung. Solche Beispiele gibt es in Hülle und Fülle.

Noch dazu greifen Journalisten ja gerne mal auf Blogs zu – oft genug, ohne sie zu erwähnen. Die besten Geschichten über Datenskandale finde ich doch nicht in der „Berliner Zeitung“ – sondern bei Netzpolitik.org.

Trotzdem bleibt aber vor allem eines: Verlage stehen wie ein bockiges Kind da und vermeiden jede Form der Veränderung.

Wo ist die Veränderung in den Produktionsabläufen? Wo ist die Kommunikation mit den Lesern (Das Internet ist ein Kommunikations-, kein Sendemedium)? Der Online-Auftritt der „FR“ wird viermal täglich aktualisiert und sieht aus wie eine nostalgische Reminiszenz an das Jahr 1999 – glauben Sie ernsthaft, das ist wettbewerbsfähig?

Verstehen Sie mich nicht falsch: Blogs wollen Journalisten nicht ersetzen oder den Journalismus übernehmen. Aber sind sind eben auch nicht bereit, sich dem Fortschritt verweigernde, ihre Leser beleidigende („Neue Idiotae“ – „Süddeutsche Zeitung“) und belügende (Beilagen) Unternehmen zu unterstützen, deren erbrachte Leistungen längst nicht mehr übereinstimmen mit deren Selbstbild.

Tageszeitungsverlage haben noch ein, zwei Jahre, um sich zu ändern. Derzeit haben einige in 10 Jahren nicht mal 20 Prozent des Weges geschafft – und scheinen nun nicht mehr weitergehen zu wollen. Und während Sie nun versuchen Subventionen zu erhaschen, schaffen sich die ersten Leser auch in Deutschland die Produkte, die sie selber gerne hätten. Das Heddesheim-Blog ist so ein Beispiel: http://www.onlinejournalismus.de/2009/07/23/heddesheimblog-seinen-job-lieben-und-die-leser-ernst-nehmen/

Oder die Geschichte von Fußball Passau: http://www.blog-cj.de/blog/?p=2683

Den meisten hier wäre es am liebsten, sie bekämen einen mitreißenden, journalistischen Mix geboten, egal ob auf Papier oder digital, präsentiert von starken Marken, die mit ihnen kommunizieren. Dann würden sie viel lesen und dafür viel Werbeeinnahmen bringen, und sie würden für hochspezifische oder besonders nützliche Informationen zahlen.

Das ist einfach und doch schwer. Einfach, weil die Beschreibung des Produktes so simpel klingt. Schwer, fast unmöglich, weil es kaum eine Branche gibt, die Fortschrittsfeindlichkeit so in ihre Gene importiert hat, wie Zeitungsverlage.

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Klaus Jarchow 6. Dezember 2009 um 14:50

Herr Neven-Dumont, eine Anmerkung noch aus Anlass Ihres Zapp-Interviews zum ökonomischen Argument: Das Internet wäre – produktionstechnisch betrachtet – ja auch eine gewaltige ‚Spardose‘, wenn wir mal den digitalen Ansatz und den möglichen Untergang Holzhausens zu Ende denken. Druck, Vertrieb, Remittenden einsammeln – als das fiele bei Ihnen auf der Kostenseite plötzlich fort. Die Verlage könnten sich dank des Internet also mindestens dreiviertel ihrer Ausgaben dann schenken. Genug finanzieller Spielraum, sollte man meinen, um endlich ‚investigativen Journalismus‘ zu etablieren, der bei Licht betrachtet heute nur die Angelegenheit einer Handvoll von Journalisten ist, die sich dem dahindarbenden Autorenjournalismus noch verpflichtet fühlen. Der Rest schreibt längst dpa-Meldungen oder Pressemeldungen um oder er bedient sich (per Internet) in den USA oder anderswo, um Novitäten für den deutschen Markt ein wenig umzuformulieren, ohne dabei die Quelle zu nennen, aus der er soff …

Antworten

Peter Zarger 6. Dezember 2009 um 16:46

Herr Neven DuMont,

Ihrer Antwort entnehme ich, dass Sie mich als Kunden nicht ernst nehmen. Dass Sie also genau so weiter machen, wie mit ihren Blättern, bei denen ich mich als Leser / Kunde ebenfalls nicht ernst genommen fühlte.

Als letzten Tipp, geben sie nicht so viel Geld aus, um Politiker, ähm, zu überzeugen. Sie werden dieses Geld noch bitter nötig haben.

Ansonsten noch viel Spaß beim Untergang.

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Dobschat » Links am 6. Dezember 2009 7. Dezember 2009 um 0:01

[…] Themes (und Plugins) einen Uninstaller hätten, der alle Spuren aus der Datenbank tilgt…Das war kein Spaß – und sollte keiner sein – Blogger, Journalisten, Verleger, Leistungsschutzrecht, rivva… auf jeden Fall auch […]

Antworten

Klaus Minhardt 7. Dezember 2009 um 10:29

Leider wird es für eine gemeinsame Bezahlplattform keine Unterstützung seitens des DJV geben. Eine gemeinsame Bezahlplattform – vom DJV Brandenburg vorgeschlagen – wurde mit überwältigender Mehrheit vom Verbandstag des DJV abgelehnt.

Einen neuen Vorschlag bitte!

Antworten

Gideon Zipprich 7. Dezember 2009 um 17:50

auch ich werde mehr und mehr enttäuscht von Zeitungen, man kauft für Geld tägliche eine Zeitung und erhofft sich gut geschriebene und recherchierte Artikel, aber was findet man in der Zeitung vielleicht 1-3 lesbare Artikel die scheinbar Informativ sind. Sich nur aus Zeitungsartikel eine fundierte Meinung zu bilden ist schon lange nicht mehr möglich.

UND jetzt schlägt Herr Neven DuMont, ein Nachrichtenportal vor, für das man ca. 12 Euro im Monat zahlen soll? Wer nur ein wenig Ahnung vom Internet und dessen Struktur hat, würde so einen Unfung nicht zur Diskussion stellen.

Ein Nutzer will zu einem bestimmten Thema Information und einen guten Artikel lesen, dann verlangen sie einen niedrigen Betrag (10-50cent) für diesen einen Artikel, dann dürfen sie nur nicht die Leser enttäuschen und ich bin davon überzeugt, dass auch Qualität im Internet geschätzt wird. Somit würde der Artikel deutlich mehr erreichen als hinter einem 12Euro-Portal. Jetzt müssen sie nur noch die Blogosphäre als Werbeplattform für gute Artikel nutzen und die Leser ernstnehmen.

Das ist sicher nicht die Lösung des so riesigen Problems wie sie es immer so schön beschreiben, aber nicht die Leser haben geschlafen, sondern die Medien, vor allem die Zeitungen. 😀

Antworten

Udo Hinterwäldler 8. Dezember 2009 um 10:19

Man muss ja nur mal das „WamS“-Interview mit Konstantin Neven DuMont lesen, um zu erkennen, dass er überhaupt nichts kapiert hat in Sachen Internet. Dort behauptet er im Zusammenhang mit der Einstellung der Netzeitung:
„Webseiten, die mit Zeitungen zusammenhängen, haben den Vorteil, dass es sich bei den Online-Auftritten um eine Zweitverwertung handelt.“

Wenn Herr Neven DuMont Online-Auftritte als „Zweitverwertung“ betrachtet, beweist er ganz deutlich, dass er überhaupt nichts verstanden hat. Mit dieser Haltung werden Verleger wie er untergehen. Und denen muss man dann auch nicht hinterher jammern. Die schaufeln ihr eigenes Grab. Schaufeln Sie weiter, Herr Neven DuMont!

Antworten

Udo Hinterwäldler 8. Dezember 2009 um 10:29

Besonders heuchlerisch finde ich Neven DuMonts ständiges Gewäsch über investigativen Journalismus. Angesichts der Tatsache, dass fast die komplette Kölner Presse in Hand von M. DuMont Schauberg liegt und dass es daher so gut wie keine kritische Presse in Köln gibt, die über evtl. Machenschaften bei MDS oder über Verstrickungen der DuMonts z.B. im Oppenheim-Esch-Fonds berichtet, ist es wirklich ein Witz, wenn sich Konstantin Neven DuMont hinstellt und sich als Retter des investigativen Journalismus aufspielt. Oder meint er: Investigativer Journalismus ja – aber nur jenseits der Kölner Stadtgrenzen?

Antworten

Konstantin Neven DuMont 8. Dezember 2009 um 18:55

@Udo Hinterwäldler: Im Jahr 1991 bin ich dem Verein „Investigative Reporters and Editors“ in den USA beigetreten. Seitdem propagiere ich den Ausbau des investigativen Journalismus. Die Berliner Journalistin Beate Wedekind hat vor kurzem in einem Interview der Zeitschrift „Freitag“ sogar behauptet, ich hätte eine Bürgerbewegung in Köln ins Leben gerufen. Das allgemeine „Feedback“ auf meine Tätigkeiten ist in der Regel hervorragend. Ich gebe allerdings zu, dass es einzelne Wirtschaftsvertreter gibt, die nicht alle meine Aktionen bedingungslos goutieren. Meine Sendung „Klüngel in Köln“ wurde von renommierten Journalisten als ausgewogen und differenziert kommentiert. Wie finden Sie denn dieses Video: http://www.ksta.de/portal/videos/index.php?bcpid=14193513001&bclid=16601883001&bctid=51364958001
Videos

Antworten

Konstantin Neven DuMont 8. Dezember 2009 um 19:28

@Knüwer: Bevor ich hier weitere rufschädigende Unterstellungen kommentiere, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie diesen „Strang“ zumindest technisch zusammenfassen würden.

Antworten

Konstantin Neven DuMont 8. Dezember 2009 um 19:30

Meine letzte Antwort war auf die „PREVIOUS COMMENTS“ bezogen.

Antworten

Kugev 9. Dezember 2009 um 9:01

Zu den Kommentaren allgemein:
Nachdem ich über das Wort „rufschädigend“ gestolpert bin, habe ich mir viele andere Kommentare durchgelesen und war über den Ton eher positiv überrascht.

Herr Neven DuMont,
https://www.indiskretionehrensache.de/2005/12/Die-Frage-des-Jahres-2006/
Zitat: „Geschlossene Internet-Dienste, das hat die Vergangenheit bewiesen, funktionieren nicht. Dies ist eine Frage der Alternativen: Erst wenn alle, aber auch wirklich alle, seriösen Nachrichtenquellen Geld für ihre Artikel verlangen würden, ginge das Modell auf. Zieht nur einer nicht mit, werden die Kunden zu ihm ausweichen.“
Vier Jahre ist das her.
Wenn der Ton etwas zu rauh gewesen sein sollte, sehe ich darin mittlerweile Frustration. Jemand anderes hatte es weiter oben schon angedeutet:
Wir brauchen und wollen hochqualitative Zeitungen und angeblich sollen wir sie bekommen.

Doch wenn
— man sie quasi dahin treten muss, dass über den Wandel diskutiert wird, weil die meisten sich mit Händen und Füßen wehren und lieber wieder an der Qualität sparen,
— die öffentliche Diskussion gefühlt bis jetzt immer auf Seite der Leser stattfand und von ihr ausging (mit Ausnahme Thomas Knüwers und sehr wenigen anderen)
— und jedes mal, wenn endlich diskutiert wird, es nur um eine neue Zwangsabgabe (Rohlinge, Drucker, ..) geht oder andere bürgerfeindliche Vorschläge kommen, dann ist irgendwann mal Schluss mit lustig. Vergebliche Liebesmüh.
Ich habe schon länger aufgegeben, dass Verlage auf den reichhaltigen Diskurs der online stattfindet eingehen. Das sehe ich auch bei vielen anderen Nutzern: es äußert sich inzwischen oft nicht mal mehr in bitterem Humor, sondern in resigniertem Abwinken, wenn wieder jemand den Begriff „Qualitätsjournalismus“ bemüht.

Ich finde es toll, dass sie sich in die Kommentare hier begeben haben, aber die Diskussion zum Medienwandel läuft schon so lange und so unbefriedigend, dass sich das im Umgangston niederschlagen muss.
Wie gesagt, vier Jahre allein in diesem Weblog:
https://www.indiskretionehrensache.de/2006/01/Die-Zukunft-des-Online-Journalismus/

Ich wünsche ihnen viel Erfolg beim Aufholen auf den aktuellen Stand und hoffe sie können verstehen, wenn ihnen ein Vorschlag wie „12 Eur/Monat für Bezahlportal“ bestenfalls Gähnen einbringt, oder Häme, oder auch Entladung von Wut über jahrelanges Ignorieren.

Antworten

Thomas Knüwer 9. Dezember 2009 um 20:39

Lieber Herr Neven DuMont,

ich bin mir jetzt nicht sicher, was Sie mit „technisch zusammenfassen“ meinen. Dies ist ein Blog, kein Forum, und sieht so aus, wie alle Blogs.

Auch kann ich nicht wirklich Rufschädigendes ausmachen. Ich kann Ihnen aber sagen, dass die Meinung zur Berichterstattung des „Kölner Stadtanzeigers“ von in Köln lebenden Ex-Kollegen vom Handelsblatt (die allesamt aus tiefster Seele Kölner sind) geteilt wird.

In der Tat ist es aber doch, um wieder auf die Gesamtlage zu kommen, erschreckend, dass ich das, was ich 2006 schrieb in weiten Teilen heute noch so schreiben kann (danke für die Hinweise an kugev!).

Vier Jahre, keinen Schritt weiter. Vier Jahre – im Internet eine verdammt lange Zeit.

Antworten

Konstantin Neven DuMont 10. Dezember 2009 um 7:40

Lieber Herr Knüwer,

wir beginnen uns zu wiederholen (siehe oben).

Ich denke darüber nach, dass es für alles eine Zeit gibt. Jetzt kommt die große Zeit der Ingenieure. Was wird währenddessen aus den Philosophen?

Herzliche Grüße

Antworten

Peter Zarger 10. Dezember 2009 um 19:43

Ich glaube, mit „technisch zusammenfassen“ meinte der Herr Neven DuMont fleißiges Betätigen der Löschtaste.

Antworten

Konstantin Neven DuMont 10. Dezember 2009 um 22:46

Lieber Herr Knüwer,

was halten Sie von meinem neuesten Projekt, einer interessanten Begegnung zwischen Ingenieuren und Philosophen?

Antworten

Thomas Knüwer 11. Dezember 2009 um 10:14

Lieber Herr Neven DuMont,

das mit den Wiederholungen ist allerdings auch dadurch bedingt, dass Sie Fragen gelegentlich dann doch mal, nun ja, ausweichen.

Philosophen? Prima. Nun ist ja diese Berufsbezeichnung nicht geschützt. Dehnen wir sich doch mal auf: Menschen, die sich über das Leben und die Gesellschaft Gedanken machen.

Dann haben wir da jemand wie Stephen Fry: https://www.indiskretionehrensache.de/2009/11/140conf-london-tiefpunkte/

Oder Paulo Coelho: https://www.indiskretionehrensache.de/2009/01/Paulo-Coelho-in-der-bel-étage/

Sie könnten sogar in die Zeitungen Ihres Hauses einen philosophischen Schreiber bringen. Der heißt Peter Glaser: http://blog.stuttgarter-zeitung.de/

Vielleicht lesen Sie mal seinen Vortrag von der vergangenen Re-Publica: http://blog.stuttgarter-zeitung.de/?p=7020

Und ich möchte auch behaupten, ein Buch wie Clay Shirkys „Here comes everybody“ hat philosophische Ansätze.

Es gibt eine Menge Menschen, die sich über die Zukunft der Gesellschaft im digitalen Zeitalter Gedanken machen. Und sie suchen den Dialog. Im Netz. Das unterscheidet sie von deutschen Journalisten. Ist das nicht irgendwie erschreckend?

Übrigens findet dieser Diskurs auch ohne die deutschen Buchverlage statt, berichtete mir ein Literaturagent. Bücher über digitale Themen hätten bei Großverlagen keine Chance, denn es sei bekannt, dass die Buchhändler diese nicht prominent platzieren würden: „Die hassen das Internet.“

Eine solche Begegnung zwischen Denkern und Ingenieuren aber könnte durchaus interessant werden. Wie sollte dies ablaufen? Eine eigene Veranstaltung? Oder vielleicht ein Diskurs im Rahmen der Berliner Re-Publica?

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Konstantin Neven DuMont 11. Dezember 2009 um 11:13

Lieber Herr Knüwer,

das soll eine eigene Veranstaltung werden. Auf Facebook findet gerade eine Ideensammlung statt.

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Markus 11. Dezember 2009 um 17:45

Sehr geehrter Herr Neven DuMont,

lassen Sie sich bei dieser Veranstaltung unbedingt von „TED“ inspirieren (nicht dieses Telefon-Ding aus Wetten, dass… 😉 ): http://ted.com – einen sehr interessanten, inspirierenden Vortrag zum hier behandelten Thema hat Clay Shirky gehalten: http://www.ted.com/talks/lang/eng/clay_shirky_how_cellphones_twitter_facebook_can_make_history.html (in ähnlicher Form auch beim Deutschen Multimedia Kongress 2009). Die Konferenz hat mittlerweile diverse Ableger, das wäre sicherlich ein interessanter Anknüpfungspunkt.

Freundliche Grüße aus Münster

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Die Content-Klauer von der “Mitteldeutschen Zeitung” 27. Januar 2010 um 16:42

[…] wenn Konstantin Neven DuMont (Kölner Verleger und bemerkenswert eifriger Blog-Kommentator) das nächste Mal das Klagelied von den bestohlenen Verlagen anstimmt, so möge man ihn fragen, wie es denn sein eigenes Haus hält?. Ob es zum Beispiel eine interne […]

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Online-Werbung überholt Zeitungen 13. Juli 2010 um 11:19

[…] Nicht-Tolligkeit ich demnächst noch mal was schreiben muss, mäandert weiter mit den üblichen Lügen, ein Leistungsschutzrecht herbeibeten […]

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Matthias Daues 13. Juli 2010 um 14:35

Lieber Herr Knüwer,

vielen Dank für Ihre ausführlichen Artikel. Ich würde mich riesig freuen, wenn in der Diskussion zum Thema „Zukunft der Zeitungsverlage“ die Strategie „Digital First“ von Jon Paton, CEO der Journal Register Company, Eingang finden würde.

„Digital First“ bedeutet die Umkehrung des klassischen Printparadigmas und macht allen Journalismus in erster Linie zu Online-Journalismus. Der bisher geführten Debatte würde ein Ende gemacht und die eigentlich relevanten Punkte könnten aus veränderter Perspektive neu diskutiert werden.

Diese Punkte von Relevanz sind zum Beispiel thematische Bandbreite, Diversität der Standpunkte, Aktualität der Berichterstattung, lokale Verankerung des Journalisten, Reichweite und Durchdringung der Leserschaft und deren Einbindung als mögliche Unterscheidungsmerkmale. Nimmt man die bei Journal Register praktizierte Abschaffung proprietärer Produktionssoftware zugunsten frei verfügbarer Software, sowohl in der so genannten Cloud als auch lokal installierte OpenSource-Software, hinzu, kann auch noch die Diskussion um sinkende Margen unter dem Blickwinkel von Einsparungen jenseits der Personalkosten neu angefacht werden.

Die Dokumentation des Prozesses, dessen Idee der sympathische Gründungsmythos umrankt, beim Plaudern im Büro von Jeff Jarvis entstanden zu sein, können Sie hier nachvollziehen:

http://jxpaton.wordpress.com/

Freundliche Grüße an Sie und die Runde,

Matthias Daues

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Leistungsschutzrecht – die neuen Ruhrbarone 13. Dezember 2010 um 10:04

[…] Meine Haltung zu diesem Thema ist nicht neu: Das Leistungsschutzrecht ist eine Lüge. […]

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Blogger: Am Ende Verleger – oder Verleger am Ende? 17. Februar 2016 um 11:01

[…] 2009 erklärte Konstantin Neven DuMont(damals noch in Verlagsamt und -würden), Blogger seien “Marktschreier im Netz” und in jener Diskussion klagte Peter Esser, Chef des Mittelbayerischen Verlags, Blogger würden den Verlagen Inhalte stehlen. Hans-Jürgen Jakobs dagegen, Ex-Süddeutsche.de- und Ex-„Handelsblatt“-Chef behauptete in seinem Buch „Geist oder Geld“ gar,Bloggen unter dem Dach eines Verlags sei eine nicht hinnehmbare Vermischung von Bürgerjournalismus und Journalismus. […]

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