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PR-Agenturen lösen in mir ja zwiespältige Gefühle aus. Einerseits sollte so mancher Manager, so manches Unternehmen viel häufiger auf Berufskommunikatoren hören. Andererseits bewegt sich die Qualität von deren Arbeit häufig auf den Niveau von Jägern, die glauben den Hasen zu erlegen, in dem sie mit einem Megaphon durch den Wald rennen und brüllen: „Kommkommkommkommkomm“. Anscheinend ist das kein deutsches Problem. Das empfehlenswerte Weblog der Strumpette liefert zehn Punkte, die falsch laufen im PR-Geschäft.

Werfen wir mal einen übersetzten und mit eigenem Senf angereicherten Blick drauf:

1. Wirf den Köder aus: Sehen Sie, lieber Kunde, den angesehenen Vertreter der Agentur? Einen renommierten Ex-Journalisten oder Ex-Staatssekretär? Den sehen Sie beim Werben um ihren Etat – und dann nie wieder. Kein Wunder, dass mancher große Name, der für Agenturen arbeitet, dort mit dem Geschäftsfeld „New Business“ betraut wird. Er schleppt die Kunden ran, die Arbeit machen andere.

2. Überhöhte Rechnungen: In den USA, schreibt Strumpette, würden weit mehr Stunden aufgeschrieben, als geleistet werden. Ob das in Deutschland so ist, mögen die mitlesenden Berufskommunikatoren bitte bestätigen oder verdammen.

3. Keine Ehre: Erinnern Sie sich noch an die Dotcom-Blase? Die PR war die heiße Luft darin. PR-Leute machen das, was ihre Kunden wollen. Ohne wenn und aber. Selbst wenn sie es für falsch halten. Einen Kunden ablehnen, weil er nicht zu einem passt, das können sich nur wenige große Agenturen leisten.

4. Mangel an Handwerk: PR-Journalisten dürfen sich deshalb (außerhalb des Netzwerks Recherche) Journalisten nennen, weil sie früher handwerklich Anspruchsvolles leisteten. Das ist vorbei. Die meisten Pressemitteilungen sind stilistisch mangelhaft, Verteiler werden nicht gepflegt, Kontaktanrufe sind hilfloses Gestammel.

5. Verweiblichung des PR-Geschäfts: So, jetzt gibts eine Passage, für die es absehbar Prügel gibt… PR ist ein weibliches Geschäft geworden. In kaum einem Bereich ist die Frauenquote so hoch. Frauen aber kommunizieren anders als Männer. Und sie verhandeln anders. PR-Frauen sitzen also meist Kunden-Männern gegenüber. Und PR-Frauen müssen gerade bei harten Themen eher mit Journalisten-Männern reden. Kommunikationsprobleme sind angesichts der deutlich unterschiedlichen Geschlechterquoten vorprogrammiert.

6. Holzschnittangebote: PR-Agenturen kuschen vor dem Kunden. Weil sie nicht den Mut haben, ungewöhnliche Ideen anzubieten – aus Angst vor Konflikten – bieten sie das, was der Kunde will. Der Kunde kann aber nur wollen, was er kennt. Und so wird ihm alt hergebrachtes offeriert. Neue Instrumente, neue Ideen? Fehlanzeige.

7. PR-Produkte: So wie Unternehmensberater versuchen auch PR-Agenturen ihre Leistungen mit Produktnamen zu versehen. Ob dieser Trend in Deutschland existiert kann ich nicht beurteilen.

8. Exklusivität: PR-Agenturen umgeben sich mit dem Schein des Besonderen. Doch so lange sie bei ihren Kunden nicht das Ansehen der Managementberatungen erreichen, wirkt die Geste lächerlich.

9. Taktik, Strategie, alles egal: Eine Maßnahme für das nächste halbe Jahr ist keine strategische Entscheidung. Sie wird aber so verkauft. Strategie ist inzwischen alles, weshalb die wahre Strategie nichts mehr zählt. Wer mag sich mit den kommenden Jahren beschäftigen, wenn alles untergeht in der Hektik des Heute?

10. Verfehltes Geschäftsmodell: Einst sollte PR eine große Menge Menschen beeinflussen. Heute wären die Berufskommunikatoren froh, wenn sie eine große Menge Menschen erreichen würden. Das Internet hat die Kommunikation grundlegend geändert, doch die Berufskommunikatoren haben darauf noch keine Antwort gefunden.


Kommentare


Björn Eichstädt – Storyblogger 7. Juni 2006 um 16:13

Ich kann einen Großteil der Dinge, die hier genannt werden, nicht bestätigen. Vielleicht eine Ausnahme, aber ich denke, dass das auch anderen so gehen wird. Ich denke, dass der amerikanische Markt da in Teilen schon anders tickt. Wer mehr über die Machenschaften von Agenturen im amerikanischen Markt wissen möchte, dem emfehle ich das Buch \“Toxic Sludge is good for you\“.

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Björn Eichstädt – Storyblogger 7. Juni 2006 um 16:31

Auch hier stimme ich zu. Dass sich Agenturen nicht trauen spannende Ansätze vorzuschlagen, weiß nicht wo sowas herkommt… und vor den Kunden kuschen? Denke nicht, dass man bei den Kunden sehr beliebt ist, wenn man zu allem ja und amen sagt.

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Andres Wittermann 7. Juni 2006 um 16:54

OK, vorab: Ich arbeite bei einer PR-Agentur. Aber trotzdem, dass Sie (oder wird in Blogs jetzt grundsätzlich geduzt?) alle Agenturen in einen Topf werfen und offensichtlich glauben, hiermit \“die PR-Agenturen\“ richtig getroffen zu haben glauben, macht mich betroffen. Wenn wirklich alle Agenturen so schlecht arbeiten würden, warum funktioniert dann deren Arbeit in den meisten Fällen so gut? Und warum investieren Unternehmen deshalb zunehmend mehr Geld in deren Dienste? Naja, um besonders anerkannt zu werden, sind wir ja schließlich nicht in die PR-Branche gegangen – sondern wären alle Journalisten geworden.

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Amanda Chapel 7. Juni 2006 um 16:58

Personally, I think this \“Strumpette\“ is a lot of trouble.

🙂

Kind regards,

– Amanda Chapel

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Andres Wittermann 7. Juni 2006 um 17:10

Ein kleiner Nachtrag: Mein Kollege Morgan McLintic hat einmal zusammengetragen, was einen richtig schlechten Kunden ausmacht. Wenn das zusammenkommt, ist manchmal in der Tat auch die Agentur hilflos:

Some clients are better than others. Some are truly awful. Here are a few secrets of the world?s worst clients:

1. Never praise the agency ? even if the team does a good job, don?t give any positive feedback ? they?ll only go soft. Far better to maintain a dissatisfied scowl so the agency redoubles its efforts to please you. Even if they?re exceeding expectations, don?t let on that you?re pleased. In fact, give them a kick occasionally to keep them honest.

2. Don?t set targets ? no doubt you?ll have your own KPIs but don?t let the agency know them since they?ll just stop as soon as they?ve been reached. Better to keep them guessing and on their toes.

3. Demand constant attention – the squeakiest hinge gets the most oil, so demand time beyond your budget. What?s the agency going to do? Say no and risk losing your account?

4. Never make up your mind ? ask for options, ask for ideas, ask for timelines and plans, but never feedback on any of them or set a clear course of action. What if you?re wrong? You might get blamed ? no, far better to spend time considering your options. Remember a campaign\’s a journey not a destination.

5. Brief light, brief late ? the agency prides itself of being proactive and moving quickly, so you can afford to go to the wire before bringing them into the loop.

6. Delegate the bottom of your to do list ? yup, good to find a home for all those stinkers which have been hanging around for so long.

7. Maintain radio silence ? they?ll find you if it?s urgent.

8. Pass the blame ? the agency is there to make you look good. As long as they do that, fine, but if things go badly, don?t forget they?re there to take the fall too.

9. Make sure you are the single point of contact ? then you can control exactly what they do and what they know. They?ll just get confused otherwise.

10. Pay late ? best to hold back in case something goes wrong, then you?ve got plenty of leverage. Better that the money?s in your account than the agency?s ? their fees are too high anyway. As for that renewal contract – now there\’s something we can drag out since they\’ll probably ask for a bigger budget, and meanwhile they\’re busting a gut to please. Perfect.

If you follow these simple rules, you\’ll be the terror of your agency – and get the most bangs per buck, no doubt.

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Thomas Knüwer 7. Juni 2006 um 17:12

@Andres Wittermann: Manchmal sind Verallgemeinerungen halt nötig um eine Diskussion anzustoßen 😉
Allerdings: Ob die Arbeit von Agenturen in \“den meisten Fällen\“ erfolgreich ist, ist eine Frage der Definition. Der größte Teil von Pressemitteilungen landet in der Rundablage. Die meisten Anrufe laufen ins Nichts. Funktioniert das \“Platzieren von Themen\“ noch durch PR-Agenturen? Läuft das nicht eher durch Lobby-Organisationen? Nein, ich fürchte der größere Teil der PR-Arbeit ist sinnlos.

Warum berichten mir so viele PR-Leute darüber, ihre Kunden hätten keine Ahnung und gingen nicht auf ihre Vorschläge ein? Wenn McKinsey kommt, fällt die Führungskraft auf die Knie und ruft \“Erleuchte mich\“. Kommt die Werbeagentur lässt man sie erstmal machen und krittelt dann ein wenig rum. Kommen die PRler, sind sie die Pressemitteilungssklaven. Wenn die Branche an diesem Standing nicht arbeitet, wird sie langsam in die Bedeutungslosigkeit versinken.

Allerdings: Große Kommunikationsberatungen kommen anders daher und werden ernster genommen.

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Mark Pohlmann 7. Juni 2006 um 17:14

alle beraten und verkauft mal wieder? das schreit doch nach einem neuen enthüllungsbuch, herr knüwer. (und immer alles schön im top10-format).

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Björn Hasse 7. Juni 2006 um 17:25

Gut, \“der größere Teil der PR-Arbeit ist sinnlos\“.
Fast schon journalistisch. Ich würde noch ein \“wie aus gut unterrichteter Quelle zu erfahren war\“ hinzufügen. Oder ein \“Immer mehr größere Teile…\“ davor setzen. Das haben dann vielleicht \“Studien ergeben\“.
Mal ehrlich: Ja, es gibt sicherlich solche und solche Agenturen.
Aber es gibt auch solche und solche Journalisten. Und Redaktionen. Und Werbeagenturen. Sogar Politiker, Anwälte, Lehrer, Angler und Buchhändler.
Nein, ich fühle mich einer der \“großen Kommunikationsberatungen\“ zugehörig und werde entsprechend wohl \“ernster genommen\“.
Einen pauschalisierenden Artikel dennoch zu kommentieren, na, das ist doch Formsache.
Ich erreiche zwar nicht eine äquipotente Leserschaft, aber was wäre, wenn der PR\’ler eine \“10 Punkte-Liste: Was läuft falsch in den Redaktionen\“ veröffentlicht? Würdest Du nicht mitkommentieren, -diskutieren, Dich angesprochen fühlen?
Also. Solche und solche. So lange es sie gibt, kann man, muss man nicht darüber spekulieren und debattieren. Es ist so.

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Don Alphonso 7. Juni 2006 um 17:36

@ Björn: Wieso Amanda ein ER sein soll, erschliesst sich nicht aus dem verlinkten Beitrag. ich sehe da nur einen angesäuerten PR-Blogger in Amerika, der den Erfolg der letztlich anonymen Strumpette hasst und sie diskreditiert.

@ Alle: Ich finde, die Frau hat Recht. Ausser vielleicht bei dieser Frauensache: PR ist heute eine Anja-Tanja-Sache, und das hat mit Frauen nur peripher zu tun. Eye Candy mit verdorbenem Kern. Dummdreist, aufdringlich, verlogen, das Pack, das auch nach der dritten Absage noch mal anruft und einen belästigt, das jede Bitte, einen aus dem Verteiler zu löschen, ignoriert, und einen dann beim Stellungswechsel (gern auch doppeldeutig) mitschleift, auch wenn man Spezialjournalist für Medizin ist und mit Tiefbau nichts am Hut hat.

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Thomas Knüwer 7. Juni 2006 um 17:38

Nö, das war total subjektiv, wie vieles hier.

Und: Auch im Journalismus läuft viel schief und auch darüber schreibe ich hier. Und freue mich, wenn drüber diskutiert wird. Sollte ich gerade so rüber gekommen sein, dass ich keine Diskussion wünsche, ist das ein großes Missverständnis! Aber natürlich diskutiere ich auch zurück.

Zum Thema \“Beraten und verkauft\“: Ganz so sehe ich es nicht. Das Problem ist eben, dass Agenturen nicht so beraten können, wie sie gerne würden. Oder dass nicht auf sie gehört wird. Das hält sie aber nicht davon ab, weiter mit dem Kunden zusammenzuarbeiten, obwohl ihr Kopf ihnen sagt, dass das, was sie auf Anweisung des Kunden machen, diesem nicht dient.

Was die 10-Punkte-Liste mit Redaktionsfalschläufen betrifft: immer gerne!

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Björn Eichstädt – Storyblogger 7. Juni 2006 um 17:44

@Don: Auch wenn das \“@Alle\“ wieder nur wollte, dass andere empört reagieren – das wissen Sie doch auch, dass das so nicht wahr ist. Klar passiert das, aber der Journalist, der nach jedem kleinen Telefonat gleich die Anzeigenabteilung anrufen lässt und nette Kombiangebote bietet, ist genauso Realität. Ich denke, dass eben an manchen Stellen etwas im argen liegt. Verallgemeinerungen helfen da aber auch nicht weiter, außer man möchte eben wieder mal eine dieser aufgeheizten Diskussion anzetteln, die am Ende auch wieder zu nichts führen.

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Björn Hasse 7. Juni 2006 um 18:02

@ Don: Gut, sagen wir, \“sie\“ ist soviel \“Amanda\“, wie Du \“Don\“ bist. Virtuelle und anonyme Existenz und Realität. Aber so sexy ist \“er\“ nun wirklich nicht. Ob \“er\“ Recht hat? Zumindest das Recht auf eine Satire. Auch wenn es oftmals eher Schmähkritik ist.
Du findest, Sie hat Recht? Gut, das nehme ich Dir nicht. Wäre ja auch schade.

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Don Alphonso 7. Juni 2006 um 18:04

Anja-Tanja hat im unkündbaren, politisch verwanzten und alkoholabhängigen Hans-Dieter (55), der jedes Buffet mitnimmt, sein johurnaillistisches Gegenstück, schon klar. Aber hey, wenigstens haben Journalisten (und Strumpette) die Eier, sowas mal anzusprechen. Macht doch mal. Erzählt mal die schönsten Schmierungsdeals aus dem Berufsalltag. Was unsereins als korrupt ansieht, ist bei Euch der Erfolg, vom 100-Euro-Catering über den Autofahrurlaub bishin zur Aufwandsentschädigung mit Blankoscheck.

Als jemand, der täglich mit PR zu tun hat, fällt es mir schwer, die guten, nicht im Argen liegenden Punkte zu finden. Sobald sie merken, dass sie mit ihrem Sprech nicht durchkommen, werden sie erst verlogen, und dann pampig. Versuch mal bei MSN nachzufragen, ob die wirklich eine Million Blogs in D haben. oder bei Burda, ob der Börsenkoch wirklich auf 50.000 PIs täglich kommt. Das Ergebnis: Anja-Tanja und Hans-Dieter klüngeln weiter, PR lebt von den Miesen bei uns, und die Guten sehen in PR entweder Zeitverschwndung, oder, wenn Anja-tanja strunzdumm ist, das schönste Kommunikationsloch, das man sich vorstellen kann.

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Don Alphonso 7. Juni 2006 um 18:09

@ Björn: Dass sich ausgerechnet die Branche, die aus jedem dummen, vom Hype hochgechwemmten Stotterer für Bezahlung einen kompetenten Leader of Tomorrow machen will, an der Fiktionalität von Charakteren stört, hat, sorry 2 say, etwas urkomisches.

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Björn Hasse 7. Juni 2006 um 18:09

Ach Don, was hast Du mir gefehlt, als Du in Italien warst! 🙂
Naja, ich hoffe, irgendwann doch ein Thema zu haben, für das ich Dich als mediale Zielgruppe definiere (oder Du steigst um auf Pharma). Vielleicht könnte ich Dich davon überzeugen, dass es auch anders geht. Oder: wir hätten sicher viel Spaß.

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Don Alphonso 7. Juni 2006 um 18:15

Ich war schon bei Pharma. Ich habe mal eine Sendung über Käuflichkeit von Journalisten gemacht. Da war dieser Blankoscheck dabei, im Vier Jahreszeiten in München. Herzmedikament aus der Schweiz.

Ob wir Spass hätten? Das Problem ist, dass ich durchaus der Meinung bin, dass man die Terroraspekte des Marketings und der PR auch im Journalismus anwenden sollte. Da war mal eine Berliner PR-Agentur, Du erinnerst Dich … meinst Du, sowas macht jemand ausser mir Spass?

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Björn Eichstädt – Storyblogger 7. Juni 2006 um 18:24

@Don: Also, ich hab noch nie jemandem einen Blankoscheck gegeben. Weder Journalisten noch sonst wem. Können Sie jetzt glauben oder nicht, ist aber so.

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Björn Hasse 7. Juni 2006 um 18:30

Don, doch, macht mir Spaß! Und ich würde tagtäglich zum Redaktionsbesuch bei Dir auf der Matte stehen, stündlich bei Dir anrufen lassen – um den Verteiler zu aktualisieren und nachzuhaken, ob Du die Pressemitteilung auch bekommen hast -, und via konspirativer Abendessen in Luxusrestaurants Deine Standfestigkeit prüfen.
Spaß beiseite: Ja, ich denke, so etwas gibt es. Ich höre und lese oft genug davon. Auch von – sagen wir mal – Berliner Agenturen. Aber ich habe die Hoffnung, dass es das nicht immer geben wird. Denn dafür von Kundenseite Geld bereitzustellen ist Verschwendung.
Und wo gibt es die Bar- und Blankoschecks? Kann ich auch einen haben?

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Don Alphonso 7. Juni 2006 um 18:31

Ne, der Blankoscheck ist tatsächlich eine Eigenart der Medizinbranche. Ein Marketingprofessor hat mal auf einem NE-Event gesagt: Wenn Sie eine Geschichte verkaufen wllen, laden Sie einen Journalisten einfach mal zum Essen ein. Und der Abteilungsleiter einer bekannten deutschen Tageszeitung hat hinzugefügt: Aber beachten Sie: Für einen guten Journalisten brauchen Sie ein gutes Mittagessen.

Das war im Boom. Inzwischen reicht auch eine Currywurst.

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Björn Eichstädt – Storyblogger 7. Juni 2006 um 18:32

@Björn: Vielleicht hätte man doch Journalist werden sollen – all die Blankoschecks….

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Don Alphonso 7. Juni 2006 um 18:48

Kommt, Freunde, ihr habt doch alle die Geschichte von der \“Aufwandsentschädigung\“ beim Opeltest mitbekommen, 1200 auf die Kralle und keiner frägt nach. Und dass beim Wiwo-Ableger e-Business nach ein paar, hm, Vorkommnissen eine Regelung zum Aktienkauf an Börse und grauem Markt durch Mitarbeiter festgelegt werden musste, wissen manche heute vielleicht auch noch. Oder der Umstand, dass das Goya Journalisten-Aktionäre hatte… oder rede ich mit dem aus dem Wald kommenden Björn Hase, der von nichts weiss? 😉

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Björn Hasse 7. Juni 2006 um 18:54

Don, danke! Hey! Endlich mal!
Richtig, mein Name ist klar, ich weiß von nichts. Oder besser: Ich bin klein, mein Herz…
Natürlich, manches läuft so, manches läuft anders, aber pauschal urteilen: nein, das geht hier nicht.
Verzeih\‘ mir die Wahl der Lektüre, aber sieh Dir doch mal bspw. den Artikel \“Die arme Fachpresse\“ im aktuellen PR-Report an. Und dennoch: Ich kann auch \“Redaktionen an sich\“ nicht über einen Kamm scheren.

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Björn Eichstädt – Storyblogger 7. Juni 2006 um 18:59

@Don: Klar gibt es schwarze Schafe. Die gibt es aber überall, und nur weil es unter Menschen auch Mörder gibt, sind doch lange nicht alle Mörder. Und deswegen stimmt eben das hier – \“Ich finde, die Frau hat Recht. Ausser vielleicht bei dieser Frauensache: PR ist heute eine Anja-Tanja-Sache, und das hat mit Frauen nur peripher zu tun. Eye Candy mit verdorbenem Kern. Dummdreist, aufdringlich, verlogen, das Pack, das auch nach der dritten Absage noch mal anruft und einen belästigt, das jede Bitte, einen aus dem Verteiler zu löschen, ignoriert, und einen dann beim Stellungswechsel (gern auch doppeldeutig) mitschleift, auch wenn man Spezialjournalist für Medizin ist und mit Tiefbau nichts am Hut hat.\“ – so allgemein auch nicht.

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Stefanie Berg 8. Juni 2006 um 9:30

Hei Jungs, ihr macht es euch etwas zu leicht. Ich beschränke mich jetzt mal auf einen Punkt – auch wenn mir zu allen 10 Punkten viel auf der Zunge liegt. Aber bei der \“Frauensache\“ geht mir doch die Hutschnur hoch. In der PR arbeiten zwar hauptsächlich – ich glaube zu 70% Frauen – allerdings nicht in den Chefetagen. Und wenn dann eine unqualifizierte Arbeit dabei heraus kommt, dann sind doch wohl eher die Männer = Chefs in den Agenturen dafür verantwortlich. Bei Conosco arbeiten 80 % Frauen unter einer Chefin. Wir telefonierenen einer Pressemitteilung NIE hinterher – das liegt daran, dass unsere Mitarbeiterinnen solche unsinnigen Arbeitsanweisungen nicht erhalten und auch nicht 50 Stunden die Woche arbeiten müssen. Dafür verdient die Chefin auch nicht so viel wie andere PR-Chefs (-; (keine Bange – reicht immer noch zum guten Leben!)
Also wenn schon Ross und Reiter benannt werden – dann die richtigen…

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Don Alphonso 8. Juni 2006 um 9:53

Kann alles sein, aber meine Laune geht auch mit Tee und vollem Magen um 50% in die Knie, wenn ich AnjaTanja nur sehe, und nochmal 25%, wenn sie den Mund aufmacht. Am allerschlimmsten sind die, die Medien auch noch alle zwei Tage mit der Forderung nach Belegexemplaren nerven, als hätten wir nichts anderes zu tun und gäbe es keinen Ausschnittdienst.

Irgendwann fange ich dann an, zurückzuquälen. Das ist der Vorteil, den man als Spezialjournalist hat, egal wie man sie schlecht behandelt, der Kunde schickt sie zwei Wochen später wieder vor. Ich habe Illusion aufgegeben, dass man mit PR anders umgehen kann,wenn man seine gute Laune retten will. Wenn mich was interessiert, melde ich mich schon. Aber die Spinner, die ihre PMs als PDF schicken und auch noch eine Öffnungsbestätigung haben wollen, landen sofort auf meiner schwarzen Liste, und deren Kunden bekommen das durch reduzierten Langmut auch zu spüren. Mitunter sage ich denen dann auch, wie ich das finde.

Was die unqualifizierte Arbeit als solche angeht: Ich bin ab und zu an der Uni, und inzwischen kann ich vom Sehen sagen, wer von denen in die PR geht und wer in die Journaille. Die Uni öffnet ja diesen Weg für die natural born AnjaTanjas, die ihre Soft Skills nach vorne stellen und Interviews mit PRlern anschleppen, bei denen man sich richtig ihre grossen, himmelblauen bewundernden Augen vorstellen kann. Denen fehlt der Biss, denen fehlt die natürliche Aggresivität, die Freude am Konflikt, die man als Journalist braucht. Und dagegen das Lotusblütenkonzept zu setzen, immer mit weichem Timbre in der Stimme und dauernd irgendwas neuem, das sie wollen, führt nun mal mitunter zum grossen Knall.

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Björn Eichstädt – Storyblogger 8. Juni 2006 um 11:13

Don, das ist wirklich ein hübscher Text, aber sowas von der allergrößte Bullshit – ohne, dass ich jetzt einen Konflikt vom Zaun brechen will. Bin ja nur ein verweichlichter PRler.

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sebastian 8. Juni 2006 um 15:05

So, liebe Diskussionsgemeinde,

dieses ständige Herumhaken auf der PR-Profession ist ja oft nicht ganz unberechtigt und gelegentlich auch witzig. Aber jetzt platzt mir als PRler doch ein wenig der Kragen. Ich habe selbst jahrelang für verschiedene Zeitungen in Deutschland geschrieben, im Hörfunk und Fernsehen gearbeitet und damit diese Seite des Schreibtisches sehr gut kennengelernt. Nach der Uni habe ich mich dann doch entschieden, auf die Seite von Tanja-Anja zu wechseln.

Der Grund? Nun, keine Lust, nach der Ausbeutung in einem Volontariat doch als freier Mitarbeiter zu enden – oder gar als Redakteur bei einer Regionalzeitung, deren Tätigkeit sich von PR heute leider nur noch gering unterscheidet. Ganz zu schweigen davon, dass es mir widerstrebt, mein Leben lang immer wieder \“Stücke\“ zu machen und den neuesten Trends krampfhaft hinterher zu hecheln.

Wenn ich morgens ganz privat meine Tageszeitung aufschlage oder auch lese, was die Kollegen bei SPON oder dergleichen absondern, ist die Textqualität auch nicht immer das Maß aller Dinge. Geschweige denn, dass mehr und mehr Medien von PR-Beiträgen geradezu durchsetzt sind. Die Berichterstattung über die F*FA-WM ist sicher nur der Gipfel des Eisbergs.

Diese herablassende Art und Weise, mit der Journalisten ihren Dienstleistern (denn das sind PR-Agenturen im Grunde auch) gegenübertreten, ist ein Habitus, der vor diesen Hintergründen jeglicher Grundlage entbehrt.

Da in vernünftigen Agenturen auch ansprechende Gehälter gezahlt werden und junge Menschen früh Verantwortung übernehmen können, eine vielfältige, kreative und abwechslungsreiche Tätigkeit haben, mag für den herablassenden Duktus auch ein wenig Neid verantwortlich sein.

Natürlich ärgern sich PR-ler immer wieder über beratungsresistente Klienten, über schlechte Schreiber auf der eigenen Seite, über die mangelnde Akzeptanz im Gegensatz zu Unternehmensberatern (die die Kommunikation bei ihren Projekten massiv vernachlässigen!). Aber gerade dieses Austarieren von internen und externen Konflikten, das Entwickeln neuer Lösungsmodelle, neuer Konzepte macht die PR ja zu einem spannenden Berufsfeld. Es geht eben in der Regel um weit mehr als \“nur\“ zu schreiben, worauf Journalisten eben mehr Wert legen können.

Ein bisschen mehr Nachsicht mit den Bedingungen auf der PR-Seite, ein bisschen mehr Einsicht auch in die eigenen Schwächen wäre daher auf der journalistischen Schreibtischseite längst angebracht. Denn wer weiß, wie rückständig, langsam und weltfremd es in manchen Zeitungsredaktionen zugeht, wie junge Medienbegeisterte im Rundfunk ausgebeutet werden – für den ist Tanja-Anja keine solche Horrorvision mehr.

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lechi 12. Juni 2006 um 16:39

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