Skip to main content

Seit dem Wochenende schäme ich mich. Ich schäme mich, Mitglied des Journalisten-Verbandes DJV zu sein. Der Grund: sein Vorsitzender Michael Konken. Ich grübele. Seit Samstag Mittag. Was ich schreiben soll zu dem, was der geschätzte Thomas Mrazek von Michael Konken zitiert, dem Vorsitzenden des Gewerkschaftsverbandes DJV. Konken hat auf dem Verbandstag mal richtig vom Leder gezogen.

Es liegt mir in den Fingern, mal so richtig zu kontern. Von einem Ewiggestrigen Gewerkschaftsheini, der seine Führerbunkermentalität hauptberuflich auch noch an Studenten weitergeben darf an der Uni Vechta und der FH Oldenburg. Über einen, dessen intellektuelles Niveau in Sachen Mediendiskussion tiefer liegt als die Golf GTI in meiner münsterländischen Heimat.

Denn Konken (hier die vollständige Rede) ergeht sich in längst überkommen geglaubter Das-Internet-ist-böse-Haltung und gießt eine Kübel Mist über all denen aus, die ihr Hobby im Netz pflegen.

Auszug:
„Der Onlinebereich ist aber auch ein Bereich, den wir verstärkt unter qualitativen Kriterien werten müssen. Nicht jeder, der sich dort als Journalist bezeichnet, hat etwas damit gemeinsam. Uns steht es gut zu Gesicht, wenn wir Richtlinien finden, um Müll von Qualität zu trennen und dies den Internetkonsumenten deutlich machen. Das Internet ist eine Plattform auch für Schmierfinken ganz besonderer Art. Schmierfinken, die sich als Journalisten bezeichnen, die aber Persönlichkeitsrechte verletzen, sich nicht an unsere Postulate wie Wahrhaftigkeit, Objektivität, Vollständigkeit halten. Sie treiben ihr mieses Geschäft mit Veröffentlichungen, gegen die wir oft rechtlich nicht vorgehen können, die aber nicht selten ihre Voyeure finden.

Blogs sind meines Erachtens nur in ganz wenigen Ausnahmefällen journalistische Erzeugnisse. Sie sind eher der Tummelplatz für Menschen, die zu feige sind, ihre Meinung frei und unter ihrem Namen zu veröffentlichen.“

Aber nein, nur draufhauen reicht nicht. Und deshalb habe ich folgende E-Mail an Herrn Konken verschickt:

„Sehr geehrter Herr Konken,

mit großer Verwunderung, mit Ärger, mit Abscheu, gar mit Entsetzen habe ich Ihre Rede auf dem DJV-Verbandstag gelesen. Sie bereitet mir Sorgen, sowohl was den Stand der Mediendiskussion in Deutschland betrifft, wie auch in Sachen Zukunftschancen des DJV.

Aber erlauben Sie mir, mich zunächst vorzustellen: Mein Name ist Thomas Knüwer, ich bin Reporter in der Redaktion Handelsblatt. Außerdem blogge und podcaste ich für unser Online-Angebot (dieses Schreiben werde ich auch in meinem Blog veröffentlichen). Ich bin seit 1996 (so ich das richtig im Kopf habe) DJV-Mitglied.

In Saarbrücken sprachen Sie Sätze, die mich erzürnen. Die dafür sorgen, dass ich mich am Wochenende geschämt habe, DJV-Mitglied zu sein. Weil Ihre Äußerungen von einer unter deutschen Entscheidern sehr beliebten Haltung zeugen: Das Internet ist böse. Dies aber ist eine Verweigerungshaltung, die auf Dauer nur zu einem führen wird: dem Untergang unseres Berufsstandes. Und sie demonstriert leider auch, dass sich der DJV (zumindest aus meiner Sicht) keinerlei Gedanken macht über die grundlegenden Entwicklungen der Medienwelt und die Fundamente unseres Berufsstandes.

Darf ich zitieren?

Sie sagten:
„Der Onlinebereich ist aber auch ein Bereich, den wir verstärkt unter qualitativen Kriterien werten müssen. Nicht jeder, der sich dort als Journalist bezeichnet, hat etwas damit gemeinsam.“

Ich gebe Ihnen Recht: Nicht jeder, der sich dort als Journalist bezeichnet, ist einer. Nur: Was ist denn ein Journalist? Fällt jedes DJV-Mitglied in diese nicht weiter spezifizierte Rubrik? Wie wäre es mit der Diskussion über die Qualität der PR-lastig arbeitenden Verbandsmitglieder?

„Uns steht es gut zu Gesicht, wenn wir Richtlinien finden, um Müll von Qualität zu trennen und dies den Internetkonsumenten deutlich machen.“

Müll. Was ist für sie der Müll? PR-Mitteilungen, die sich als neutrale Information ausgeben? Wenn Sie dies meinen, so stellt sich wieder die Frage nach den PRlern unter den DJVlern. Oder meinen Sie etwa private Inhalte, wie Blogs von Menschen, die einfach gerne schreiben? In diesem Fall würden sie schlichte, menschliche Kommmunikation – ein grundlegendes Bedürfnis unserer Gesellschaft – als Müll abtun.

„Das Internet ist eine Plattform auch für Schmierfinken ganz besonderer Art. Schmierfinken, die sich als Journalisten bezeichnen, die aber Persönlichkeitsrechte verletzen, sich nicht an unsere Postulate wie Wahrhaftigkeit, Objektivität, Vollständigkeit halten.“

Auch hier frage ich mich: Wen meinen Sie? Wer bezeichnet sich als „Journalist“? Wieder landen wir bei der Frage, wie Sie diese Definition überhaupt festlegen. Sind „Bild“-Mitarbeiter, beispielsweise keine Journalisten, weil sie das mit den Persönlichkeitsrechten sehr locker nehmen? Sind Beilagenredakteure, die Texte gegen Anzeigen ins Blatt heben, keine Journalisten? Sind die Redakteure von Fachblättern, ich nehme als Beispiel das Solar-Magazin „Sonne, Wind und Wärme“, die desgleichen tun, keine Journalisten? Sind diejenigen, die diese hübschen PR-Beilagen erstellen, die dem „Journalist“ beiliegen, keine Journalisten? Und wenn nein: Wann wird der DJV diese Nicht-Journalisten aus seinen Reihen ausschließen? Und was ist mit den Kommentar-Schreibern? Viele bekannte Namen sind wenig Objektiv: Die „Taz“ wird sich nie für Wolfgang Schäuble begeistern können, die „FAZ“ nie für Andrea Nahles. Sind diese Kollegen keine Journalisten? Was ist mit den „Spiegel“-Kollegen, die gerne mal Geschichten „auf eine These drehen“? Keine Journalisten?

Die erschreckendste Ihrer Äußerungen aber ist:
Blogs sind meines Erachtens nur in ganz wenigen Ausnahmefällen journalistische Erzeugnisse. Sie sind eher der Tummelplatz für Menschen, die zu feige sind, ihre Meinung frei und unter ihrem Namen zu veröffentlichen.
Ich sehe das genau anders herum. Und wieder sind wir bei der grundlegenden Frage: Was ist Journalismus?

Zunächst ist der geringere Teil der Blogger anonym. Derzeit sind unter den 30 meist verlinkten Blogs in Deutschland gerade zwei (!) zu finden, in denen die Autorennamen nicht klar genannt werden. Eines davon ist ein Koch-Blog. Blogger noch dazu feige zu nennen, ist bemerkenswert: Sie setzen sich der unmittelbaren Kritik ihrer Leser aus und kommunizieren mit ihnen. Ist dies bei Journalisten auch der Fall? Wer, zum Beispiel, ist Ponkie? Und wie viele Redaktionen in Deutschland gibt es, die auf Leserbriefe nicht mal reagieren? Viele Redakteure – und ich kenne auch bei uns leider einige Fälle – geben ja nicht einmal ihre E-Mail-Adresse heraus.

Damit wären wir bei der Frage, was ein „journalistisches Erzeugnis“ überhaupt ist. Die investigative Geschichte, vielleicht, bei der unmittelbare Recherche nötig ist? Aber was ist dann mit Kommentaren? Wollen Sie behaupten, der Kollege Prantl bei der „SZ’“ oder unser Handelsblättler Frank Wiebe sind keine Journalisten, weil sie vor allem Kommentare schreiben? Oder ist ein journalistisches Produkt nur das, was nicht unmittelbar mit dem Autor zu tun hat? Was ist dann mit persönlichen Reportagen, was mit der klassischen, angelsächsisch geprägten Kolumne? Vielleicht sind es auch die Themen: Sind Artikel über das Kochen kein Journalismus? Wenn dem so ist: Wann werden die Redaktionsmitglieder von Blättern wie „Meine Familie und ich“ aus dem DJV ausgeschlossen?

Andererseits: Ist das Lawblog, in dem der Anwalt Udo Vetter über Recht und Rechtssystem schreibt, kein journalistisches Produkt? Obwohl er unterhaltsamer schreibt als all die Journalisten – und sicher kundiger ist?

Ihr Äußerung kündet leider von wenig Recherche, mangelnder Objektivität und großer Unvollständigkeit. Angesichts der Verletzung dieser Postulate – und Ihrer hauptberuflichen Tätigkeit als Dozent – erlauben Sie mir die Frage: Sehen Sie sich als Journalist, Herr Konken?

Sie sagten weiter:

„Die glaubwürdige journalistische Arbeit muss geschützt werden, damit die, die wirklich qualitative journalistische Arbeit leisten, geschützt werden. Wir müssen in den nächsten Monaten eine quantitative Entrümpelung vornehmen, müssen qualitativ ausdünnen und festlegen, was unseren journalistischen Ansprüchen genügt.”

Wenn Sie dies ernst meinen, so kann es nur zu einer Ausschlusswelle im DJV kommen. Ich stimme Ihnen hier aber sogar zu. Nur: Journalistische Arbeit wird immer stärker von Menschen geleistet, die den Journalismus nicht als ihren Beruf ausüben. Meinen Sie es wirklich ernst mit der Verantwortung unseres Berufsstandes für die Gesellschaft, so muss der DJV seine Verweigerungshaltung verlassen und auch diese Menschen fördern und schützen. Wissen Sie eigentlich, dass in den USA jüngst Blogger rechtliche mit Journalisten gleichgestellt wurden?

Jedes Mitglied unseres Berufsstandes kann vom Internet halten, was es will. Nur weggehen wird das Web nicht mehr. Eine Technik, die für die Umgehung von Regeln entworfen wurde, und die sich so rasant verbreitet hat, wie keine andere in der Geschichte der Menschheit, wird sich nicht unseren Regeln beugen. Im Gegenteil: Wir alle müssen unsere Denkstrukturen und unsere Regeln überdenken. Gerade für Journalisten eröffnet das Internet gewaltige Möglichkeiten. Nutzen wir sie lieber, statt uns um unsere Pfründe zu sorgen. Ist das leicht? Nein, es ist schwer. Verdammt schwer. Aber wir werden nicht darum herum kommen.

Und deshalb würde ich mich nicht nur über eine Antwort freuen (wobei ich Sie drauf hinweisen möchte, dass ich diese in meinem Blog veröffentlichen werde), sondern auch über eine öffentliche Kurskorrektur des DJV in Sachen Internet.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Knüwer“

Ich bin gespannt, ob etwas kommt. Konkens Vorgänger Siegfried Weischenberg hat auf meine Anfrage ja bis heute nicht geantwortet…

(Vielen Dank an Sven Scholz für die Idee)

Nachtrag: Sven Scholz schlägt die neue Vokabel konken vor.

Nachtrag vom 14.11.: Herr Konken hat in den Kommentaren geantwortet (siehe unten)

Nachtrag vom 15.11.: Ja, was denn nun? Im Interview mit Ibusiness (nur für Abo-Zahler, hier mehr bei Onlinejournalismus.de) scheint Konken nichts zurückzunehmen oder zu relativeren:
“Für Konken aber alles andere als ein Grund, über seine Rede noch einmal nachzudenken: “Es gibt nichts zu relativieren”, verteidigt der DJV Konkens Aussagen gegenüber iBusiness.”


Kommentare


Peter Turi 12. November 2007 um 12:28

Mein Gott, Thomas, hast Du Sprech-Durchfall? Viel zu viele Worte für \’ne blöde These von einem, der offensichtlich nicht weiß, wovon er spricht.

Schick\‘ Dein Mitgliedsbuch zurück und fertig!

Antworten

Björn Sievers 12. November 2007 um 12:42

Warum ist es eigentlich so schwer, das Internet schlicht als Papier zu begreifen? Nur weil man neben Texten und Fotos auch noch Videos \“draufdrucken\“ kann? Das wäre zwar stark vereinfacht, doch vielleicht hilfreich, damit einige Leute überhaupt eine Chance haben, den Anschluss zu finden.

Aber vermutlich geht es vor allem um Kontrollverlust. Tut halt weh, wenn man sich an seiner Pforte eingerichtet hat und plötzlich überall Türen aufgehen.

Antworten

Sven 12. November 2007 um 12:51

Peter, wenns nur \“einer, der offensichtlich nicht weiß, wovon er spricht\“ wäre stimmte ich dir zu. Aber hier zeigt sich ein Symptom, das nicht nur im Journalismus sondern auch in Politik, Kultur uvm. zu finden ist (Stichworte: Angst, Kontrollverlust) und z.B. in der Politik zu Auswüchsen wie am Freitag beschlossen führt. Und dazu, dass Medien nur in Ausnahmefällen darüber berichten, obwohl es konkreter ihren eigenen Berufstand bedroht als z.B. irgendwelche \“anonymen Blogger\“. Zumindest solange man \“Journalist\“ als Beruf tatsächlich Ein Bloggerkollege hat da was sehr passendes dazu geschrieben:
http://martinm.twoday.net/stories/4435014/

Was mich ja auch interessieren würde: welche Blogs von anonymen sich als \“Journalist\“ bezeichnenden \“Schmierfinken\“ hat er denn überhaupt gemeint? Wenn es davon so viele gibt, warum kenne ich kein einziges davon?

Antworten

Sven 12. November 2007 um 12:56

Ups, Satz nicht beendet: Zumindest solange man \“Journalist\“ als Beruf tatsächlich noch Ernst meint und eben nicht, wie du so schön zeigtest, als PR-Veteiler ansieht.

Antworten

Konstantin Klein 12. November 2007 um 12:59

Muss ich jetzt erst wieder in den DJV eintreten, um dann demonstrativ auszutreten? Und wie oft werde ich das bei diesem Laden wohl noch wiederholen müssen? Und ist es das noch wert?

Nein. Bin draußen, bleibe draußen. Bleibe Blogger, bleibe Journalist. Nur kein Deutscher Verbands-Journalist.

Antworten

Marc | Wissenswerkstatt 12. November 2007 um 13:14

Gut, ich nehme an, daß Michael Konken mit seiner (Schmäh-)Kritik u.a. auf das (pseudo-)journalistische Angebot von PI (Politically Incorrect) und ähnlichen Portalen zielte.
Thomas\‘ Erwiderung ist aber mehr als bedenkenswert und sollte v.a. Herrn Konken zu Denken geben. Denn eine der journalistischen Grundtugenden sollte ja auch \“Differenziertheit\“ sein und von dieser hat der DJV-Vorsitzende offenbar bislang wenig gehört…

Antworten

Bastian Scherbeck 12. November 2007 um 14:07

Ich würde mal darauf tippen, dass der werte Herr Konken sich einer Antwort enthalten wird. Schade ist, dass hier mal wieder einer seine Meinung über einen Bereich abgegeben hat, über den er offensichtlich überhaupt keine Ahnung hat – gerade bei einem Journalisten (und dann auch noch in so prominenter Stellung) mehr als bedenkenswert.

Ich werde mit Spannung verfolgen, wie es weitergeht.

Antworten

Markus Pirchner 12. November 2007 um 14:09

Den fand ich auch gut:
\“Sein arbeitnehmerunwürdiges, unchristliches Verhalten wird in die Analen der Geschichte eingehen.\“
In Österreich würden wir sagen: Der is im Oasch.

Antworten

SvenS 12. November 2007 um 14:16

Ach was, Michael Konken formuliert doch nur das was grosse Teile der Bevölkerung ohnehin denken. Internet ist dank der hierzulande tendenziösen Berichterstattung der Medien nur ein Hort des Bösen und des Schmutzes und ansonsten ein Spielzeug für junge Leute und Nerds. Darüber hinaus herrscht eine deutliche Technikfeindlichkeit in allen Bevölkerungsschichten vor. Die manifestiert sich in allerleit abstrusen Aktionen gegen Mobilfunk, Computer im allgemeinen und Internet im speziellen. Genährt wird diese Technikfeindlichkeit durch das permanente aufzeigen irgendwelcher Risiken, mögen sie auch noch so unwahrscheinlich sein, und dem mangelnden Interesse an technischem Wissen. O.k. um die Bildung als solches steht es sowieso nicht sonderlich gut aber technisches Wissen wird auch in bildungsnahen Schichten nicht sonderlich geschätzt. Verwunderlich ist zwar das sich der Reichtum dieses Landes hauptsächlich auf Technologie, deren Entwicklung und Verkauf gründet, aber das haben die meisten vergessen oder niemals gewusst.

Technologie allgemein wird als böse oder zumindest als gefährlich angesehen und das Internet ist hier nur eine weitere Ausprägung.

Politiker und andere \“Eliten\“ beschäftigen sich nicht mit solchen Kindereien sondern diskutieren lieber wo welches Mahnmal für irgendwas gebaut werden soll. Das drückt deutlich die Rückwärtsgewandtheit aus die das Erkennen von neuen Möglichkeiten (mit oder ohne Technologie) für viele erschwert.

Antworten

ben_ 12. November 2007 um 14:37

Es galt und gilt: Journalisten und Verleger verdienen ihr Geld nicht mit dem Bedrucken von Papier.

Antworten

Dr. Martin Weigele 12. November 2007 um 15:25

Gut gebrüllt Löwe. Mein Blog ist auch nicht anonym. Jedoch, wer z.B. in http://www.buskeismus.de über juristische Exzesse nicht gewährter Pressefreiheit in Deutschland lesen muss, kann verstehen, wenn es Menschen gibt, die die Anonymität bevorzugen.

Antworten

Andreas F. 12. November 2007 um 15:44

Sehr schöne Antwort. Aber ist es nicht ein wenig vergebliche Liebesmühe, so viele Worte zu machen für jemanden, wie Herrn Konken, der nur einfach provozieren und herumstänkern wollte?

Und noch eine Frage zu:

> … \“Eine Technik, die für die Umgehung von Regeln entworfen wurde,\“…

Was ist damit gemeint?

Antworten

Peter Turi 12. November 2007 um 16:55

Ich geb\’s ja zu: Ich kenne keinen einzigen anonymen Blogger. 😉

Antworten

Jörg Friedrich 12. November 2007 um 17:22

Alle Achtung! Eine wirklich nüchterne, sachliche und trotzdem eindeutige Reaktion von Dir.

Antworten

Gerhard A. Pfeffer 12. November 2007 um 17:32

Jeder Verband hat den Vorsitzenden, den er verdient. Und der DJV hat Herrn Konken. Ein ehemaliger Journalist aus einem norddeutschen Kleinkleckersdorf, der heute zu allem Übel Journalisten ausbildet. Und vor allem sein falsches und unethisches Verständnis von Journalismus und PR weitervermittelt.

Ich habe dazu im \“PR-Journal\“ schon mal entsprechend kommentiert (http://www.pr-journal.de/redaktion/kommentare/offener-brief-bleiben-sie-auf-dem-teppich-herr-konken-20070829-5214.html). Seinerzeit konnte er nicht journalistisch sauber zwei getrennte Fälle auseinander halten und betrieb eine unsägliche Meinungsmache. Der Mann ist jedoch unbelehrbar. Ob\’s die anderen Neuen im DJV-Vorstand besser können? Zweifel sind angesagt. Noch zwei Jahre unter diesem Besserwisser und Propagandisten Mitglied bleiben? vielleicht sollte man doch austreten.

Antworten

KMTO 12. November 2007 um 17:35

Exakt was es braucht, um die Technikfeindlichkeit in diesem Land zu überwinden.
Die Maschinenstürmer haben wir ja auch hinter uns gebracht und sind zu den besten Maschinenbauern der Welt geworden. (Vielleicht weil der Begriff \“Bauern\“ drin steckt? 😉

Erst wenn die Journalisten in diesem Land beginnen, Technologie als Chance statt als Übel wahrzunehmen, können wir auf einen Anschluß an die weltweite Entwicklung hoffen…

Antworten

madcynic 12. November 2007 um 18:53

Das Problem ist ja, dass man eigentlich davon ausgehen sollte, dass die nachwachsende Generation (also diejenigen, die jetzt ihre Ausbildung zum Journalisten beginnen) der Technologie etwas offener gegenüberstehen, einfach wegen der größeren Gewöhnung.
Wenn dieser Nachwuchs dann aber in der Ausbildung mit solchen Vorurteilen, Fehleinschätzungen und Horrorvorstellungen konfrontiert werden, funktioniert das leider nicht mehr so.

P.S. Disclaimer: Ich befinde mich nicht in der Ausbildung zum Journalismus, ich bilde mir mein Bild lediglich aus Gesprächen mit Freunden, Bekannten und anderen Berichten.

Antworten

Sägefisch 12. November 2007 um 18:57

Ach, der DJV. Laut DJV-Landesverband Brandenburg hat deren Zeitschrift \“Journalist\“ gerade erst eine Rüge vom Presserat erhalten.
http://www.djv-brandenburg.de/cms/nachrichten/2007-10-04_Presserat_verurteilt_DJV-Organ_Journalist_wegen_falscher_Berichterstattung.php

Und Michael Konken macht in PR:
http://www.kommunikation-k.de/40987.html
Er ist also eine Tanja-Anja… 😉

Wer über das Innenleben des DJV informieren will, schaue sich bei www.recherchegruppe.tk
um.

Und das sind die Leute, die das Internet \“säubern\“ wollen…

Antworten

madcynic 12. November 2007 um 19:07

Sägefisch:
*g* Agitprop und Propaganda. Man sollte meinen, dass die Brandenburger die Bedeutung des Terminus Agitprop kennen.
Sorry, das war jetzt off-topic, aber es wollte raus.

Antworten

Markus Kämmerer 12. November 2007 um 19:31

Hallo Thomas, vielen Dank für diesen hervorragenden Artikel. Nachdem ich das Zitat gelesen hatte, war ich gleichsam erschrocken und empört. Solche billige Meinungsmache sollte sich niemand leisten, Rest recht nicht der Vorsitzende des Berufsverbandes der Journalisten, in dem ich als Journalist und Blogger Mitglied und hier Unterstützung, nicht verunglimpfung erwarte. Leider habe ich die Befürchtung, das sich die Meinung über das Internet erst mit dem nächsten Generationswechsel normalisiert.

Antworten

Michael Malicke 13. November 2007 um 14:20

Mehr Sachlichkeit – Bitte!
Michael Konkens Rede, die man mal komplett lesen sollte, hat die vielen Probleme und Schattenseiten der Medienwelt aufgezeigt. Die wenigen Äußerungen zu Bloggs/Internet darf man unterschiedlich sehen. Die Reaktionen, auch hier gerade, sind polemisch und der Stil fragwürdig. Gerade heute brauchen wir eine starke Gewerkschaft im Medienbereich. Schlammschlachten schaden nur. Mehr Sachlichkeit – Bitte!
Michael Malicke, Vorsitzender Bergischer Journalistenverein im DJV NRW

Antworten

Thomas Knüwer 13. November 2007 um 14:23

Herr Malicke, das ist schon sachlich und mit gebremstem Schaum. Ich habe Konkens komplette Rede gelesen. Sie ist rückwärtsgewand und ohne jeden positiven Ausblick. Sie handelt von Besitzstandswahrung und Festklammern. Nach dieser Rede können sich Journalisten nur den Strick nehmen.

Antworten

Helga 13. November 2007 um 14:49

Herr Knüwer,

wo darf ich unterschreiben?

Antworten

Merzmensch 13. November 2007 um 15:48

Bravo! Die offene E-Mail ist m.E. auf jeden Fall sachlicher und kompetenter, als der Redeabschnitt von Herrn Konken über Online.
Die Rede von Herrn Konkens ist höchst interessant. Sie scheint für die Zustände unserer Medienwelt symptomatisch zu sein. Während die Online-Medien wachsen und stärken, entstehen bei den Printmedien verständlicherweise die Ängste um die Eigenposition. Leider wird oft von den Printmedien missverstanden, dass kein Medium ein anderes überragen kann, weil es um ganz verschiedene Informationsebenen geht. Printmedien und Onlinemedien können eben nur parallel existieren, sie können einander weder verdrängen, noch ersetzen. Aber durchaus ergänzen.
Herr Konkens\‘ Auffassung vom Journalistentum bleibt aber auch nach seiner Rede unklar. Besonders unklar ist der Abschluss des Redeabschnitts über die Onlinemedien, insbesondere über den \“Schutz der glaubwürdigen journalistischen Arbeit\“. Wie soll man da vorgehen? Mit Zensur? Da widerspricht er aber dem weiteren Teil seiner Rede über die Pressefreiheit. Oder bezieht sich die Pressefreiheit nur auf die Printmedien?

Und was heisst denn \“glaubwürdige journalistische Arbeit?\“. Ist es beispielweise das, was die Kollegen von Boulevardzeitungen machen?

Antworten

Dr. Detlef Bluemler 13. November 2007 um 19:01

Journalist(en)? Festzuhalten ist zunächst einmal, daß es nach wie vor kein geschützter Berufsbegriff ist. Sollte es auch nicht (mehr) werden, ist das alles doch, wie mehrfach erwähnt, ohnehin aufgeweicht und/oder zerfranst, ohne tatsächliches Berufs-«Bild».

Als ich begann, öffentlich-rechtlich und dann auch außerhalb der Anstalten Anstalten zumachen, mich bezahlt an die Öffentlichkeit zu wenden, versammelte sich alles mögliche aus allen erdenklichen Berufsgruppen bzw. Studienzweigen. Eine journalistische Hochschulausbildung begann sich gerade erst abzuzeichen. Und trotzdem sind auch zuvor schon viele Menschen gute und auch hervorragende Journalisten, Autoren geworden. Heute haben sie eine Journalistenausbildung absolviert, weil es gerne gesehen wird von den Verlagsgeschäftsführern – und landen im PR-Müll. Aber das ist hier ja bereits ausreichend festgehalten.

Ich bin glücklich (!) über das das Internet. Nicht nur, daß es mir seit bald zehn Jahren vieles technisch erleichtert, es hat mir auch ungemein viel Bewegungsfreiheit gegeben, hat mir Reisen ermöglicht etc. Deshalb werde ich jedoch noch lange keinen Computertechnikkurs belegen (es heißt Technik, meine Herren, Technologie ist die Lehre), der EDV-Fachmann will doch auch was verdienen. Das Entscheidende sind jedoch die Informationsmöglichkeiten, die es mir bietet, das Netz. Hier erhalte ich Informationen, die ich öffentlich-rechtlich kaum noch und im privaten Hörfunk- und Fernsehbereich überhaupt nicht erhalte. Die wirklich wesentlichen Faktoren bzw. die Zusammenhänge werden erst gar nicht vermittelt. Nur Häppchen. Und die vom Informationsdiscounter; Hauptsache billig. Aus dem Internet hole ich mir dann die Vielfalt, die ich benötige, um für Kinder und Kindeskinder (und selbstverständlich auch für mich selbst) plausible Erklärungen zusammenzubauen. Und die geistigen Tiefflieger oder die geradezu fanatisch korrekten oder inkorrekten Vorbeter, die immer dieselbe (und nur diese) Antwort parat haben – die muß ich mir ja nicht antun. Mich bekommt ja auch niemand zu SAT 1, RTL und wie sie sonst noch alle heißen.

Als Journalist werde ich bezeichnet, weil das Finanzamt vor Jahrzehnten eine Schublade benötigte, in die es mich hineinstecken konnte. Als solcher wurde ich immer bezeichnet, auch nachdem ich bereits zwanzig Jahre die Welt nicht mehr verbessert hatte, sondern nur noch die Sätze (und manchmal auch Gedanken) anderer geradebog. Doch wie sollte man sich auch anders nennen, wenn man das Etikett mal drankleben hat. Und wer gibt einem einen (benötgten) Presseausweis, wenn man sich Sätzebieger nennt?!

Aus dem Journalistenverein, dem ich angehörte, bin ich gerade ausgetreten. Ein bißchen lange habe ich gebraucht für diesen Schritt, habe ich mich doch schon vor dreißig Jahren über diese beamtenartigen Ja-Sager und Duckmäuser, über diese Pfründeschaffer- und bewahrer wie diesen DJV-Apparatschik geärgert.

Ja, es sind sehr gute Journalisten im Internet unterwegs. Ihnen danke ich sehr. Denn ich bin ja keiner. Auch wenn ich so genannt werde.

Antworten

Noyer 13. November 2007 um 21:42

@ Michael Malicke:

> Die wenigen Äußerungen zu Bloggs/Internet darf man unterschiedlich sehen.

Oh, danke für die Erlaubnis.

> Die Reaktionen, auch hier gerade, sind polemisch
> und der Stil fragwürdig.

Den fragwürdigen Stil gebe ich Ihnen gern zurück.

> Mehr Sachlichkeit – Bitte!

Und mangelhafte Rechtschreibung dazu.

> Michael Malicke, Vorsitzender Bergischer
> Journalistenverein im DJV NRW

Spricht aus meiner fernstehenden Ansicht nicht für den Verein.

Antworten

Sven 13. November 2007 um 21:44

\“Die Reaktionen, auch hier gerade, sind polemisch und der Stil fragwürdig.\“ – Herr Malicke, Sie kennen doch das Sprichwort mit dem Wald, dem hineinrufen und dem Echo? Warum sollte eine Reaktion auf für jeden, der sich mit der Materie auskennt offensichtlich rein unsachliches, polemisches und nichtmal \“fragwürdigen\“ Stil aufweisendes Geschwätz plötzlich sachlich und stilvoll sein? Mal davon abgesehen, dass sie es tatsächlich mehr sind als es ihr Anlass hinbekam? Ja, kompetente und starke Gewerkschaften, Verbände etc. werden gebraucht. Wenn die Position des Herrn Konken die des DJV ist fällt dieser keinesfalls unter diese Kategorie. Es sind nicht Schlammschachten, die dem Bestreben nach solchen starken Interessenverbänden schaden. Es sind vielmehr solche Positionen, die einen Verband oder eine Gewerkschaft aus dem Rennen schießt, denn was soll man jemandem konstruktives und zukunftsträchtiges zutrauen, der solche in meinen Augen offensichtlichste Inkompetenz an den Tag legt?

Antworten

Sven 13. November 2007 um 21:47

(Mann heut bin ich ja mal wieder besonders legasthenisch drauf – naja, dieser Satz kein Verb, dennoch verständlich. Wozu Verben? Niemand Verben. :-D)

Antworten

Bernd 13. November 2007 um 21:57

Mich erinnert der gesamte Vortrag an die letzten Äußerungen von \“FAZ\“-Herausgeber Frank Schirrmacher, siehe http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,514107,00.html, der verteufelt wenigstens konsequent das gesamte Internet :-). Wenn man keine Argumente mehr hat (oder nie welche hatte), pauschalisiert man eben. Irgendeinen wirds schon treffen.

Antworten

Tatjana Vogt 14. November 2007 um 12:17

Okay, nu hab ich den Hintergrund zur gestrigen Emotion in der Aussprache des Wortes \“MÜLL\“ – auf dem dialoq Forum, live and direct. Es war mir eine helle Freude, die klare Argumentationsführung auf dem gesunden Teppich eines unversteckten emotionalen Antriebs zu lesen! Eine eindringliche Wortsalve mit Randbemerkungen und einfallsreichen Exkursen. Mit jedem Satz wird die Aussage vertieft – hier schreibt jemand, der seine Gedanken zu Ende führt. Keiner dieser ewig gehetzten Egozeitgeister, deren fehlgeleitete Energien auch schomma aufs Mikro überspringen… um dann zu postulieren, das ja nur zählt \“was für mich hinterher dabei rauskommt\“ – zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust: konservative Etikette (Anzug, Spiesserfrisur und Ehering) im Stil seiner aggressiv unter Beschuss genommenen \“target group\“ selbst. Da helfen auch keine Machoparolen, die die eigene Überzeugungsgewalt verzweifelt zur Schau stellen helfen sollen. Das war zu widersprüchlich, um authentisch zu sein! Naja, landete auf der Beliebtheitsskala auch ganz unten. Abschliessend: mit der Haltung, dass alle (es gibt ja nun auch etliche echtverdiente) Führungskräfte, die das Internet weglassen, ihren Löffel abgeben sollen, bin ich so undifferenziert nicht d\’accord. Im Gegenteil, ich schätze in jedem Gebiet Aussenseiter, die das, was aus der Innensicht eines Systems verloren geht, wieder in die Erinnerung zurückrufen können. Und ich freue mich über jeden älteren und erfahreneren Menschen, der ein paar Funken Weisheit im Verlauf seines/Ihres Erdendaseins hat sammeln können – und bereit ist, mit diesen um sich zu sprühen. Respect the generations – man muss ja nicht mit demselben Ton zurückschallen, der einem gerne so aus dem Hinterwald entgegentönt, oder?

Antworten

Michael Konken 14. November 2007 um 13:21

Sehr geehrter Herr Knüwer,

Sie unterstellen mir die Ansicht, das Internet sei böse. Unsinn: Das Internet birgt Chancen und Risiken. Chancen für die schnelle Informationsbeschaffung und Recherche, Risiken gerade wegen seiner Offenheit und der wenigen Regeln und Beschränkungen. Man mag nun durchaus geteilter Meinung sein, wenn es um die Frage geht, wie viel Regulierung das Internet und damit auch die Blogs brauchen. Aber dass es nicht gänzlich ohne geht, bestreiten nur die wenigsten.

Oder sind Sie dafür, dass Blogger oder andere Onlineautoren – ob sie sich nun Journalisten nennen oder nicht – andere beleidigen, bloßstellen und diskreditieren? Doch genau solche Fälle boten den Aufhänger für meine Verbandstagsrede. Im Publikum saßen Printjournalisten und Rundfunkjournalisten, Bildjournalisten und – ja auch Onlinejournalisten und Journalisten aus der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ich bin mir sicher, dass alle von ihnen die Grenzen achten und kennen, die für die Journalisten in Ausübung ihrer Pressefreiheit gelten – allen voran Menschenwürde und Persönlichkeitsrechte.

Diese Grenzen gelten für hauptberuflich tätige Journalisten genauso wie für alle anderen, die ihre Meinung in Wort und Schrift kundtun, die, die „einfach gerne schreiben“, wie Sie es ausdrücken, und sich dabei vielleicht auch auf die Pressefreiheit berufen. Jedes andere Medium hat anerkannte Regeln und Grenzen, ob gesetzlich vorgegeben oder via Selbstverpflichtung beispielsweise im Pressekodex formuliert. Das Internet hat solche nicht. Zwar gelten die allgemeinen Gesetze, die sind aber schwer durchsetzbar, wenn man nicht ermitteln kann, wer hinter bestimmten Veröffentlichungen steckt. „Eine Technik, die für die Umgehung von Regeln entworfen wurde“, nennen Sie das Internet. Ja, so kam das Internet in seinen ersten Jahren daher. Aber Sie, Herr Knüwer, wissen doch nur zu genau, dass sich das Internet längst weiter entwickelt hat. Und dass die Moderatoren der Blogs, die journalistische Maßstäbe anlegen, Rahmen und Regeln vorgeben. Auch Sie dürften immer wieder mit den als „Kommentar“ gekennzeichneten Beiträgen zu tun haben, die unverhohlen extremistische, rassistische oder einfach beleidigende Inhalte haben und die, wenn es nach ihren Verfassern ginge, in handelsblatt.blog veröffentlicht werden sollten. Ich hoffe, es ist eine geringe Zahl, aber sie zeigt, dass es ohne Regeln nicht geht, wenn Blogs journalistisch ernst genommen werden wollen.

Natürlich sind unseriöse und anonyme Blogger kein Massenphänomen. Aber jeder einzelne ist einer zuviel. Und jeder einzelne unseriöse Blogger oder Onlineautor sollte uns darüber nachdenken lassen, wie wir dieses Problems Herr werden können. Die bereits laufende Diskussion über die Anwendung des Pressekodex auf das Internet halte ich in diesem Zusammenhang für sinnvoll. Weitere Vorschläge sind willkommen. Fest steht aber für mich – trotz Ihrer Kritik an meiner Rede: Es besteht Handlungsbedarf.

Michael Konken,
DJV-Bundesvorsitzender

Antworten

CIO-Blogger 14. November 2007 um 14:33

TRACKBACK: In seinem Kommentar relativiert er seine Holzhammer-Rede wenigstens ein klitzekleines Stück: \“Natürlich sind unseriöse und anonyme Blogger kein Massenphänomen. Aber jeder einzelne ist einer zuviel. Und jeder einzelne unseriöse Blogger oder Onlineautor sollte uns darüber nachdenken lassen, wie wir dieses Problems Herr werden können\“.

Bitte sehr, wenn es Spaß macht. Ich habe das bisher noch nicht so als ein wirkliches Problem gesehen. Eher die von Thomas Knüwer sehr deutlich angesprochene Vermischung von Journalismus und PR in den etablierten Medien, die immer mehr um sich greift. Da hätte der DJV noch jede Menge zu tun, aber dazu äußerst sich Herr Konken (zumindest in seinem Kommentar) mit keiner Silbe. Schade.

Antworten

Thomas Mrazek 14. November 2007 um 15:17

Beim leider nur gegen Registrierung zugänglichen Ibusiness heißt es im Teaser: \“DJV verteidigt seine Aussage: \“Blogger sind feige Menschen\“

14.11.07 Gegenüber iBusiness beharrt der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) auf seinen Aussagen, die im Web aktuell mächtig Staub aufwirbeln. So wimmelt es im Web nach wie vor von \“Schmierfinken, die sich als Journalisten bezeichnen\“. Und Blogs sind ein \“Tummelplatz für feige Menschen\“.\“

Antworten

Thomas Knüwer 14. November 2007 um 16:08

Sehr geehrter Herr Konken,

zunächst mal danke, dass Sie sich zu Wort melden. Vielleicht sagen Sie auch noch ein paar Worte zu dem, was Ibusiness laut dem Kollegen Mrazek vermeldet.

Leider aber frage ich mich weiterhin, ob sie abstrahieren können. Regeln für das Internet? Warum? All die Regeln, die Sie anführen gibt es schon. Sie finden sich zum Beispiel im Strafgesetzbuch. Doch in Ihrer Rede wählen sie das Internet als Hort des Bösen – und das deutet leider auf eine gewisse Geisteshaltung hin.

Wenn Sie schon deutliche Worte wählen, warum haben Sie diese nicht gerecht verteilt?

Zum Beispiel ließe sich doch auch sagen: \“Boulevardzeitungen werden immer mehr zu einer Plattform auch für Schmierfinken ganz besonderer Art. Schmierfinken, die sich als Journalisten bezeichnen, die aber Persönlichkeitsrechte verletzen, sich nicht an unsere Postulate wie Wahrhaftigkeit, Objektivität, Vollständigkeit halten.“

Außerdem halten Sie Blogs \“nur in Ausnahmefällen\“ für journalistisch. Ich habe Ihnen dargelegt, warum ich es genau anders herum sehe. Und auch eine weitere interessante Frage haben Sie leider nicht beantwortet.

Aber ich bin optimistisch, dass Sie dies noch nachholen.

Antworten

dogfood 14. November 2007 um 16:12

@ Herr Konken: welche über das Telemediengesetz hinausgehende \“Anwendung des Pressekodex\“ meinen Sie konkret?

Antworten

Jörg Friedrich 14. November 2007 um 16:55

\“Jeder einzelne ist einer zu viel\“ mit diesem scheinbar so einleuchtenden \“Argument\“ kann man jede Verschärfung von Gesetzeswerken, jede neue Reglementierung begründen. Aber genau das stimmt nicht.

Eine offene, freie Gesellschaft akzeptiert immer eine gewisse erträgliche Zahl von Gesetzesbrechern. Wie eine Gesellschaft aussieht, bei der staatliche Reglementierungen erst zu ihrem Ende kommen, wenn auch diesem \“letzten, der einer zu viel ist\“ das Handwerk gelegt ist, in der niemand mehr beleidigt, keiner mehr zu schnell fährt, diese Gesellschaft möchte ich mir gar nicht vorstellen.

Man muss nicht alles regeln, das Beispiel, welches Herr Konken bringt, nämlich die Beleidigungen u.ä., die hin und wieder auch in diesem Blog auftauchen, zeigt das sehr schön. Wo sind sie denn, wo es doch keine Gesetze zu ihrer Verhinderung gibt. Oh, Thomas Knüwer hat sie einfach gelöscht! Brauchte er dazu eine verordnung, ein Gesetz, eine Verfassungsänderung? Nein, nur sein Verantwortungsgefühl für dieses Blog.

Antworten

Merzmensch 14. November 2007 um 16:57

Ich verstehe die Problematik, die Herr Konken hier aufwirft: es gibt unter Bloggern durchaus \“schwarze Schafe\“, die der Desinformation beitragen. Aber wo gibt es denn solche nicht?

Ausgerechnet in den Printmedien (im yellow press-Sektor, aber auch in den \“rennomierten\“ Bereichen) wimmelt es nur von solchen \“schwarzen Schafen\“. Und hier besteht eine noch grössere Gefahr als bei Online-Medien. Die meisten unkritischen Leser der Printmedien (ohne hier pauschalisieren zu wollen) vertrauen traditiongemäss diesen Medien (zumindest den Zeitungen/Zeitschriften, die sie favorisieren), während die Leser von Blogs bereits bei der Erstrezeption der Online-Texte (auch aus den Lieblingsblogs) alle darin enthaltenden Informationen mit Vorsicht geniessen.

Freilich, manchmal wird die Meinungsfreiheit des Netzes auch zweckentfremdet. Jedoch diese Meinungsfreiheit existiert. In Printmedien scheint es mir beschränkter zu sein, denn der Journalist, egal wie polemisch er ist, vertritt die Meinung der Zeitung, sonst erlebt er höchst unangenehme Situationen im Büro des Vorgesetzten.

Das ist es, was man bei den (zumindest gehaltsunabhängigen) Online-Medien nicht unterschätzen darf: hier gibt es keine Quoten-Jagd, keine vorsichtigen Schulterblicke zum Chef, keinen Druck seitens der Rezipienten. Hier muss man nicht die alten Stereotypen pflegen, um die Leserschaft nicht zu verlieren (was leider in Printmedien nur zu oft praktiziert wird – man schaue nur die Auslandsberichte auch solcher rennomierten Zeitungen wie FAZ oder FR über etwas entlegenen Gebiete, beispielweise über Asien: diese Berichte sind öfters nur peinlich und voller Stereotypen und Klichees, denn \“andersrum werden es die Leser nicht verdauen können\“).

Und – keine Sorge, die Blogger sind nur selten anonym, und zu den Bloggertreffen kommen sie nicht maskiert 🙂

Merzmensch aka Vladimir Alexeev

Antworten

Burkhard Schröder 14. November 2007 um 17:27

Vielleicht sollte Konken einfach Beispiele nennen für diese \“feigen Menschen\“

Antworten

Olaf Storbeck 15. November 2007 um 14:59

Am fragwürdigsten erscheint mir an Konkens Argumentation, dass er offenbar der Meinung zu sein scheint, es lasse sich von oben herab klar definieren, was Journalismus und was \“Müll\“ ist. Ich persönlich habe da durchaus meine individuelle Meinung – zu sagen, in welche Kategorie ich Konkens regelmäßige Kolmune im \“journalist\“ stecke, verbietet des Sängers Höflichkeit. Aber dass ausgerechnet der DJV-Vorsitzende (ich bin auch Mitglied in dem Verein) \“Richtlinen\“ fordert, um \“Müll von Qualität zu trennen\“. Das hat einen ziemlich schalen Beigeschmack…

Antworten

Doc Montresor 16. November 2007 um 1:08

Sehr geehrter Herr Konken,

es gab einmal einen Grund dafür, warum der Berufstitel des Journalisten eben NICHT geschützt werden sollte. Ich hoffe, sie erinnern sich irgendwann daran.
Desweiteren finde ich ein weiteres Zitat von Ihnen im obigen Kommentar höchst bedenklich:
\“Und jeder einzelne unseriöse Blogger oder Onlineautor sollte uns darüber nachdenken lassen, wie wir dieses Problems Herr werden können.\“
WIR? \“Herr werden\“? (besonders schöne und verräterische Formulierung, finden Sie nicht?)
Wen meinen Sie mit \“wir\“? Die durch die Mitgliedschaft beim DJV geadelten oder \“anerkannten\“ Journalisten?
Ich bin einer dieser anonymen Schmierfinken, aber ich habe einen Grund: Bisher (oder vielleicht auch nur bis letzten Freitag – sic!) gab es eine Tradition der Arbeitsteilung zwischen Informant und Journalist, und gerade die Journalisten haben den Schutz der Anonymität hoch gehalten (und manchmal auch Politiker – allerdings selten im eigenen Regierungsbereich). Den Grund dafür sollten Sie eigentlich auch kennen, wenn Sie als Dozent auf diesem Gebiet tätig sind. Das Internet bietet nun auch die Möglichkeit, diese beiden Positionen zu verbinden, wobei das natürlich mit Abstrichen beim persönlichen Ruhm als reale Person verbunden ist.
Sie haben recht, wenn Sie sagen, dass wir alle über die \“Lösung des Problems\“ nachdenken sollten. Aber bitte verwechseln Sie nicht das Problem mit der Lösung. Dieser Weg hat gerade denen, die Sie vielleicht als ideale Journalisten bezeichnen würden, noch nie Vorteile gebracht.

Antworten

webcat72 20. November 2007 um 15:36

Es ist immer wieder entsetzlich zu sehen, dass in unserem Land beim kleinsten Hauch eines Problems niemand etwas anderes einfällt als zu verbieten, zu zensieren, zu reglementieren. Schon mal präventiv am Besten – damit nicht irgendein böser anonymer Blogger irgendjemand verleumden kann, jegliche persönliche Äußerung durch Anonymitätsverbot unmöglich machen.

Wie wäre es statt dessen mit etwas \“Aufklärung\“: Schreibt nicht hinrnlos voneinander jede Verleumdung ab, liebe Blogger. Denkt \“journalistisch\“, wenn ihr bloggt und Euch so öffentlich darstellt. Prüft die Quellen oder die Information. Und wenn jemand dazu nicht die Intelligenz besitzt, sollte ihn die Bloggergemeinde schon ohnehin in die Schranken weisen oder ignorieren. Oder nicht? Ich glaube immer noch daran, dass soziale Kontrolle am besten funktioniert. Auch und gerade im \“Netz\“.

Antworten

webcat72 20. November 2007 um 15:42

Sorry, hatte Tippfehler in meiner URL. … Wollte mich nicht anonymisieren 😉 Wenn jemand meinen Kommentar anfechten möchte, hier unten nun korrekt!

Antworten

Franktireur 4. Mai 2008 um 14:35

Spätestens seit heute gibt es für mich einen guten Grund mehr, \“NEIN\“ zu den etablierten Medien zu sagen. Der Grund lautet \“Konken\“.

Antworten

Journalisten dürfen kein Facebook haben 16. November 2015 um 14:03

[…] dankbar. Jenem Verband, der gerade Michael Konken als Chef verlor, Online-Skeptiker und glühenden Verfechter des Leistungsschutzrechtes, den unermüdlichen Kämpfer gegen Blogger. […]

Antworten

Du hast eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Teile sie mit uns!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*